Extremwert

marhematisches Konzept
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In der Mathematik ist ein Extremwert (oder Extremum; Plural: Extrema) der Überbegriff für lokale und globale Maxima und Minima. Ein globales Maximum einer Funktion ist der größte Wert, den die Funktion annimmt. Ein lokales Maximum ist der Wert der Funktion an einer Stelle, in deren Umgebung die Funktion keine größeren Werte annimmt. Lokale und globale Minima sind analog definiert.

Eindimensionaler Fall

Formale Definition

Es sei   eine Teilmenge (z.B. ein Intervall) und   eine Funktion.

Man sagt:

  •   hat an der Stelle   ein lokales Minimum, wenn es ein Intervall   gibt, das   enthält, und so dass   für alle   gilt.
  •   hat an der Stelle   ein globales Minimum, wenn   für alle   gilt.
  •   hat an der Stelle   ein lokales Maximum, wenn es ein Intervall   gibt, das   enthält, und so dass   für alle   gilt.
  •   hat an der Stelle   ein globales Maximum, wenn   für alle   gilt.

Existenz von Extrema

Ist   eine stetige Funktion, so besitzt   auf   ein Maximum und ein Minimum. Diese können auch in den Randpunkten   oder   angenommen werden.

Diese Aussage folgt aus dem Satz von Heine-Borel, wird aber oft auch nach K. Weierstraß oder B. Bolzano benannt.

Bestimmung von Extremstellen differenzierbarer Funktionen

Es sei   offen, und   sei differenzierbar.

Notwendiges Kriterium

Hat   an einer Stelle   ein lokales Extremum, so verschwindet die Ableitung:

 

Hinreichende Kriterien

  • Ist   zweimal differenzierbar, und gilt  , so hat   ein lokales Extremum. Ist  , so handelt es sich um ein lokales Minimum, ist  , um ein lokales Maximum.
  • Allgemeiner:   sei  -mal differenzierbar, und es gelte
  und  
Dann gilt:
(1) Falls   ungerade ist und   (bzw.  ), so hat   bei   ein relatives Maximum (bzw. Minimum).
(2) Falls   gerade ist, so hat   bei   kein lokales Extremum.
(Man vergleiche hierzu Funktionen der Form:  ,  .)
  • Hat die erste Ableitung einen Vorzeichenwechsel bei  , so liegt ein Extremum vor. Bei einem Vorzeichenwechsel von Plus nach Minus handelt es sich um ein Maximum, bei einem Vorzeichenwechsel von Minus nach Plus um ein Minimum.
  • Zwischen zwei lokalen Minima einer Funktion liegt stets ein lokales Maximum, und zwischen zwei lokalen Maxima liegt stets ein lokales Minimum.
  • Gibt es zwei Stellen   mit  , so dass die erste Ableitung im Intervall   nur die Nullstelle   hat, und ist   sowie  , so hat   bei   ein lokales Minimum. Gilt die analoge Bedingung mit   und  , so hat   bei   ein lokales Maximum.

Es gibt allerdings exotische Funktionen, für die keines dieser Kriterien weiterhilft.

Beispiele

  •   Die erste Ableitung   hat nur bei   eine Nullstelle. Die zweite Ableitung   ist dort positiv, also nimmt   bei 0 ein lokales Minimum an, nämlich  .
  •   Die erste Ableitung   hat nur bei   eine Nullstelle. Die zweite Ableitung   ist dort ebenfalls 0. Man kann nun auf verschiedene Arten fortfahren:
  • Auch die dritte Ableitung   ist dort 0. Die vierte Ableitung hingegen ist mit   die erste höhere Ableitung, die nicht 0 ist. Da diese Ableitung einen positiven Wert hat und die vorherige Ableitung ungerade ist, gilt nach (1), dass die Funktion dort ein lokales Minimum besitzt.
  • Die erste Ableitung hat bei 0 einen Vorzeichenwechsel von Minus nach Plus, also hat   bei   ein lokales Minimum.
  • Die Funktion, die durch   für   und durch   definiert ist, hat die folgenden Eigenschaften:
    • Sie hat bei   ein globales Minimum.
    • Sie ist beliebig oft differenzierbar.
    • Alle Ableitungen bei   sind gleich 0.
    • Die erste Ableitung hat keinen Vorzeichenwechsel bei 0.
    • Auch die anderen beiden oben genannten Kriterien sind nicht anwendbar.

Anwendungsbeispiel

In der Praxis können Extremwert-Berechnungen zur Berechnung von größt- oder kleinstmöglichen Vorgaben verwendet werden , wie das folgende Beispiel zeigt (siehe auch Optimierungsproblem):

  • Wie muss eine rechteckige Fläche aussehen, die bei einem bestimmten Umfang eine maximale Fläche hat?

Lösungsweg:

Der Umfang   ist konstant, die Fläche   soll maximiert werden,   ist die Länge und   die Breite:

 
 

1) in 2) einsetzen und umformen

 

Ableitungsfunktionen bilden

 
  Hochpunkt der Funktion

Es gibt nur ein globales Maximum, da die zweite Ableitung unabhängig von der Variablen immer kleiner als Null ist.

Um einen Extremwert zu finden muss die erste Ableitung gleich Null gesetzt werden (da diese die Steigung der ursprünglichen Funktion beschreibt und diese Steigung bei Extremwerten Null ist. Die zweite Ableitung der Funktion muss ungleich Null sein, damit ein Minimum oder Maximum vorliegt).

 
 

Einsetzen in 1)

 

Es folgt daraus, dass der größtmögliche Flächeninhalt eines Rechtecks bei vorgegebenen Umfang dann zu erzielen ist, wenn beide Seitenlängen gleich sind (was einem Quadrat entspricht).

Mehrdimensionaler Fall

Es sei   und   eine Funktion. Dann ist analog zum eindimensionalen Fall das Verschwinden der Ableitung   eine notwendige Bedingung. Hinreichend ist in diesem Fall die Definitheit der Hesse-Matrix  : ist sie positiv definit, liegt ein Minimum vor, ist sie negativ definit, handelt es sich um ein Maximum. In der Praxis ist dieses Kriterium jedoch unhandlich, da die Definitheit einer Matrix im Allgemeinen nur schwer nachzuweisen ist.

Andere Extremwerte

Diskrete Optimierung

Bei diskreten Optimierungsproblemen ist der oben definierte Begriff des lokalen Extremums nicht geeignet, da in jedem Punkt ein lokales Extremum in diesem Sinne vorliegt. Für Extrema einer Funktion   wird von daher ein anderer Umgebungsbegriff verwendet: Man benutzt eine Nachbarschaftsfunktion  , die jedem Punkt die Menge seiner Nachbarn zuordnet,

 

dabei steht   für die Potenzmenge von  .

  hat dann ein lokales Maximum in einem Punkt  , wenn   für alle Nachbarn   gilt. Lokale Minima sind analog definiert.

Variationsrechnung

Extremwerte von Funktionen, deren Argumente selbst Funktionen sind, sind Gegenstand der Variationsrechnung.

Siehe auch