Standseilbahn

schienengebundene Pendelbahn, deren Wagen durch Seile bewegt werden
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Eine Standseilbahn, auch Drahtseilbahn, ist ein schienengebundenes Verkehrsmittel, mit dem auf kurzer Strecke beträchtliche Höhenunterschiede überwunden werden können. Auf der Bahn verkehren zwei Wagen, die fest mit einem Drahtseil verbunden sind, das in der Bergstation über eine Seilscheibe geführt wird. Die beiden Wagen am Drahtseil halten sich ungefähr im Gleichgewicht, so dass für den Antrieb der Bahn nur kleine Kräfte aufgebracht werden müssen. Der Antrieb erfolgte früher oft durch Wasserballast, heute meistens durch einen Elektromotor, der auf die Seilscheibe in der Bergstation wirkt. Bei den meisten Bahnen begegnet der talwärts fahrende Wagen dem bergwärts fahrenden Wagen in der Mitte der Strecke, wo eine Ausweichstelle angelegt ist.

Standseilbahn Stuttgart zum Waldfriedhof

Abgrenzung zu anderen Systemen

Bei den folgenden Systemen werden zwar auch Fahrzeuge auf Schienen durch Seile bewegt, sie werden aber technisch nicht zu den Standseilbahnen gezählt.

Kabelstraßenbahn

 
Keine Standseilbahn:
San Francisco Cable Cars

Hauptartikel: Kabelstraßenbahn

Eine der Standseilbahn technisch ähnliche Bahn ist die Kabelstraßenbahn, deren endlos umlaufendes Seil von mehreren schienengebundenen Fahrzeugen gleichzeitig benutzt wird, wobei sich die Wagen für die Fahrt lösbar mit dem Seil verbinden. Die Anlage ist in den Verlauf der Straßen integriert und der Betrieb erfolgte fast ausschließlich innerhalb von Städten. Die einzige übrig gebliebene Anlage sind die San Francisco Cable Cars. Ebenfalls in diese Kategorie gehört die mit Seilen angetriebene Luftkissenschwebebahn Skymetro am Flughafen Zürich. Die Wagen sind betrieblich nicht fest mit den Seilen verbunden und können mehrere Seilschleifen benutzen.

Schienenseilbahn

Hauptartikel: Schiefe Seilebene

Eine weitere technisch verwandte Bahn ist die heute verschwundene Schiefe Seilebene. Sie ist die älteste Form eines durch ein Seil gezogenen schienengebundenen Verkehrsmittels, bei dem im Unterschied zur Standseilbahn die zu befördernden Wagen nicht fest mit dem Seil verbunden sind. In den meisten Fällen waren diese Anlagen ein Teil von grösseren Eisenbahnnetzen, deren übrige Strecken im normalen Adhäsionsbetrieb befahren wurden. Meistens wies nur das mit dem Seil verbundene Fahrzeug Spezialeinrichtungen auf, während die anderen Fahrzeuge normale Eisenbahnwagen waren.

Geschichte

 
Die Schloßbergbahn in Budapest wurde 1870 eröffnet. Sie ist die älteste noch in Betrieb stehende Standseilbahn in Europa.
 
Die Turmbergbahn ist die älteste noch in Betrieb stehende Standseilbahn Deutschlands.
 
Giessbachbahn, die älteste noch in Betrieb stehende Anlage in der Schweiz.

In einem militärischen Feuerwerksbuch des Jahres 1411 wurde erstmalig eine Standseilbahn beschrieben. Die frühen Standseilbahnen dienten wesentlich dem Transport von Material und Personen zu Burganlagen auf steilen Bergkuppen. Die älteste erhaltene Standseilbahn der Welt dürfte der um 1495 errichtete Reißzug auf die Festung Hohensalzburg sein. [1] Jüngere Standseilbahnen entstanden vielfach als Schiffshebewerke im frühen 19. Jahrhundert im Kanalbau in Amerika.

Die älteste dem Personentransport dienende Standseilbahn dürfte die 1845 eröffnete Wasserballastbahn Prospect Park Incline Railway bei den Niagarafällen in den Vereinigte Staaten gewesen sein. [2] In Europa verkehrte 1862 die erste Standseilbahn in Lyon auf der Strecke Rue Terme - Croix Rousse, die 1967 stillgelegt wurde und durch eine Strasse ersetzt wurde. [3] Die älteste auf originalem Geleise und Trasse verkehrende Standseilbahn Europas ist die seit 1870 verkehrende Schloßbergbahn in Budapest. [4]

Frühe Standseilbahnen wurden als Wasserballastbahnen gebaut, wobei aber auch stationäre Dampfmaschinen zum Einsatz kamen. (Beispiele: Schloßbergbahn in Budapest mit Antrieb in der Talstation[5], Rue Terme - Croix Rousse in Lyon mit Antrieb in der Bergstation[5]) Bereits Anfangs des 20. Jh wurden viele Wasserballastbahnen auf elektrischen Antrieb umgestellt. Der elektrische Betrieb erlaubte leichtere Wagen, die kleinere Bremskräfte benötigen und deshalb auch schneller fahren konnten, so dass die Transportkapazität der Bahn gesteigert werden konnte.

Heute haben Standseilbahnen nicht nur für den Tourismus eine Bedeutung, sondern werden auch als modernes und leises Transportmittel in Städten und Flughäfen eingesetzt. [6]

Deutschland

In Deutschland eröffnete 1877 die erste Standseilbahn ihren Betrieb. Sie führte in Zeitz von der Unterstadt in die Oberstadt und transportierte auf einem steilen Straßenabschnitt Personen und Fuhrwerke. Der Antrieb erfolgte über eine stationäre Dampfmaschine in der Bergstation. Die Bahn wurde 1959 wegen unzuverlässigen Sicherheitseinrichtungen eingestellt. [7] Die 1887 eröffnete Malbergbahn ist ebenfalls eingestellt, womit die am 1. Mai 1888 eröffnete Turmbergbahn bei Karlsruhe-Durlach die älteste noch in Betrieb stehende Standseilbahn ist.

Schweiz

In der Schweiz eröffnete die Standseilbahnen Lausanne-Ouchy am 16. März 1877 ihren Betrieb. Die Bahn wurde 1953 in eine Zahnradbahn umgebaut, die am 22. Januar 2006 ihren Betrieb einstellte und zur fahrerlosen U-Bahn-Linie 2 der Métro Lausanne umgebaut wurde. Die 1879 erbaute Giessbachbahn im Berner Oberland ist die älteste noch in Betrieb stehende Standseilbahn.

In den 1930er Jahren entstanden in mehreren Schweizer Skiorten Schlittenseilbahnen (Funi). Diese Bahnen benötigten keine feste Infrastruktur, so dass sie kostengünstig erstellt werden konnten. Die Anlagen wurden bald durch leistungsfähigere Skilifte abgelöst.

Österreich

In Österreich wurde die erste öffentliche Standseilbahn 1873 auf den Leopoldsberg eröffnet, aber 1876 wieder stillgelegt. Die 1892 eröffnete Festungsbahn Salzburg ist die älteste noch in Betrieb stehende Anlage in Österreich.

Technik

Wagen

 
Personenwagen der Harderbahn bei Interlaken

Standseilbahnen dienen meist dem Personenverkehr. Kleinere Wagen haben ein Fassungsvermögen von ungefähr 20 Personen, teilweise werden aber auch Züge aus mehreren Wagen eingesetzt, die bis zu 450 [8] Personen fassen können.

In den Alpenländern wurden viele Standseilbahnen für den Personal- und Materialtransport beim Kraftwerksbau im Gebirge erstellt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurden diese Bahnen oft für den öffentlichen Personenverkehr freigegeben. Beispiele sind die Gelmerbahn, das Funicolare Piora–Ritom oder die Peterskopfbahn.

Bei den meisten Bahnen sind die beiden Wagen gleicher Bauart. Eine Besonderheit stellt die Oberweißbacher Bergbahn dar, welche 1923 zum Transport normalspuriger Eisenbahnwagen eröffnet wurde. Ein Wagen der Standseilbahn ist als normaler Personenwagen ausgeführt, der andere als Güterbühne, die einen Eisenbahnwagen aufnehmen kann. Wenn keine Güterwagen transportiert werden, lässt sich auf die Güterbühne ein normalspuriger Personenwagen aufsetzen, damit die Kapazität der Bahn für die Personenbeförderung erhöht werden kann.

Bei einigen Standseilbahnen dienen die Wagen nicht der Beförderung von Nutzlast, sondern werden nur zum Schieben von anderen Fahrzeugen auf der Steilstrecke verwendet. Solche Schiebewagen werden Traktoren genannt [5] (siehe auch den Abschnitt Standseilbahnen mit Traktorbetrieb).

Gleisanlage

 
Verschiedene Streckenausführungen von Standseilbahnen (hier als Wasserballastbahn mit dem früher häufig verwendeten Schwerkraftantrieb)

Die Wagen der Standseilbahn laufen auf Schienen oder in Sonderfällen auf einer anderen festen Fahrbahn. Zu diesen gehört zum Beispiel die Dorfbahn Serfaus (Österreich), eine unterirdische Luftkissenschwebebahn mit Seilantrieb, oder die unterirdische luftbereifte U-Bahn Karmelit in Haifa.

Die ersten Standseilbahnen hatten für jeden Wagen ein eigenes Gleis, so dass auf der Strecke durchgängig zwei Gleise nebeneinander verlegt waren. Seit der Erfindung der Abt'sche Weiche, die keine beweglichen Teile aufweist, kann die Strecke eingleisig mit in Streckenmitte liegender Ausweichstelle angelegt werden. Die Wagen weisen auf einer Seite Räder mit zwei Spurkränzen auf während die Räder der anderen Seite keine Spurkränze haben. Die Doppelspurkranzräder übernehmen die Führung der Wagen. Weil sie bei den beiden Wagen auf unterschiedlicher Seite liegen, folgen die Wagen in der Ausweiche ihrer Aussenschiene und können sich dadurch ohne Gefahr begegnen. [9]


Fahrbetrieb

 
Polybahn in Zürich, vollautomatische Anlage mit historisch aussehenden Wagen.

Die Fahrgeschwindigkeit liegt im Bereich von 20 km/h bis in Ausnahmefällen 50 km/h[10]. Die Fahrzeiten weichen je nach Bahn stark ab, die Fahrtintervalle betragen in der Regel 15 bis 20 Minuten.

Viele kleinere Bahnen werden fahrerlos betrieben und können von den Fahrgästen ähnlich wie ein Aufzug bedient werden. Beispiele sind die Merkurbergbahn in Baden-Baden, die Mühleggbahn in St. Gallen oder die Seilbahn Rigiblick in Zürich.

Streckenprofil und Kompensation des Seilgewichtes

 
Antriebsscheibe mit Antriebsritzel der Merkur-Bergbahn von 1913-1967
 
Seiltragrollen der Biel-Magglingen-Bahn.

Standseilbahnen sind die steilsten Schienenbahnen überhaupt. Die Angaben zu den steilsten Bahnen sind im Abschnitt Rekorde zu finden. Bei flach angelegten Bahnen mit weniger als 50% bis 60% Steigung müssen die Wagen auch talseitig durch ein Ausgleichsseil miteinander verbunden, das über eine nachgespannte Seilscheibe in der Talstation läuft. Das Ausgleichsseil verhindert, dass der talwärts fahrende Wagen wegen der fehlenden Hangabtriebskraft auf der Strecke stehen bleibt. Auf diese Weise sind auch Bahnen möglich, die überhaupt keine Steigung haben und zum Beispiel innerhalb von Städten und Flughäfen zwei auf gleicher Höhe liegende Stationen verbinden.

Bei geneigten Bahnen wirkt auch das Gewicht des Seiles auf die Kraftverhältnis im System Standseilbahn. Wenn die Wagen in den Stationen stehen, befindet sich fast die gesamte Masse des Seiles auf einer Seite der Seilscheibe in der Bergstation, nämlich auf der Seite des in der Talstation stehenden Wagens. Fährt die Bahn los, muss die gesamte Masse des Seiles den Berg hochgezogen werden, die oft grösser als die Zuladung des talseitigen Wagens ist. Die vom Antrieb aufzubringenden Kräfte nehmen mit dem Fahrtverlauf ab, weil die auf den beiden Seiten der Seilscheibe liegenden Seillängen immer ausgeglichener werden bis sich die Wagen in der Mittelstation kreuzen, danach nimmt die Seillänge auf der Seite des talwärts fahrenden Wagen gegenüber dem bergwärts fahrenden wieder zu.

Bei relativ langen Streckenlängen oder sehr steilen Bahnen spielt die Besetzung der Wagen gegenüber dem Gewicht des Seiles so gut wie keine Rolle, weil das Gewicht des Seiles im Verhältnis zur Zuladung wesentlich größer ist. Die ideale Standseilbahn besitzt deshalb eine Streckenführung, die an der Talstation nahezu eben beginnt und gegen die Bergstation steiler wird. Bei der Abfahrt aus den Stationen ist die Hangabtriebskraft, welche auf den im steilen Streckenabschnitt stehenden talwärts fahrenden Wagen wirkt, gleich groß wie die Hangabtriebskraft des am bergwärts fahrenden Wagens hängenden Seiles. Mit dem Verlauf der Fahrt nimmt die Steigung der Strecke für den talwärts fahrenden Wagen proportional ab, wie die Seillänge am bergwärts fahrenden Wagen ebenfalls abnimmt. Einige Bahnen wurden annähernd diesem Ideal entsprechend ausgeführt, so zum Beispiel das Funicular de Montjuïc in Barcelona.

Vielfach lässt sich ein ideales Streckenprofil nicht erreichen, so dass die Antriebskraft sowie die Bremse der Bahn ständig nachgeregelt werden müssen um die Fahrgeschwindigkeit der Wagen konstant zu halten. Bei der sehr steile Bahn Le Châtelard - Château d'Eau sind die Hangabtriebskraft des Seiles so groß, dass sie durch einen speziellen Gewichtswagen kompensiert werden müßen, der auf der Strecke aufgenommen wird [11].

Wasserballastbahn

Hauptartikel: Wasserballastbahn

 
Die Nerobergbahn in Wiesbaden, einzige noch in Betrieb stehende Wasserballastbahn in Deutschland.
 
Funiculaire Neuveville–St.Pierre

Bei den Wasserballastbahnen wird die Masse des in der Bergstation stehende Wagens durch Einleiten von Wasser in einen Tank künstlich erhöht. Die Schwerkraft, welche auf die zusätzliche Masse des Wagens wirkt, zieht diesen talwärts, wobei der in der Talstation stehende Wagen mittels des über die Seilscheibe laufenden Drahtseils bergwärts gezogen wird. Weil mit der Fahrt die Seillänge und somit das Gewicht des Seils zwischen der Bergstation und dem talwärts fahrenden Wagen stetig zunimmt, muss während der Fahrt die Geschwindigkeit durch Bremsen oder Wasserablassen geregelt werden. Die Bremse wirkt bei diesen Bahnen meist auf ein Zahnrad, das in eine Zahnstange zwischen den Schienen eingreift.

Das Wasser wird nach Möglichkeit einem Bach bei der Bergstation entnommen. Fehlte ein solcher, wird das Wasser von Pumpen bei der Talstation durch eine Druckleitung in ein Reservoir bei der Bergstation gefördert.

Die meisten Bahnen sind heute auf elektrischen Betrieb umgebaut, weil das System mit dem Wasserballast einige Nachteile hat. Die Wagen mit bis 5 t Wasserballast sind ziemlich schwer, so dass die Gleise dementsprechend ausgelegt sein müssen und einen sorgfältigen Unterhalt nötig machen. Außerdem muss zwischen den Fahrten so lange gewartet werden bis der Wassertank des Wagens in der Bergstation wieder gefüllt ist. Dadurch kann die Anzahl möglicher Fahrten pro Stunde eingeschränkt werden. Die wenigen noch in Betrieb stehenden Bahnen werden zum Teil mit Abwasser betrieben um wertvolles Trinkwasser zu sparen.

Beispiele:

  • Funiculaire Neuveville–St.Pierre in Freiburg (Schweiz), erbaut 1897. Einzige noch in Betrieb stehende Wasserballastbahn in der Schweiz. Als Ballast dient das Abwasser des Ortsteils bei der Bergstation. Die Bahn wurde 1998 restauriert und gehört zum nationalen Kulturgut.
  • Nerobergbahn in Wiesbaden, einzige noch in Betrieb stehende Wasserballastbahn in Deutschland.
  • Lynton and Lynmouth Cliff Railway, eröffnet 1890. Bei dieser Bahn wird abweichend vom oben beschriebenen System zum Regulieren der Antriebskraft nicht das Wasser aus dem talwärts fahrenden Wagen sondern, das aus dem bergwärts fahrenden Wagen abgelassen, der bei Ankunft in der Bergstation wieder aufgefüllt wird. In [12] wird diese Betriebsart als subtraktive Methode bezeichnet.

Schrägaufzug

Hauptartikel: Schrägaufzug

 
Gelmerbahn, ein Schrägaufzug mit 106% Steigung.

Bei den Schrägaufzügen verkehrt nur ein Wagen auf der Strecke, der eine Nutzlast befördern kann. Der Wagen wird entweder von einer Winde in der Bergstation die Strecke hochgezogen oder er ist über eine Seilscheibe in der Bergstation mit einem Gegengewicht verbunden. Viele Schrägaufzüge wurden als Baubahnen entlang den Druckleitungen von Speicherkraftwerken erstellt.

Beispiele:


Standseilbahnen mit Traktorbetrieb

 
Traktor der Tranvia di Opicina schiebt einen Straßenbahnwagen über die Steilrampe.

Einige Standseilbahnen befördern selbst keine Nutzlast in ihren Wagen, sondern dienen nur zum Schieben oder Bremsen von anderen Fahrzeugen auf Steilstrecken. Die beförderten Fahrzeuge konnten vor oder nach der Standseilbahn ihre Fahrt mit eigenem Antrieb fortsetzen. Diese Systeme gehören nicht zu den Schiefen Seilebenen, weil die mit dem Seil verbundenen Fahrzeuge betrieblich nicht von diesem lösbar sind. Die Schiebewagen solcher Bahnen werden meist als Traktoren bezeichnet. [5]

Beispiele :

  • Standseilbahnabschnitt der Tranvia di Opicina in Triest. Die von einem ortsfesten Elektromotor in der Bergstation angetriebene Anlage mit zwei Traktoren hilft regulären Straßenbahn eine 26%-Steilrampe zu überwinden. Diese Anlage ist heute noch in Betrieb.
  • Standseilbahnabschnitt der Straßenbahn in Catanzaro, Kalabrien. Die Anlage hatte selbst keinen Antrieb, sondern verband mittels den Traktoren einen bergwärts und einen talwärts fahrenden Straßenbahnwagen miteinander. Der Antrieb erfolgte durch die stark motorisierten Straßenbahnwagen selbst. Die Anlage wurde 1970 stillgelegt und durch eine Zahnradbahn ersetzt.
  • Standseilbahnabschnitt der Tranvia di Monreale in Sizilien. Bei dieser Anlage fuhren die Traktoren auf einem schmalen Gleis zwischen dem Straßenbahngleis, was ihnen ermöglichte in der Talstation in eine Grube zu verschwinden, so dass sie von den Straßenbahnwagen überfahren werden konnten. Die Anlage hatte keinen ortsfesten Antrieb, sondern wurde von den mit Motoren ausgerüsteten Traktoren selbst angetrieben. Sie war von 1900 bis 1946 in Betrieb.
  • Standseilbahnen nach dem System Agudio



Sonderbauarten der Standseilbahn

System Agudio

 
Bahn Sassi-Superga nach dem System Agudio. Die Bahn wurde 1935 zu einer Zahnradbahn umgebaut.

Tommaso Agudio entwickelte eine Standseilbahnen, deren Wagen sich ähnlich einem Kettenschlepper an einem fest verankerten Seil hochwinden, wobei der Antrieb des Windwerks auf dem Wagen durch ein endlos umlaufendes Seil erfolgte, das von ortsfest angetrieben wurde. Der als Traktor bezeichnete angetriebene Wagen konnte wegen des aufwändigen Windwerkes keine Nutzlast aufnehmen, weshalb die Nutzlast in vorgestellten Wagen bergwärts geschoben werden musste. Die Talfahrt erfolgte am stillstehenden Triebseil, wobei die Geschwindigkeit nur durch die Bremsen auf dem Traktor kontrolliert wurde. [13]

Eine erste Versuchsstrecke für das System Agudio wurde 1863 bei Dusino am Giovipass eingerichtet, wobei der Antrieb des Seils durch ortsfeste Dampfmaschinen erfolgte, die aus alten Dampflokomotiven umgebaut wurden.

Für eine weitere Versuchsstrecke entlang der Bahn nach dem System Fell auf der Nordseite des Mont Cenis Passes wurde das System Agudio bereits abgewandelt und vereinfacht. Der Traktor arbeitete sich nun nicht mehr entlang eines Seiles, sondern war mit Zahnrädern ausgerüstet, die ähnlich dem System Locher beidseitig in eine in Gleismitte liegende Zahnstange eingriffen. Das System Agudio hatte sich somit zu einer von einem umlaufenden Seil angetriebenen Zahnradbahn gewandelt. Der Antrieb der Anlage am Mont Cenis erfolgte mittels Wasserkraft durch Girard-Turbinen. [14]

Die Strecke war nur kurze Zeit in Betrieb, jedoch wurden die Ausrüstungsteile teilweise für die dritte und letzte Anwendung des Systems auf der Strecke Sassi-Superga bei Turin eingesetzt, wo das System bis 1934 in Betrieb war. [5][15]

Es bestanden auch Pläne, die großen Alpenquerungen, wie z.B. die Gotthardbahn, oder die Querung der Kordilleren in Chile nach dem System Agudio auszuführen. Der Betrieb der Seilbahnen war aber doch zu kompliziert, so dass davon abgesehen wurde. Thomas Agudio gründete auch die gleichnamige Firma zur Herstellung von Seilbahnen.

Schlittenseilbahn

Hauptartikel: Schlittenseilbahn

Hierbei fahren zwei lenkbare Schlitten gegenläufig bergauf und bergab. Der Antrieb erfolgt durch einen Elektromotor. Diese Art von Standseilbahn wurde vor allem in den 1930er- und 1940er-Jahren in der Schweiz eingesetzt und unter dem Namen Funi vom französischen Funiculair. Auch die Standseilbahn auf die Festung Hohensalzburg war zunächst eine solche Schlittenbahn.

Rekorde

Steilste Standseilbahn

Die zum Parc d’Attractions du Châtelard gehörende Bahn Le Châtelard - Château d'Eau ist mit einer Steigung von 87% die steilste Standseilbahn mit zwei Kabinen. Die als Schrägaufzug ausgeführte Gelmerbahn überwindet mit 106% eine noch grössere Steigung. Sie befindet sich in der Schweiz und führt von Handegg an der Grimselpassstraße zum Gelmersee.

Längste Standseilbahn

Die längste Standseilbahn Europas war die Gletscherbahn Kaprun 2 mit 3900 m Länge. Die Anlage wurde nach der Brandkatastrophe vom 11. November 2000, bei der 155 Personen durch Rauchvergiftung den Tod fanden, außer Betrieb genommen.

Die längste in Betrieb stehende Bahn ist die Standseilbahn Seefeld-Rosshütte mit 2469 m Länge. [16]

Weitere lange Bahnen sind die Sierre-Montana Bahn, deren erste Sektion 2386 m lang ist, und die Mendelbahn in Bozen mit 2374 m Betriebslänge in einer Sektion.

Kürzeste Standseilbahn

Eine der kürzesten Standseilbahnen dürfte der nur 31 m lange Saint-Nicholas Cliff Lift sein. [17]

Siehe auch

sowie

Literatur

  • Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Band V. Leipzig 1906
  • Knupfer: Hoch über Heslach. Die Stuttgarter Standseilbahn. Stuttgart 2004
Commons: Standseilbahn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Reinhard Kriechbaum: Die große Reise auf den Berg, in der Tagespost, 15. Mai 2004, letzter Zugriff: 21. Februar 2009
  2. 1907 Incline Railway Crash. Abgerufen am 5. September 2009 (englisch).
  3. La ficelle de la rue Terme. Abgerufen am 5. September 2009 (französisch).
  4. Budapest - Castle Hill Funicular (Hungary). Abgerufen am 5. September 2009 (englisch).
  5. a b c d e Walter Hefti: Schienenseilbahnen in aller Welt. Schiefe Seilebenen, Standseilbahnen, Kabelbahnen. Birkhäuser, Basel 1975, ISBN 3-7643-0726-9
  6. Seilbahnen – zunehmend ein attraktives urbanes Verkehrsmittel. Abgerufen am 9. September 2009.
  7. Zeitzer Drahtseilbahn - die erste Standseilbahn Deutschlands. Abgerufen am 18. September 2009.
  8. Funicolare Centrale, Neapel, [1] 100 und 50 Jahre Seilbahngeschichte(n). Abgerufen am 9. September 2009
  9. Abt’sche Weichen auf der Steilstrecke der Oberweißbacher Bergbahn. Abgerufen am 14. September 2009.
  10. Standseilbahnen. Abgerufen am 9. September 2009.
  11. Der zusätzliche Gewichtswagen wartet mitten auf der Strecke - Bahnbilder.de. Abgerufen am 14. September 2009.
  12. Lynton & Lynmouth (England). Abgerufen am 7. September 2009 (englisch).
  13. Seilbahnen. Bauweise Agudio. In: Victor von Röll (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Auflage. Bd. 9. Urban & Schwarzenberg. Berlin, Wien 1923, S. 11 ([2]).
  14. M. Couche: Système Agudio pour franchir les fortes rampes. Dunod, Paris 1873. ([3] französisch)
  15. Antonio Gamboni: L'antica Funicolare di Superga. Abgerufen am 17. September 2009 (italienisch).
  16. Bergbahn-Details zu: Standseilbahn Seefeld-Rosshütte. Abgerufen am 6. September 2009.
  17. Michel Azéma: Saint-Nicholas Cliff Lift. 1998, abgerufen am 7. September 2009 (englisch).