Die polnische Küche ist vielschichtig und vor allem mit den Küchen der östlichen Nachbarländer Polens verwandt, weist aber auch zu den mitteleuropäischen und skandinavischen Küchen einige Parallelen auf. In den Eigenheiten der polnischen Küche spiegeln sich die historische Adelskultur und die bäuerliche Kultur des Landes ebenso wieder wie seine geografischen Gegebenheiten. Dabei folgt die nationale Küche Polens einem über Gerichte und Essgewohnheiten definierten überraschend einheitlichen Standard – trotz vorhandener Einflüsse anderer kulinarischer Traditionen und einer Vielzahl regionaler Varianten und Besonderheiten.

Zu den polnischen Spezialitäten zählen Teigprodukte, Suppen, Wurstwaren, Wild und Wildgeflügel, Süßwaren und Kuchen, Weißkäse, Wodka, Salzgurken und Pilze.
Mahlzeiten und Essgewohnheiten
Polen gehört zu den wenigen Ländern, in denen das zweite Frühstück üblich ist. Gefrühstückt wird meist Brot, Tee, Wurst, Weißkäse und Käse sowie frische Gurken, Tomaten und Zwiebeln, sonntags auch gerne Rührei. Dabei werden die Beilagen häufig extra gereicht und gegessen. Vormittags, nach dem zweiten Frühstück, trinkt man bevorzugt Kaffee und nimmt Kuchen, andere typische Süßwaren und Marmeladen zu sich. Die Hauptmahlzeit des Tages ist warm und wird in der Regel am späteren Nachmittag – nach der Arbeit – eingenommen. Sie besteht im Allgemeinen aus einer Suppe und dem Hauptgericht. Abends stärkt man sich wieder mit Brot und Wurst, aber auch mit Salzgurken und marinierten Pilzen.
Die christlichen Hochfeste Weihnachten und Ostern sind auch kulinarisch besonders herausgehobene Anlässe im Jahreskalender. Zur polnischen Tradition des Heiligen Abends gehört ein mehrgängiges und fleischloses Festmenü. Dieses Menü besteht oft aus zwölf Speisen einschließlich Karpfen, Erbsen, Pilzen, Mohn, Backobst und Reis, die unter anderem auf die zwölf Jünger Jesu bezogen sind. Jeder Tischgast sollte dabei von jeder Speise etwas probiert haben. Traditionell bleibt an Heiligabend ein Platz für einen gegebenenfalls unerwartet eintreffenden Gast frei. Am Ostersonntag wird hingegen ein festliches Osterfrühstück mit polnischer Weißwurst, Eiern, Schinken und Osterbabka zelebriert, in dessen Zentrum das Święcone steht, ein Korb mit zuvor vom Priester gesegneten Speisen.
Typische Gerichte (Auswahl)
- Bigos – polnisches Nationalgericht; Schmoreintopf aus Sauerkraut und Weißkohl, mit mehrerlei Fleisch (Rind, Wild, Schwein) und verschiedenen Wurstsorten, mit Waldpilzen und getrockenen Zwetschgen, Pfeffer, Piment, Lorbeer, Majoran, Kümmel, Tomatenmark und einem Schuss Rotwein verfeinert. Das Gericht ist jahrhundertealt, wird wegen seiner Haltbarkeit geschätzt und besonders gern im Winter gekocht und gegessen.
- Pierogi – („Piroggen“); polnisches Nationalgericht; halbrunde Teigtaschen mit verschiedenartigen Füllungen (siehe unten).
- Barszcz – polnisches Nationalgericht; klare tiefrote Suppe aus vergorener Roter Bete. Sie wird zu Krokiety oder Kołaczyki aus der Tasse getrunken oder als Tellergericht mit Uszka serviert.
- Żur – typisch polnisches Gericht; säuerlich-würzige Suppe aus vergorenem Mehl, mit Majoran und unterschiedlichen Zutaten wie gekochten Eiern, Kartoffeln und Wurst.
- Zrazy – gefüllte und geschmorte Fleischwickel, meist aus Rindfleisch. In die Füllung können Salzgurken, Zwiebeln, Speck, Senf und andere Zutaten gegeben werden. Traditionelles altpolnisches Adelsgericht, das auch zum Frühstück verzehrt wurde.
- Gołąbki – („Täubchen“); geschmorte oder gebackene Kohlrouladen aus Weißkohl, mit Gehacktem und Reis oder Buchweizen gefüllt, häufig mit Tomatensoße oder Pilzsoße gereicht.
- Flaki – („Innereien“); ein Kuttelgericht mit in Streifen geschnittenem Rinderpansen und Gemüse wie Karotten, Sellerie und Zwiebeln, oft scharf gewürzt, vergleichbar mit dem ostpreußischen Fleck oder den sächsischen Flecken.
- Pulpety – in Brühe gegarte kleine Hackfleischklopse; der Sud wird mit Gewürzen, Kräutern und Mehl angemacht, häufig reicht man dazu Reis oder Kasza (Buchweizengrütze). Pulpety sind auch als Einlage in Fischsuppen verbreitet.
- Kotlet schabowy – Schweinekotelett mit verschiedenen Beilagen, oft mit gestampften Kartoffeln, Dillkartoffeln oder Kopytka sowie geschmortem Weißkohl, Rohkostsalaten und Mizeria (Gurkensalat). Sehr häufig paniert.
Suppen
Die polnische Küche kennt viele traditionsreiche Suppen. Erwähnenswert sind neben Barszcz und Żur vor allem Rosół (Hühnerbrühe), Zupa grzybowa (Pilzsuppe), Zupa pomidorowa (Tomatensuppe), Zupa ogórkowa (Salzgurkensuppe), Zupa szczawiowa (Sauerampfersuppe), Kapuśniak (Sauerkrautsuppe), Czernina (mit Enten- oder Hühnerblut), Krupnik (Graupensuppe), Botwina (Suppe aus jungen Rote-Bete-Pflanzen) und Gramatka oder Faramuszka (Biersuppe aus der Fastentradition)[1]. Polnische Suppen sind selten vegetarisch, meist wird als Suppengrundlage Rindfleisch (Suppenfleisch), Geflügel oder Schweinefleisch (Speck, geräucherte Schweinerippchen) verwendet.
Daneben sind in Polen kalte Sommersuppen beliebt. Unter diesen erfreuen sich Fruchtsuppen großen Zuspruchs, wie etwa die traditionelle Zupa jagodowa (Heidelbeersuppe).
Fleisch
Fleisch (mięso), insbesondere Schweinefleisch[2] und Rindfleisch, ist von großer Bedeutung. Im Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch hatte Polen jahrelang eine weltweite Spitzenposition inne, bis es von den USA abgelöst wurde.
Es gibt eine große Vielfalt an Fleischgerichten. Rind und Wild werden zumeist mariniert, Braten und Geflügel häufig mit Farcen versehen. Man schätzt in Polen insbesondere das Filet (polędwica) von Schwein und Rind, ebenso Kalbsbraten und Wild- oder Lammrücken (comber). Hase und Fasan gehören zu den beliebtesten Kleinwildarten. Auch Hackbraten und Fleischzubereitungen mit Aspik sind populär. Leber wird gerne geschmort und dient als Basis für diverse Terrinen.
Bekannt sind vor allem traditionelle polnische Wurstwaren (wędliny), etwa Krakauer, Kabanos oder Weißwurst. Von diesen sind nur die wenigsten in deutschsprachigen Ländern erhältlich, dennoch kann eine gleichnamige Wurst (kiełbasa) in Polen und Deutschland oft jeweils unterschiedlich ausfallen. Das polnische Original ist dabei meist fetthaltiger und wird häufig eine feine Knoblauchnote aufweisen. So versteht man in einigen Gegenden Deutschlands unter einer Krakauer eine lange Grill- oder Bratwurst von etwa 2 cm Dicke. In Polen hingegen ist die Krakauer eine kurze 4–5 cm dicke Räucherwurst, welche vor allem als Aufschnitt zum Frühstück oder Abendbrot gereicht wird. Der deutschen Krakauer entspräche in Polen eher der Kabanos oder eine andere Wurstsorte. Die Erzeugung von Fleischwaren für die Wurstproduktion erfolgt meist durch extensive Schweinehaltung vieler Kleinbetriebe.
Die im Ausland stark nachgefragte polnische Mastgans (gęś) zum Martinstag oder Weihnachtsfest ist in Polen am Heiligen Abend nicht oder nur sehr selten anzutreffen. Das hängt mit der katholischen Speisetradition zusammen, an Heiligabend kein Fleisch zu essen. Am ersten oder zweiten Weihnachtstag findet man die Gans schon eher, wobei gefüllter Truthahn (indyk) meist bevorzugt wird.
Fisch
Fisch (ryba) spielt in der polnischen Küche eine vergleichsweise wichtige Rolle. Die beliebtesten Speisefische in Polen sind Hering (śledź) und Dorsch (dorsz), die beide in der Ostsee vorkommen. Die Zubereitungsarten besonders für Hering sind vielfältig, aus allen Regionen Polens gibt es traditionelle Heringsrezepte. Karpfen (karp) wird vor allem an Heiligabend und Weihnachten gegessen und meist in Mehl gewendet gebraten. Beliebt sind aber auch Karp po żydowsku („Karpfen nach jüdischer Art“) mit Karotten, Mandeln und Rosinen oder Karp w galarecie („Karpfen in Aspik“). Ferner gehören heimische Flusskrebse zur Küchentradition.
Eine Besonderheit stellen Pangasius, ein im Süßwasser lebender Haiwels aus Südostasien, und der zu den antarktischen Krokodileisfischen zählende Bändereisfisch (Champsocephalus gunnari, polnisch kergulena oder kargulena) dar, der vor den Kerguelen im südlichen Indischen Ozean gefangen wird. Beide Fischarten werden in Polen gerne zubereitet. Eine weitere Besonderheit ist die Popularität und Verbreitung von eingemachter Fischleber wie etwa Dorschleber.
Daneben sind die reichen Fischgründe der zahllosen nordpolnischen Seen von Bedeutung, zumal diejenigen der Masurischen Seenplatte und der Pommerschen Seenplatte, aber auch viele Flussläufe und Altarme im Einzugsgebiet von Weichsel, Oder, Pregel und Memel. Aus diesen Gewässern finden zahlreiche Süßwasserfische ihren Weg in die Küche. Die Bandbreite reicht von Wels, Zander, Hecht und Aal über Schleie, Flussbarsch und Brachse bis hin zur Forelle. In der Teichwirtschaft, die besonders in Niederschlesien, Großpolen und Pommern eine Rolle spielt, widmet man sich vor allem der Zucht von Karpfen, Schleie, Forelle und Krebsen.
Pilze und Gemüse
Da Polen sehr waldreich ist, bilden Pilze (grzyby) seit jeher ein grundlegendes Element der polnischen Esskultur. Waldpilze wie Steinpilz, Maronenröhrling, Butterröhrling, Edelreizker oder Pfifferling werden als Suppe oder Ragout gegessen, zu Pilzbrühe verarbeitet oder getrocknet und sind eine wichtige Zutat zu Füllungen und zahlreichen Fleischgerichten und Eintöpfen.
Auch Waldbeeren sind im Überfluss vorhanden und spielen eine wichtige Rolle, vor allem Heidelbeeren, Himbeeren und Preiselbeeren. Aus Himbeeren, Holunderbeeren und Aroniabeeren wird Saft gewonnen.
Gekochter oder geschmorter Weißkohl (kapusta) ist nach Kartoffeln und Zwiebeln das Hauptgemüse der polnischen Küche, gegessen werden jedoch auch viele weitere Gemüsesorten, vor allem Blumenkohl, Rosenkohl, Erbsen, Kichererbsen, Bohnen, Karotten, Lauch, Sellerie, Salat und Tomaten. Insbesondere Rote Bete (burak) gilt als typisch polnisch. Man schätzt sie vor allem in Form von buraczki (gerieben, unter Zugabe von Essig gekocht und warm serviert) oder als ćwikła (mit Meerrettich zubereitet und kalt serviert, häufig zum Osterfrühstück). Auch die Gurke (ogórek), oft in Verbindung mit Dill (koperek), ist ein althergebrachtes polnisches Lebensmittel. Salzgurken und Sauerkraut werden viel gegessen und in zahlreichen Gerichten verarbeitet. Charakteristisch sind ferner surówki, Rohkostzubereitungen aus verschiedenen Kohl- und Gemüsesorten mit pikanten Soßen, die zu zahlreichen Gerichten gereicht werden. Ebenso verbreitet sind Gemüse- und Eiersalate mit Mayonnaise oder Sahne, zumal Mizeria, ein populärer Gurkensalat.
Gekochtes Gemüse wird noch meist voll durchgegart – die bissfeste Zubereitung ist selten zu finden. Häufig wird gekochtes Gemüse mit in Butter gebräuntem Weckmehl nappiert. Diese Art der Garnitur wird in der internationalen Küche als Beurre à la polonaise bezeichnet.
Teigprodukte
Teigprodukte haben in der traditionellen polnischen Kochkunst eine herausgehobene Stellung und werden ähnlich geschätzt wie etwa in der italienischen Küche. Sie dienen als Beilagen zu Fleisch- und Pilzgerichten und als Suppeneinlagen, man behandelt sie mit Vorliebe aber auch als eigenständige Speisen. Die polnische Küche kennt verschiedene Arten von Teigtaschen und spezifischen Klößen und Nudeln, die regional in teils unterschiedlicher Ausprägung hergestellt werden, und liebt außerdem Eierpfannkuchen und Hefepfannkuchen besonders. Sie steht in dieser Hinsicht einerseits den übrigen slawischen Küchen Osteuropas, andererseits aber auch der böhmischen, bayerischen und schwäbischen Küche nahe. Wie die russische, die weißrussische und die ukrainische Küche hat auch die Küche Polens im Mittelalter Techniken der Teigverarbeitung aus dem Fernen Osten (China, Mongolei) übernommen, worauf die seit dem 13. Jahrhundert überlieferte Tradition der Pierogi-Herstellung zurückgeht. Wareniki und Pelmeni sind die ukrainischen und russischen Verwandten der Pierogi.
Hauptspeisen:
- Pierogi – („Piroggen“); polnisches Nationalgericht; gekochte oder geröstete halbrunde Teigtaschen mit Randverzierung und verschiedenen Füllungen. Die beliebtesten Sorten sind Pierogi z kapustą i grzybami mit Kraut, Zwiebeln und Pilzen, Pierogi ruskie („ruthenische Pierogi“ aus dem früheren Ostpolen – stellen die Verbindung zu Wareniki und Pelmeni her) mit Kartoffeln, Zwiebeln und Weißkäse, Pierogi z mięsem mit Zwiebeln und Fleisch und Pierogi z kaszą gryczaną i serem mit Buchweizen, Speck und Weißkäse. Unter den süßen Sorten sind Pierogi z serem mit süßem Weißkäse und Pierogi z jagodami mit Heidelbeeren die populärsten.
- Kołduny – ähnlich wie Pierogi, nur kleiner und aus litauischer und tatarischer Tradition. Bekannt sind in Polen vor allem Kołduny po litewsku („Kołduny litauischer Art“) mit einer Füllung aus Rindfleisch und Rindernierenfett (Talg).
- Pyzy – runde Kartoffelklöße mit einer Füllung aus Rindfleisch und Zwiebeln.
- Knedle – („Knödel“); Zwetschgenknödel. Ursprünglich aus der böhmischen und österreichischen Küche, serviert mit Beurre à la polonaise.
- Naleśniki – Eierpfannkuchen, häufig mit Weißkäse gefüllt oder mit Heidelbeeren.
- Racuchy – Hefepfannkuchen, häufig mit eingelassenen Apfelstücken oder auch Heidelbeeren.
- Omlet – („Omelett“); polnisches Omelett (soufflé), mit Eischnee zubereitet. Seit dem 17. Jahrhundert nach französischem Vorbild entwickelt.
- Makiełki und Makówki – Mohnnudeln (aus Zentralpolen) und Mohnpielen (aus Schlesien).
Typische Beilagen:
- Kopytka – („kleine Hufe“); kleinere rautenförmige Kartoffel-Mehl-Klöße.
- Pampuchy, Kluski na parze oder Pyzy drożdżowe – dampfgegarte Hefeklöße.
- Kluski śląskie – („schlesische Klöße“); kleinere Kartoffelklöße mit charakteristischer Vertiefung in der Mitte.
- Krokiety – („Kroketten“); kleingefaltete und panierte Eierpfannkuchen mit verschiedenen Füllungen, zu Suppen und Pilzgerichten.
- Kołaczyki – rundes Hefegebäck mit in der Mitte hervortretender Zwiebel- oder Sauerkrautfüllung, regional (Tatra) auch mit Bryndza-Füllung, ebenfalls zu Suppen und Pilzgerichten. In der süßen Variante mit Weißkäse-, Zwetschgen- oder Apfelfüllung.
Andere Beilagen und typische Suppeneinlagen:
- Uszka – („Öhrchen“); muschelförmige Teigtäschchen mit verschiedenen Pilzfüllungen als Einlage etwa in rotem Barszcz.
- Makaron – („Nudeln“); Bandnudeln, etwa in Makiełki oder zu Pilz-, Tomaten- oder Fruchtsuppen.
- Kluski kładzione – („gelegte Nudeln“); nockenartige Nudeln aus dickerem Eierteig, als Beilage oder Suppeneinlage.
- Kluski lane oder Lane ciasto – („gegossene Nudeln“); in Suppe verquirlter dünner Eierteig.
Beilagen und Saucen
Eine urpolnische Beilage zu Fleisch und Pilzen ist gekochte und gebackene Kascha (Kasza), eine landestypische Grütze aus Buchweizen, die in Polen jahrhundertelang die Grundlage der Ernährung bildete. Traditionsgemäß sollte man dafür gerösteten Buchweizen kochen und anschließend im Ofen erneut rösten, um die Kascha dann mit glasierten Zwiebeln und ausgelassenen Speckwürfeln zu servieren. Heute gibt es sie allerdings auch aus dem Kochbeutel.
Neben Teigprodukten und Kascha sind Kartoffeln und Reis andere typische Beilagen. Kartoffeln werden häufig gestampft zubereitet. Salzkartoffeln werden auch gerne gereicht, während Pellkartoffeln nicht übermäßig häufig gegessen werden. Reis spielt in der polnischen Küche als Beilage und Zutat eine vergleichsweise größere Rolle als etwa in der deutschen oder österreichischen Küche.
Zu den klassischen Soßen zählen insbesondere die Polnische Sauce auf Grundlage von Fleisch- oder Fischsud, Lebkuchen, Rotwein, Mandeln und Rosinen, aber auch Meerrettichsauce (Sos chrzanowy), Wacholdersauce (Sos jałowcowy) und Tomatensauce (Sos pomidorowy).
Gewürze und Kräuter
Hauptgewürz neben Pfeffer ist der Majoran. Auch Dill, Piment, Muskatnuss und Petersilienwurzel sind Bestandteil zahlreicher Speisen. Salzkartoffeln etwa isst man in Polen bevorzugt als Dillkartoffeln mit zerlassener Butter, während sich die Petersilienwurzel als Zutat in vielen Brühen, Suppen, Marinaden und Soßen wiederfindet. Koriander ist ebenfalls sehr gefragt, unter anderem bei der Wurstherstellung. Meerrettich, Senf und Essig sind genauso beliebt wie Knoblauch, Wacholder, Lorbeerblatt und Kümmel. Genutzt werden traditionellerweise auch die Eigenschaften von Milchsäure. Ferner verwendet man in der polnischen Küche zum Würzen seit jeher Trockenfrüchte, Honig und Gewürznelken.
Als Backzutat war in früheren Zeiten Safran besonders beliebt und ist es bisweilen heute noch. Die altpolnische Küche zeichnete sich generell durch ihren verschwenderischen Umgang mit teuren Gewürzen aus, vor allem im 17. Jahrhundert.[3]
Milchprodukte
- Biały ser oder twaróg – („Weißkäse“, „Quark“); schnittfester, dem Hüttenkäse ähnlicher Frischkäse, der vielfach noch in Hausproduktion hergestellt wird;
- Oscypek – ein geräucherter Hartkäse aus Schafsmilch, nur in der Tatra (Südpolen) hergestellt;
- Bryndza – Frischkäse aus Schafsmilch;
- śmietana – schmandartige süße oder saure Sahne;
- zsiadłe mleko – Sauermilch.
Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde viel hausgemachte Sauermilch gegessen. Da sich die heute übliche pasteurisierte oder ultrahocherhitzte Milch nicht säuern lässt, trinkt man stattdessen oft Buttermilch oder Kefir. Butter ist in Polen traditionell oft in länglichen, rund gewölbten Stücken erhältlich.
Backwaren und Süßwaren
Brot (chleb) ist ein zentraler Bestandteil der polnischen Esskultur. Polnisches Brot wird traditionell mit Sauerteig hergestellt, allerdings werden heute auch andere Backtriebmittel eingesetzt. Die verbreitetsten Brotsorten sind chleb zwykły (Weizenmischbrot), chleb biały (Weißbrot), chleb graham (Grahambrot) und chleb razowy (Vollkornbrot). Weitere gängige Backwaren in Polen sind bułka (Brötchen) und rogal oder rogalik (Hörnchen), die jeweils wesentlich größer ausfallen können als ihre deutschen Gegenstücke, während Brotlaibe im Vergleich meist kleiner sind. Auch die drożdżówka (süßes Brötchen aus Hefeteig oder Plunderteig, etwa mit Weißkäse, Mohn, Heidelbeeren, Zwetschgen, Rhabarber oder Fruchtmarmelade) gibt es überall zu kaufen.
Zu den besonderen Spezialitäten zählen Obwarzanek und Bagel (Bajgiel), ringförmige Backwerke aus abgekochtem Hefeteig, die beide ursprünglich aus Krakau stammen.[4] Die älteren Obwarzanki haben den größeren Durchmesser und sind gedreht, während die seit dem 17. Jahrhundert bekannten Bajgle kleiner und weicher sind und vor allem der jüdischen Küche angehören. Die chałka (Hefezopf) wurde aus der jüdischen Tradition in die polnische Backkultur übernommen; ihr Vorbild ist die Challa, ein altes Sabbatgebäck. Aus der altslawischen Tradition stammt der Podpłomyk, ein dünner Teigfladen mit eingeschlagenen Rändern, der häufig pikant belegt ist und ähnlich aussieht und heißt wie der Flammkuchen.[5] Ebenfalls pikant belegt ist die Zapiekanka, eine mit Käse überbackene halbe Weißbrotstange.
Kuchen (ciasto) spielt in Polen eine wichtige Rolle und wird im Alltag fast täglich gegessen. Ebenso wie andere Konditoreiwaren ist er auch Bestandteil der polnischen Geschäftskultur. Die beliebtesten Kuchensorten gibt es jeweils in verschiedenen Varianten, typisch sind:
- Sernik – Käsekuchen, aus Weißkäse, häufig mit Schokoladenglasur.
- Makowiec oder Makownik – traditioneller Mohnkuchen aus Hefe- oder Mürbeteig und Mohnmasse; als glasierter Wickelkuchen (Weihnachtstradition) oder als Blechkuchen.
- Mazurek – traditioneller Mürbekuchen mit Marmelade unter einem Teiggitter und/oder Glasur (Ostertradition).[6]
- Babka – klassischer großer Hefekuchen mit Glasur (Ostertradition); auch Bezeichnung für kleinere Napfkuchen.
- Placek – Streuselkuchen oder Blechkuchen, meist als Hefe- oder Mürbekuchen mit Obst oder Rosinen.
- Szarlotka oder Jabłecznik – gedeckter Apfelkuchen.
- Piegusek – Mohnkuchen aus mohnhaltigem Rührteig oder Biskuitteig, mit Puderzucker oder Glasur.
- Murzynek – Schokoladenrührkuchen mit Schokoladenglasur.
- Kołacz – runder Hefekuchen mit Käse- und/oder Mohnfüllung, ursprünglich ein brotartiges slawisches Festgebäck.
- Keks – schwerer Rührkuchen mit Trockenfrüchten und Nüssen, meist zu Weihnachten.
- Piernik – Kuchen mit Lebkuchenteig und Nüssen, ebenfalls zu Weihnachten.
Zu besonderen Anlässen werden Torten gekauft, von denen es viele verschiedene gibt. Tradition haben unter anderem Tort orzechowo-migdałowy (Nuss-Mandel-Torte, ohne Mehl)[7], Tort kruchy (Mürbe Torte)[8], Tort makowy (Mohntorte), Tort królewski (Sahnetorte mit mehreren Schokoladenbiskuitböden), Tort orzechowy (Walnusstorte), Tort kawowy (Kaffeetorte) und Tort malinowy (Himbeertorte). Auch zahlreiche ausländische Torten sind bekannt.
Eine Besonderheit stellen Feingebäck und Konfekt dar. Das entsprechende Angebot ist dank des kreativen Wettbewerbs unter den Konditoreien enorm, als klassisch gilt eine ganze Reihe von Produkten: Pączki (glasierte Krapfen), Faworki (Schmalzgebäck vor der Fastenzeit), Ptyś (Windbeutel), Eklerka (Éclair), Napoleonka oder Kremówka (Sahnecremeschnitte mit Blätterteig), Karpatka (Puddingcremeschnitte mit Brandteig), Wuzetka (Sahneschnitte mit Marmelade und Schokoladenbiskuit), Rurki (Sahnetüten), Belwederki (Blätterteiggebäck), Baletki (Sandgebäck), Łamańce z makiem (Mürbeteigstangen in Mohn, traditionell zu Weihnachten), Michałki (Schokoladenkonfekt), Kasztanki (Schokoladenkonfekt), Krówki (Milchkaramellbonbon), Sezamki (Sesamblättchen) oder Chałwa (Halva).
Zu den bekanntesten Backspezialitäten aus den Regionen zählen Toruńskie pierniki (Thorner Lebkuchen aus Toruń), Rogal świętomarciński (Martinshörnchen mit Weißmohnfüllung aus Posen), Andruty kaliskie (Waffeln aus Kalisz), Kołocz śląski (Streuselkuchen aus Schlesien), Begle (Schmalzringe aus Schlesien), Ruchanki (Hefepfannkuchen aus der Kaschubei), Pieróg biłgorajski (Kartoffel-Buchweizen-Kuchen aus Biłgoraj) oder Pasztecik szczeciński (kleinere Hefepastete aus Stettin).[9]
Auch Kulebiak, eine traditionelle große Hefepastete aus Ostpolen, sowie Sękacz, traditioneller Baumkuchen aus Masuren und Podlachien, sind regionale Spezialitäten, die heute jedoch landesweit konsumiert werden.
Getränke
Nicht alkoholische Getränke
Getrunken wird in Polen sehr viel mehr Tee (herbata) als Kaffee (kawa), nicht nur zum Frühstück, sondern auch am Nachmittag und am Abend. Oft wird der Tee, meist schwarzer Tee, mit Zitrone und Zucker serviert.
Doch auch Kaffee ist seit dem 18. Jahrhundert populär. Meist trinkt man in Polen entweder fein gemahlenen, im Glas gebrühten Kaffee (kawa sypana oder kawa po turecku) oder aber löslichen Kaffee (kawa rozpuszczalna). Beides jeweils nach Belieben mit Zucker und Milch oder Sahne. Filterkaffee (kawa z ekspresu) gewinnt aber vor allem in Großstädten immer mehr an Verbreitung. Getrunken wird auch Getreidekaffee (kawa zbożowa).
Kaffee und Tee werden oft in Gläsern serviert. Zu den Mahlzeiten gibt es neben Mineralwasser häufig Buttermilch oder Kompott, aber auch Wein.
Alkoholische Getränke
Bekannt ist Polen für seine Herstellung von Wodka (wódka). Die weltweit erste schriftliche Erwähnung des Getränks erfolgte 1405 in einem Dokument aus Sandomierz (Südostpolen), und vermutlich ist Polen seine Urheimat. Bekannte Marken sind: Chopin, Sobieski, Wyborowa, Żubrówka. Wodka wird in der Regel pur getrunken. Es ist nicht üblich, Wodka aus winzigen Schnapsgläschen zu trinken, vielmehr werden 50- bis 100-Milliliter-Gläser bevorzugt. Dies zeigt sich auch in der typischen Redeweise: in der Gastronomie werden 50 Gramm oder 100 Gramm geordert.
Żubrówka – in Deutschland meist unter dem Namen Grasovka bekannt – ist Wodka, der durch die Herstellung aus Bisongras ein besonderes Aroma bekommt. Der polnische Name leitet sich aus dem Wort żubr (Wisent) ab – im Nordosten und Norden Polens sowie auf der Insel Wolin leben wieder ausgewilderte Wisente in urwaldähnlichen Nationalparks. Żubrówka wird pur oder mit Apfelsaft getrunken.
Die Orzechówka (orzech = Nuss) wird aus noch grünen, weichen Walnußfrüchten hergestellt. Die Früchte werden in Würfel zerschnitten und mit Branntwein übergossen. Empfohlen wird die Beigabe von Gewürznelken und Zucker nach Geschmack. Nach einem halben Jahr entsteht ein dunkelbrauner Likör. Die ausgelaugten, knusprigen Nüsse sind auch essbar. Eine weitere Besonderheit ist Kräuterwodka.
Der Verbrauch von Branntweinerzeugnissen ist in den vergangenen Jahrzehnten geringer geworden. Polen gilt aber auch als Land der Biere, einige polnische Brauereien blicken auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. Bier (piwo) wird nach verschiedenen Brauarten gebraut, beliebter sind die weniger herben Sorten. Fast jede größere Stadt hat eine eigene Brauerei. Bekannte Marken sind u.a. Żywiec, Okocim, Piast, Warka, Lech oder Tyskie. Sehr beliebt, vor allem bei Frauen, ist es, Bier mit einem Fruchtsirup gemischt zu trinken. Bier mit Cola gemischt ist hingegen eher unbekannt. 2005 betrug der durchschnittliche Bierkonsum 80,4 Liter pro Kopf.
Wein (wino) wurde früher überwiegend aus Ungarn bezogen, denn im Süden Polens und vor allem in Schlesien fand und findet Weinbau zwar statt, aber nur in relativ geringem Umfang.[10] Wein hat für die polnische Esskultur nicht dieselbe Bedeutung wie Bier und Wodka, ist aber seit dem Mittelalter Teil der nationalen Tradition. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren besonders jüdische Geschäftsleute im damals florierenden polnischen Weinhandel aktiv. Neben italienischen und französischen Sorten hat heute slowakischer trockener Rotwein einen besonderen Stellenwert. Mit dem Eintritt in die Europäische Union ist der Preis für Wein gefallen, dennoch sind europäische oder amerikanische Marken in Polen noch immer relativ teuer. Bevorzugte Geschmacksausrichtung bei Weinen ist halbtrocken bis sehr lieblich, nur einige Rotweinsorten werden trocken ausgebaut bevorzugt. Vor 1989 gab es hauptsächlich sehr süße bulgarische Weine, sie sollten den Wodkakonsum verdrängen. Auch Obstwein wurde angeboten und ist bis heute beliebt. Als besonders vornehm – bei besonderen Anlässen – galt russischer Schaumwein und solcher von der Halbinsel Krim.
Quellen
- ↑ Vgl. Maria Lemnis, Henryk Vitry, W staropolskiej kuchni i przy polskim stole, Warschau 1986, S. 22-25.
- ↑ http://www.bfai.de/fdb-SE,MKT20051229091207,Google.html
- ↑ Vgl. 1, Jarosław Dumanowski, „Tylko pieprzno i szafranno“, in: Silva Rerum. Opowieści wilanowskie, Muzeum Pałac w Wilanowie (2005–2008).
- ↑ Vgl. 2 und 3, Polnisches Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Liste traditioneller Produkte, Informationen zu Obwarzanek und Bajgiel (2008).
- ↑ Vgl. 4, University of Buffalo, Info Poland, Poland in the Classroom: Christmas in Poland and Polonia (2000).
- ↑ Vgl. Maria Lemnis, Henryk Vitry, W staropolskiej kuchni i przy polskim stole, Warschau 1986, S. 221.
- ↑ Vgl. Maria Lemnis, Henryk Vitry, W staropolskiej kuchni i przy polskim stole, Warschau 1986, S. 240-241.
- ↑ Vgl. Maria Lemnis, Henryk Vitry, W staropolskiej kuchni i przy polskim stole, Warschau 1986, S. 236-237.
- ↑ Vgl. 5, Polnisches Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Liste traditioneller Produkte – Backwaren und Süßwaren nach Regionen (2008).
- ↑ Vgl. 6, Nancy Waldmann, „Zielona Góras Winzer dürfen bald eigenen Rebsaft kredenzen“, Lausitzer Rundschau, 13.09.2008.
Literatur
Einführungen
- Robert Strybel, Maria Strybel, Polish Heritage Cookery, New York 1993, ISBN 0781811244.
- Bridget Jones, Polnische Küche, Köln 1999, ISBN 3895084425.
- Maria Lemnis, Henryk Vitry, Altpolnische Küche und polnische Tischsitten, Warschau 1984, ISBN 8322318170.
Historische Texte
- Stanisław Czarniecki, Compendium ferculorum albo Zebranie potraw (Erstveröffentlichung: Krakau 1682).
- Paul Tremo, Nauka dokładna sposobów warzenia i sporządzania potraw, unveröffentlicht, 18. Jahrhundert.
- Jan Szyttler, Kuchnia myśliwska, Warschau 1989 (Erstveröffentlichung: 1823).
- Jędrzej Kitowicz, Opis obyczajów za panowania Augusta III, Warschau 1985 (Erstveröffentlichung: Vilnius 1840).
Weblinks
- Commons: Polnische Küche – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Polnischkochen.de – Rezepte mit Zusatzinformationen zu Gerichten.
- Kuchnia-polska.net – Datenbank mit umfangreicher Rezeptsammlung.