Kaufkraftparität

Begriff aus der Makroökonomie
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Der Begriff Kaufkraftparität wird verwendet:


  • Als Theorie: Die Kaufkraftparität liegt (definitionsgemäß) vor, wenn in zwei Staaten Waren- und Dienstleistungen eines Warenkorbes um gleich hohe Geldbeträge erworben werden können. Dabei wird eine Währung in die andere unter Berücksichtigung des üblichen Wechselkurses umgerechnet.
  • Der Kaufkraftstandard (KKS; engl: purchasing power standard PPS) wird in ähnlicher Art wie PPP-$ angewendet
    Berechnungsgrundlage derzeit: Kaufkraft 1 Einheit "EU-25"-Mittelwerts-Währung in den EU-25


Kaufkraftparitätentheorie

Sie basiert auf dem Grundsatz des Gesetzes vom einheitlichen Preis. Demnach muss sich ein Gut überall auf der Welt zum gleichen Preis verkaufen. Andernfalls gäbe es Arbitragemöglichkeiten. Nach dieser Theorie muss eine Geldeinheit in allen Ländern die gleiche Kaufkraft haben, sie muss überall den gleichen realen Wert besitzen.

Sie stammt ursprünglich aus der monetären Außenwirtschaftstheorie. Es wird dabei berechnet, wie viel Einheiten der jeweiligen Währung notwendig sind, um den gleichen repräsentativen Waren- und Dienstleistungskorb zu kaufen, den man für 1 US-Dollar in den USA erhalten könnte. Kurzfristig kann der Wechselkurs von der Kaufkraftparität abweichen, langfristig sollte er aber um diesen Wert schwanken.

Vieles spricht gegen die Kaufkraftparitätentheorie: siehe z.B. hier: Balassa-Samuelson-Effekt

Kaufkraftparitäten als Einheiten

Für internationale Einkommensvergleiche ermitteln internationale Organisationen (z.B. Weltbank, EUROSTAT) solche Kaufkraftparitäten empirisch, um Verzerrungen durch Wechselkursschwankungen zu eliminieren. Da viele Entwicklungsländer unterbewertete Währungen aufweisen, stellt sich ihr Pro-Kopf-Einkommen in Kaufkraftparitäten (oder Kaufkraftstandards) zumeist höher dar als mit offiziellen Wechselkursen umgerechnet.

Ein populäres Beispiel für Kaufkraftparitäten ist die vom Economist regelmäßig veröffentliche sogenannte BigMac-Parität: Dabei wird ermittelt, wieviel ein Big Mac in einem McDonalds-Restaurant in den verschiedenen Ländern der Welt kostet; diese Preise werden zur Grundlage einer Währungsumrechnung gemacht. Eine der größten vergleichenden Länderdatenbanken für Wirtschaftsindikatoren stellt der Penn World Table dar.

Vergleichswerte

Nachfolgend sind die größten Volkswirtschaften nach Kaufkraftparität in Milliarden US-Dollar (PPP-$) aufgeführt:

Rang Land 1980 1990 2000 2003
1. USA 2.741,5 5.690,7 9.634,0 10.682,3
2. VR China 440,6 1.593,8 5.137,4 6.701,9
3. Japan 1.037,9 2.324,4 3.354,4 3.548,8
4. Indien 357,9 959,5 2.041,6 2.488,6
5. Deutschland 729,3 1.378,9 2.051,8 2.231,1
6. Frankreich 504,5 974,6 1.451,2 1.614,8
7. Großbritannien 464,4 916,7 1.407,6 1.575,8
8. Italien 516,1 967,9 1.389,5 1.535,6
9. Russland 739,8 1.511,9 1.144,5 1.388,2
10. Brasilien 422,8 746,1 1.194,6 1.337,2
11. Kanada 276,1 551,0 898,9 1.029,1
12. Mexiko 278,2 506,5 876,4 973,5
13. Südkorea 94,0 338,4 756,7 925,9
14. Spanien 244,1 494,4 785,2 891,2
15. Indonesien 144,7 370,5 689,3 812,6
16. Australien 136,8 289,7 505,8 590,8
17. Iran 111,0 228,9 433,0 534,6
18. Taiwan 64,1 207,9 464,3 516,1
19. Thailand 69,2 223,8 422,9 486,5
20. Türkei 100,8 252,1 442,1 471,3
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... Österreich 73,5 138,0 211,6 232,7
... Schweiz 82,8 154,9 207,6 224,9

Geschichte

Ansätze für die Kaufkraftparitätentheorie finden sich bereits im 17. Jahrhundert. Als Wegbereiter der Theorie gilt jedoch der Schwede Gustav Cassel.

Erprobt wurde die Theorie nach den schlechten Erfahrungen mit dem Bretton-Woods-System.

Gemeinsam mit der Zinsparitätentheorie entwickelte Rudiger Dornbusch daraus die monetäre Wechselkurstheorie.

Der IPod-Index

Land Währung Landeswährung US-Dollar +- %
USA USD 249 249 +- 0
Deutschland EUR 259 339 +36
Österreich EUR 269 352 +41
Frankreich EUR 279 365 +46
Spanien EUR 259 339 +36
Italien EUR 279 365 +46
Großbritannien GBP 179 339 +36
Irland EUR 269 352 +41
Australien AUD 399 315 +26
Schweiz CHF 369 312 +25
Hongkong HKD 1900 244 -2
Kanada CAD 329 267 +7
Japan JPY 26000 246 -1

Zur Messung der Kaufkraftparität, hat sich auch das elektronische Musik-Abspielgerät IPod von Apple durchgesetzt. Er wird zur Währungsanalyse von Investmentbanken genutzt. Die weltweiten Preise für das Abspielgerät sollen Auskunft darüber liefern, ob Wechselkurse fair bewertet sind.

Nach dieser Tabelle ist in Deutschland der Euro gegenüber dem Dollar um 36 Prozent überbewertet. Aber auch andere Währungen, wie z.B. das britische Pfund notiert ein Drittel über seinem wahren Wert. Schweizer Franken und Australischer Dollar liegen danach im Schnitt noch 25 Prozent zu hoch. Lediglich gegenüber dem Hongkong-Dollar und dem japanischen Yen ist die US-Währung angemessen bewertet.

Der IPod-Index, der von der Bank Morgan Stanley veröffentlicht wurde, basiert auf der Kaufkraftparitätentheorie. Dem ökonomischen Lehrsatz zufolge müssen identische Güter überall auf der Welt das gleiche kosten, wenn die entsprechenden nationalen Preise in einer einheitlichen Währung wie dem Dollar ausgedrückt werden.

Andernfalls würden die Güter aus den billigeren in die teureren Länder exportiert, bis sich die Wechselkurse angepaßt haben.

Der IPod ist wie geschaffen für die Berechnung der Kaufkraftparität. Demnach koste ein IPod-Mini im Mutterland USA 249 Dollar, in Deutschland dagegen wechselkursbereinigt 339 Dollar und damit 36 Prozent mehr.

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Dies ist ein stark vereinfachtes, die Realität nicht vollständig abbildendes Verfahren. Die Endverbraucherpreise richten heute vielmehr nach weiteren Einflußfaktoren wie Steuergesetzgebung, Schutzzölle, Marketing, und Transportkosten.

Hier ein Beispiel: Die aktuellen IPod Preise am 24.5.2005 für Deutschland sind IPod 4GB €174 oder IPod 6GB €227,00. Wurde bei der Bestimmung der Gerätetyp 4GB berücksichtigt, ergäbe sich eine $ Bewertung von $221. Damit wäre der Euro gegenüber dem $ (IPod in US $199 ) mit 11% überbewertet. Unter Berücksichtigung der höheren Mehrwehrsteuer, der Transportkosten unter vieler weitere Kosten die in Europa entstehen, könnte sich auch eine Unterbewertung einstellen.

Fazit: Ein Einzelprodukt und auch ein Warenkorb kann bei der Menge der Einflußfaktoren nicht als Grundlage für eine Wechselkursbewertung herangezogen werden. Wechselkurse unterliegen den freien Kräften der Märkte. Daher sind Wechselkursbewertungen wie Aktienbewertungen einzustufen, die nicht eine einzelne Firma sondern ein ganzes Land mit seiner Produktionskraft bewerten.

Siehe auch