Clemens Holzmeister

österreichischer Architekt (1886-1983)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Oktober 2009 um 21:49 Uhr durch 83.64.71.211 (Diskussion) (http://www.wien.gv.at/bezirke/josefstadt/geschichte-kultur/sehens.html, http://www.architektenlexikon.at/de/241.htm). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Clemens Holzmeister (* 27. März 1886 in Fulpmes, Tirol; † 12. Juni 1983 in Hallein, Salzburg) war ein österreichischer Architekt der in Österreich, Deutschland, der Türkei und Brasilien tätig war.

Krematorium in Wien

Herkunft und Ausbildung

Clemens Holzmeister kam in Fulpmes als Tiroler mit brasilianischer Staatsbürgerschaft zur Welt. Der einer Hammerschmiedfamilie entstammende Großvater wollte nach Brasilien auswandern, starb jedoch bereits während der Überfahrt an der Cholera. Die Großmutter verschlug es mit ihren sieben Kindern nach Südamerika, das Älteste war der Vater von Clemens Holzmeister, welcher als Erwachsener Kaffee anbaute und eine Familie gründete. Nachdem sieben der Kinder an Malaria gestorben waren, kehrte Holzmeister senior mit seiner restlichen Familie nach Tirol zurück, wo er Vater vier weiterer Kinder wurde. Nachdem seine erste Frau starb, heiratete er ein weiteres Mal. In dieser Ehe folgten vier weitere Kinder, von denen das Zweitälteste Clemens Holzmeister war. Dieser besuchte in Innsbruck die Realschule, in welcher er mehr schlecht als recht durchkam. Nachdem ihn ein Freund aus München für die Baukunst begeisterte, ging er nach Wien an die Technische Hochschule.[1]

Späteres Leben

1913 heiratete er Judith Bridarolli in Innsbruck. Obwohl er damit Luis Trenker ausbot, blieb er lebenslang mit ihm in enger Freundschaft verbunden. 1914 wurde sein Sohn Guido in Wien geboren. Nach Beendigung seines Studiums in Wien als Doktor der technischen Wissenschaften[2] wurde er 1919 als Lehrer an die Staatsgewerbeschule in Innsbruck berufen. 1920 wurde seine Tochter Judith in Innsbruck geboren. Zwischenzeitlich leitete er auch den Installationsbetrieb seines Schwiegervaters Dominikus Bridarolli, der noch heute von dessen Urenkeln Norbert Engele und Thomas Engele geführt wird.

Nach - und nicht zuletzt aufgrund - der Fertigstellung des nach seinen Entwürfen errichteten Krematoriums neben dem Wiener Zentralfriedhof (Feuerhalle Simmering), das als sein Durchbruch als Architekt gilt, wurde er 1924 zur Professur an die Wiener Akademie der bildenden Künste berufen, die er bis 1938 inne hatte. Durch Vermittlung von Mehmet Hamdi Bey erfolgte 1927 seine Berufung nach Ankara, mit dem Auftrag für den Bau des türkischen Kriegsministeriums. Clemens Holzmeister war auch Leiter eines Meisterateliers an der Düsseldorfer Kunstakademie von 1928 bis 1933. Von 1932 bis 1938 war er Präsident der Zentralvereinigung der Architekten und des Neuen Österreichischen Werkbundes.

Im Jahre 1938 wurde Clemens Holzmeister aus der Wiener Akademie entlassen und emigrierte nach Istanbul-Tarabya in der Türkei. Hier wirkte er als Lehrer an der Technischen Hochschule. In der Türkei hoch geehrt, wurde eine palastartige Villa sein neuer Wohnsitz. 1939 erfolgte die Trennung von seiner ersten Frau Judith. Er heiratete Gunda Lexer im türkischen Exil, die ihm seine Tochter Barbara in Athen gebar. Im Jahre 1939 verbrachte er sechs Monate in Brasilien, um Aufträge abzuwickeln, bevor er nach Tirol zurückkehrte. In Brasilien hatte bereits sein Vater Johann Holzmeister fast 30 Jahre als Emigrant gelebt. Seine weitere Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule in Istanbul dauerte von 1940 bis 1949. 1947 übersiedelte Clemens Holzmeister nach Ankara und begann zwischen Wien und Ankara zu pendeln, bis er 1954 endgültig nach Wien zurückkehrte.

Den Großen Österreichischen Staatspreis erhielt er im Jahre 1953. Von 1955 bis 1957 war er Rektor an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1957 erhielt er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. 1963 wurde er Ehrendoktor der Technischen Hochschule in Istanbul. Zu seinem 85. Geburtstag machte er eine Studienreise in die Türkei.

Clemens Holzmeister war ein bedeutender Schöpfer von Monumental- und Sakralbauwerken. Er entwickelte eine Neuinterpretation lokaler Bautraditionen zwischen Einfachheit und Expressivität. Er baute auch Denkmäler und Bühnenbilder. In der Pfarrkirche von Fulpmes ist zur Osterzeit ein Heiliges Grab zu bestaunen, welches Holzmeister 1954 in den Bühnenwerkstätten der Salzburger Festspiele herstellen ließ.

Er war seit 1902 Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.Ö.St.V. Cimbria Innsbruck im MCV (heute MKV)sowie der K. ö. St. V. Almgau Salzburg (MKV), deren "150 Semester-Band" er 1981 erhielt und seit 1906 Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.a.V. Norica Wien im ÖCV.

Clemens Holzmeister ist auf dem Petersfriedhof in Salzburg begraben. Die Clemens-Holzmeister-Straße in Wien-Favoriten wurde 2003 nach ihm benannt.

Bauwerke

Österreich

Sakralbauten

 
Pfarrkirche Mariahilf in Bregenz

Filialkirche in Hollenstein bei Ziersdorf

Profanbauten

 
Volksschule in Marbach a. d. Donau (Erstlingswerk)

Deutschland

Sakralbauten

Profanbauten

Italien

Türkei (Ankara)

Datei:Turkish Parliament Building.jpg
Das Parlamentsgebäude der Großen Nationalversammlung der Türkei in Ankara
  • Verteidigungsministerium, 1927-30
  • Militärakademie, 1930-35
  • Stadtvilla Atatürk, 1931-32
  • Merkez-Bank, 1931-33
  • „Denkmal des Vertrauens“ in Kizilay - Ankara
  • Emlak-Bank, 1933-34
  • Oberster Gerichtshof, 1933-34
  • Österreichische Gesandtschaft, 1933-34
  • Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium, 1933-35
  • Innenministerium, 1932-34
  • Parlamentsgebäude, 1938-63

Schüler

Bezug zu Künstlern

Ehrungen

  • 2008 ist in Ankara eine Straße nach Clemens Holzmeister benannt worden.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Große Österreicher, Verlag Carl Ueberreuter, Hrsg. und Autor Thomas Chorherr
  2. Dissertation Das Cistercienserstift Stams in Tirol – mit besonderer Berücksichtigung seines ursprünglichen Zustandes, Wien, Techn. Hochschule, Diss., 1919 UBI
  3. Oberösterreichs Neue vom 16. Oktober 2008

Literatur

  • Wilfried Posch: Clemens Holzmeister. Architektur zwischen Kunst und Politik. Wien 2005. ISBN 3-85485-133-2