Justinus Soni Fashanu (* 19. Februar 1961 in London; † 2. Mai 1998 in Shoreditch) war ein britischer Fußballspieler. Er war der erste Fußballprofi, der sich 1990 in England in der Presse als schwul outete[1] und der bisher einzige Fußballprofi der dies während seiner Aktivzeit tat (Stand:2009).
Justin Fashanu | ||
Personalia | ||
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Voller Name | Justinus Soni Fashanu | |
Geburtstag | 19. Februar 1961 | |
Geburtsort | London, England | |
Sterbedatum | 2. Mai 1998 | |
Sterbeort | Shoreditch, England | |
Größe | 185 | |
Position | Stürmer |
Leben
Fashanu wurde als Sohn eines nigerianischen Rechtsanwalts geboren. Zuerst spielte er im Under 21-Team und erhielt 1979 bei Norwich City seinen ersten Vertrag als Profifußballspieler. Beim Wechsel zu Nottingham Forest erzielte er 1981 als erster Spieler mit schwarzer Hautfarbe eine Ablöse von über einer Million Pfund.
Fashanu erbrachte beim neuen Verein nicht die erwartete Leistung. Sein Trainer Brian Clough holte Erkundigungen über das Privatleben seines Schützlings ein und erfuhr, dass Fashanu regelmäßig in der Schwulenszene von Nottingham verkehrte. Der Trainer wusste nicht damit umzugehen und verunglimpfte Fashanu vor versammelter Mannschaft als „verdammte Schwuchtel“. In seiner Autobiographie schrieb der Trainer später: „Im Nachhinein glaube ich nicht, dass es falsch war ihn auf seine sexuelle Orientierung anzusprechen. Aber ich hätte es im privaten Rahmen tun sollen.“ ([2]) Der Konfrontationskurs des Trainers machte die Sache schlimmer und die sportlichen Leistungen verschlechterten sich weiter. Zu den damals noch üblichen rassistischen Beschimpfungen von den Zuschauerrängen kamen jetzt noch homophobe Beschimpfungen. Seinem Freund Peter Tatchell, den er 1981 im Heaven-Club kennen gelernt hatte, vertraute er an: „Von Clough bekomme ich weder Respekt noch Unterstützung.“ ([2]) Aus Verzweiflung verkündete Fashanu seinem Trainer bald heiraten zu wollen, was diesen aber kaum beeindruckte: Der Trainer fragte, wo Fashanu denn Fleisch und Brot kaufe, worauf dieser auf Fleischer und Bäcker verwies. Drauf sagte Clough: „Und warum gehst du dann immer noch in diesen verdammten Schwuchtel-Club?“ ([2]) Fashanu trat einer christlichen Sekte bei und versuchte erfolglos seine Homosexualität zu unterdrücken. Ein religiöser Guru folgte ihm auf Schritt und Tritt und zusätzlich hatte er einen privaten Masseur. Als er mit diesen auch zum Training erschien, forderte Clough ihn auf zu gehen. Selbst nach einem Tritt weigerte sich Fashanu der Aufforderung zu folgen, worauf zwei Polizisten auf dem Platz erschienen und ihn abführten.
In den eineinhalb Jahren hatte er in 32 Spielen nur drei Tore erzielt und wurde an einen anderen Club weiter verkauft. Fashanus sportliche Karriere erholte sich davon nicht mehr; er spielte bei einer Reihe von Clubs, zog sich 1983 eine schlecht heilende Knieverletzung zu und versuchte sich ab 1985 auch in den USA und Kanada als Spieler und Trainer und betrieb parallel eine Schwulenbar.
1989 kehrte er nach Großbritannien zurück. Nachdem er schon länger immer wieder mit dem Gedanken gespielt hatte sich zu outen, wurde der Selbstmord eines jungen Freunde, der von seinen Eltern wegen seiner Homosexualität vor die Tür gesetzt wurde, zum Auslöser es in die Tat umzusetzen. Von der Boulevardzeitung The Sun wurden ihm 80.000 Pfund geboten, sein Bruder bot ihm dieselbe Summe, wenn er es nicht machen würde. Im Oktober 1990 titelte die Sun schließlich „I am gay!“. Es folgten Auftritte in Talkshows und weitere Skandalgeschichten in der Presse, wo er zum Beispiel behauptete, auch Liebhaber unter den Tory-Angehörigen des House of Commons gehabt zu haben. Vier Jahre später wurde er vom Gericht gezwungen, diese Behauptung zurückzunehmen. Er gab zu, dies frei erfunden zu haben, um den Preis für die Geschichte in die Höhe zu treiben. Aus der schwarzen Community schlug ihm nach seinem Outing eine Welle von Unverständnis und Verachtung entgegen. Sein Bruder bezeichnete ihn in einem Zeitungsinterview als „Ausgestoßenen“.
Nach erneutem Übersiedeln in die USA, wo er als Jugendtrainer arbeitete, wurde Fashanu am 25. März 1998 von einem 17 Jahre alten Jungen aus Maryland beschuldigt, ihn im betrunkenen Zustand vergewaltigt zu haben. Fashanu wurde verhört, nicht in Gewahrsam genommen, jedoch von der Presse vorverurteilt. Er tauchte unter und kehrte nach Großbritannien zurück. Dort hörte er, dass er per internationalem Haftbefehl gesucht werde, und erhängte sich schließlich in einer Garage. Monate nach seinem Tod wurde sein Abschiedsbrief in einer BBC-Dokumentation veröffentlicht:
„Wenn irgend jemand diese Notiz findet, bin ich hoffentlich nicht mehr da. Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart. Ich will sagen, dass ich den Jungen nicht vergewaltigt habe. Er hatte bereitwillig Sex mit mir, doch am nächsten Tag verlangte er Geld. Als ich nein sagte, sagte er: ‚Warte nur ab!‘ Wenn das so ist, höre ich euch sagen, warum bin ich dann weggerannt? Nun, nicht immer ist die Justiz gerecht. Ich fühlte, dass ich wegen meiner Homosexualität kein faires Verfahren bekommen würde. Ihr wisst, wie das ist, wenn man in Panik gerät. Bevor ich meinen Freunden und meiner Familie weiteres Unglück zufüge, will ich lieber sterben.“
Eine gerichtliche Untersuchung am 9. September 1998 in London kam zu dem Ergebnis, dass es keinen gerichtlichen Haftbefehl gegen den Sportler gegeben und auch die US-amerikanische Polizei die Untersuchungen zwischenzeitlich wegen eines Mangels an Beweisen eingestellt hatte.
Später schrieb Clough: „Nach seinem Tod war ich traurig, weil ich ihn während seiner Zeit bei Forest besser verstehen und ihm möglicherweise sogar helfen hätte können.“ ([2])
Weblinks
- wien.gruene.at: Wolfgang Raml adaptiert von Thomas Vögele: Das tödliche Bekenntnis von Justin Fashanu
- derstandard.at: Ballesterer Artikel: "Dieser Bericht ist schwul!"
- findagrave.com (en): Über sein Leben, sein Begräbnis. Mit Fotos.
- gfsn.org.uk (en) (Archiv): Matt Allen: Justin Fashanu, erschienen im August 2004 in der Zeitschrift attitude
- petertatchell.net (en): Peter Tatchell: Justin Fashanu - Homophobia destroyed him - Tatchell war ein Freund Fashanus
- ex-canaries.co.uk (en): Justin Fashanu - Biography
- briandeer.com (en): Brian Deer: Justin Fashanu's End Game, erschienen am 12. Juli 1998 in The Mail on Sunday (London)
Literatur
- Axel Schock & Karen-Susan Fessel: OUT! 800 berühmte Lesben, Schwule und Bisexuelle. Berlin: Querverlag, 2004. ISBN 3-89656-111-1
- Brian Clough: Clough: The Autobiography, Partridge Press, 1994, ISBN 1-85225-198-0
Nachweise
Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Fashanu, Justin |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Fußballspieler |
GEBURTSDATUM | 19. Februar 1961 |
GEBURTSORT | London |
STERBEDATUM | 2. Mai 1998 |
STERBEORT | London Borough of Hackney |