Kriegsverdienstkreuz (1939)

deutsche Kriegsauszeichnung im Zweiten Weltkrieg für Zivilisten in mehreren Klassen (1939-1945)
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Das Kriegsverdienstkreuz (1939) (eigentl. Orden des Kriegsverdienstkreuzes) war eine deutsche Militärauszeichnung (offiziell: Kriegsorden) im Zweiten Weltkrieg und wurde durch Verordnung vom 18. Oktober 1939 durch Adolf Hitler gestiftet. Er war für Leistungen vorgesehen, die mit dem Zweiten Weltkrieg in Beziehung standen, aber entweder nicht unmittelbar mit Kampfhandlungen zu tun hatten oder für die eine Verleihung des Eisernen Kreuzes nicht in Frage kam.

Hintergrund zur Schaffung dieser Auszeichnung

Im Laufe des Ersten Weltkrieges 1914 - 1918, fehlte eine einheitliche Auszeichnung, mit welcher Verdienste in der Heimat oder im rückwärtigen Fronteinsatz gewürdigt werden konnten. Zwar wurde das Problem erkannt und in einzelnen Fällen auch das Eiserne Kreuz II. Klasse am weißen Bande (sog. "Schieberkreuz") verliehen, aber befriedigen konnte diese Lösung nicht. Hinzukamen noch diverse Auszeichnungen für Kriegsverdienste der einzelnen deutschen Staaten, die letztendlich zu einer unübersichtlichen Anzahl von Auszeichnungen führte.

1939 kam es im Zuge der Gleichschaltung im Deutschen Reich auch zum Wegfall des Auszeichnungswesens durch die einzelnen Reichsländer. Ihnen wurde durch Vereinheitlichung des Ordenswesens von Staatsseite her das Recht abgesprochen, eigene Orden herzustellen und zu verleihen.

Stiftungsinhalt

Die ursprüngliche Stiftung sah nur das KVK I. und II. Klasse mit und ohne Schwertern vor, kam aber vor 1940 nicht zur Anwendung. Damit sollte eine Differenzierung zwischen den Verdiensten an der Heimatfront (ohne Schwerter) und dem rückwärtigen Frontgebiet (mit Schwertern) erreicht werden. Die Stiftungsverordnung besagte dazu, dass das KVK:

  • mit Schwertern verliehen wird:

"...für besondere Verdienste bei Einsatz unter feindlicher Waffenwirkung oder für besondere Verdienste in der militärischen Kriegsführung." (ohne die für das EK ausschlaggebende "Tapferkeit vor dem Feind")

  • ohne Schwerter verliehen wird:

"...für besondere Verdienste bei der Durchführung von sonstigen Kriegsaufgaben, bei denen ein Einsatz unter feindlicher Waffenwirkung nicht vorlag."

Wer eine Auszeichnung ohne Schwerter erhalten hatte, konnte später auch mit dem KVK mit Schwertern ausgezeichnet werden, nicht jedoch umgekehrt. Ein bereits verliehenes EK schloss die Verleihung der entsprechenden Klasse des KVK aus; wurde ein EK nach einem bereits verliehenen KVK verliehen, war das KVK abzulegen.[1] Die Stufen ohne Schwerter nahmen faktisch die Stellung des Eisernen Kreuzes am weißen Bande („Schieberkreuz“) ein, das 1813–1815, 1870/71 und 1914–1918 in diesen Fällen an Zivilisten verliehen worden war.

1940 wurde das KVK auf vier Stufen erweitert, die Verleihung des Ritterkreuzes behielt sich Hitler persönlich vor. Die unterste Stufe, die Kriegsverdienstmedaille, war nicht zur Verleihung an Soldaten vorgesehen, weswegen sie nur „ohne Schwerter“ gestiftet wurde. Die übrigen Stufen konnten sowohl mit als auch ohne Schwerter an Soldaten und Zivilisten verliehen werden.[2]

Klassen

Gemäß der Verordnung über die Stiftung des Kriegsverdienstkreuzes wurde dieses für Anerkennung für „besondere Verdienste“ verliehen, die nicht die Voraussetzungen des Eisernen Kreuzes erfüllten. Faktisch war also das KVK der Orden, der für Verdienste im rückwärtigen Frontgebiet oder in der Heimat verliehen wurde, während das EK für Verdienste bei unmittelbaren Kampfhandlungen reserviert war. Das Kriegsverdienstkreuz aller Klassen konnte an sämtliche Dienstgrade von Wehrmacht und SS, aber auch an Zivilisten verliehen werden. Es umfasste dabei folgende Stufen:

  1. Kriegsverdienstmedaille
  2. Kriegsverdienstkreuz II. Klasse
  3. Kriegsverdienstkreuz I. Klasse
  4. Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes (ab 1940)
  5. Goldenes Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes (ab 1945)


Kriegsverdienstkreuz (1939)
Abteilung "ohne Schwerter"
 
Medaille zum KVK mit dazugehöriger Bandspange
 
KVK II. Klasse mit dazugehöriger Bandspange
 
KVK I. Klasse in der 57er Version
 
Ritterkreuz des KVK (Replikat)
 
Goldenes Ritterkreuz des KVK (Replikat)
Abteilung "mit Schwertern"
 
KVK II. Klasse mit dazugehöriger Bandspange (falsche Farbe!)
 
KVK I. Klasse in der 57er Version
Datei:RK KVK mit Schwerter.jpg
Ritterkreuz des KVK (Replikat)
 
Goldenes Ritterkreuz des KVK (Replikat)

Aussehen

Die runde, aus Bronze gefertigte Kriegsverdienstmedaille zeigt ein eingeprägtes achtspitziges Malteserkreuz. In dessen Mitte befindet sich ein auf den Kopf stehendes kleines Hakenkreuz. Auf der Rückseite ist die Aufschrift Für Kriegsverdienste 1939 zu sehen.

Die Kriegsverdienstkreuze sind der Form nach ein Malteserkreuz mit rundem Mittelschild, auf deren Vorderseite ein Hakenkreuz mit Eichenlaubumrandung zu sehen ist. Auf der Rückseite steht die Jahreszahl 1939. Das KVK II. Klasse ist bronzen gehalten und wurde am Band an der Ordensschnalle oder im Knopfloch getragen.[3] Die I. Klasse war matt versilbert und als Steckkreuz auf der linken Brustseite getragen worden.

Das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes ist versilbert (bzw. vergoldet) und etwas größer als das Kriegsverdienstkreuz I./II. Klasse. Es wurde an einem breiten Band als Halsorden getragen.

Ordensband

Das Band des KVK II. Klasse sowie das des Ritterkreuzes des KVK hatte in Längsrichtung die Farbfolge Rot-Weiß-Schwarz-Weiß-Rot, also die Farben des Deutschen Reiches, ähnlich wie das Eiserne Kreuz von 1939, bei dem die Farbfolge aber Schwarz-Weiß-Rot-Weiß-Schwarz war.

Trageweise

Die Medaille zum Kriegsverdienstkreuz wurde wie das KVK II. Klasse am Band selbst nur am Verleihungstag getragen. Danach wurde wie beim Eisernen Kreuz II. Klasse das Ordensband mit dem 2. Knopfloch der Uniformjacke vernäht oder als Bandschnalle über der linken Brusttasche getragen. Zu beachte war dabei, dass das KVK II. Klasse mit Schwertern am Knopfloch nur ohne Schwerter getragen werden durfte. Inhaber des Kriegsverdienstkreuzes der I. Klasse trugen ihr Steckkreuz stets an der linken Brusttasche der Uniform. Die Ritterkreuze zum Kriegsverdienstkreuz wurden wie das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes stets als Halsbandorden sichtbar getragen. Bei der Verleihung einer höheren Klasse war die jeweils niedrigere abzulegen, auch durften nicht die beiden gleichwertigen Klassen von EK und KVK gleichzeitig getragen werden.

Auf dem Bild von Gottlob Berger sind zwei Tragefehler zu erkennen. Zum Einen trägt Berger das KVK I. Klasse unter dem höher eingestuften Eisernen Kreuz I. Klasse, welches nicht statthaft ist. Zum Zweiten hätte Berger das KVK I. Klasse nach Verleihung des Ritterkreuzes zum KVK, also einer höheren Stufe, ablegen müssen. Solche Tragefehler waren aufgrund der nicht eindeutigen Stiftungsverordnung an der Tagesordnung. Die Verwirrung über die Trageweise des KVK ging sogar soweit, dass die verschiedenen Wehrmachtsteile (Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe) eigene Verfügungen erlassen mussten, um den "Wildwuchs" bei der Trageweise des KVK zu regeln.[4]

Verleihungszahlen und Verleihungspraxis

 
Verleihungsurkunde zum KVK II. Klasse mit Schwertern
 
Auszeichnung des KVK auch an Hitlerjungen der HJ

Das KVK wurde mit Verleihungsurkunde in einer Schatulle, für die unteren Klassen einfach mit einer Papiertüte verliehen. Die Medaille zum KVK sowie das KVK II. Klasse waren Massenauszeichnungen, die Verleihunszahlen für alle Klassen betrugen:

  • Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ca. 2.700.000mal
  • Kriegsverdienstkreuz I. Klasse ca. 140.000mal
  • Ritterkreuz des KVK ca. 230mal (davon 140mal ohne Schwerter)
  • Das Goldene Ritterkreuz des KVK genau zweimal
    • an Franz Hahne im Jahre 1945 (Obermeister in der Firma Rheinmetall-Altmärkische Kettenwerke)
    • an Karl-Otto Saur (Hauptdienststellenleiter und Amtschef im Reichsministerium für Rüstung) (nach anderen Quellen war die Verleihung nur vorgeschlagen, konnte aber wegen des Kriegsendes nicht mehr durchgeführt werden).

Die Verleihungszahlen sind jedoch als ungenau anzusehen, da das KVK in einer unbekannten Anzahl auch in Spanien produziert worden ist. Erstmalig ist das KVK II. Klasse ohne Schwerter am 01. Mai 1940 an Dr. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach anlässlich seines 70. Geburtstag verliehen worden. Die älteste Inhaberin eines KVK war die Stellvertretende Reichs-Innungsmeisterin des Wäsche-Schneider-Handwerks, welche das KVK im Alter von fast 80 Jahren 1944 überreicht bekam. Ein 10-jähriger Pimpf, und damit wohl jüngster Träger eines KVK II. Klasse mit Schwertern, erhielt seine Auszeichnung für "tapferes Verhalten im Bombenkrieg" auf Dortmund 1943. Erwähneswert ist, dass trotz aller Versuche des Staates, eine ordnungsgemäße und vollständige Verleihungsliste zu führen, dies in der Praxis nicht umgesetzt werden konnte. Zeitweise wurde das KVK "mit vollen Händen" überreicht. So z.B. verteilte Joseph Goebbels bei einer Besichtigung der Schäden durch einen Bombenangriff auf Berlin das KVK mit Schwertern an eine unbekannte Anzahl von Helfern, die mit Aufräumarbeiten beschäftig waren. Ferner konnte das KVK auch an ausländische Freiwillige, Angestellte bzw. Arbeiter der Wehrmacht, in Rüstungsbetrieben an dessen Angestellte und auch Krankenschwestern verliehen werden. Ebenso waren verleihungswürdig: Politische Leiter der SA, SS und des NSKK.

Kollektive Auszeichnung

Ergänzend ist zu bemerken, dass ganze Betriebe durch eine besondere Form des Kriegsverdienstkreuzes ausgezeichnet werden konnten. Es handelt sich hierbei um „Das Kriegsverdienstkreuz auf Fahnen“. Anfang Mai 1942 wurde erstmals 19 Betrieben für ihre vorbildliche Leistung der Betriebsgemeinschaft in der deutschen Kriegserzeugung die Auszeichnung „Kriegs-Musterbetrieb“ verliehen. Den Betrieben wurde eine Urkunde ausgestellt und das Recht zugesprochen, in der Fahne der DAF das Kriegsverdienstkreuz (ohne Schwerter) zu führen.

Die Auszeichnung „Musterbetrieb“ war gestaffelt:

  • Erste Anerkennung,
  • Zweite Anerkennung bei Steigerung von Qualität und Quantität,
  • Silberne Fahne der Deutschen Arbeitsfront mit dem Kriegsverdienstkreuz und
  • Goldene Fahne der Deutschen Arbeitsfront mit dem Kriegsverdienstkreuz.

Sonstiges

Laut Gesetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen vom 26. Juli 1957 ist das Tragen der Auszeichnung in der Version des Dritten Reiches in der Bundesrepublik Deutschland nur ohne nationalsozialistische Embleme gestattet. Statt des Hakenkreuzes ist auf der Auszeichnung das Stiftungsjahr 1939 zu sehen. Die Rückseite bleibt dagegen leer.

Literatur

  • Kurt-Gerhard Klietmann: Auszeichnungen des Deutschen Reiches. 1936–1945. 11. Auflage. Motorbuch, Stuttgart 2004, ISBN 3-87943-689-4.
  • Kurt-Gerhard Klietmann: Pour le mérite und Tapferkeitsmedaille. Die Ordens-Sammlung, Berlin 1966.
  • Jörg Nimmergut: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. Band 4. München 2003.
  • Dieter Pohl: Orden für Massenmord. In: Die Zeit. Nr. 24 vom 5. Juni 2008, S. 92.

Einzelnachweise

  1. http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Orden/kvk.html Verordnung zur Stiftung des KVK
  2. Vgl. den historischen Originaltext zur Bilderklärung hier
  3. Es sind auch originale Exemplare in silber bekannt, vgl. hier
  4. So erließ das OKH am 10. August 1940 eine Verfügung über die korrekte Trageweise, im Anschluss die Kriegsmarine am 22. Februar 1941 und schließlich sah sich sogar der Reichsminister des Innern, Wilhelm Frick am 19. November 1941 veranlasst, ein Rundschreiben über die Trageweise des KVK im Zivilbereich zu veröffentlichen.

Siehe auch