Hazy Osterwald

Schweizer Musiker, Komponist und Band-Leader
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Hazy Osterwald (* 18. Februar 1922 als Rolf Erich Osterwalder in Bern) ist ein Schweizer Musiker, Sänger und Orchesterleiter. Zu seinen bekanntesten Stücken gehören "Kriminal-Tango" oder "Gehn' Sie mit der Konjunktur".

Werdegang

Osterwald begeisterte sich als Schüler eher für Fußball und wurde wegen mangelnden Übens vom Klavierunterricht ausgeschlossen. Mitschüler drängten ihn aber dazu, Pianist im Schulorchester zu werden; 1939 wurde er sogar dessen Leiter. Ab 1940 besuchte er das Konservatorium und lernte bei Albert Moeschlinger Komposition und Theorie, daneben übte er auch Trompete. Bereits 1940, vor seinem Abitur (1941), arrangierte er für den Orchesterleiter Teddy Stauffer und andere. 1941 spielte er Trompete in der Band von Fred Böhler, ab 1942 unter dem Künstlernamen „Hazy Osterwald“. Bei den „Original Teddies“ des Saxophonisten Eddie Brunner, dem Nachfolger Stauffers, spielte er 1944 Klavier und Trompete, gründete aber im gleichen Jahr eine eigene achtköpfige Combo mit der Sängerin Kitty Ramon. Am 1. September 1944 kam das erste Engagement in Bern. Die Erweiterung zur Bigband erwies sich als zu teuer, und so gründete er (nach dem Vorbild von Svend Asmussen) am 1. Mai 1949 sein Sextett, mit dem er noch im selben Jahr auf dem Jazzfestival in Paris spielte, wo auch Jazzgrößen wie Charlie Parker und Sidney Bechet auftraten.

Hazy Osterwald Sextett

Nach Auftritten in Europa engagierten 1951 die Amerikaner das Sextett als Hazy Osterwald USO-Show (O für Overseas). Kurz danach wurde 1952 ein 6-Monate-Vertrag nach Beverly Hills von der amerikanischen Musikergewerkschaft abgelehnt. Das Sextett konzentriert sich wieder auf Europa und spielte u. a. in Stockholm, Lissabon und Arosa. Im Jahre 1953 fand die erste deutsche Radioproduktion beim NDR in Hamburg statt, erste Schallplattenaufnahmen folgten für die österreichische Austroton. 1954 trat das Hazy Osterwald-Sextett im deutschen Fernsehfilm Eine kleine, große Reise auf. Bereits 1955 erhielt das Sextett einen Plattenvertrag bei Polydor und machte Aufnahmen mit den Kölner Produzenten Heinz Gietz und Kurt Feltz. 1957 und 1958 spielten sie im Pariser Olympia vor ausverkauften Haus.

Zum „Hazy Osterwald Sextett“ gehörten anfangs Ernst Höllerhagen (Klarinette), Sunny Lang (Bass), Gil Cuppini (Schlagzeug), Pierre Cavalli (Gitarre) und Francis Burger (Klavier). Spätere Mitglieder waren u.a. Dennis Armitage (Saxophon), Curt Prina (Klavier), Peter Beil (Trompete), Lars Blach und John Ward (Schlagzeug). Sie waren nicht zuletzt durch ihre witzige Bühnenshow sehr erfolgreich. Über ihre Erfolgsstory wurde 1961 sogar von Franz Josef Gottlieb der Spielfilm „Die Hazy Osterwald Story“ mit Gustav Knuth, Eddie Arent und Peer Schmidt gedreht.

Plattenkarriere

Datei:Hazy Osterwlad-Sextett - Kriminal-Tango.jpg
Hazy Osterwald-Sextett - Kriminal-Tango

Im Jahre 1957 erschien bei Heliodor eine LP unter dem Titel Das ist Rhythmus. Ihre erste Single wurde gleich zum Hit, denn im Oktober 1959 erschien bei Polydor der von Heinz Gietz clever produzierte und arrangierte sowie von Kurt Feltz geschriebene Kriminal-Tango / Sechs Musikanten (Polydor #24048), der in Deutschland 900.000 mal verkauft wurde und insgesamt eine Million Exemplare umsetzte. Es war aber nur eine Coverversion des italienischen Originals von Piero Trombetta, der auch den italienischen Text zur Musik von Aldo Locatella als Kriminal Tango schrieb (Columbia SCMQ #1202), erschienen Anfang 1959[1]. Während das Original in der italienischen Hitparade einen achten Platz erreichte, kam Osterwalds Version bis auf Rang Eins in der deutschen Hitparade, wo sie für drei Wochen verharrte. Dann folgte im Februar 1960 der Titel Panoptikum, der jedoch genau wie die dritte Single Konjunktur Cha Cha Cha im Februar 1961 nur untere Platzierungen einnahm.

Rezeption

Dann folgte in der ARD die TV-Show "Lieben Sie Show?" unter der Regie des jungen Michael Pfleghar, die am 24. November 1962 erstmals gesendet wurde und bis heute eine der erfolgreichsten, internationalen Fernsehshows Deutschlands geblieben ist, die in 35 Ländern ausgestrahlt wurde. Hier wurde Osterwald in einer eigenen Show präsentiert. Die letzte Folge lief am 16. März 1963. Osterwald tourte bis 1979, jetzt unter dem Namen Hazy Osterwald Jetset (u.a. waren sie offizielle Band bei den Olympischen Spielen 1972 in München und 1976 in Innsbruck sowie in zahlreichen Fernsehsendungen), legte dann eine Pause bis 1984 ein und trat danach mit Hazy Osterwald and the Entertainers auch als Vibraphonist auf, wobei er sich wieder mehr dem Jazz zuwandte.

2005 übergab Osterwald einen beträchtlichen Teil seiner privaten Sammlung, darunter Originalpartituren, persönliche Dokumente, Fotos und Konzertmitschnitte, an das Internationale Jazzarchiv in Eisenach.

Preise und Auszeichnungen

1984 wurde Osterwald von Walo Linder mit dem »Prix Walo« ausgezeichnet. Am 27. Juni 2009 erhielt er in Ascona für sein Lebenswerk den Swiss Jazz Lifetime Achievement Award.

Literatur

Einzelnachweise

  1. SWR4 - Eskapaden um den Kriminal-Tango