Die Gemeine Esche ist eine in Europa verbreitete Laubbaum, die aufgrund ihrer hohen Holzqualität zu den Edellaubhölzern zählt. Mit einer Wuchshöhe von 40 Meter ist sie eine der höchsten Laubbäume Europas. Sie besiedelt sowohl feuchte Standorte als auch Standorte mit zeitweiligen Trockenperioden. In ihrem Optimalbereich kann sie sich jedoch nicht gegen die Buche durchsetzen und wird von ihr verdrängt. Im Jahr 2001 wurde sie in Deutschand zum Baum des Jahres gewählt.
Gemeine Esche | ||||||||||||
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![]() Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Fraxinus excelsior | ||||||||||||
L. |



Beschreibung
Erscheinungsform
Die Gemeine Esche erreicht eine Höhe von 40 Meter und einen Stammdurchmesser von 2 Meter. Nach 100 Jahren hat sie eine durchschnittliche Höhe von 30 Meter und einen Brusthöhendurchmesser von 30 bis 40 Zentimeter. Das Höchstalter beträgt etwa 250 bis 300 Jahre. Die Stammachse ist meist gerade und gabelt sich nicht. In Randbereichen des Verbreitungsgebiets werden diese Werte deutlich unterschritten, oder sie kommt strauchförmig vor, so in Norwegen[1]. Das Wachstum ist gewöhnlich gebunden, das heißt der Austrieb eine Jahres ist vollständig in der Knospe des Vorjahres angelegt. Nur unter günstigen Bedingungen erfolgt das Wachstum frei, und die Triebanlagen entfalten sich ohne Ruheperiode noch im selben Jahr. Bei jungen Bäumen kann das Auftreten von Bereicherungstrieben und Johannistrieben beobachtet werden. Es werden Lang- und Kurztriebe gebildet, daneben noch sogenannte Lineartriebe, die länger sind als Kurztriebe, aber keine Verzweigungen wie die Langtriebe bilden.[2]
Die Äste stehen rechtwinkelig zum Stamm, die Zweige zeigen senkrecht nach oben. Zweige, die nicht genügend Licht empfangen sterben und brechen in Folge ab. Die ersten Seitentriebe werden nach drei bis fünf Jahren verloren. Die Länge des astfreien Abschnitts des Stamms beträgt abhängig von den Lichtverhältnissen etwa 60 bis 70 % der Baumhöhe.[2]
Rinde und Holz
Die Borke ist zuerst grünlich bis glänzend grau mit nur wenigen Korkporen. Nach 15 bis 40 Jahren setzt die Verkorkung ein und eine Netzborke wird gebildet. Die Rinde ist dick und reich an Sklerenchym, Bastfasern fehlen.[4]
Das Holz ist ringporig und zeigt schmale Holzstrahlen. Die Esche ist ein Kernholzbaum, deren Kern sich kaum vom breiten, hellgelblichen Splint unterscheidet. Erst ältere Bäume von 70 bis 80 Jahren und darüber zeigen einen hellbraunen Kern, der als Farbfehler angesehen wird.[5][6] Eschen, die auf kalkhaltigen Böden gedeihen, zeigen schmälere Ringe und können im Alter eine Kern bilden, der dem Holz des Olivenbaums (Olea europaea) ähnelt. Man spricht von Oliveschen, deren Holz als besonders wertvoll gilt.[7]
Wurzeln
Die Hauptwurzel wächst zuerst senkrecht, stellt sich nach wenigen Zentimetern in ein waagrechtes Wachstum um und entwickelt ein typisches Senkerwurzelsystem mit kräftigen, nahe der Oberfläche verlaufenden Seitenwurzeln. Von diesen und vom Stamm enstpringen kräftige, senkrecht nach unten wachsende Wurzeln. Die Feinwurzeln treten in bestimmten Bereichen konzentriert auf und fehlen in anderen. Das Wurzelsystem einer 90-jährigen Esche breitet sich maximal etwa 350 Zentimeter von der Stammbasis aus und gelangt in eine Tiefe von 140 Zentimeter.[8]
Knospen und Blätter
Die kurzen Knospen sind mit dichten, schwarzen, filzigen Becherhaaren besetzt. Die Haarschicht dient dem Schutz vor Frost und vor Verdunstung. Die Endknospen sind mit einer Länge und Breite von etwa 1 Zentimeter deutlich größer als die Seitenknospen, die nur Größen bis 0,5 Zentimeter erreichen. Blütenknospen sind stumpfer und kugeliger als vegetative Knospen. Die Knospen sind Ende Juli fertig angelegt. Häufig sind an Haupttrieben die Knospen eines Knotens gegeneinander versetzt.[4]
Die Blätter stehen kreuzweise gegenständig, nur an besonders wüchsigen Trieben finden sich dreizählige Blattquirle. Die Blätter werden mit dem 5 bis 10 Zentimeter langen Stiel bis zu 40 Zentimeter lang und sind üblicherweise 9 bis 15-zählig gefiedert, selten treten weniger Fiederblättchen auf. Die einzelnen Fiederblättchen sind 4 bis 10 Zentimeter lang und 1,2 bis 3,5 Zentimeter breit. Sie sind eilanzettlich, lang zugespitzt und am Grunde keilförmig, klein und scharf gesägt. Die Oberseite ist kahl und sattgrün. Die Unterseite ist hellbläulich grün, der Mittelnerv und zum Teil die Seitennerven können lockerfilzig behaart sein. Die Seitenblättchen sind kurz gestielt oder sitzend, das Endblättchen ist länger gestielt. Die Blattspindel weist eine behaarte und mit Korkporen besetzte Furche auf, Nebenblätter fehlen. Die Blätter fallen meist noch grün vom Baum, nur im kontinentalen Osten des Verbreitungsgebiets verfärben sich die Blätter manchmal gelblich.[9]
Blüten und Früchte
Die Esche wird im Freistand mit 20 bis 30 Jahren mannbar, im Bestand mit 30 bis 35 Jahren. Sie ist zwittrig, wobei abhängig vom Individuum ein Geschlecht reduziert sein kann (Triözie). Die Zwitterblüten haben einen grünlichen, aus zwei Fruchtblättern entstandenen, synkarpen Fruchtknoten und zwei Staubblätter. Die Staubbeutel stehen auf kurzen Staubfäden und sind zunächst purpurrot. Kelch- und Kronblätter fehlen. Die Gemeine Esche wird als einzige Art in der Familie der Ölbaumgewächse[10] durch Wind bestäubt (Anemophilie). Als Blütenstände werden seitenständige Rispen gebildet, die an den Sprossen des Vorjahres erscheinen. Die Rispen erscheinen bereits vor den Laubblättern, stehen zuerst aufrecht und hängen später über.[11]
Als Früchte werden einsamige geflügelte Nussfrüchte an dünnen Stielen gebildet. Sie sind 19 bis 35 Millimeter lang und 4 bis 6 Millimeter breit, schmal länglich bis länglich verkehrt-keilförmig, glänzend braun und schwach gedreht. Die Nuss ist 8 bis 15 Millimeter lang und 2 bis 3 Millimeter breit, an der Basis rundlich, oben gewölbt zusammengedrückt. Der Flügelsaum ist zungenförmig, oft ausgerandet, seltener zugespitzt und läuft maximal bis zur Hälfte der Nuss herab. Die Früchte werden von Oktober bis November reif, und fallen während des ganzen Winters ab. Sie sind Schraubenflieger und erreichen Entfernungen von 60 Meter, in seltenen Fällen bis zu 125 Meter.[11]
Keimung
Die gemeine Esche keimt epigäisch. Die Samen sind keimgehemmt und ruhen etwa zwei Winter bevor sie austreiben, sie können aber auch sechs Jahre keimfähig im Boden verbleiben. Die Keimhemmung ist zum Teil dadurch bedingt, dass der Embryo zur Zeit der Fruchtreife erst die Hälfte der späteren Größe erreicht und nicht voll entwickelt ist. Außerdem wird der Ruhezustand des Samens durch die enthaltene Abscisinsäure gefördert.[12]
Die beiden Keimblätter des Sämlings sind schmal, länglich und netznervig und erreichen eine Länge von 5 Zentimeter und eine Breite von 7 Millimeter. Sie ähneln denen des Ahorns unterscheiden sich von diesen durch die netzartige Nervatur. Die Primärblätter sind ungeteilt, die folgenden Laubblätter dreizählig gefiedert.[4]
Verbreitung und Standortansprüche
Die Gemeine Esche kann bereits in der Kreidezeit und im Tertiär auf der Nordhämisphäre der Erde nachgewiesen werden. Während der Eiszeit wurde sich nach Süd- und Südwesteuropa zurückgedrängt, kehrte jedoch nach der Eiszeit, etwa 7000 bis 6000 Jahre vor Christi, wieder nach Mitteleuropa zurück. Dort konnte sie sich ausbreiten und einen größeren Anteil der Mitteleuropäischen Wälder einnehmen, bevor sie von der Buche verdrängt wurde.[1] Die Esche wurde zuerst durch Brandrodung zurückgedrängt, später besonders durch systematische Rodungen während der Jungsteinzeit, der Antike und des Mittelalters um Ackerland zu gewinnen. Sie wurde jedoch weiterhin in Hecken und kleinern Wäldern erhalten, um sie als Futterpflanze und Holzlieferant zu nutzen. Durch die starke Nutzung und die Ausbreitung der Ziegenhaltung erreichte die Entwaldung anfang des 19. Jahrhunderts einen Höhepunkt. Um Überschwemmungen und Bodenerosion zu vermeiden wurden ab dieser Zeit Eschen aus höheren Lagen wieder an Flussläufen angesiedelt. Mit der Abwanderung der ländlichen Bevölkerung und der Aufgabe ackerbaulich genutzter Flächen besonders an steilen Hängen und feuchten Gebieten, konnte sich die Esche in letzter Zeit weiter ausbreiten.[13]
Die Esche ist eine Baumart Mitteleuropas. Die Nordgrenze des Verbreitungsgebiets verläuft von Schottland zum Trondheimfjord in Norwegen und schließt in Schweden den Süden von Norrland ein. In Finnland verläuft die Grenze durch Satakunta und Hämeenlinna bis zum Ladogasee. In den nordöstlichen Teilen von Russland fehlt die Esche, ebenfalls in den Steppengebieten, die östliche Verbreitungsgrenze wird wahrscheinlich durch die Trockenheit der heißen Sommer bedingt und reicht bis zur Wolga, zur Krim und auf den Kaukasus. Im südlichen Europa erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über die Balkanhalbinsel, Italien und auf der Pyrennäenhalbinsel bis zur Linie Mittleres Galizien - Kantabrisches Gebirge - Ebro.[15]
In der Steiermark, in Kärnten und in Niederösterreich wächst die Esche bis in Höhen von 1000 Meter, in Tirol bis auf 1700 Meter. In mitteldeutschen Gebirgen findet man sie bis auf 800 Meter und in den Bayerischen Alpen bis auf 1400 Meter. Im Kaukasus erreicht sich Höhen von 1800 Meter.[2]
Die Esche braucht mineralische, tiefgründige, frische bis feuchte Böden in nicht zu warmen, eher luftfeuchten, hellen und spätfrostfreien Lagen um ihre maximale Wuchshöhe zu erreichen. Sie wächst auch auf trockenen, flachgründigen Rendzinen aus Kalksteinverwitterungsböden. Das Auftreten an diesen sehr unterschiedlichen Standorten führte zu Überlegungen, die Art in zwei Rassen, die „Kalkesche“ und die „Wasseresche“ zu unterteilen. Eine solche Unterteilung konnte jedoch nicht bestätigt werden, „Kalkeschen“ gedeihen auch auf feuchten Böden gut und umgekehrt. Die Esche transpiriert sehr viel Wasser, daher ist eine gute Wasserversorgung für das Wachstum von entscheidender Bedeutung. Zum Überleben genügen jedoch geringe Mengen, daher kann sie auf den flachgründigen Rendzinen bestehen. Wichtig sind besonders die Niederschläge im Mai und Juni. Sie bevorzugt gut belüftete Böden und meidet Böden mit einem pH-Wert unter 4,2.[16]
Ökologie
Vergesellschaftung
In Skandinavien findet man die Esche in Küstenwäldern zusammen mit der Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) oder in Mischwäldern mit der Bergulme (Ulmus glabra) und der Stieleiche (Quercus robur). Im Baltikum gedeiht sie in Mischwäldern mit der Zitter-Pappel (Populus tremula), der Hängebirke (Betula pendula), und der Gemeinen Hasel (Corylus avellana) oder in Feuchtgebieten zusammen mit der Schwarz-Erle. In Spanien findet man sie in Gemeinschaft mit dem Feldahorn (Acer campestre) und der Gemeinen Hasel.[17]
In Mitteleuropa nennt Heinz Ellenberg in seinem Buch Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. vier Typen von Mischwäldern, in denen die Esche auftritt:
- der Eschen-Ahorn-Schatthangwald an submontanen bis montanen, nordwestlich bis östlich gerichteten Steilhänge mit stark humosen, basischen Fels- und Steinschuttböden
- der Lerchensporn-Eschen-Ahorn-Talsohlenwald an fruchtbaren mit Auenlehm gefüllten Sohlen schattiger Kerbtäler auch in kalkarmen gebieten, wie dem Harz
- der Ahorn-Eschen-Hangfußwald auf collinen bis submontanen, kolluvialen, tiefgründigen Hangfußböden, die nährstoffreich und zumindest im Frühjahr feucht sind
- der Eschen-Bachrinnenwald entlang schmaler, in Lehm eingekerbter Bachrinnen in submontanen und planaren Buchengebieten
Weitere Standorte finden sich in buchendominierten Gesellschaften, besonders in Kalk-Buchenwäldern.[18]
Pathologie
Die Esche wird häufig durch den sogenannten Eschenkrebs befallen, der auf zwei Ursachen zurückgeführt werden kann, einerseits auf den Befall durch Bakterien, andererseits auf Pilzbefall. Das Bakterium Pseudomonas syringae Janse dringt durch Wunden, Blattnarben oder Korkporen in das Rindengewebe ein und bewirkt ein Absterben der Kambiumzellen mit nachfolgender verstärkter aber gestörter Wundheilung. Diese führt zur Ausbildung von schwärzlichen Anschwellungen. Der Pilz Nectria galligena Bres. dringt durch Astabbrüche oder anderen Eintrittsöffnungen ein und führt zum Absterben der Rinde. Dadurch entstehen kraterartige bis zu 30 Zentimeter breite Wunden. Charakteristisch sind jährlich angelegte ellipsenförmige Wülste aus Kallusgewebe, aus deren Anzahl auf das Alter des Baumkrebses geschlossen werden kann und die dem Krebs ein typisches Erscheinungsbild verleihen („Schießscheibenkrebs“).[19]
Der Eschenbastkäfer (Hylesinus fraxinii Pz.) frisst 6 bis 10 Zentimeter lange, doppelarmige Quergänge in die Rinde der Bäume, verschont aber das Kambium. Die Larvengänge sind kürzer und etwa 4 Zentimeter lang, der Reifungsfraß erfolgt an der noch grünen Rinde von Ästen und jungen Stämmen. Durch wiederholten Befall verändert sich das Aussehen der Rinde, man spricht dann von „Eschengrind“ oder „Rindenrosen“. Der Befall kann zum Absterben des Baumes führen.[19] Die Raupen der ersten Generation der Eschen-Zwieselmotte (Prays fraxinella) fressen an den Blättern der Esche, die Raupen der zweiten Generation bohren sich am Beginn des Oktober in die Terminalknospen um zu überwintern und fressen diese, was zu Zwiesel-Bildung führt.[19] Die Binsenschmuckzikade (Cicadella viridis) legt ihre Eier in Eiablageschlitze in die Rinde, was zum Absterben der Rinde führen kann. Sie kann in seltenen Fällen Eschenkulturen im bedeutenden Ausmaß schädigen.[19] Bei Befall durch die Eschenblattnestlaus (Prociphilus fraxini) und die Eschenzweiglaus (Prociphilus bumeliae) entstehen durch Blattstielstauchung und Blattstielkrümmung Blattnester.[20] Schalenwild aber auch Kaninchen und verschiedene Mäusearten schädigen durch Verbiss und Benagen besonders junge Bäume, was zu erheblichen Formfehlern wie Zwieselwuchs führen kann.[20]
Eschensterben
Anfang der 1990er Jahre begannen im nordwestlichen Teil von Polen Eschen in großer Zahl abzusterben. Zu Beginn der Krankheit erschienen abgestorbene Flecken an Stämmen und Zweigen, die sich vergrößerten und zum Welken der Blätter und zum Absterben von Zweigen und ganzen Bäumen aller Altersstufen führten.[21] Von Polen hat sich das Eschensterben nach Schweden, Österreich, Deutschland, Dänemark, Finland, Litauen und Tschechien ausgebreitet.[22] In den geschädigten Stellen konnte häufig neben anderen Pilzarten eine neue Art einer Nebenfruchtform der Schlauchpilze gefunden werden, die 2006 den Artnamen Chalara fraxinea T.Kowalski erhielt.[21] Die Art konnte nicht in allen geschädigten Stellen gefunden werden, und die geschädigten Stellen wurden auch von anderen potentiell schädlichen Pilzarten der Gattungen Cytospora, Diplodia, Fusarium, Phomopsis und Armillaria besiedelt. Erst Impfversuche (Inokulation) mit Chalara fraxinea konnten zeigen, dass der Pilz zu indentischen Schädigungen führt, wie sie beim Eschensterben gefunden werden. Chalara fraxinea kann jedoch nach der Infektion durch konkurrierende Arten vollständig verdrängt werden.[22] 2009 konnte die Nebenfruchtform Chalara fraxinea der Hauptfruchtform des Weißen Stengelbecherchen (Hymenoscyphus albidus) zugeordnet werden, das schon 1850 als Peziza albida erstbeschrieben wurde. Das Weiße Stengelbecherchen lebt auf verwitternden Blattstielen der Esche, in Polen wurde der Schlauchpilz auch auf toten Schößlingen von Eschen gefunden. Der SChlauchpilz ist in Europa weit verbreitet, warum er zum Auslöser einer neuen Krankheit wurde, ist noch unklar. Mögliche Ursachen könnte eine Veränderung durch Mutation oder die Hybridisierung mit einer noch unbekannten Art sein. Auch Umwelteinflüsse könnten die Schädlichkeit des Pilzes verstärkt haben.[23]
Mensch und Esche
Mythologie
Eschene Lanzen werden schon im 7. Jahrhundert von Hesiod in seinem Buch Werke und Tage als Bewaffnung des dritten Menschengeschlechts erwähnt.[24]
Besondere Bedeutung hat die Esche als Weltenbaum Yggdrasil in der Nordischen Mythologie, die durch die isländische Edda erhalten ist. Die Zweige der Weltenesche Yggdrasil ist reichen über den Himmel und erstrecken sich über die ganzen Welt. Der Baum ruht auf drei Wurzeln, unter denen Quellen entspringen. Die Quelle Mimirs verleiht Weisheit und Wissen, der nordische Hauptgott Odin gibt eines seiner Augen als Pfand um von der Quelle zu trinken. Am Urdbrunnen halten die Götter Gericht und dort wohnen die Nornen. Unter der dritten Wurzel liegt die Quelle Hvergelmir, der alle Flüsse entspringen. Der Drache Nidhöggr nagt an den Wurzeln und ein Adler sitzt in der Krone des Baums.[25]
Auch das Menschengeschlecht stammt in der nordischen Mythologie von der Esche ab. Drei Götter, darunter Odin, finden am Strand zwei Baumstämme Ask und Embla. Ask kann als Esche identifiziert werden, um welchen Baum es sich bei Embla handelt, ist unklar. Es könnte sich um die Ulme oder Erle handeln. Aus Ask wird der erste Mann, aus Embla die erste Frau geformt. [6]
Die Esche in der Heilkunde
Schon in der Antike wurden verschiedene Teile der Esche zu Heilzwecken verwendet. So ist sie im Corpus Hippocraticum erwähnt, und auch im De Materia Medica des griechischen Arztes Dioskurides. Im zwölften Jahrhundert beschreibt die Äbtissin Hildegard von Bingen die Anwendung von Eschenblättern als Tee als harntreibendes Mittel. Konrad von Megenberg empfahl die Asche der Rinde zur Behandlung von Knochenbrüchen. Im sechzehnten Jahrhundert verwendete der deutsche Arzt Hieronymus Bock das Destillat der Eschenrinde bei Gelbsucht und Steinleiden, Tee aus Eschenfrüchte als Diuretikum, Pietro Andrea Mattioli der Hofarzt von Kaiser Maximilian beschreibt in seinem New Kreuterbuch unter anderen die Rindenasche der Esche als Heilmittel. Hufeland empfiehlt Teeaufgüsse aus Rinde und Blättern bei Muskelrheuma und Gicht. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde auch überlegt die Rinde der Esche als Ersatz für Chinarinde als fiebersenkendes Mittel zu verwenden, das aufgrund der weiten Verbreitung der Malaria sehr gefragt war.[26]
Systematik
Die Gemeine Esche ist eine Art in der Familie der Ölbaumgewächse. In der Gattung der Eschen (Fraxinus) gehört sie mit der Schmalblättrigen Esche, der Mandschurischen Esche und der Schwarz-Esche zur Subsektion Bumelioides in der Sektion Fraxinus. Ihre Chromosomenzahl beträgt 2n=46[27].
Eine Unterteilung in zwei Rassen, der „Wasseresche“ und der „Kalkesche“, konnte weder durch Unterschiede in der Wuchsleistung noch durch phänologische oder morphologische Merkmale bestätigt werden. Eine ausgeprägte genetische Differenzierung ist wenig wahrscheinlich, da das zusammenhängende Verbreitungsgebiet der Esche vor erst 3000 bis 4000 Jahren aufgrund der Konkurrenz von Buchen (Fagus) und Hainbuchen (Carpinus) getrennt wurde.[28]
Es werden mehrere Gartenformen unterschieden, darunter[29]:
- 'Allgold' ein 10 bis 12 Meter hoher Baum mit intensiv goldgelb gefärbten Trieben. Die Blätter sind im Sommer grün im Herbst gelb.
- 'Altea' mit durchgehendem Stamm und straff aufrechtem Wuchs.
- 'Aurea' ein 8 Meter hoher Baum mit im Winter gelben Zweigen. Die Blätter sind anfangs gelbgrün und werden im Herbst intensiv gelb.
- 'Diversifolia' oder Einblatt-Esche, ein 20 bis 25 Meter hoher Baum mit 14 bis 18 Zentimeter langen Blättern, die nur aus dem Endblättchen und häufig noch einem weiteren, kleineren Fiederblättchenpaar bestehen. Der Blattrand ist unregelmäßig oder doppelt gesägt.
- 'Eureka' mit durchgehendem Stamm und straff aufrechtem Wuchs.
- 'Globosa' eine Zwergform mit hohem Stamm und dicht verzweigter, abgeflacht kugeliger Krone, die bis zu 4 Meter breit wird.
- 'Jaspidea' ein bis zu 15 Meter hoher Baum. Junge Triebe und Zweige haben eine gelbgrün gestreifte Borke. Die Blätter sind groß, zuerst gelb, im Sommer gelbgrün und im Herbst gelb.
- 'Nana' oder Kugelesche, eine Zwergform mit hohem Stamm und kugeliger, kompakter Krone, die 2,5 bis 4,5 Meter breit werden kann.
- 'Pendula' oder Hängeesche, ein 12 bis 15 Meter hoher Baum mit bogenförmig abwärts wachsenden Ästen und Zweigen, die oft den Boden erreichen.
- 'Westhofs Glorie' mit durchgehendem Stamm und straff aufrechtem Wuchs.
Verwendung
Eschenholz wird zur Herstellung von Sportgeräten, Werkzeugstielen, Möbeln und Furnieren verwendet und zählt zu den wertvollsten Hölzern Mitteleuropas. Früher wurde es besonders in der Stellmacherei und Tischlerei verwendet, um Radreifen, Schlittenkufen, Achsen, Deichseln, Ackergeräte und Musikinstrumente zu fertigen.[20] Eschenlaub war früher ein wichtiges Futtermittel für den Winter. Das Laub wurde im Sommer geschnitten, getrocknet und für den Winter gelagert.[30] Die Esche ist ein häufiger Straßen− und Stadtbaum, besonders in Nord− und Osteuropa und in höheren Lagen der Mittelgebirge.[2]
Kenngröße | Wert | Einheit |
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Rohdichte (12-15 % HF) | 690 | kg/m³ |
Elastizitätsmodul | 13000 − 14000 | N/mm² |
Druckfestigkeit | 44 − 52 | N/mm² |
Zugfestigkeit | 130 − 165 | N/mm² |
Biegefestigkeit | 102 − 120 | N/mm² |
Bruchschlagarbeit | 68 | kJ/m² |
Brinellhärte | 6537 − 6541 | N/mm² |
Nachweise
Literatur
- Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Enzyklopädie der Laubbäume. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-39-6, S. 261–275.
- Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (Hrsg.): Beiträge zur Esche -Fachtagung zum Baum des Jahres 2001-. Mai 2002, ISSN 0945-8131 (bayern.de [PDF]).
- Roloff, Bärtels: Flora der Gehölze. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5614-6, S. 308.
Einzelnachweise
- ↑ a b Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 262.
- ↑ a b c d Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 263.
- ↑ Illustration aus Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland Österreich und der Schweiz. Gera-Untermhaus, 1885.
- ↑ a b c Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 264.
- ↑ Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 266
- ↑ a b Fraxinus excelsior - Gemeine Esche, Holz und Verwendung. In: Forstbotanischer Garten: Im Reich der Bäume. Georg-August-Universität Göttingen, abgerufen am 30. August 2009.
- ↑ Beiträge zur Esche, S. 56.
- ↑ Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 267.
- ↑ Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 264–265.
- ↑ Düll, Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 208.
- ↑ a b Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 268.
- ↑ Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 271.
- ↑ Marigo, Peltier, Girel, Pautou: Success in the demographic expansion of Fraxinus excelsior L. In: Trees. Nr. 15. Springer, Oktober 2000, S. 2, 6, doi:10.1007/s004680000061.
- ↑ Schütt, Schuck, Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8, S. 182.
- ↑ Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 262–263.
- ↑ Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 269–270.
- ↑ Marigo, Peltier, Girel, Pautou: Success in the demographic expansion of Fraxinus excelsior L. In: Trees. Nr. 15. Springer, Oktober 2000, S. 1, 2, doi:10.1007/s004680000061.
- ↑ Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 270.
- ↑ a b c d Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 272.
- ↑ a b c Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 273.
- ↑ a b T. Kowalski: Chalara fraxinea sp. nov. associated with dieback of ash (Fraxinus excelsior) in Poland. In: Forest Pathology. Band 36, Nr. 4. Wiley, 11. Juli 2006, S. 264–270, doi:10.1111/j.1439-0329.2006.00453.x.
- ↑ a b T. Kowalski, O. Holdenrieder: Pathogenicity of Chalara fraxinea. In: Forest Pathology. Band 39, Nr. 1. Wiley, 8. August 2008, S. 1–7, doi:10.1111/j.1439-0329.2008.00565.x.
- ↑ T. Kowalski O. Holdenrieder: The teleomorph of Chalara fraxinea, the causal agent of ash dieback. In: Forest Pathology. Wiley, 23. Februar 2009, doi:10.1111/j.1439-0329.2008.00589.x.
- ↑ Hesiodos: Werke und Tage. (gottwein.de [abgerufen am 19. September 2009] altgriechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι. Zeile 145).
- ↑ Snorri Sturluson: Gylfaginnîng. In: Snorra-Edda. 1271, Kap. 15 (wikisource.org).
- ↑ Beiträge zur Esche, S. 71-72.
- ↑ Schütt, Schuck, Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8, S. 180.
- ↑ Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 269.
- ↑ Roloff, Bärtels: Flora der Gehölze.
- ↑ Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 274.
- ↑ Beiträge zur Esche, S. 58.
Weblinks
- Die Esche - Baum Des Jahres 2001. Stiftung "Menschen für Bäume", abgerufen am 30. August 2009.
- Fraxinus excelsior - Gemeine Esche. In: Forstbotanischer Garten: Im Reich der Bäume. Georg-August-Universität Göttingen, abgerufen am 30. August 2009.