Bovine spongiforme Enzephalopathie

Erkrankung des Rindes durch toxische Prionen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Juni 2005 um 12:50 Uhr durch Obarskyr (Diskussion | Beiträge) (Bild eingefügt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Dieser Artikel befasst sich mit der Rinderkrankheit BSE. Für weitere Bedeutungen dieser Abkürzung siehe BSE (Begriffsklärung).


BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) ist eine durch Prionen (atypische Eiweißkörper) verursachte tödliche Erkrankung des Gehirns bei Rindern. Die Ursache für die Entstehung der Prionen ist umstritten, wobei mehrere Theorien bestehen. BSE gehört zur Gruppe der Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien (TSE).

Beschreibung des Erkrankungsbildes

Bei der Krankheit wird das Gehirn schwammartig durchlöchert und damit in seinen Funktionen gestört. In diesem schwammartig durchlöcherten Gewebe lassen sich dann (am toten Rind) die o.g. Prionen nachweisen.

Die betroffenen Tiere zeigen Verhaltensänderungen und Bewegungsstörungen. Die Rinder beginnen zu straucheln, stolpern über die eigenen Beine und reagieren schreckhaft auf Lärm und Lichtreize. Muskelzittern, Zungenspiel und gelegentlich lebhaftes Ohrenspiel und Juckreiz werden beobachtet.


Rund 5-10% der Kälber von BSE-kranken Kühen entwickeln BSE, eine maternale (von der Mutter auf das Kalb) Übertragung ist aber derzeit (Stand 2004) nicht gesichert. Rinder erkranken in der Regel im Alter von 4-5 Jahren an BSE und sterben dann innerhalb weniger Monate. Die Inkubationszeit (d.h. die Zeit ab Befall durch Erreger bis zur sichtbaren Krankheitsentfaltung) beträgt aber mehrere Jahre.

Nachweis

 
Histopathologisches Bild

Die Diagnose erfolgt durch eine genaue Untersuchung eines spezifischen Gehirnabschnitts (Obex-Region) eines toten Tiers. Ein Nachweis von Prionen am lebenden Tier ist zur Zeit noch nicht möglich. Die Methoden lassen sich gliedern in:

Sowohl die Prionen als auch die Vakuolen sind erst im Spätstadium der Erkrankung nachzuweisen, sodass die Europäische Union beschlossen hat, Rinder erst ab 24-30 Monate (je nach Untersuchungskategorie) untersuchen zu lassen.

Ausbreitung

1985 und 1986 wurde BSE erstmals in Kent (England) bei zehn Rindern festgestellt. Möglicherweise war aber BSE unter dem Namen Stoddy bereits in Yorkshire schon etwas länger bekannt. Die Fallzahlen stiegen daraufhin bis 1992 auf über 36.000 an, um dann wieder zu sinken.

Nachdem bereits in 17 Ländern Importvorbote für einzelne britische Rinder-Produkte bestanden, erließ Frankreich am 30. Mai 1990 ein vollständiges Verbot. Ebenfalls 1990 wurde der erste offizielle Fall in der Schweiz bestätigt. 1995 wurde der vorläufige Höhepunkt mit 68 Fällen erreicht und 1999 nochmal ein Höhepunkt mit 50 Fällen.

Der erste offiziell nachgewiesene Fall von BSE wurde für Deutschland am 26. November 2000 amtlich bestätigt; bis Februar 2005 sind allein in Deutschland über 360 Fälle nachgewiesen worden, davon 2004 65 und 2003 54.


Nach der Entwicklung der Schnelltests setzte die Phase der aktiven Überwachung in der EU ein und in vielen Mitgliedsstaaten wurden erst dann BSE-Fälle offiziell bestätigt. Die vorherige passive Überwachung beruht allein auf der Meldepflicht der Menschen, die mit Rindern Umgang haben und erwies sich als unzureichend.

In den USA wurde der erste Fall Ende 2003 festgestellt; dabei handelte es sich wahrscheinlich um ein vor ca. zwei Jahren aus Kanada importiertes Tier.

Wie das Bundesamt für Veterinärwesen am 1. Juli 2004 mitteilte, ist in der Schweiz der weltweit erste Fall einer BSE-Erkrankung bei einem Buckelrind entdeckt worden. Betroffen ist ein 18-jähriges Zwerg-Zebu aus dem Zoo Basel.

Im November 2004 wurde in Frankreich bei einer Ziege der Verdacht auf eine Infektion mit einer TSE festgestellt, die mit Hilfe von Tests nicht eindeutig von der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE) zu unterscheiden war.


Siehe auch:

Literatur

Wissenschaftlich

  • Beat Hörnlimann, D. Riesner, H. Kretzschmar: Prionen und Prionenkrankheiten. de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-016361-6
  • Anonymus: Die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) des Rindes und deren Übertragbarkeit auf den Menschen. Bundesgesundheitsblatt 44(5), S. 421 - 431 (2001), ISSN 1436-990
  • European Communities: Report on the monitoring and testing of ruminants for the presence of transmissible spongiform encephalopathy (TSE) in the EU in 2003, including the results of the survey of prion protein genotypes in sheep breeds. 2004, ISSN 1725-583X, ISBN 92-894-7431-9. Als PDF hier
  • D. Heim, U. Kihm: Risk management of transmissible spongiform encephalopathies in Europe. In: Revue scientifique et technique de l office interntaional des Epizooties. Band 22 (1). 2003. S. 179 -199, ISSN 0253-1933
  • M.J. Prince, J.A. Bailey, P.R. Barrowman, K.J. Bishop, G.R. Campbell, J.M. Wood: Bovine spongiform encephalopathy. In: Revue scientifique et technique de l office interntaional des Epizooties. Band 22 (1), 2003. S. 37-60, ISSN 0253-1933

Kritisch

  • Irene Soltwedel-Schäfer, Kari Köster-Löscher: Das BSE-Komplott: Das Protokoll des kalkulierten Wahnsinns. SÖL-Sonderausgabe Nr. 81, Stiftung Ökologie & Landbau, Bad-Dürkheim. 2001, ISBN 3-934499-35-X