Koordinaten: 43° 5′ N, 46° 50′ O
Subjekt der Russischen Föderation
Republik Dagestan
Республика Дагестан Дагъистаналъул Республика (awar.) Дагъустандин Республика (lesg.) Дагъусттаннал Республика (lak.)
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Die im Nordkaukasus gelegene Republik Dagestan (russisch Республика Дагестан/ Respublika Dagestan) ist seit 1991 eine russische Republik in Kaukasien im südlichen Teil Russlands. Der Name bedeutet „Bergland“.
Geographie
Dagestan setzt sich aus einem flachen Nordteil, der Nogaiersteppe, dem Kaukasusvorland sowie einem gebirgigen Südteil zusammen. Der höchste Berg ist mit 4466 m der Bazardüzü (Basardjusi) an der Grenze zu Aserbaidschan, an das die Republik im Süden grenzt. Im Südwesten grenzt Dagestan an Georgien, im Westen an Tschetschenien und im Norden an Kalmückien und die Region Stawropol. Im Osten besitzt es eine lange Küste am Kaspischen Meer. Die wichtigsten Flüsse sind der Terek, der Sulak und der Samur, der Grenzfluss zu Aserbaidschan. In Dagestan liegt der südlichste Punkt der Russischen Föderation. Die Region ist wichtig für den Transitverkehr von Russland nach Aserbaidschan und in den Iran.
Klima
Das Klima ist in den niedrigen Teilen sehr mild und im Sommer meist sehr trocken. Im Norden Dagestans herrschen steppenartige Verhältnisse. Im Sommer ist es sehr trocken und es herrscht eine Temperatur von bis zu 50 °C.
Bevölkerung
In Dagestan leben über 100 Völker auf engem Raum zusammen. Die russische Volkszählung registrierte im Jahr 2002 2.576.531 Einwohner. Zu den Völkern gehören
Zensus 1926 | Zensus 1939 | Zensus 1959 | Zensus 1970 | Zensus 1979 | Zensus 1989 | Zensus 2002 | |
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Awaren | 177.189 (22,5 %) | 230.488 (24,8 %) | 239.373 (22,5 %) | 349.304 (24,5 %) | 418.634 (25,7 %) | 496.077 (27,5 %) | 758.438 (29,4 %) |
Darginer | 125.707 (16,0 %) | 150.421 (16,2 %) | 148.194 (13,9 %) | 207.776 (14,5 %) | 246.854 (15,2 %) | 280.431 (15,6 %) | 425.526 (16,5 %) |
Lesgier | 90.509 (11,5 %) | 96.723 (10,4 %) | 108.615 (10,2 %) | 162.721 (11,4 %) | 188.804 (11,6 %) | 204.370 (11,3 %) | 336.698 (13,1 %) |
Laken | 39.878 (5,1 %) | 51.671 (5,6 %) | 53.451 (5,0 %) | 72.240 (5,1 %) | 83.457 (5,1 %) | 91.682 (5,1 %) | 139.732 (5,4 %) |
Tabassaranen | 31.915 (4,0 %) | 33.432 (3,6 %) | 33.548 (3,2 %) | 53.253 (3,7 %) | 71.722 (4,4 %) | 78.196 (4,3 %) | 101.152 (4,3 %) |
Rutulen | 10.333 (1,3 %) | 20.408 (2,2 %) | 6.566 (0,6 %) | 11.799 (0,8 %) | 14.288 (0,9 %) | 14.955 (0,8 %) | 24.298 (0,9 %) |
Agulier | 7.653 (1,0 %) | 6.378 (0,6 %) | 8.644 (0,6 %) | 11.459 (0,7 %) | 13.791 (0,8 %) | 23.314 (0,9 %) | |
Zachuren | 3.531 (0,4 %) | 4.278 (0,4 %) | 4.309 (0,3 %) | 4.560 (0,3 %) | 5.194 (0,3 %) | 8.168 (0,3 %) | |
Kumyken | 87.960 (11,2 %) | 100.053 (10,8 %) | 120.859 (11,4 %) | 169.019 (11,8 %) | 202.297 (12,4 %) | 231.805 (12,9 %) | 365.804 (14,2 %) |
Nogaier | 26.086 (3,3 %) | 4.677 (0,5 %) | 14.939 (1,4 %) | 21.750 (1,5 %) | 24.977 (1,5 %) | 28.294 (1,6 %) | 38.168 (1,5 %) |
Russen | 98.197 (12,5 %) | 132.952 (14,3 %) | 213.754 (20,1 %) | 209.570 (14,7 %) | 189.474 (11,6 %) | 165.940 (9,2 %) | 120.875 (4,7 %) |
Aserbaidschaner | 23.428 (3,0 %) | 31.141 (3,3 %) | 38.224 (3,6 %) | 54.403 (3,8 %) | 64.514 (4,0 %) | 75.463 (4,2 %) | 111.656 (4,3 %) |
Tschetschenen | 21.851 (2,8 %) | 26.419 (2,8 %) | 12.798 (1,2 %) | 39.965 (2,8 %) | 49.227 (3,0 %) | 57.877 (3,2 %) | 87.867 (3,4 %) |
Andere | 43.861 (5,6 %) | 52.031 (5,6 %) | 61.495 (5,8 %) | 63.787 (4,5 %) | 57.892 (3,6 %) | 58.113 (3,2 %) | 25.835 (1,0 %) |
Zur Gruppe der Turkvölker (20,01 %) gehören die Kumyken, Aserbaidschaner und Nogaier.
Die früher zahlreichen Taten und Bergjuden sind großteils abgewandert. Die 120.875 (= 4,69 %) Russen sind im Gegensatz zu anderen autonomen Gebieten Russlands nur eine kleine Minderheit. Amtssprache ist dennoch Russisch.
Der Großteil der Bevölkerung gehört dem islamischen Glauben an (hauptsächlich sunnitisch). Dagestan ist die flächengrößte und bevölkerungsreichste der russischen Kaukasusrepubliken, etwa 10 % aller Muslime Russlands leben dort. Auf dem Land ist eine Rückkehr vom säkulären Recht zur Scharia zu beobachten, siehe auch Islam in Russland.
Dagestan gehört zu den wenigen russischen Regionen, die in den letzten Jahren einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen konnten (1989 lebten noch rund 1,8 Millionen Menschen in Dagestan). 2002 lebten ca. 56 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze; somit gehört Dagestan zu den ärmsten Republiken der Russischen Föderation. Auch das BIP pro Kopf ist einer der niedrigsten in der Föderation: pro Kopf kommt man auf 16.470 Rubel (ungefähr 593,51 US-$ oder 435,60 € bei dem damaligen Wechselkurs).
Verwaltungsgliederung
Dagestan ist in 10 Stadtkreise und in 41 Rajons (Landkreise) eingeteilt.
Siehe auch: Verwaltungsgliederung der Republik Dagestan
Städte
Im russischen Vergleich hat Dagestan einen geringen Anteil städtischer Bevölkerung (43 %). Die Hauptstadt Machatschkala hat rund 465.000 Einwohner (2006). Andere wichtige Städte sind Chassawjurt, Derbent, Kaspijsk, Buinaksk, Kisljar und Isberbasch. In Dagestan gibt es 10 Städte und 19 Siedlungen städtischen Typs.
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Geschichte
Frühzeit
Die Region war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Das Römische Reich und Persien stritten um die Vorherrschaft. Um die nördlichen Völker fernzuhalten wurde die Kaukasische Mauer errichtet. Schließlich wurde das Flachland persische Provinz, die Einwohner des inneren Dagestans blieben freie Bergvölker unter eigenen Chanen. Vom 4. bis ins 7. Jahrhundert herrschten dann die Sassaniden. Im 7. Jahrhundert eroberten die Araber das Gebiet und die meisten Völker konvertierten zum Islam. Alanen, Chasaren, die Goldene Horde und die Mongolen unter Timur Lenk wechselten sich mit der Herrschaft ab.
Im 16. und 17. Jahrhundert gab es eine Reihe unabhängiger Chanate in der Region, bevor die Region in den Streit zwischen Russland, dem Osmanischen Reich und Persien geriet (vgl. auch Geschichte Aserbaidschans).
Zarenreich
1801 nahm Russland von Georgien Besitz und war in diesem Zuge bestrebt, den gesamten Nordkaukasus unter Kontrolle zu bringen. 1813 kam Dagestan endgültig an Russland, der Widerstand unter Imam Schamil zog sich allerdings noch bis in die 1860er Jahre hin.
Schwierig für Russland wurde die Situation vollends, als der Muridismus (russ. мюридизм), eine religiöse Bewegung unter Einfluss der Sufi-Bruderschaft der Naqschbandiyya, unter den Bergvölkern Dagestans feste Wurzeln fasste. Während des türkisch-russischen Kriegs 1828–1829 musste man ihnen freie Hand lassen; nach dem Friedensschluss rückten 1830 Truppen unter Oberbefehl von Feldmarschall Iwan Paskewitsch in Dagestan ein und sicherten sich (1831-1832) zunächst das Küstengebiet, durch welches die Straße nach Persien führt. Zum ersten Schritt gegen das innere Dagestan nötigte den Imam Schamil, der die awarische Chanfamilie verdrängt hatte und sich als Haupt der Muriden den Russen entgegenstellte. Mit der Unterwerfung desselben 1859 kam dann auch Dagestan in den Besitz der Russen.
Das Dagestan des 19. Jahrhunderts erstreckte sich vom östlichen Abhang des Kaukasus bis zum Kaspischen Meer und wurde im Norden von der Oblast Terek (Terskaja oblast), im Süden von den Gouvernements Tiflis und Baku begrenzt. Es hatte 1881 eine Fläche von 29.637 km² und 526.915 Einwohner, 1897 571.200 Einwohner.
Sowjet-Epoche
Mit der Gründung der Sowjetunion entstand 1921 die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR) Dagestan. Mit Auflösung der Sowjetunion 1991 wurden Dagestan weiter reichende Autonomierechte als „Republik“ eingestanden.
Dagestan in der Russischen Föderation
Am 24. April 1990 wurde Magomedali Magomedow Staatsratvorsitzender (er blieb dies bis 2006).
Mitte der 1990er Jahre wurde Dagestan zunehmend in den Tschetschenienkrieg hineingezogen. Guerilla-Kämpfe haben seither einige Hundert Todesopfer auf Seiten der Regierungstruppen wie der Rebellen, aber auch von Zivilisten gefordert.
Bereits 1996 versuchten tschetschenische Rebellen durch eine Geiselnahme im dagestanischen Perwomaiskoje den Abzug russischer Truppen aus Tschetschenien zu erzwingen.
Im August 1999 marschierten Kämpfer des Rebellenführers Schamil Bassajew in Dagestan ein, um das Gebiet zum Teil eines islamischen Emirats zu machen. Sie wurden bereits nach wenigen Wochen von der russischen Armee vertrieben.
Anfang 2005 ließen etwa Aufständische zwei Züge entgleisen und sabotierten mehrere Gas-Pipelines. Einen Monat später wurde der stellvertretende Innenminister, Generalmajor Magomed Omarow, in Machatschkala ermordet.
Vom 15. bis 22. Juli 2008 führten die russischen Streitkräfte ein Großmanöver mit rund 8.000 Soldaten, 700 gepanzerten Fahrzeugen sowie 30 Kampfflugzeugen und Hubschraubern in Dagestan durch.[3]
Wirtschaft
Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen zählen die Ölförderung, Energieerzeugung und Lebensmittelverarbeitung. Generell ist die Republik weniger industrialisiert als andere Regionen Russlands. Aufgrund der gebirgigen Lage spielt die Landwirtschaft eine untergeordnete Rolle, einen gewissen Stellenwert nimmt das traditionelle Handwerk ein. Traditionell wird wenig Getreide (vorwiegend Hirse) produziert, eine große Rolle spielt die Schafzucht. Abgesehen von Öl ist das Land an Bodenschätzen eher arm.
Literatur
- Cunynghame: Travels in the eastern Caucasus, especially in Dagestan etc. London 1872
- Michael Kemper: Herrschaft, Recht und Islam in Daghestan. Wiesbaden 2005.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Administrativno-territorialʹnoe delenie po subʺektam Rossijskoj Federacii na 1 janvarja 2010 goda (Administrativ-territoriale Einteilung nach Subjekten der Russischen Föderation zum 1. Januar 2010). (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- ↑ Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- ↑ http://de.rian.ru/safety/20080722/114599926.html
Koordinaten: 43° 3′ N, 46° 55′ O
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