Ronneburg (Thüringen)

Kleinstadt im Landkreis Greiz, Thüringen, Deutschland
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Die thüringische Kleinstadt Ronneburg befindet sich im Landkreis Greiz.

Wappen Deutschlandkarte
Ronneburg (Thüringen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Ronneburg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 52′ N, 12° 11′ OKoordinaten: 50° 52′ N, 12° 11′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Greiz
Höhe: 280 m ü. NHN
Fläche: 19,13 km2
Einwohner: 5098 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 266 Einwohner je km2
Postleitzahl: 07580
Vorwahl: 036602
Kfz-Kennzeichen: GRZ, ZR
Gemeindeschlüssel: 16 0 76 061
Stadtgliederung: 4 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Am Markt 1-2
07580 Ronneburg
Website: www.ronneburg.de
Bürgermeister: Manfred Böhme (CDU)
Lage der Stadt Ronneburg im Landkreis Greiz
KarteAuma-WeidatalBad KöstritzBerga-WünschendorfBethenhausenBockaBrahmenauBraunichswaldeCaaschwitzCrimlaEndschützGauernGreizGroßensteinHarth-PöllnitzHilbersdorfHirschfeldHohenleubenHundhauptenKauernKorbußenKraftsdorfLangenwetzendorfLangenwolschendorfLederhoseLindaLindenkreuzMohlsdorf-TeichwolframsdorfMünchenbernsdorfPaitzdorfPölzigReichstädtRonneburgRückersdorfSaaraSchwaaraSchwarzbachSeelingstädtTeichwitzWeidaWeidaWeißendorfZedlitzZeulenroda-TriebesThüringen
Karte

Geographie

Ronneburg liegt auf einer Höhe von 280 Metern und befindet sich östlich der kreisfreien Stadt Gera. Am östlichen Stadtrand entspringt der Gessenbach, ein kleiner Zufluss der Weißen Elster.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind Großenstein, Hilbersdorf, Kauern, Korbußen, Paitzdorf und Rückersdorf im Landkreis Greiz, die Stadt Gera sowie Löbichau und Posterstein im Landkreis Altenburger Land.

Stadtgliederung

Zu Ronneburg gehören die Ortsteile Grobsdorf und Raitzhain.

Geschichte

Ursprung des Stadtnamens

Der Ursprung des heutigen Namen Ronneburg ist umstritten und konnte bis zum heutigen Zeitpunkt nicht eindeutig geklärt werden. Eine Version besagt, dass die Bezeichnung der Stadt aus der Lage der „Gesse“, eines kleinen Baches, der am Schloss entlang fließt, entstand. Früher war das Schloss Ronneburg noch kein Schloss, sondern eine Burg. Da das Gewässer an der Burg entlang floß, entstand der Ausspruch „Burg an der Rinne“ (mit Rinne ist der Bach gemeint). Daraus entwickelte sich nach und nach erst Rinneburg und dann das heutige Ronneburg. Eine Alternative dazu ist, dass der Name aus den Teilen „Ronne“ („rona“ - mittelhochdeutsch für Baumstamm, Wurzel oder Klotz) und -burg oder auch -berg (vom Wort „bergen“, Bezeichnung für etwas „schützen“ oder „verbergen“) besteht und somit eine frühe Palisadenbefestigung, aus der die Burg entstand, beschreibt.

Stadtgeschichte

 
Blick über den Baderteich aufs Schloss

Ronneburg wurde 1209 als Besitz der Vögte von Weida erstmals erwähnt, gehörte ab 1244 zu Plauen und erhielt 1304 Stadtrecht. 1327 schloss Heinrich von Reuß den Ronneburger Vertrag ab, ein Bündnis mit anderen Vögten gegen die Wettiner. Nach dem darauf folgenden Krieg wurde Ronneburg wettinisches Lehen.

1517 wurde Ronneburg Eigentum der Wildenfelser, 1548 kommt es zu den Herzögen von Sachsen und 1826 zum Herzogtum Sachsen-Altenburg.

1766 wurden die ersten der bereits 100 Jahre zuvor entdeckten Heilquellen erschlossen. Der Kurort verlor jedoch noch vor dem Beginn des Uranerzbergbaus durch die SDAG Wismut 1953 an Bedeutung.

Von gewisser regional- aber auch wirtschafts- und sozialgeschichtlicher Relevanz ist der Ronneburger Schnallensturm von 1841, ein Aufstand der Ronneburger Weber gegen die zunehmende Automatisierung ihres Gewerbes. Anlass war der Versuch der Fa. Hennig & Volcker, mechanische Webstühle einzusetzen, der in deren Zerstörung durch die wütenden Handweber mündete. Vom Ronneburger Schnallensturm ist ein Lied überliefert, das Ronneburger Schnallenlied:

Seht ihr auf jenem Hügel
die alte Hütte stehn?
Da drinnen stehn Maschinen
solln von sich selber gehen.
Die wollen wir nicht haben,
die von sich selber gehn,
drum woll'n wir sie zerschlagen,
das könn' wir frei gestehn.
Am sechsundwanz'gen abends,
im kühlen Monat März,
das Bier, das war so labend,
wir alle hatten Herz.
Es schlug die Uhr halb neun,
da war'n wir alle da.
Wir stellten uns in Reih'n,
und was, ach was geschah!
Nun ging's mit Axt und Hammer
nach jener Hütte hin.
Oh weh! Oh weh! Welch Jammer,
die guten, schön' Maschin'!
... Da hörte man ein Krachen,
ein Bravorufen auch,
so mancher musste lachen,
doch manchen ärgert's auch.
 
Reuster Spitzkegelhalden bei Ronneburg (März 2004)

In den Jahren des Zweiten Weltkrieges mussten mehr als 100 Frauen, Jugendliche und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern bei der Rüstungsfirma Hering Zwangsarbeit leisten.[2]

Während der DDR-Zeit war der Uranabbau der wichtigste Wirtschaftszweig der Region. Die Stadt Gera und die Umgebung verdankt ihm einen nicht unerheblichen Teil ihres Wachstums. Zeitweise wurden 11 Prozent des weltweit abgebauten Urans in Ronneburg gefördert.

1990 wurde der Uranabbau eingestellt. Es wurde mit der Flutung der Stollen und der Rekultivierung der Tagebaue begonnen. Diese Rekultivierungsmaßnahmen waren sogar EXPO-Projekt im Jahr 2000. Kennzeichen der Landschaft um Ronneburg waren die vier charakteristischen Spitzkegelhalden, deren Einebnung am 5. Juni 2004 begann und abgeschlossen ist.

Ziel dieser Rekultivierungsmaßnahmen war es, die Uranerzbergbaufolgelandschaft zu sanieren. Auf einen Teil der ehemaligen Bergbauflächen wurde die so genannte Neue Landschaft Ronneburg geschaffen, die 2007 gemeinsam mit dem ebenfalls neu gestalteten Stadtpark von Ronneburg Bestandteil der Bundesgartenschau 2007 war. Auf diese Weise ist ein Gürtel von Grünflächen entstanden, der sich vom Zentrum der Stadt Gera bis ins Zentrum von Ronneburg erstreckt.

Eingemeindungen

Am 10. Juli 1950 wurde Naulitz eingemeindet[3], am 1. Juli 1994 erfolgte jedoch der Wechsel zu Gera.

Einwohnerentwicklung

Datei:Ronneburg Thür Einwohner.png
Einwohnerentwicklung

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg durch die Bergbauaktivität die Einwohnerzahl stark an. Der Grund für den ungewöhnlich starken Rückgang bis 1990 war die Erweiterung der Plattenbausiedlungen in Gera, Schmölln und Altenburg.

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1955 31. Dezember):

1831 bis 1955

  • 1831 - 04.476
  • 1890 - 06.055
  • 1895 - 06.195
  • 1933 - 07.852
  • 1939 - 07.620
  • 1946 - 09.189 1
  • 1950 - 08.909 2
  • 1955 - 12.753

1956 bis 1998

  • 1956 - 13.185
  • 1960 - 11.987
  • 1964 - 12.079
  • 1970 - 10.984
  • 1974 - 10.116
  • 1994 - 06.531
  • 1996 - 06.386
  • 1998 - 06.146

2000 bis 2008

  • 2000 - 5.924
  • 2002 - 5.748
  • 2003 - 5.614
  • 2004 - 5.577
  • 2005 - 5.515
  • 2006 - 5.410
  • 2007 - 5.367
  • 2008 - 5.270
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

1 29. Oktober
2 31. August

Politik

Stadtrat

Der Ronneburger Stadtrat setzt sich aus 20 Abgeordneten zusammen. Ergebnisse der Kommunalwahlen vom Juni 1999, vom 27. Juni 2004 und vom 7. Juni 2009:

Sitzverteilung im Ronneburger Stadtrat (Stimmenanteile in %)
Fraktion 1999 2004 2009
CDU 8 Sitze (41,0 %) 8 Sitze (36,0 %) 7 Sitze (36,1 %)
SPD 5 Sitze (25,5 %) 4 Sitze (18,3 %) 4 Sitze (20,9 %)
FWG (1999 und 2004: FWG-R) 2 Sitze (8,7 %) 4 Sitze (19,7 %) 4 Sitze (20,0 %)
Die Linke (1999: PDS) 4 Sitze (19,8 %) 4 Sitze (21,4 %) 4 Sitze (16,6 %)
FDP 1 Sitz (5,1 %) 0 Sitze (4,5 %) 1 Sitz (6,6 %)
Wahlbeteiligung 54,6 % 51,5 % 55,4 %

Städtepartnerschaften

Eine offizielle Städtepartnerschaft besteht seit 2003 zu Hauteville-Lompnes im Französischen Jura, wobei erste Kontakte im August 1995 geknüpft wurden.

Freundschaftliche Verhältnisse werden ferner zu

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Stadt- und Schulmuseum
  • Schlossmuseum
  • Bergbaumuseum mit Schachtanlage
  • Wismut - Museum (Objekt 90)

Gedenkstätten

Ein Gedenkstein auf dem Rudolf-Breitscheid-Platz mit einem Porträt von Ernst Thälmann erinnert an die Opfer des Faschismus.

Bauwerke

 
Die Holzbrücke Drachenschwanz über das Gessental in der Neuen Landschaft Ronneburg.

Im nördlichen Teil Ronneburgs befinden sich vornehmlich sanierte Wohnhäuser aus den fünfziger Jahren. Anders der Teil zwischen dem Markt und dem Bahndamm: Hinter dem Markt findet sich die spätgotische Pfarrkirche St. Marien aus dem 15. Jahrhundert, weiter talwärts das ebenfalls spätgotische Schloss.

In der Bogenbinderhalle befindet sich ein Museum, das sich der Geschichte des Uranerzbergbaus und der gegenwärtigen Landschaftsumgestaltung verschrieben hat. An der Außenmauer des Areals ist eine Gedenktafel angebracht, die an den Ronneburger Schnallensturm erinnert.

Weitere Bauten:

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Ronneburg ist über die Anschlussstellen Ronneburg und Gera-Leumnitz an die Bundesautobahn 4, die nördlich der Stadt entlangführt, angebunden. Durch die Stadt führt auch die Bundesstraße 7 von Gera nach Altenburg. Weitere Straßen sind die L 1081 zur sachsen-anhaltischen Grenze bei Beiersdorf (Gemeinde Pölzig) und zur B 175 bei Chursdorf (Gemeinde Seelingstädt) sowie die Greizer K 115 nach Gera-Kaimberg.

Ronneburg besitzt einen Bahnhof an der Bahnstrecke Gößnitz–Gera‎, auf der Regionalexpress-Züge der Relation Göttingen–Zwickau/Chemnitz und Regionalbahnen der Relation Gera–Altenburg verkehren. 2006 erfolgte der Abriss des Bahnhofsgebäudes und die Vereinfachung der Bahnanlagen. 2009 musste die denkmalgeschützte Eisenbahnbrücke über die Brunnenstraße zugunsten eines Neubaues abgerissen werden, wobei die historischen Brückenpfeiler erhalten blieben. Das Stadtgebiet wird von der mit Sandzügen befahrenen Wismut-Werkbahn tangiert.

Ansässige Unternehmen

Auf dem Gelände der Firma Clad in der Bahnhofstraße war in den Jahren 1944 und 45 eine Abteilung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) eingerichtet. Die zunehmenden Luftangriffe auf die Reichshauptstadt machten ab 1943 eine Verlegung nach Weida erforderlich, allerdings wurde aufgrund des dortigen Platzmangels die Abteilung V für Atomphysik und physikalischer Chemie in Ronneburg untergebracht. Diese Abteilung war für die Reichsradiumreserve, die zu Beginn des Krieges geschaffen wurde, zuständig. Die Reichsradiumreserve umfasste eine Menge von 21,8 Gramm und hatte einen Wert von 3 Mio. Reichsmark. Sie wurde in einem Stollen in der Brunnenstraße versteckt, dessen Reste noch heute sichtbar sind.[4]

Das benachbarte Gewerbegebiet Korbußen an der Bundesautobahn 4 ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort für Ronneburg und die Region rund um Gera. Weitere Gewerbeflächen wurden an der B 7 in Richtung Gera und am Beerwalder Weg bei Raitzhain ausgewiesen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • David Voit, (1530-1589), evangelischer Theologe
  • Frida Bettingen (geb. Reuter) (* 5. August 1865 in Ronneburg; † 1924 in Jena), Schriftstellerin
  • Wilhelm Reichardt (* 21. Mai 1871; † 18. November 1941 in Eisenach), Theologe, erster Landesbischof der Thüringer evangelischen Kirche
  • Karl Heinrich Sieber (* 10. September 1888 in Ronneburg; † 31. August 1946 in Braunschweig), Politiker (CNBL; NSDAP)
  • Göke Frerichs (* 22. Oktober 1923), Unternehmer und Politiker
  • Konstanze Lauterbach (* 30. April 1954), Theaterregisseurin
  • Gert Brauer (* 7. September 1955), Fußballspieler

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik; Fortschreibung des Zensus 2011 (Hilfe dazu).
  2. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 118, ISBN 3-88864-343-0
  3. Karte der Thüringer Landesanstalt für Umwelt, PDF, der Wikipedia-Artikel Naulitz (Gera) verweist hingegen unbelegt auf 1952
  4. Bergbauverein Ronneburg

Literatur

  • Matthaeo (Matthias) Seutter: Die Ämter Altenburg und Ronneburg 1757, Historische Karte: Praetecturae Altenburgensis et Ronneburgensis earumque vicinia serenissimo duci saxo gothano, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1757/1999, ISBN 3-932554-57-4
Commons: Ronneburg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien