Assyrien bezeichnet sowohl Mesopotamien als auch das Reich, das dort seinen Ursprung nahm. Zentrum Assyriens war die Stadt Assur.
Geschichte des Reichs Assyriens
Aufstieg zur Regionalmacht
In der Nachfolge der sumerischen Reiche gewann Assur an Bedeutung, als es die nördlichen Gebiete von Babylon eroberte, und wurde unter Schamschi-adad I. (König der Gesamtheit) 1745 v. Chr. - 1712 v. Chr.) zu einer Regionalmacht in Mesopotamien, das zu jener Zeit von Babylonien dominiert wurde.
Es folgte eine Zeit unter den Hurritern, bis sie von Salmanassar I. besiegt wurden. Nach einem Hethitereinfall wurde Assyrien geschwächt. In der Endphase des altassyrischen Reiches, das von 1800 v. Chr. bis 1375 v. Chr. dauerte, wurde Assyrien ein Vasallenstaat der Mitannis (ab 1450 v. Chr.).
Die Levante war unter Hethitern, Mitanni und Assyrien umkämpft. Die durch das aufstrebende Ägypten im Süden und Hethiter im Norden geschwächten Mitanner unterlagen Assyrien unter Schalmaneser (etwa 1400 v. Chr.).
Übernahme der Vormachtstellung in Mesopotamien
Assyrien übernahm die Vormachtstellung in Mesopotamien unter König Assur-uballit I. (1365 v. Chr. - 1330 v. Chr.). Sein Vater Eriba-adad (1392 v. Chr. - 1366 v. Chr.) konnte Assyrien von der Vasallenschaft Mitannis befreien.
Nach Eroberung Babylons und Sieg über die Kassiter dehnte Assyrien seinen Einflussbereich unter Tiglat-pileser I. (1114 v. Chr. - 1076 v. Chr.) bis zum Mittelmeer aus.
Nach dem Zerfall des Hethiterreiches (etwa 1200 v. Chr.) setzte eine Völkerwanderung ein, in deren Folge Einfälle der Aramäer zurückgeschlagen wurden (etwa 1000 v. Chr. - 859 v. Chr.).
Assyrien erstarkte unter Adad-nirari II. (911 v. Chr. - 891 v. Chr.) und Assur-Nasirpal II. (883 v. Chr. - 859 v. Chr.). In dieser Zeit gerieten die Nachbarstaaten, mit Ausnahme Urartus, unter Assyriens Kontrolle. Diese Zeit wird als der Beginn des Neuassyrischen Reiches angesehen, mit Ninive (bibl. Nimrud) als Hauptstadt.
Aufstieg zur Großmacht
Die Expansion zur Großmacht beginnt mit Tiglat-pileser III. (745 v. Chr. - 727 v. Chr.), der Babylonien und die Levante unterwirft. Zwischen 774 v. Chr. und 734 v. Chr. wird Phönizien angegriffen und Tyros eingenommen. Der (Nord-)Staat Israel, der sich einer antiassyrischen Koalition anschließt, wird 732 verkleinert, 722 ausradiert; der (Süd-)Staat Juda unter König Achaz hingegen schließt sich 734 Tiglat-pileser III. an und bleibt über 100 Jahre assyrischer Vasall.
721 v. Chr. erobern Salmanassar V. oder Sargon II. (722 v. Chr. - 705 v. Chr.) Samaria in Palästina (Exilierung der Oberschicht, Errichtung der assyrischen Provinz Samaria) und Urartu im Norden Mesopotamiens.
Zypern gerät unter assyrischen Einfluss. König Sanherib (705 v. Chr. - 681 v. Chr.) erweitert das Einflussgebiet Assyriens und setzt in Babylonien einen Herrscher seiner Wahl ein. Um 701 v. Chr. wird Phönizien vollständig unterworfen. Zu dieser Zeit wird Ninive Hauptstadt des assyrischen Reiches.
Asarhaddon (680 v. Chr. bis 669 v. Chr.) führt Kriegszüge gegen Ägypten, das zwischen 671 v. Chr. und 651 v. Chr. unter assyrischer Herrschaft steht, bestraft das aufständische Phönizien, indem er den König von Sidon gefangen nimmt und enthaupten lässt. König Assurbanipal (668 v. Chr. bis 627 v. Chr.), Asarhaddons jüngster Sohn, war der letzte große assyrische Herrscher. Nach blutigen Aufständen in Ägypten, in deren Verlauf Theben zerstört wurde (663 v. Chr.), begann der Niedergang mit Rebellionen in Babylon (etwa 650 v. Chr.).
Der Niedergang
Assyrien verlor seine Machtposition zwischen 614 v. Chr. und 612 v. Chr. mit dem Aufstieg Babyloniens, das von den Medern unterstützt wurde. 612 v. Chr. marschieren Kyaxares, König der Meder und Nabopalassar, Statthalter von Babylonien gegen die assyrische Hauptstadt Ninive und nehmen es ein. In Folge der Niederlage wird das Reich bis zur Mittelmeerküste unter der Herrschaft Nabopalassar vereint.
Die Sprache
Das in Nordmesopotamien gesprochene Assyrisch bildet gemeinsam mit dem Babylonischen Südmesopotamiens die akkadische Sprache. Akkadisch wurde jedoch schon zur sargonischen und neubabylonischen Zeit vom Aramäisch verdrängt. Aramäer hatten sich in der Region um Mesopotamien herum angesiedelt und ihre Sprache wurde gewollt von den babylonischen und assyrischen Königen überall verbreitet. Assyrisch blieb jedoch die offizielle Sprache, in der auch die amtlichen Schriftstücke abgefasst wurden, deren Zeugnisse in Form gebrannter Tontafeln erhalten geblieben sind. Das in Keilschrift geschriebene Akkadisch nimmt schon unter den Sargoniden die Stellung ein, die Latein im mittelalterlichen Europa hatte.
Gottheiten
siehe auch: Liste der assyrischen Könige
Literatur
- Cancik-Kirschbaum, Eva: Die Assyrer, C.H. Beck, München 2003. ISBN 3-406-50828-6