Van Morrison

nordirischer Musiker, Sänger und Komponist
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Van Morrison (* 31. August 1945 in Belfast; eigentlich George Ivan Morrison) ist ein nordirischer Musiker, Sänger und Komponist.

Van Morrison (2007)

Die Anfänge

Van Morrison hatte schon in seiner Kindheit nur ein Ziel: Er wollte Musiker werden. Sein Vater war ein begeisterter Sammler alter Jazz- und Bluesplatten, die Van schon früh beeinflussten. Schon im Alter von sechs Jahren ging er mit seinem Vater in Plattenläden und hörte die Musik von Mahalia Jackson, Fats Domino, Muddy Waters, John Lee Hooker, Ray Charles und vielen anderen. Mit seiner Mutter besuchte er häufig Kirchen, in denen Gospelmusik gespielt wurde, was Morrison ebenfalls schon früh beeinflusste. Mit zwölf Jahren gehörte er bereits der Band Deannie Sands And The Javelins an. Zu Beginn der 1960er Jahre spielte er in der Band The Monarchs Saxophon und Mundharmonika und absolvierte noch als Teenager Tourneen in der Bundesrepublik Deutschland und Schottland.

Die 1960er-Jahre

1964 wurde Van Morrison Frontmann der Rockband Them, die eine Reihe von Hits hatte, u.a. Gloria, Here Comes the Night und It’s All Over Now, Baby Blue, einer Coverversion der Bob-Dylan-Komposition. Nachdem er bei Them ausgeschieden war, bot ihm der Musikproduzent Bert Berns aus New York einen Vertrag für eine Solokarriere an. Mit Studiomusikern nahm Morrison 1967 ein Album auf, das mit Brown-Eyed Girl einen Hit enthielt. Als jedoch Berns unvermittelt an einem Herzinfarkt starb, musste Morrison die Plattenfirma wechseln. Später erhob er schwere Vorwürfe gegen Berns und klagte noch 25 Jahre später über die „Haie“ des Musikbusiness. Bis zum Album des Jahres 2005, Magic Time, ist dies ein Standardthema vieler seiner Songs geblieben. Innerhalb von drei Tagen nahm er 1968 mit Jazzmusikern ein ungewöhnliches Album auf: Astral Weeks. Es entstand eine bis dahin noch kaum gehörte Fusion von Folk, Blues und Jazz. Dieses Album verkaufte sich damals eher mäßig, gilt aber als eines der wichtigsten Alben von Morrison. Auf der nachfolgenden Platte ist mit dem Titelsong ein Klassiker enthalten: Moondance. Über drei Jahrzehnte hinweg hat Van Morrison diesen Song in zahlreichen Konzerten gespielt und ihn immer wieder neu arrangiert.

1967 heiratete er die Schauspielerin (und Ex-Model) Janet Planet (aka Janet Rigsbee, heute Janet Morrison Minto), mit der er die 1970 geborene Tochter Shana hat (ebenfalls Sängerin/Songwriterin). 1973 wurde die Ehe geschieden.

Die 1970er-Jahre

Van Morrison konnte mit Domino vom Album His Band and the Street Choir mittlere Hitparadenplätze verbuchen. Inzwischen hatte er sich mit seiner Familie in Woodstock, New York, angesiedelt, angeblich um Bob Dylan nahe zu sein, der jedoch Distanz zu Morrison hielt. Die ländliche Atmosphäre schlug sich im Country-orientierten Album Tupelo Honey nieder. Auf Hard Nose the Highway setzte Morrison erstmals das so genannte Caledonia Soul Orchestra ein, eine Rockgruppe mit Streicherbegleitung, das 1973 eine erfolgreiche Tournee durch die USA und Europa absolvierte. Ein Konzert aus dem Londoner Rainbow Theatre wurde zum ersten Mal in der Rockgeschichte simultan im Fernsehen und im Radio übertragen; Teile davon finden sich auf dem Konzertalbum It's Too Late to Stop Now. Es wurden nur minimale Eingriffe vorgenommen und nichts im Studio nachgebessert oder verändert, wie es bei vielen anderen Künstlern üblich ist. Nach einem längeren Aufenthalt in den USA kehrte Van Morrison in seine Heimat Irland zurück, was sich auf der Platte Veedon Fleece bemerkbar machte. Hier dominiert eine keltisch-irische Stimmung.

Van Morrison fühlte sich ausgebrannt und machte drei Jahre lang Pause, unterbrochen nur von wenigen Auftritten. So beteiligte er sich 1976 am Abschiedskonzert von The Band im Winterland Ballroom San Francisco durch einen Auftritt, der im Konzertfilm The Last Waltz festgehalten wurde. Dort kam er in Kontakt mit Dr. John alias Mac Rebennack und nahm mit ihm A Period of Transition auf. Diese Platte stieß jedoch auf wenig Resonanz. Auch das nächste Werk, Wavelength, wurde von der Kritik sehr unterschiedlich beurteilt. Der Titel Kingdom hall auf diesem Album verweist auf die Zugehörigkeit seiner Mutter zu den Zeugen Jehovas, deren Versammlungssäle „Königreichssaal“ genannt werden. Zum Ende des Jahrzehnts erschien dann Into the Music, wieder geprägt von einer irischen Stimmung. Die beiden Songs Bright Side of the Road und Full Force Gale mit ihren religiösen Texten eröffneten die Phase des christlichen Spiritualismus, der Morrison über ein Jahrzehnt lang immer wieder beschäftigen sollte.

Die 1980er-Jahre

Den großen Erfolg von Into the Music konnte Morrison mit dem experimentellen Album Common One nicht wiederholen. Ursprünglich waren die beiden Alben als Doppelalbum geplant gewesen.

Mit Beautiful Vision knüpfte Van Morrison wieder eher an seine frühen Werke an und wurde allgemein von der Kritik gelobt. Die Songs Vanlose Stairway, Northern Muse (Solid Ground) und Cleaning Windows daraus gehörten in den folgenden Jahrzehnten zu den meistgespielten Stücken in seinen Konzerten. Ein Konzertauftritt in der Fernsehsendung Rockpalast am 4. April 1982, der vom WDR im Fernsehen und im Radio gleichzeitig aus der Gruga-Halle Essen übertragen wurde, steigerte Van Morrisons Bekanntheitsgrad in Europa.

Die Stimmung von Beautiful Vision nahm Morrison auf der Platte Inarticulate Speech of the Heart wieder auf. Für Verwirrung sorgte die Widmung der Platte an L. Ron Hubbard, den Begründer der Scientology-Sekte. Verhaltener präsentierte sich A Sense of Wonder. Dieses Album war wieder mehr irisch-keltisch orientiert. So enthält es zwei Stücke, die von der Folkrockband Moving Hearts gespielt werden. Daneben enthält die Platte mit Let the Slave einen Song, in dem Van Morrison das Gedicht The Price of Experience von William Blake rezitierte. Dann folgte eine Platte, die zu den beliebtesten seiner Fans gehört: No Guru, No Method, No Teacher. Nach dem Erscheinen dieser Platte trat Van Morrison auch mit Big Bands auf, so mit der Denmark Radio Big Band, der BBC Big Band und schließlich auf dem Montreux Jazz Festival 1989 mit dem Dallas Jazz Orchestra. Manche dieser Konzerte fanden ein sehr positives Echo, während bei anderen die eher statischen Arrangements bemängelt wurden.

Nach der Platte Poetic Champions Compose folgte 1988 eine erfolgreiche Kooperation mit der irischen Folkband The Chieftains, mit denen Van Morrison eine Fernsehshow aufgezeichnet hatte. Man beschloss, ein Album mit irischen Traditionals aufzunehmen (Irish Heartbeat, auf der auch zwei Morrison-Kompositionen in einem traditionellen Arrangement zu hören sind) und auf Tournee zu gehen. Gegen Ende einer Konzertreise durch Europa kam es jedoch zu so starken Spannungen zwischen den Musikern, dass das Projekt aufgegeben wurde. Der Kontakt blieb trotzdem erhalten, wie weitere einzelne Aufnahmen mit den Chieftains belegen.

Am Ende des Jahrzehnts legte Van Morrison mit Avalon Sunset ein Album vor, auf dem christlich inspirierte Songs in meditativ-ruhiger Stimmung, teilweise mit Orchesterarrangements von Fiachra Trench, enthalten sind. Das Duett Whenever God Shines His Light On Me mit Cliff Richard konnte sich in Großbritannien in den Charts platzieren.

Die 1990er-Jahre

Einer seiner Auftritte wurde im Juli 1990 beim Montreux Jazz Festival vom schweizerischen Radio DRS ausgestrahlt. Morrison bot nicht nur einen Querschnitt seiner künstlerischen Entwicklung seit den 1960er Jahren, sondern arrangierte seine Songs auch neu. Morrison nahm zur selben Zeit zusammen mit vielen Musikerkollegen an einem musikalischen Großereignis teil, das Roger Waters, der ehemalige musikalische Kopf von Pink Floyd auf dem Potsdamer Platz in Berlin organisierte: einer Aufführung von The Wall in Anspielung auf den Fall der Mauer zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR.

Es folgten von der Kritik unterschiedlich bewertete Arbeiten. Auf dem Album Too Long in Exile (1993) wandte er sich dem Blues zu und spielte eine seiner bekanntesten Kompositionen, Gloria aus den 1960er-Jahren, zusammen mit seinem Idol John Lee Hooker neu ein.

Van Morrison engagierte den jungen Sänger Brian Kennedy für Plattenaufnahmen und Tourneen und ließ ihn seine Songs auf der Bühne singen - angeblich weil sich Morrison zu der Zeit ausgelaugt fühlte. Das in Großbritannien erfolgreiche Album Days Like This, dessen Titelsong zur Hymne der irischen Friedensbewegung erklärt wurde, war von einer überaus düsteren Stimmung getragen, die ganz im Gegensatz zu einer viel beachteten Liaison mit dem Model Michelle Rocca stand. Seine Konzerte verstand Morrison in dieser Zeit als „Jazz and Soul Revue“, bei der er mit einer großen Besetzung teils sehr lange Songs und Medleys darbot. Die Konzerte konnten bis zu zweieinhalb Stunden andauern.

Van Morrison begann immer stärker, sich auf seine Wurzeln zu besinnen. How Long Has This Been Going On enthielt Jazz-Standards, Tell Me Something war den Werken des Jazzkomponisten Mose Allison gewidmet, auf der Liveplatte The Skiffle Sessions musizierte Van Morrison mit Lonnie Donegan und bot mit Skiffle die Musik dar, welche viele britischen Musiker der 1960er-Jahre beeinflusst hatte. Schließlich nahm Morrison eine Duettplatte mit der Countrysängerin Linda Gail Lewis, der Schwester von Jerry Lee Lewis, auf: You Win Again mit Standards der Country-Musik. Im Zuge der gemeinsamen Arbeit und Auftritte behauptete die Sängerin, dass Van Morrison sie dazu gedrängt habe, sich von ihrem (achten) Ehemann scheiden zu lassen. Zudem habe er sie sexuell bedrängt. Fünf von dreizehn Anklagepunkte wurden schließlich vor Gericht untersucht, Morrison nach zwei Jahren freigesprochen. Van Morrison gab sich mit einer umfassenden Entschuldigung von Linda Gail Lewis zufrieden.

In den 1990er-Jahren erhielt Van Morrison viele Ehrungen. Unter anderem wurde er 1993 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen – zu diesem Anlass erschien er aber nicht.[1]

Die Jahre seit 2000

Nicht nur die von der Country-Musik beeinflusste Platte You Win Again löste bei Fans und Kritikern Kontroversen aus, sondern auch die beiden folgenden Alben Down The Road und What's Wrong With This Picture. Bei der veröffentlichten Version von Down the Road handelte es sich allerdings um ein Kompromissalbum, bei dem die stärksten Nummern, die Morrison für diese Produktion aufnahm, aufgrund bandinterner Streitigkeiten nicht zum Zuge kamen. Gerüchteweise hält Morrison mehrere hervorragende Stücke aus dieser Aufnahmesession bis heute zurück. Er spielt inzwischen meist ein auf ca. 90 Minuten begrenztes Set, in dem die Stückauswahl allerdings sehr variiert. Zwischen seinen Konzerten legt er größere Pausen ein. Letzteres kommt seinem Wunsch entgegen, nur an den Wochenenden aufzutreten. Zusammenhängende Touren finden lediglich in Nordamerika statt.

Das eher ruhige Album Magic Time konnte sich 2005 sofort in den Charts platzieren. 2006 wandte sich Van Morrison auf seinem Album Pay the Devil erneut der Country-Musik zu und trat zum ersten Mal im Ryman Auditorium in Nashville auf. Im März 2008 erschien das Album Keep it Simple. Am 7./8. November 2008 erfolgte die Live-Einspielung des 1968er-Albums Astral Weeks in der Hollywood Bowl in Los Angeles.

Auszeichnungen

  • In der Liste der Rolling Stone’s 100 Greatest Singers of All Time platzierte sich Van Morrison auf Platz 24.[2]

Diskografie

Alben

  • 1967: Blowin' Your Mind!
  • 1968: Astral Weeks
  • 1970: Moondance
  • 1970: His Band and the Street Choir
  • 1971: Tupelo Honey
  • 1972: Saint Dominic's Preview
  • 1973: Hard Nose the Highway
  • 1973: T.B. Sheets
  • 1974: It's Too Late to Stop Now
  • 1974: Veedon Fleece
  • 1977: A Period of Transition
  • 1978: Wavelength
  • 1979: Into the Music
  • 1980: Common One
  • 1982: Beautiful Vision
  • 1983: Inarticulate Speech of the Heart
  • 1984: Live At The Grand Opera House Belfast
  • 1984: A Sense of Wonder
  • 1986: No Guru, No Method, No Teacher
  • 1987: Poetic Champions Compose
  • 1988: Irish Heartbeat
  • 1989: Avalon Sunset
  • 1990: The Best Of Van Morrison
  • 1990: Enlightenment
  • 1991: Hymns to the Silence
  • 1993: The Best Of Van Morrison Volume 2
  • 1993: Too Long in Exile
  • 1994: A Night in San Francisco
  • 1995: Days Like This
  • 1996: How Long Has This Been Going On
  • 1996: Tell Me Something: The Songs of Mose Allison
  • 1997: The Healing Game
  • 1998: The Philosopher´s Stone – The Unreleased Tapes, Volume One
  • 1999: Back On Top
  • 2000: The Skiffle Sessions – Live In Belfast 1998 (mit Lonnie Donegan)
  • 2000: You Win Again
  • 2002: Down The Road
  • 2003: What's Wrong With This Picture?
  • 2005: Magic Time
  • 2006: Pay The Devil
  • 2006: Live at Austin City Limits Festival (Nur über Van-Morrison-Website)
  • 2007: Van Morrison at the Movies – Soundtrack Hits
  • 2007: The Best of Van Morrison Vol.3
  • 2007: Still on Top – The Greatest Hits
  • 2008: Keep it Simple
  • 2009: Astral Weeks – Live at the Hollywood Bowl

Videos und DVDs

  • The Band: The Last Waltz (San Francisco, Winterland, 26. November 1976 - enthält den vollständigen Gastauftritt von Van Morrison) [VHS-Video und DVD]
  • In Ireland (Belfast und Dublin, 20. und 22. Februar 1979) [VHS-Video]
  • The Concert (New York, Beacon Theater, 30. November 1989) [Laser Disc und VHS-Video]
  • Live at Montreux (Montreux Jazz Festival, 30. Juni 1974 und 10. Juli 1980, komplette Konzerte) [DVD]
  • Astral Weeks live at the Hollywood Bowl (Los Angeles, Hollywood Bowl, 7. und 8. November 2008) [DVD]

Siehe auch

Zu Tupelo Honey: Ogeche-Tupelobaum

Literatur

  • John Collins: Van Morrison. Inarticulate speech of the heart. London 1996
  • Howard A. DeWitt: The mystic's music. Freemont/California 1983
  • Peter Felkel: Van Morrison (Buchreihe The Music Makers). Hannibal Verlag, 2004 (in deutscher Sprache)
  • Clinton Heylin: Can you feel the silence? Van Morrison: A new biography. London 2002
  • Brian Hinton: Celtic crossroads. The art of Van Morrison. Sanctuary Publishing Ltd, 1999
  • Steve Turner: Van Morrison. Too late to stop now. London 1993
Commons: Van Morrison – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rock and Roll Hall of Fame Van Morrison in der Rock and Roll Hall of Fame
  2. Irish Times: “Bono, Morrison included in best singers poll”, 13. November 2008 (englisch)

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