Als Apitherapie wird die medizinische Verwendung der Bienenprodukte, hauptsächlich Propolis, Bienengift und Honig bezeichnet, zum Teil wird auch die Verwendung von Bienenwachs (siehe unten) sowie die Einnahme von Pollen und Gelee Royal zur Apitherapie gezählt. Pollen und Gelee Royal fallen jedoch vor allem durch einen hohen Nährstoffgehalt auf, haben sonst aber keinen oder oder nur sehr wenig medizinischen nachvollziehbaren Nutzen.

Geschichte der Apitherapie
Früher war die Apitherapie eher ein Nebenprodukt der Imkerarbeit und auch vor allem unter Imkern bekannt war. Heute ist sie, vor allem in den letzten Jahren, mehr und mehr ins Blickfeld moderner Forschung geraten und könnte, neuen Studien zufolge, große Relevanz bei der Bekämpfung von multiresistenten Bakterienstämmen sowie Multiple Sklerose und anderen Krankheitsbildern haben[1][2].
Apitherapie in Deutschland
In Deutschland ist Apitherapie noch weitgehend unbekannt, es gibt bislang nur sehr wenige auf Apitherapeutische Anwendungen spezialisierte Ärzte. Bienengift ist bislang die einzige schulmedizinisch anerkannte und breit angewandte apitherapeutische Behandlung. Verbände wie der Deutsche Apitherapiebund e.V. versuchen die Bekanntheit der Anwendungen und Möglichkeiten der Apitherapie zu erhöhen, durch viele neue positive Forschungsergebnisse häufen sich auch im deutschsprachigen Raum die Meldungen über Apitherapie in Presse und Medien. Das LAVES Institut für Bienenkunde Celle behandelte 2007 mit Hilfe von Honig erfolgreich eine Frühgeburt mit einer (durch Infektion mit mehreren resistenten Bakterien) nichtheilenden Wunde am Rücken[3].
Die verschiedenen Anwendungsgebiete
Durch die Vielzahl an Bieneprodukte ergibt sich eine breite Palette von Anwendungsmöglichkeiten. Besonders die Eigenschaft von Honig, Bakterien - ähnlich einem Antibiotikum - abzutöten, gleichzeitig aber durch nicht geklärte Effekte die Bildung von Resistenzen zu verhindern, lässt Forscher und Mediziner hoffen, ein Mittel gegen die immer größer werdenden Gefahren von multiresistenten Bakterienstämmen, die in Krankenhäusern durch Antibiotikagebrauch entstehen, gefunden zu haben. Zudem werden in den letzten Jahren durch Forschungsergebnisse ständig neue Anwendungsmöglichkeiten offengelegt. Auch werden mit völlig neuen Ideen weitere Gebiete erschlossen, so wurde z.B. beim 7. Deutschen Apitherapiekongress (2009) die Idee vorgestellt, die stark mit ätherischen Ölen und anderen Stoffen angereicherte Bienenstockluft für therapeutische Zwecke einzusetzen.
Propolis
Propolis wirkt Bakterizid und Antiviral und verhindert durch noch weitgehend unbekannte Effekte die Bildung von Resistenzen. Das Harz legt zusätzlich einen dünnen Harzfilm über die behandelte Stelle. Es können Unverträglichkeiten auftreten, besonders bei häufigen großflächigen Kontakt kann es zu Kontaktallergien kommen[4].
Anwendung:Hilft z.B. als 20% Alkohollösung äußerlich angewendet bei Schürfwunden, Wunden, Herpes, Zahnfleischentzündungen, bei Schuppenflechte zumindest schmerzlindernd[5].
Bienengift
Bienengift ist als einziges Bienenprodukt in Deutschland offiziell in der Schulmedizin anerkannt. Propolis hilft als Salbe bei Injektion oder Stichen, bei rheumatischen Schmerzen, sowie bei Durchblutungsstörungen und wirkt entzündungshemmend. Fast alle im Bienengift enthaltenen Stoffe haben positive Effekte, z.B. bewirken sie die Ausschüttung körpereigenen Cortisons. Neben diesen, in der Schulmedizin anerkannten Effekten, gibt es viele Multiple Sklerose- und Arthritispatienten, die nach eigenen Angaben durch Bienenstiche ihr Krankheitsbild erheblich verbessern konnten, es gibt aber, trotz aktiver Forschung, in diesen Gebieten noch keine eindeutigen Ergebnisse[6]. Trotz vieler Untersuchungen (Bienengift gilt als das am besten erforschte Bienenprodukt) lässt sich die Gesamtwirkung von Bienengift nicht durch die Wirkung der Einzelstoffe erklären. Es ist möglich, sich bei einer Bienengiftallergie klinisch de-sensibilisieren zu lassen (Dauer etwa 2-3 Jahre).
Honig
Die Apitherapeutische Anwendung von Honig geht weiter über orale Einname, bei Halsbeschwerden hinaus. In der Apitherapie wird Honig stattdessen oft auf die betroffenen Stellen aufgetragen und zeigt erhebliche Wirkung. So bewirkt Honig z.B. nachgewiesenermaßen bei Verbrennungen eine bessere Heilung als mit herkömmlichen Behandlungsweisen. Honig hat eine antibiotische Wirkung - er enthält keimhemmende Stoffe (Wasserstoffperoxid und andere) die als Inhibine bezeichnet werden. Honig kann direkt auf offene Wunden aufgetragen werden, er hat einen leicht sauren PH-Wert und erzeugt zudem durch seinen hohen Zuckeranteil einen starken osmotischen Sog, wodurch die Lymphtätigkeit in Wunden angeregt und Zelltrümmer (= Nährboden für Bakterien) aus der Wunde gesaugt werden. Auch Honig verhindert, wie Propolis, durch bisher unbekannte Effekte eine Resistenzbildung. Gerade bei schlecht heilenden Wunden, die mit normaler Behandlung keine Besserung zeigen, gibt es beachtliche Erfolge mit Honigverbänden[7].
Der neuseeländische Manuka-Honig (verwandt mit Teebaum) hat durch den Bestandteil Methylglyocal eine besonders starke antibiotische Wirkung, die z.T. sogar den in der medizinischen Anwendung üblichen Antibiotika entspricht[8].
Neuere Forschungen lassen die Schlussfolgerung zu, dass Honig eine Möglichkeit sein könnte um multiresistente Bakterien in Krankenhäusern zu bekämpfen, da anscheinend keine Resistenzen gegen Honig existieren (da eine Resistenzbildung verhindert wird).
Anwendung:Da Honig sterilisierend wirkt, muss der Verband nicht unbedingt steril sein, was vor allem in Situationen, wo kein steriler Verband zur Hand ist wichtig ist. Der Honig wird auf die Wunde aufgetragen und anschließend mit Binden umwickelt. Es sollte genug Gazepolster vorhanden sein, um die durch den osmotischen Sog entweichende Wundflüssigkeit aufsaugen zu können (es kann zu 10-20min Schmerzen kommen, bis sich die Wundflüssigkeit mit dem Honig durchmischt hat). Jeden Tag wird der Verband gewechselt und neuer Honig aufgetragen, wobei der alte Honig nicht entfernt werden muss. Zuvor sollte jedes mal mit Hilfe einer Zahnbürste oder Pinzette das tote Gewebe entfernt werden[9].
Bienenwachs
Bienenwachs hilft hauptsächlich durch die physikalische Wärmeleit- und speicherfähigkeit, ist deshalb nicht wirklich der Apitherapie: Ein in flüssiges Wachs getauchtes Tuch wird nach dem Erkalten als Wärmeumschlag bei Bronchitis, Reizhusten und Gelenkschmerzen eingesetzt[10].
Einzelnachweise
- ↑ http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4444442,00.html
- ↑ http://www.nursingtimes.net/whats-new-in-nursing/specialists/wound-care/honey-and-maggots-used-to-fight-mrsa/5003717.article
- ↑ http://apitherapy.blogspot.com/2007/06/honey-used-to-treat-wound-infections-in.html#links
- ↑ Der Schweizerische Bienenvater Bd. 4, 18. Auflage (Bern 1930)
- ↑ s.o.
- ↑ http://www.dailyherald.com/story/?id=266654&src=120
- ↑ Der Schweizerische Bienenvater Bd. 4, 18. Auflage (Bern 1930)
- ↑ http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4444442,00.html
- ↑ Der Schweizerische Bienenvater Bd. 4, 18. Auflage (Bern 1930)
- ↑ s.o.
Literatur
Der Schweizerische Bienenvater Bd. 4, 18. Auflage (Bern 1930)