Gustav III. (* 24. Januar 1746 in Stockholm; † 29. März 1792 in Stockholm) war König von Schweden von 1771 bis 1792.

Leben
Jugend und Erziehung
Gustav III. wurde als ältester Sohn Adolfs I., Herzogs von Holstein-Gottorp, nachmaligen Königs von Schweden und dessen Gemahlin Luise von Preußen, einer Schwester Friedrichs II. von Preußen, am 24. Jan. 1746 geboren.
Seine natürlichen Anlagen entwickelten sich unter der Leitung des Grafen Tessin und des Generals Scheffer glücklich, und heller Verstand, hinreißende Beredsamkeit und herzgewinnende Freundlichkeit vereinten sich in ihm mit glühendem Ehrgeiz und Tatendrang; es fehlte ihm indes an Ernst und Ausdauer sowie an Mäßigung.
Putsch gegen den Adel
Er befand sich in Paris, als sein Vater am 12. Februar 1771 starb. Hier unterschrieb er die vom Reichsrat ihm vorgelegte Verpflichtung auf die bestehende Verfassung, schloss aber mit Frankreich einen geheimen Vertrag, in dem er sich zum Umsturz derselben gegen Zahlung von Hilfsgeldern verbindlich machte.
Obwohl er fest entschlossen war, die Adelsoligarchie zu stürzen, welche das Königtum in Schweden zu einem Schatten erniedrigt hatte, heuchelte er doch nach seiner Rückkehr nach Schweden (30. Mai 1771) die freundlichste Gesinnung gegen den Adel, äußerte sich in seinen öffentlichen Reden gleichgültig über seine Herrscherrechte, versuchte scheinbar, die getrennten Parteien zu versöhnen, und unterschrieb ohne weiteres die neue Versicherungsakte vom 5. März 1772, welche die königliche Gewalt noch mehr einschränkte.
Gustav schaltete durch einen Putsch kurz nach Thronbesteigung die politische Elite im Reichstag aus und regierte aufgeklärt-absolutistisch. Im geheimen legte er den Verhandlungen des Reichstags unvermerkt Schwierigkeiten in den Weg und wusste durch Leutseligkeit das Volk und das Militär auf seine Seite zu ziehen und durch Flugschriften und mündliche Verbreitung seiner politischen Ansichten Unzufriedenheit über das bestehende Adelsregiment zu erregen. Er etablierte die Hofpartei neu, welche nach dem gescheiterten königlichen Revolutionsversuch von 1756 an Bedeutung verloren hatte, sammelte ergebene Offiziere um sich und stiftete im Juli 1772, eine Hungersnot in Schonen benutzend, einen Aufstand an, um seinen Brüdern, den Prinzen Karl und Adolf, Gelegenheit zu geben, ihre Regimenter zusammenzuziehen. Als der Reichsrat, den Plan durchschauend, Gegenmaßregeln traf, stellte sich Gustav am 19. August in Stockholm an die Spitze des Militärs, dessen Offiziere sich fast sämtlich zum Sturz der Oligarchie verpflichtet hatten, ließ den Saal, in dem der Reichsrat saß, absperren, gewann die Bürgerschaft von Stockholm durch glänzende Reden für sich und verkündete eine neue Verfassung, welche der durch Waffengewalt eingeschüchterte Reichsrat am 21. August annahm und beschwor.
Neuer Glanz
Gustav machte von der großen Gewalt, die ihm nun zu Gebote stand, anfangs einen vortrefflichen Gebrauch. Durch seine Bemühungen erhob sich der schwedische Handel zu neuer Blüte, und auch der Gewerbfleiß stieg mit dem hergestellten Umlauf des baren Geldes. Der König richtete sein Augenmerk vorzüglich auf die Verbesserung der äußern Lage des Bauernstandes, auf das Medizinalwesen, auf Errichtung von Arbeits-, Waisenhäusern und Spitälern. Er beförderte das Bergbauwesen, Kanal- und Schleusenbauten, ordnete das Finanzwesen, errichtete eine Diskontokompanie und gab den Handel in Marstrand frei. Auch der Ackerbau erfreute sich seiner besondern Fürsorge. Die Land- und Seemacht Schwedens erhob er zu einer achtunggebietenden Stellung und erhielt von Frankreich für ansehnliche Rückstände von Hilfsgeldern die kleine Insel Barthélemy in den Antillen, auf welcher er einen Freihafen errichten ließ.
Daneben gab er freilich auch durch seine Prachtliebe und Verschwendung Anlass zum Tadel (seine Krönung kostete allein 3 Mill., ein Turnier 400.000 Thaler) und sah sich auch bald zu bedenklichen Finanzmaßregeln genötigt, um seine Einkünfte zu vermehren. Er verscherzte dadurch die Anhänglichkeit der niedern Stände und ermutigte den unter russischem Einfluss stehenden Adel zu neuer Opposition. Derselbe trat auf dem Reichstag von 1786 offen gegen Gustav auf und verwarf von vier Vorschlägen desselben, welche der Finanznot abhelfen sollten, drei.
In April 1786 gründete er nach französischem Muster die Svenska Akademien. Er förderte die Künste, darunter der Bildhauer Johan Tobias Sergel und Dichter-Sänger Carl Michael Bellman.
Rebellion des Adels
Der ohne die verfassungsmäßige Zustimmung des Reichstags 1788 begonnene Krieg mit Russland, in dem die schwedische Flotte am 17. Juli nach tapferem Kampf von der russischen unter Greigh zum Rückzug nach Sweaborg gezwungen und hier eingeschlossen wurde, brachte die Rebellion des Adels zum Ausbruch. Bei dem Angriff auf Frederikshamn weigerten sich die Obersten mehrerer finnischer Regimenter, zu stürmen; Offiziere und Adel erklärten sich am 12. August gegen den Krieg mit Rußland und schlossen mit demselben eigenmächtig Waffenstillstand. Bald rüstete auch, von Russland angetrieben, Dänemark gegen Schweden, und während Gustav bei den Dalekarlen und in Wermland Hilfe suchte und fand, drangen die Dänen bis Gotenburg vor, wurden aber hier von Gustav zurückgetrieben, worauf durch Englands und Preußens Vermittelung ein Friede zu stande kam.
Im Februar 1789 berief der König einen Reichstag nach Stockholm, wo er durch einen neuen Staatsstreich den Widerstand des Adels brach, völlige Souveränität, das Recht, auch ohne Einwilligung der Stände einen Krieg anzufangen, und unbedingte Verfügung über die Staatseinkünfte erlangte, dem Bürgerstand dagegen Zutritt zu den meisten Ämtern und Gleichheit mit den Adligen im Erwerb von Grundbesitz verlieh.
Gustav setzte hierauf den Krieg mit Russland mit Nachdruck, doch mit wenig Geschick fort. Derselbe verlief ganz unglücklich; erst am 3. Juli 1790 gelang es Gustav, mit der in Wiborg eingeschlossenen Flotte die feindliche zu durchbrechen und sechs Tage darauf, als der russische Admiral, ein Prinz von Nassau, die Schärenflotte im Svenskasund angriff, denselben vollständig zu schlagen. Der hierauf am 14. August 1790 in Werelä am Kymenefluss geschlossene Friede stellte den Besitzstand vor dem Krieg wieder her; ja, Gustav schloss sogar 1791 einen Freundschaftsvertrag mit Rußland, um, von diesem sowie von Preußen und Österreich unterstützt, einen abenteuerlichen Zug für das monarchische Prinzip gegen die französische Revolution zu unternehmen. Einen Reichstag zu Gefle im Januar und Februar 1792, der die schon aufgewandten und noch zu bestreitenden Ungeheuern Kriegskosten aufbringen sollte, musste Gustav entlassen, ohne seinen Wunsch erfüllt zu sehen.
Der Maskenball
Indessen hatte sich unter dem Adel eine Verschwörung gegen das Leben des Königs gebildet, deren Hauptanstifter der General Pechlin war, dem sich einige andre, namentlich die Grafen Ribbing und Horn sowie der von Gustav persönlich beleidigte Hauptmann Anckarström, anschlossen, die durch das Los entschieden, wer den König ermorden solle.
Das Los fiel auf Anckarström. Eine Maskerade (Maskenball) in der Stockholmer Oper in der Nacht vom 16. zum 17. März 1792 wurde zum Mord ausersehen. Der König besuchte den Ball in Begleitung seines Adjutanten, dem Grafen Essen, obwohl er gewarnt worden war. Kaum hatte er den Saal betreten, als ihn eine Menge von Masken umschwärmte, und als ihm eine dieser Masken (Graf Horn) mit den Worten „Gute Nacht, Maske!“ auf die Schulter klopfte, schoss ihn Anckarström mit einem Pistol in den Rücken. Mit voller Geistesgegenwart setzte Gustav für seinen unmündigen Sohn Gustav IV. Adolf von der dänischen Prinzessin Sophie Magdalena eine Regentschaft ein und starb am 29. März 1792.
Sein Schicksal inspirierte Verdi zu seiner Oper Ein Maskenball.
Nachlass
Der Adel konnte die Früchte der Tat nicht ernten. Die königliche Gewalt blieb ungeschmälert. Der Mörder wurde hingerichtet, die übrigen Verschwornen traf bloß Verbannung. Gustavs sämtliche Papiere wurden auf seinen Befehl, in Kisten verschlossen, auf der Universitätsbibliothek zu Uppsala aufbewahrt, wo sie erst nach 50 Jahren durch einen König seines Geschlechts geöffnet werden sollten. Diese Eröffnung fand am 29. März 1842 statt. Geijer berichtet über die Papiere in der Schrift Gustavs III. nachgelassene und 50 Jahre unter Siegel gelegene Schriften (Upsala 1843-45; deutsch von Crepplin, Hamb. 1843-46, 3 Bde.). Die Ausbeute war nicht sehr erheblich.
Gustav war nicht nur ein Freund der Wissenschaft, sondern auch selbst Schriftsteller. Er schrieb in schwedischer Sprache mehrere Elegien und Schauspiele (deutsch von Eichel, Leipz. 1843); seine Gedächtnisrede auf Torstensson, welche er anonym der schwedischen Akademie überreichte, wurde mit dem ersten Preis gekrönt. Eine Sammlung seiner OEuvres politiqaes, littéraires et dramatiques veranstaltete Dechaux (Par. 1805, 5 Bde.; deutsch im Auszug von Rühs, Berl. 1805-1808,3 Bde.; schwed., Stockh. 1806-12, 6 Bde.). Sein tragisches Ende gab Scribe Stoff zu einer von Auber komponierten Oper.
Er heiratete Sophie von Dänemark, mit der er zwei Söhne hatte:
- Gustav IV. Adolf (* 1. November 1778 - † 7. Februar 1837), König von Schweden, und
- Karl Gustav (* 25. August 1782 - † 23. März 1783), Herzog von Smaland.
Vorlage:Meyers
ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890
Literatur
- Posselt: Geschichte Gustavs III. (Straßb. 1793)
- d'Aguila: Histoire du règne de Gustave III (Par. 1815, 2 Bde.)
- Geffroy: Gustave III. et la cour de France (das. 1867, 2 Bde.)
- Nervo: Gustave III, roi de Suède, et Anckarström (das. 1876)
- Odhner: Sveriges politiska historia under konung Gustaf III's regering (Stockh. 1885).
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Personendaten | |
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NAME | Gustav III. |
KURZBESCHREIBUNG | König von Schweden von 1771 bis 1792 |
GEBURTSDATUM | 24. Januar 1746 |
GEBURTSORT | Stockholm |
STERBEDATUM | 29. März 1792 |
STERBEORT | Stockholm |