Elbe-Weser Radio

deutsche Küstenfunkstelle
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Elbe-Weser Radio (Rufzeichen: DAC) war von 1904 bis 1996 eine Küstenfunkstelle in Deutschland. Sie hatte ihre Betriebszentrale zuletzt im Ort Altenwalde und die Sender im Ort Sahlenburg bei Cuxhaven. Elbe-Weser Radio gilt als die erste Küstenfunkstelle in Deutschland.

Die Anfänge

1904 wurde an der Alten Liebe in Cuxhaven die "Marinefunkenstation Cuxhaven" errichtet. Sie dient anfangs ausschließlich militärischen Zwecken. Ab 1906 vermittelte sie dann auch Telegramme privaten Inhalts, daher waren ab ca. 1910 neben den Marineangehörigen auch Postbeamte in der Station tätig. Schließlich wurde die Station am 1. April 1912 komplett von der Reichspostverwaltung übernommen. Seither wurde sie als Küstenfunkstelle für den öffentlichen Seefunk betrieben. Der erste Weltkrieg führte zu starker Einschränkung des öffentlichen Seefunkdienstes, die Reichspostverwaltung konnte erst ab dem 21. Februar 1919 den Betrieb wieder uneingeschränkt aufnehmen.

Die Zeit bis zum zweiten Weltkrieg

1926 zog die Funkstelle in das Postamt Cuxhaven um. Die Funktechnik hatte sich zwischenzeitlich sehr weiterentwickelt, so wurden die bisher verwendeten Tonfunkensender durch Röhrensender abgelöst. Um zu vermeiden, dass sich Sender und Empfangsanlage gegenseitig stören, wurden sie - wie bei den Küstenfunkstellen später üblich - räumlich getrennt. In Sahlenburg wurde 1928 eine neue Sendeanlage gebaut, die Holztürme der Antennen waren in der Elbmündung weithin sichtbar. Auch die Empfangsstelle im Postgebäude wurde bald wieder verlegt, weil das sich in der Innenstadt befindliche Gebäude nicht der ideale Ort für den Funkempfang war und starke Störungen auftraten. So wurde die Empfangsstelle kurzerhand in eine Gartenlaube im Ort Duhnen eingerichtet. Erst 1930 konnte dann eine neue Empfangsfunkstelle im Ort Berensch bezogen werden. Erst seitdem führt die Funkstelle den Namen "Elbe-Weser Radio".

Die Neubauten der Funkstelle und die Erweiterung des Geräteparks hatten für die Nutzer den Effekt, dass erstmals auch Sprechfunk durchgeführt werden konnte, beim bisher verwendeten Telegrafiefunk war es immer erforderlich einen ausgebildeten Berufsfunker an Bord zu haben, das war nun nicht mehr unbedingt nötig.

Das Sprechfunkzeugnis war relativ leicht zu erwerben, und so machte besonders die Hochseefischerei davon Gebrauch. Das führte dazu, dass Elbe-Weser Radio bis zum zweiten Weltkrieg die Hauptanlaufstelle für die Hochseefischerei war. Der Verkehrsbereich umfasste im Bereich der Nordsee das Gebiet von Norderney bis Kiel und darüberhinaus alle Gebiete des Nordmeers die von den deutschen Fischfängern befischt wurden (wie z.B. Barentssee, Spitzbergen und Island.

Während des zweiten Weltkriegs beschränkte sich der Funkverkehr dann auf die Wahrnehmung des Seenotdienstes und auf Luftwarnungen für die deutsche Handelsflotte, denn die Empfangsfunkstelle war gleich bei Beginn des Krieges durch die Kriegsmarine besetzt worden. Am Ende des zweiten Weltkrieges war die deutsche Handelsschifffahrt vernichtet.

Nach dem zweiten Weltkrieg

Elbe-Weser Radio in Diensten der Royal Navy

Elbe-Weser Radio hatte den Krieg als einzige deutsche Küstenfunkstelle unbeschadet überstanden und kam zunächst unter den Befehl der Royal Navy. Diese sorgte dafür, dass der Seenotdienst aufrecht erhalten blieb, nicht zuletzt zur Sicherheit der eigenen Schiffe. So wurden dann auch einige alliierte Nachschubboote, die in der Deutschen Bucht in Seenot geraten waren, wirksame Hilfe geboten. Das sicherte das Fortbestehen von Elbe-Weser Radio und schon bald erhielt die Funkstelle wieder weitere Aufgaben zugewiesen. Zwischen der Empfangsstelle und dem Sitz der Royal Navy wurde eine Springschreiberverbindung geschaltet, um eine bessere und schnellere Kommunikation zu ermöglichen. Elbe-Weser Radio übernahm dann die mengenmässig schnell zunehmende Übermittlung von Telegrammen zwischen den britischen Nachschubschiffen und Truppentransportern und deren Dienststelle in Cuxhaven. Gleichzeitig wurde zweimal täglich ein Wetterbericht in englischer Sprache gesendet.

Anfang August durften dann die ersten deutschen Fischdampfer wieder in die Nordsee auslaufen, die Funkverbindungen mit ihnen wurde von Elbe-Weser Radio gewährleistet. Mit dem Wiederentstehen der Fischflotte nahmen auch die Funkverbindungen mit den Fischern zu, deren Schiffe mittlerweile alle mit Funkanlagen ausgerüstet waren. Und die Aufgaben wurden immer umfangreicher. Die Feuerschiffe "Amrumbank" und "Außeneider" wurden ausgelegt und insbesondere die berühmte "Elbe 1" sorgte für eine weitere Zunahme des Funkverkehrs, denn sie war damit beauftragt worden, sämtliche passierenden Schiffe an die britischen Hafenbehörden zu melden. Hinzu kam dann auch noch die Funkverbindungen mit den Bergungsschleppern.

Schon im Spätsommer 1945 hatte der Funkverkehr von Elbe-Weser Radio die Vorkriegszahlen längst überschritten.

Diese große Menge von Funkverkehr veranlasste die Royal Navy, für die Elbe-Weser Radio auch weiterhin quasi exklusiv arbeitet, die Empfangsfunkstelle in das Gebäude der Navy nach Cuxhaven zu verlegen, um den Funkverkehr besser überwachen zu können.

wieder unter eigener Regie

Anfang 1946 gab die Royal Navy die Verantwortung für Elbe-Weser Radio ab und schon bald drängte sich der zivile Charakter der Station nach und nach wieder in den Vordergrund. Die Empfangsfunkstelle wurde erneut verlegt, nachdem die Station in Cuxhaven ohnehin nicht den Anforderungen entsprach. Der Betrieb wanderte jetzt in die ehemalige Marine-Peilfunkstation nach Altenwalde. Die Schifffahrt war zu dieser Zeit sehr durch die noch immer überall vorhandenen Seeminen behindert und Elbe-Weser Radio meldete die Minenpositionen und hatte damit für die Sicherheit der Schiffe in der Nordsee eine sehr hohe Bedeutung.

Ab 1947 durften die Eisbrecher auf der Unterelbe wieder Funkverkehr durchführen, 1948 wurde der öffentiche Telegrammverkehr wieder zugelassen und 1949 schließlich, erfolgte die Zulassung des allgemeinen Funkverkehrs mit deutschen Schiffen. So nahmen die Aufgaben der Küstenfunkstelle weiter zu und hatten sich im Vergleich zu den Vorkriegzahlen bis Dezember 1951 verdreifacht.

Peilfunknetz Nordsee

Um den Seenotdienst und die Unterstützung bei der Navigation zu verbessern wurde ein Peilfunknetz aufgebaut, welches es ermöglichte den Standort eines jeden Schiffes, das einen Telegrafiefunksender an Bord hatte, zu bestimmten. Die Peilfunktstelle war auf der Insel Neuwerk eingerichtet worden und nahm 1946 ihren Betrieb auf. Elbe-Weser Radio war die Leitfunkstelle des Peilfunknetz Nordsee.

Verbindung mit Helgoland

Nachdem die Insel Helgoland am 1. März 1952 freigegeben war, musste sie wieder mit dem Fernmeldenetz der Deutschen Bundespost verbunden werden. Diese Aufgabe wurde zunächst von Elbe-Weser Radio übernommen, das eine Grenzwellenverbindung mit der Insel etabierte. Diese Verbindung wurde auch später noch sporadisch genutzt, wenn das Seekabel gestört war, bis schließlich eine Anbindung von Helgoland über eine moderne Richtfunkstrecke hergestellt wurde.

bis 1958

Der Schiffsicherungsvertrag von 1948 verpflichtete alle Schiffe mit einer Tonnage von über 500 BRT (vorher 1600 BRT) sich aus Sicherheitsgründen mindestens ein Sprechfunkberät zuzulegen; dieser Wert wurde 1965 nochmals auf diesmal 300 BRT reduziert. Das hatte zur Folge, das die Anzahl der Seefunkstellen ( = Schiffe) und dadurch der Nachrichtenverkehr sich drastisch erhöhten. Das führte letztlich dazu, dass Elbe-Weser Radio im Zuge einer Neuorganistaion der Küstenfunkstellen, einen Teil seiner Aufgaben an Norddeich Radio abgab. Die technischen Einrichtungen im Raum Cuxhaven blieben erhalten, wurden aber von Norddeich Radio fernbedient.

Bei Elbe-Weser Radio verblieben die Aufgaben die den Peilfunk und den Seenotdienst betrafen.

Einführung von UKW - Funk

Ebenfalls etwa 1958 begann die Einrichtung eines UKW-Seefunkdienstes, da erkannt wurde, dass der UKW-Bereich störungsfreiere Funkversorgung im Nahbereich ermöglichte. Die kleineren Geräte und Antennenanlagen machten es möglich, dass nun auch die kleinsten Sportboote mit Funk ausgerüstet werden konnten. Die vermittelten Gespräche sind nunmehr sowohl geschäftlicher Natur (Kontakte zwischen Schiffführung und Reederei oder zwischen Schiffen) als auch privater Natur (Kontakt zwischen Besatzungsmitglieder und Angehörigen an Land).

Die UKW Betriebszentrale und der Sendemast von Elbe-Weser Radio befand sich ab dem 1. April 1961 auf der Holter Höhe, Cuxhavens höchster Erhebung. Der Funkverkehr steigt auch weiterhin stetig an, 1958 wurden lediglich 150 Gespräche vermittelt, 1961 waren es schon 47.000 und 1967 über 96.000 Gespräche. Damit übernahm Elbe-Weser Radio mehr als die Hälfte des gesamten UKW-Funkverkehrs der deutschen Küstenfunkstellen.

Das Ende von Elbe-Weser Radio

Auch bei Elbe-Weser Radio schreitet die technische Entwicklung unaufhaltsam fort. Bereits 1968 wurden dort erste Experimente mit Satellitenfunk durchgeführt. In einem Dokument der Dienststelle jener Zeit wird erwähnt, dass der Satellitenfunk "mit verblüffend einfachem Geräteaufwand möglich ist". Ironie des Schicksals, wenn man bedenkt, das eben jener Satellitenfunk mit GMDSS kanpp dreißig Jahre später dazu führte, dass die Küstenfunkstellen und damit auch Elbe-Weser Radio überflüssig wurde.

Am 15. Dezember 1996 wurde Elbe-Weser Radio endgültig geschlossen.

siehe auch