Philipp Soldan (* 1500 in Frankenberg (Eder); † nach 1569) war ein hessischer spätgotischer Steinmetz, Holzschnitzer, Formschneider für Eisengussplatten, Baumeister und Maler.

Leben
Er wuchs in Frankenberg auf, arbeitete vorerst in Frankenberg und kehrte immer wieder zeitweise nach Frankenberg zurück. Philipp Soldan war ausschließlich in Hessen künstlerisch tätig. Als Künstler wurde er angeregt von Albrecht Dürer, Hans Sebald Beham, Peter Flötner, Lucas Cranach und Heinrich Aldegrever, deren Werke er zumindest durch Reproduktionen kannte. Er blieb unbeeinflusst vom gotischen Stil des älteren, ihm nahe stehenden gotischen Künstler Ludwig Juppe und nahm den für seine Zeit neuen Stilgedanken der Renaissance auf. Philipp Soldans Werk steht am stilistischen Übergang von der Gotik zu Renaissance. Sein Künstlerisches Selbstbewusstsein wird ausgedrückt durch sein monogrammieren oder signieren verschiedenster Arbeiten. Beispielsweise bei der Eisengussplatte mit der Gleichnisdarstellung des Reichen Mannes und Lazarus in Bingen am Rhein in der Martinskirche. Philips Soldan Formeschnider zum Frankenberg. Eine Arbeit gleichen Themas im Burgmuseum Altena i. W. signierte er mit Philips Soldan Formesc… in Hess.
Erstmals wurde Philipp Soldan urkundlich 1542 in einer Baurechnung der Stadt Marburg (Lahn) erwähnt, in der es wie folgt heißt: „Item Meister philipps Soldan hait den yesern ofen gesetzt und gewehrt vermoge des gedungts und mit ysern done angestrichen. Ime geben einen thailer“…. Einzig erhaltene Bronzeskulptur ist das 1550 gegossene Grabmal der Landgräfin Christine von Hessen in der Martinskirche in Kassel.
1556 wurde er in den Rechnungen der Eisenhütten des Klosters Haina an Lipsen zum Frenkenpergk erwähnt: 7 fl.4 alb. für das bildwerk vom jungsten gericht geschnitten und sonsten von zwei Bilde eins genannt Julius Cesar, das ander Carolus Magnus. Philipp Soldan belieferte zudem die hessischen Eisenhütten mit seinen kraftvollen Holzmodeln. Diese Holzformen, die vom Formschneider geschnitzt wurden, waren Ausgangspunkt für den Eisenguss. Er gestaltete hiermit auch die Vorlagen für kunstvoll gegossene gusseiserene Eisenplatten. Als Steinmetz in Kloster Haina war er zunächst an Auftragsarbeiten gebunden und fertigte darüber hinaus Portale, Wappen und Grabplatten. So wird ihm die Gestaltung des Sieben-Stationen-Kreuzweg in der Stadtkirche St. Marien (Homberg) zugeschrieben. Als Holzschneider gestaltete er Figuren und Balkenköpfe. Malerische Werke gibt es nur im Kreisheimatmuseum zu Frankenberg. Nach 1569 war er durch sein Schaffen nicht mehr nachweisbar und ist vermutlich kurz danach verstorben.
Seine Schüler waren u.a. Heinrich Bunsen, Jost Luppolt von Treysa, Conrad Luckeln und Jost Schilling.
Genealogie
Philipp war Sohn von Johann Solde/Soldan. Johann studierte 1473 in Erfurt, war 1487 Bürger und 1490 Schöffe, 1492 Weinmeister, 1495 Baumeister und Bürgermeister zu Frankenberg. Seit 1492 war er landgräflicher Rentmeister für das Amt Frankenberg und er war 1514 verstorben.
Johann Solde war Sohn von Heinrich Solde/Soldan. Er erscheint 1451-1480 als Bürgermeister in Frankenberg. Er ist der älteste Vorfahr der Familie Solde/Soldan.
Ditmar Solden, Ratsherr der Neustadt Korbach, urk. 1303, 1311 und 1315, und Konrad/Konkel Solden, 1391 Bürger zu Wetter sind möglich Vorfahren, aber nicht beweisbar.
Wappen
Der Rentmeister Johann Soldan siegelte 1507 mit einer Hausmarke. Dieser Hausmarke wurde auch verwendet von sein Sohn Philipp. Das Wappen mit den Buchstaben P S ist zu finden auf der Ofenplatte 'Belagerung von Bethulia'.
Werke
Holz
(Fotografie von Ludwig Bickell, 1891)
(Fotografie von Ludwig Bickell, 1891)
- Frankenberger Rathaus, je eine Figurengruppe an der Süd, Nord- und Westseite
- Archiv der Marienkirche 33 Balkenköpfe 1529
- Ratsherrenbank aus Frankenberg, 1562, Hessisches Landesmuseum Kassel
- Zwei Balkenkopfbänder, 1562, Hessisches Landesmuseum Kassel
- Balkenkopf aus Frankenberg, Museum des hessischen Geschichtsvereins Marburg an der Lahn
- Portal am Treppenturm im Hof, Marburger Schloss
Stein
- Philippsstein in Kloster Haina, 1542
- Grabstein Hauptmann Heinz von Lüder aus Ziegenhain, Vorsteher des Hospitals, in Kloster Haina, 1559
- Gedenkstein für Heinz von Lüder in Kloster Merxhausen
- Gedenkstein für Spitalvogt Hermann Binzinger in Kloster Merxhausen
- Portaltympanon am Treppenturm in Rauschenberg, 1566 (zugeschrieben)
- Wappen, Figürchen, Drachensteine, Bildnismedaillons am Aussenportal des Schlosses Rommershausen der Herren von Schwetzell in Rommershausen in Hessen, 1549
- Wappenstein der Familie Rinck in Schloss Rommershausen, 1539
- Grabstein der Margaris mit dem Wappen der Familie Rinck in Rommershausen (zugeschrieben)
- Portalwappen an der Vorburg (zugeschrieben)
- Grabstein der Agnes von Görz (zugeschrieben)
- Dominikanerkirche Grabstein der Margret von Holzheim (zugeschrieben)
- Wappenstein und Ziegenbock über dem Portal des Schlosses Ziegenhain (zugeschrieben)
- Gedenkstein an der Schauseite des Schlosses Ziegenhain (zugeschrieben)
- Gedenktafel im Flur des Schlosses Ziegenhain (zugeschrieben)
Bronze
- Grabmal der Landgräfin Christine von Hessen in der Martinskirche in Kassel 1550
Malerei
- zwei Totenschilde, für Volpert von Dersch und seiner Frau Maria von Breitenbach zu Breitenstein im Kreisheimatmuseum in Frankenberg
Eisengüsse nach signierten Modeln
- Wien Altena
- Bingen am Rhein Martinskirche 1542
- Bordeaux Privatbesitz 1558
- Schloss Eisenbach in Hessen 1550 ?
- Gusseiserne Platten in Schloss Riede von 1574 (postum ?)
- Gusseiserne Ofenplatte, Anbetung der Hlg. Drei Könige, Ausguss einer ca. um 1575 geschaffenen Form und deren Erweiterung um zwei Figuren von Soldans Schüler Heinrich Bunsen, Kunstgewerbemuseum Berlin, Inv. Nr. AE 310, zwischen 1930 und 1939 im Deutschen Museum Berlin (heute Nordflügel Pergamonmuseum) ausgestellt, seit 2007 im Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick
- Gusseiserne Ofenplatte, Heimkehr des verlorenen Sohnes, Hütten des Klosters Haina, um 1550, Historisches Museum Basel, Inv. Nr. 1930.137.
Literatur
- Albrecht Kippenberger: Philipp Soldan zum Frankenberg. Ein Hessischer Bildhauer des 16ten Jahrhunderts. Meister der Ofenplatten. Wetzlar, Druck und Verlag der Scharfes Druckereien K.G., 1926
- Fritz Gysin: Katalog der eisernen Ofenplatten im Historischen Museum in Basel. In: Oberrheinische Kunst. Jahrbuch der Oberrheinischen Museen. Jahrgang V. Freiburg i. Br. 1932, S. 219-230, Kat. Nr. 11, Abb. 5
- Heinz Brandt (Bearb.): Philipp Soldan von Frankenberg, Ein hessischer Künstler des 16. Jh., Korbach 1984
- Helmut Nicolai: Waldeckische Wappen, Teil 3, Arolsen 1991, S. 583.
- Karl E. Demandt, Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter, Marburg 1981, Zweiter Teil, S. 824.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Soldan, Philipp |
KURZBESCHREIBUNG | hessischer Bildhauer, Holzschneider, Maler und Formschneider |
GEBURTSDATUM | 1500 |
GEBURTSORT | Frankenberg (Eder) |
STERBEDATUM | 1569 oder 1570 |