Griechische Militärdiktatur

Diktatorisches Militärregime 1967 bis 1974
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Am 21. April 1967 kam es zum Putsch der faschistischen Obristen in Griechenland. Die Militärdiktatur dauerte bis 1974 an.

Vorgeschichte

Seit dem Januar 1965 wiesen alle Anzeichen auf eine ernste Krise hin, die die Beziehungen zwischen der Regierung Giorgios Papandreou und dem Königshaus verschlechtern würde. Der von seinen Freunden beeinflusste König überzeugte sich immer mehr davon, daß das Zentrum den Sturz der Monarchie einfädelte. Papandreou tat nichts, um ein Vertrauensverhältnis oder wenigstens Beziehungen zum Hof herzustellen. Nach der Entdeckung der Aspida-Verschwörung und auf Grund der Enthüllungen über die Rolle seines Sohnes Andreas in dieser Affäre wollte er selber Verteidigungsminister werden. Der Verteidigungsminister aber verweigerte den Rücktritt und der König wies seine vom Premierminister nahegelegte Entlassung verfassungswidrig zurück. Infolgedessen trat Papandreou selbst zurück.

Zwischen dem 15. Juli und den ersten Septembertagen 1965 waren Athen und alle großen griechischen Städte Schauplätze täglicher Kundgebungen für Papandreou und die Demokratie. Aber der Versuch der Demonstranten, durch die Forderung nach Neuwahlen - so wie Papandreou es verlangte - die Bildung einer königlicher Regierungen zu verhindern, war vergeblich. Schließlich gelang es der könliglichen Clique mit Hilfe einer Zermürbungstaktik, der Vergabe von Ministerposten und teilweise mit Bestechungen, genügend zentristische Abgeordnete zu "überzeugen", sodass die dritte von Überläufern gebildete Regierung im Parlament eine Mehrheit von einer Stimme erhielt. Parallel dazu arbeitete der König und die ihm treuen Generäle mit Kentnis der amerikanischen Botschaft an einer Militärdiktatur für den Fall, daß es mit demokratisch aussehenden Mitteln nicht gelingt, die Rückkehr Papandreous an die Macht zu verhindern.

Der Staatsstreich

Der Plan

Giorgios Papadopoulos hatte verstanden, dass das schnellste, wirksamste und sicherste Mittel, zur Macht zu gelangen, darin bestand, den Apparat, den sich der Staat zum Schutz gegen Subversion geschaffen hatte, für die eigenen Zwecke auszunutzen. Er wusste wie alle griechischen Offiziere von der Existenz eines Planes, des Prometheus-Planes. Ausgearbeitet gemäß den in der NATO seit 1968 festgelegten Richtlinien, wurde der Prometheus-Plan ständig dem neuesten Stand der Entwicklung angepasst.

Dank ungenügender Geheimhaltung konnte Papadopoulos seit 1963, unmittelbar nach dem Sturz der Regierung Karamanlis, die Akten des Prometheus-Planes studieren. Damals führte Panagiotis Pipinelis die Übergangsregierung. Er hatte als einziger griechischer Politiker dem Staatsstreich vom April 1967 zugestimmt, was ihm sogleich die Ernennung zum Außenminister einbrachte. Die vollständige Prometheusakte enthielt vor allem die gegliederte Übersicht der mit der Durchführung des Plans beauftrageten Abteilungen und den im Bedarfsfalle unter der alleinigen Verantwortlichkeit des Premiernministers anzuwendenden Code.

Dank der Kenntnis dieser Akte gelang es Giorgios Papadopoulos und seinen Freunden, überzeugte Anhänger ihres Planes auf verschiedene stragegische Positionen zu plazieren, was ihnen zunächst einmal gestattete, alle Änderungen des Prometheus-Planes zu erfahren, und dann, im Augenblick des Putsches, die Operationen zur Machtergreifung auszulösen, indem sie einfach die Durchführung des Planes befahlen. Zu bemerken ist, dass einige Monate vor dem Staatsstreich die Papadopulos-Freunde beim Generalstab die Vervollständigung der Liste der zu verhaftenden Personen durchgesetzt hatten, indem sie der ersten Liste eine Liste B mit den Namen der wichtigsten Führer der nichtkommunistischen Parlamentsfraktionen hinzufügten, die "neutralisiert" oder "geschützt" werden sollten.


Die Verwirrung und die Angst

Überall herrschen Verwirrung und oft Angst und Panik. In der Nacht des 21. April 1967 sind mehr als 10000 Personen von schwerbewaffneten Soldaten in Athen, Piräus und Saloniki verhaftet worden. Unter ihnen zahlreiche alte und kranke Veteranen der Partisanenkämpfe gegen die deutsche Besatzung, hunderte von Funktionären und aktiven Mitgliedern aller politischen Parteien, der Gewerkschaften, der Jugendorganisationen, der Klubs und die meisten Minister der legalen Regierung, Dutzende von Abgeordneten, mehrere hohe Verwaltungsbeamte, zahlreiche Journalisten, Rechtsanwälte, Schriftsteller und Schauspieler.

Am Ende verbreitet sich die Nachricht im schlafenden Athen. Niemand vermochte zu sagen, wer hinter dem Unternehmen stand, niemand vermochte seinen Sinn zu verstehen, seinen Umfang abzuschätzen, niemand war in der Lage zu reagieren.

Die Unmöglichkeit zu reagieren

Trotz der Brutalität der ersten repressiven Maßnahmen war es am 21. April 1967 unmöglich vorauszusehen, dass sich ein neues Regime etablieren und dass es sich um eine ausschließlich militärische und diktatorische Macht handeln würde.

Andererseits hemmt das persönliche Vorhaben König Konstantins die Reaktion der Kräfte, die die Möglichkeit haben, etwas Wirksames zu unternehmen: als er frühmorgens von den Putschisten geweckt wurde, wollte der König den Ungehorsam "seiner Armee" nicht wahrhaben. Die von den Obristen in den Räumen des Pentagon, des Sitzes des Generalstabs bei Athen, festgehaltenen Generale haben ihm übrigens geraten, nichts zu veranlassen, was die gerühmte Einheit der Armee in Frage stellen könnte.

Der erste Königliche Erlass

Gemäß Art. 91 der Verfassung bestimmen wir, König der Griechen, auf Grund der dem Land drohenden Gefahren für die öffentliche Sicherheut und Ordnung die Aufhebung des Art. 5, 6, 8, 10, 11, 12, 14, 18, 20, 95 und 97 der geltenden Verfassung für das gesamte Staatsgebiet. Der Minister des Innern wird beauftragt, vorleigenden Erlaß zu veröffentlichen und auszuführen. Gezeichnet: Konstantin, König der Griechen. Der Ministerrat: Präsident, die Mitglieder.

Die Geiseln des Regimes

Erklärung von Kollias über Radio Athen wenige Stunden nach Bildung der Putschistenregierung am 22. April 1967:

Die neue Regierung wird versuchen, die Eintracht unter den Griechen wiederherzustellen. Die Zwietracht, die die Griechen bislang trennte, und in die die schlechten Griechen das Volk geführt hatten, muss aufhören. Zur Wiederherstellung dieser Eintracht fordert die Regierung das Volk auf, ihr alle seine Unterstützung zu gewähren. Die Regierung erklärt, dass es nicht mehr Griechen der Rechten, der Mitte oder der Linken geben wird, sondern nur noch schlicht und einfach Griechen.

Die Verwirklichung dieses Programms hatte schon 24 Stunden vor der Übertragung der Rede begonnen. Mit der Auslösung des Staatsstreiches schritt die Junta zu mehr als 10000 Verhaftungen von Menschen, die schlicht und einfach Griechen waren, also den verschiedensten politischen Tendenzen angehörten.


Der zweite Königliche Erlass

Ein anonymes Kommuniqué ergänzt den "Königlichen Erlaß" und präzisiert ihn für die Praxis:

Ab sofort wird bis auf Widerruf jeder Kraftfahrzeug- und Fußgäbngerverkehr in der Stadt verboten. Jede Zivilperson, die sich auf der Straße aufhält, hat unverzüglich nach Hause zu gehen. Nach Sonnenuntergang wird auf jede in der Stadt angetroffene Person das Feuer eröffnet. Der Verkehr ist nur Ärzten und Apothekern in schweren Krankheitsfällen gestattet, und dies nur nach Erlaubnis der zuständigen Polizeibehörden.
Ab sofort werden bis auf Widerruf die Effektenbörse und der Warenmarkt geschlossen.
Ab sofort ist es bis auf Widerruf verboten, in Banken und Sparkassen Abhebungen vorzunehmen. Ab heute, dem 21. April, wird die Vorlegungsfrist für Wechsel um 10 Tage verlängert.
Ab sofort ist bis auf Widerruf der Ankauf von Pfund Sterling und aller anderen ausländischen Devisen verboten. Jeder Versuch von Händlern, Lebensmittellager anzulegen, wird als Sabotage betrachtet; Zuwiderhandelnde werden vor militäische Ausnahmegerichte gestellt.
Alle Bürger werden aufgefordert, die Polizeibehörden unverzüglich zu benachrichtigen, wenn sie von dem Versuch eines Händlers hören, ein Lebensmittellager anzulegen.
Ab sofort wird bis auf Widerruf der Unterricht in den Grund-, Ober- und Hochschulen unterbrochen.


Auf diese Weise sieht sich am 24. April 1967 jeder Grieche isoliert und hilflos einem Staatsstreich gegenüber, von dem niemand die Urheber noch den wirklichen Umfang kennt, dessen ganzer Organisation ihn aber zu jenem Zeitpunkt als das gemeinsame Werk des Königspalastes, der traditionellen Rechten, der gesamten Streitkräfte und der Amerikaner erscheinen lässt.

Ein "genialer Coup"

Einige der Männer der Papadopulos-Gruppe - an erster Stelle der Oberst Karydas - nahmen direkt an der Inszenierung dieser Intrige teil. Die Aspida-Affäre erschien jedem vernünftigen Bürger als unwahrscheinlich, erwies sich aber doch als sehr nützlich für die Junta:

Die von der Militärhierarchie mit Eifer dargestellte und unterstützte These eines antimonarchistischen Komplotts erlaubte es, König Konstantin vollends zu steuern, da er, von der gesamten Rechten bearbeitet, das demokratische Lager ohnehin schon verdächtigte, die Errichtung der Republik vorzubereiten.

Überdies geschah die Aufdeckung der falschen Verschwörung genau in dem Augenblick als Giorgios Papandreou endlich entschlosssen schien zwar nicht rechte Offiziere aus den Streitkräften zu entfernen, aber solche, die sich in den Wahlfälschungen von 1961 kompromittiert hatten, und auch bestimmte Verwaltungsbeamte, deren antidemokratischer Kampfgeist allen bekannt war. Diese von der öffentlichen Meinung seit Monaten geforderte Maßnahme hätte sofort nach der Bildung der Regierung Papandreou im Februar 1964, wenige Tage nach dem triumphalen Wahlerfolg, getroffen werden müssen. Aber der alte Führer der Zentristen hatte auf keinen Fall dem König missfallen wollen. Und als er endlich begriff, dass die maßvolle Säuberung der Armee die einzige Überlebenschance für das demokratische Lager war, hatte die Junta ihren Aktionsplan bereits vorbereitet.

Deportationen nach Jaros

Vom 26. April an, während die Verhaftungen sich fortsetzen, verlegten die Militärs die Gefangenen, Männer und Frauen, nach Jaros, auch Teufelsinsel genannt.

Jaros oder Joura ist ein großer, baumloser, von Ratten verseuchter Felsen, einige Meilen östlich des Peloponnes im Ägäischen Meer. Besondere Merkmale: Es gibt kein Wasser, über die Insel fegen ständig starke Winde, die oft sogar Hubschraubern den Zugang unmöglich machen, und noch unter dem Römischen Reich hielt man die Insel für zu unwirtlich um als Verbannungsort zu dienen.

Die Gefangenen: "Während mehrerer Tage haben wir nur Brot zu essen bekommen. Das Wasser, das uns auf Schiffen von Piräus oder Yros gebracht wird, ist fast nicht trinkbar. Wir können uns nicht waschen. Es gibt kein Abwasswersystem. Der verlassene Ort, an dem nun mit einem Mal 6500 Menschen versammelt sind, ist zum Ansteckungsherd geworden. Ursprünglich war die einzige Stelle wo man seinen Bedürfnisse verrichten konnte, das freie Feld. Dann haben wir die alten Abwasserkanäle repariert und der Schmutz fließt nun ins Meer, das dadurch stinkend und widerlich geworden ist. Jetzt können wir uns nicht mal mehr mit Hilfe des Meerwassers sauberhalten.

Über 35 Prozent der Häftlinge von Jaros - Männer und Frauen - erkrankten. Fast ein Drttel der Häftlinge war über fünfzig Jahre alt. Mehrere fanden dort den Tod.

Erklärung von Giorgios Papadopulos über Radio Luxemburg am 23. Januar 1968:

Wir haben terroristische Verbrecher von der Amnestie ausgeschlossen. Für die Gefangenen auf Jaros stellt sich diese Frage einfach deshalb nicht, weil sie weder angeklagt noch überhaupt verurteilt sind. Bei ihnen handelt es sich um hartnäckige Kommunisten, die aus Gründen vorbeugender Sicherheit inhaftiert sind.

In Wirklichkeit dienten die Massenverhaftungen in der Nacht des 21. April und der folgenden Tage verschiedenen Zwecken:

  • Die politischen und gewerkschaftlichen Apparate zu zerschlagen, um jeden Widerstand gegen den Putsch unmöglich zu machen;
  • in der Bevölkerung ein Klima des Terrors zu erzeugen;
  • über eine "Reserve" von Geiseln zu verfügen.

Verlauf und Widerstand

Vier Monate kämpfte Mikis Theodorakis als Gründer der Patriotischen Front im Untergrund gegen die Junta. Im August 1967 wurde er verhaftet, gefoltert, ins Bergdorf Zatouna verbannt, später ins Konzentrationslager Oropos überführt. In der Zeit der Diktatur schuf er neben Liederzyklen und Oratorien die Filmmusik zu "Z" von Constantin Costa-Gavras. Eine internationale Solidaritätsbewegung, geleitet von so bedeutenden Künstlern wie Dmitri Schostakowitsch, Leonard Bernstein, Arthur Miller und Harry Belafonte setzte sich für seine Freilassung ein und er wurde 1970 ins Exil nach Paris geschickt und er machte weltweite Tourneen, während denen er sich unermüdlich für die Wiederherstellung der Demokratie in Griechenland einsetzte. Dadurch wurde er überall zum hochgeachteten Symbol des Widerstandes gegen jede Diktatur. In dieser Zeit entstand u.a das Oratorium "Canto General" mit Texten von Pablo Neruda Während der Militärdiktatur (1967 - 1974) entstand im Untergrund und im Exil der Neue Griechische Film, der sich thematisch auf griechische Sozialthemen konzentrierte und ästhetisch vom experimentellen Film beeinflusste Formen bevorzugte. Der bekannteste griechische Regisseur ist Theo Angelopoulos.

Von der griechisch-christlichen Kultur zur Repression

Eine vom 25. April 1967 datierte Depesche der AFP zählt die Maßnahmen auf, die Innen- und Erziehungsministerium gemeinsam bezüglich der "Disziplin der Jugend" getroffen hatten. Nach dem Wortlaut dieser Beschlüsse müssen die jungen Männer auf anständiges Aussehen achten, sauber und gepflegt sein und vor allem kurzgeschnittene Haare tragen. Die Beatles und Beatniks, diese ausländischen Früchte des amerikanischen Halbstarkentums, werden in Griechenland nicht mehr geduldet. Die Mädchen dürfen keine kurzen Röcke mehr tragen, sondern müssen schicklich gekleidet sein. Außerdem wird allen Schülern befohlen, jeden Sonntag die Messe zu besuchen und während der Karwoche zum Abendmahl zu gehen.

Indessen wird die Universität zur Zielscheibe Nummer eins der Militärregierung. Schon zu Beginn des Schuljahres 1967/68 zeigte sich, dass die Obristen vor einer schweren Aufgabe standen; trotz aller Willkürmaßnahmen gegen die stundentischen Vereinigungen, trotz der Auflösung aller Verbände wurde Widerstand in den Vorlesungssälen und Laboratorien spürbar, die sich gegen ihre Umwandlung in Kasernen wehrten. Die Studenten boykottierten die Vorlesungen der offen mit dem Regime kollaborierenden Professoren, immer häufiger wurden Flugblätter verteilt und regierungsfeindliche Anschläge ausgehängt. Die Obristen beginnen das Problem ernst zu nehmen. Im November 1967 schreibt der Korrespondent des Figaro in Athen: Das Problem der "kriminellen Jugend" stellt sich augenblicklich in Griechenland in all seiner Schärfe, und die Militärregierung bemüht sich um eine Lösung ohne Zwangsmaßnahmen ergreifen zu müssen. Tatsächlich schätzt man die Zahl der unter der jungen Generation im letzten Trimester vorgenommenen Verhaftungen auf mehr als zweihundert. Die für schuldig gehaltenen werden hart verurteilt.

Das öffentliche Leben wird organisiert

Spontante Demonstrationen gewannen besonderns in der Provinz bei Besuchen von Regierungspersönlichkeiten Bedeutung. Die lokalen Militärbehörden, die Gendarmerie, die Popen und die Lehrer werden mobilisert - im militärischen Sinn des Wortes -, um die Leere auszufüllen die die Indifferenz des Volkes schaffen würde. Manchmal wird die Situation tragikomisch. Nachstehend der in der Zeitung Panaitolike (Westliches Griechenland) abgedruckte vollstäbdige Wortlaut der Erklärung des Bürgermeisters von Agrinion über den Empfang seiner Exzellenz des Vizekönigs (des Generals Zoitakis). Datum: 19. Februar 1969:

Der Bürgermeister von Agrinion
Auf Befehl unserer vorgesetzten Dienstbehörde geben wir die Ankunft Seiner Exzellenz des Vizekönigs auf dem Zivilflughafen vo Agrinion am Donnerstag, dem 20. Februar 1965, 10 Uhr 30, bekannt.
Anschließend wird sich Seine Exzellenz auf dem Landweg nach Jannina begeben.
Wir ordnen daher an, die gesamte Kalvionstraße zu beflaggen.
Dem Empfang haben beizuwohnen und sich für zehn Uhr auf den Flughafen zu begeben: der Bataillonskommandeur der Nationalgarde von Agrinion, der PRäsident und der Staatsanwalt des Gerichts erster Instanz, das Personal des Bürgermisteramts, der Befehlshaber der Gendarmeie von Akarnie, der Kommandant der Gendamerie von Agrinion, der Direktor der Feuerwehr, der Präsident des Gemeinderats, der Präsident der Anwaltskammer.
Ferner haben anwesend zu sein:
Alle Angestellten der Kirchen-, Gerichts-, Schul- und Zivilbehörden mit Ausnahme der zur Aufrechterhaltung des Dienstes unabkömmlichen Beamten.
Der Gemeinderat.
Die Ordensträger und Dekorierten, Die Schulen, die Vertreter der Presse und der anderen Verbände und Organisationen.

Die griechische Armee

Die griechische Armee umfaßte 160.000 Mann, davon 18.000 in der Marine und 23.000 in der Luftwaffe, darunter waren ungefähr 9.000 Offiziere.

Die Ausstattung der Streitkräfte war duch eine US-amerikanische Militärhilfe von durchschnittlich 100 Millionen Dollar im Jahr sehr gut. Seit dem Militärputsch wurden zwar die Lieferungen "schweren" Materials verzögert, aber die Obristen haben eine Staffel Starfighter F 104, alle Einzelteile, die für die Instandhaltung des in den drei Waffengattungen benutzten Materials notwendig sind, und große Mengen leichter Waffen erhalten können. Die Junta erhielt weiterhin aus Frankreich vier mit Raketen bestückte Küstenwachboote, bestellten in Deutschland zwei U-Boote, und im Sommer 1969 verhandelte die Diktatur über den Kauf von AMX-30-Panzern zur Ausrüstung der zweiten Panzerdivision, da das amerikanische Material von Italien festgehalten wurde in der Absicht, "Druck auf die Junta auszuüben".

Eine Presse mit doppeltem Maulkorb

Am 29. April 1967 hatte man den Zensurmechanismus festgelegt; die Zeitungsreadaktionen erhielten ein "allegemeines Instruktionsmerkblatt" das aufzählte, was nicht veröffentlicht werden durfte. Diese Liste enthielt zehn Punkte. Hier der letzte:

Allgemein verboten ist die Veröffentlichung alles dessen, was nach Meinung der Pressekontrollabteilung dem Wirken der nationalen Regierung abträglich ist.

Als Informationsquelle durften die Redakteure nur die Athener Nachrichtenagentur heranziehen. Die Auswertung der Nachrichten anderer Agenturen war ihnen untersagt. Die Athener Agentur aber war ein von der Diktatur vollständigt kontrolliertes Staatsunternehmen, dessen Texte, so der Bericht des IPI, von den Abteilungen des Unterstaatssekretariats für das Pressewesen verfasst und allen Zeitungen diktiert wurden. Manchmal mußten diese Agenturtexte sogar als von der Redaktion verfaßt hingestellt werden.

Der Terror außerhalb des Landes

Die Junta versuchte auf zwei Weisen, das bedeutende "freie Griechenland", das die Griechen der Diaspora darstellten, zum Schweigen zu bringen: direkt - durch ihre Einsatzgruppen, die offiziellen Dienste und durch die Agenten des Geheimdienstes KYP - und indirekt - mit Hilfe gefälliger ausländischer Behörden. In erster Linie ging es ihnen dabei um Arbeiter, Studenten, Intellektuelle, Journalisten und Politiker: Männer und Frauen der Nachkriegsemigration und Flüchtlignge. Die "Alten", die Vorkriegsemigranten, interessieren die Obristen weniger. Im allgemeinen indifferent und schlecht informiert, nehmen sie kaum am Kampf der demokratischen Organisationtn teil...

Folterungen

Man schätzt die Zahl der Folterer auf ungefähr 200: Polizeibeamte, Offiziere der Polizei und der Gendarmerie, Chargierte, die seit April 1967 aktiv an der physischen Peinigung der politischen Gefangenen teilnahmen. Das dritte Armeekoprs von Saloniki war die Domäne des Folterknechtes Kourkoulakos, der gleichzeitig zum Nachrichtendienst von Kalamria gehörte. Andere Folterexperten des 3. Amreekorps waren Karamitsos, Mitromaras und Tetradakos.

Die Athener Region hatte zweifellos die größte Zahl von Folterspezialisten und Folterzentren, wenn man alle Polizeibüros, Krankenhäuser, Militärlager, Gefängnisse berücksichtigt. Das Hauptzentrum aller Unterdrückung war die Allgemeine Sicherheitspolizei in der Bouboulinasstraße 21, die bis Juli 1969 unter der Leitung von Papaspyropulos stand und deren Oberinspektor, Basli Lambrou, bis zum Schluss der Diktatur im Amt blieb. Unter seinem Befehl standen eine Unmenge von Inspektoren, Polizeioffizieren, Unteroffizieren und Agenten.

Hauptmann Basil Lambrou

Haputmann Basil Lambrou scheute weder Zeit noch Mühe. Wenn eine nächtliche Verhaftung vorgesehen war, machte er sich auf den Weg, meistens in Begleitung seiner Gehilfen Mallios und Karapanagiotis. Oder wenn beschlossen worden war, eine "Fahrt ins Gebirge" zu unternehmen, also das Verhör unter freiem Himmel durchzuführen, fand man den Hauptmann Lambrou trotzdem vom frühen Morgen an in seinem Büro vor. Das hinderte ihn keineswegs, mehrmals am Tag auf den "Dachgarten" zu gehen, wo sich der "Schuppen" und die "Bank" befanden.

Im Verlauf ihrer Untersuchung wollten die von der europäischen Kommission für Menschenrechte Beauftragten (im Folgenden "Unterkommission" genannt) Polizisten und Militärs anhören, die von den gefolterten Häftlingen am häufigsten genannt wurden. Die meisten von ihnen gaben Erklärungen ab, die die Sache der Obristen in verheerender Weise bloßstellte: sie verloren die Selbstbeherrschung, beschimpften die politischen Gefangenen, behaupteten, dass dieser oder jener Häftling nichts als ein dreckiger Simulant sei, der auf Befehl der Kommunistischen Partei handle und sich selbst verstümmelt habe um den Anschein zu erwecken, dass die "ehrenhaften griechischen Polizisten" Wilde seien. Aber in Hauptmann Basil Lambrou hatten die Mitglieder dieser Kommission einen anderen Mann vor sich. Elegant, höflich, lächelnd, Nerven und Gefühle beherrschend, eloquent, ohne Fachausdrücke zu benutzen, war er der vollkommene Schauspieler. Er hatte versucht, eine "plausible" Erklärung glaubwürdig zu machen: dass nämlich unvermeindliche Fehler in der Polizei eines jeden Landes vorkommen und er wies dabei noch auf die "besonderen Umstände" in Griechenland hin.

Die Techniken

Physische Folter

Die "Falanga"

Der Gefangene wird auf eine Bank gebunden und seine Fußsohlen werden mit einem Stock, einem Metallrohr oder einem Draht geschlagen. Dauer der Behandlung: Fünfzehn Minuten bis zu vier Stunden. Die Anwendung dieser verschiedenen Mittel verursacht auf den Fußsohlen Wunden die selbst in vier Monaten nicht vernarben. Wenn vermieden werden soll dass die Falanga Spuren hinterlässt, benutzte man "lange, dünne Sandsäcke". In beiden Fällen jedoch, gleich ob bei hartem Material oder Sandsäcken, besteht die Gefahr, dass der Mittelfuß gebrochen wird und der Gefangene zeitlebens hinkt.

Seelische Folter

  • Der Gefangene wird in eine Zelle gelegt, die unmittelbar an eine Zelle grenzt, in welcher gefoltert wird. Die Schreie der Opfer führen zu Nervenzusammenbrüchen.

Beendigung

Karamanlis und seine Regierung sorgen innerhalb eines Jahres für freie Wahlen, eine neue Verfassung und die Verhaftung der Junta-Offiziere. Die führenden Köpfe des Militärregimes werden im Sommer 1975 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Ihre Strafen werden zu lebenslanger Haft umgewandelt.


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Filme