Dieser Artikel behandelt den Brunnen als Wasserbecken und Tiefbrunnen. Für weitere Bedeutungen des Begriffs siehe Brunnen (Begriffsklärung).


Ein Brunnen ist ursprünglich ein Schacht, mit dem Grundwasser zur Erdoberfläche gefördert werden kann. Daraus entwickelte sich meist ein öffentliches Becken, in dem Wasser aufgefangen wird. Meistens handelt es sich dabei um Trinkwasser. Sollte dem nicht so sein, so schreibt zumindest in Deutschland die Trinkwasserverordnung die Kennzeichnung mit dem Hinweis „kein Trinkwasser“ vor.
Brunnen zur Wassergewinnung und als Nutzbrunnen
Es wird unterschieden zwischen verschiedenen Brunnen.
Der einfachste Brunnen ist ein Auffangbecken aus Holz oder Stein, mit dem ausfliessendes Quellwasser aufgefangen wird, bevor es zu einem Bach wird.
Unter einem Tiefbrunnen versteht man eine vom Menschen geschaffene Öffnung im Erdreich, die meist senkrecht hinunter geht. Diese Öffnung kann entweder verrohrt sein oder aber durch die natürliche Festigkeit des Materials des Untergrunds erhalten bleiben. Aus diesen Bohrungen wird das Wasser anschliessend durch technische Hilfsmittel (Winde oder Pumpe) nach oben gefördert wird. Im Artikel Brunnenbau wird der Bau verschiedener Brunnentypen beschrieben. Zur Messung des Grundwasserspiegels kann man das Tiefenlot, die Brunnenpfeife, den Kabellichtlot Widerstandsketten oder ein Echolot verwenden.
Ein Artesischer Brunnen ist ein natürlicher Brunnen, bei dem das Grundwasser durch Überdruck selbsttätig aufsteigt. Der Aufstiegskanal ist dabei typischerweise künstlich angelegt und somit ebenfalls ein Tiefbrunnen.
Ebenfalls durch natürlichen Druck werden einfache Brunnen-Zapfstellen möglich, z. B. Viehtränken im Gebirge, wobei es sich um einen Druck handelt, der durch das im Gebirgsmassiv unsichtbar hinunterfließende Wasser entsteht. Somit wird ein Reservoir unterhalb seines Füllstands angebohrt oder sein natürlicher Quell wird mit technischen Mitteln abgefasst und umgeleitet, ohne dabei in die Tiefe bohren zu müssen.
Brunnen als Wasserspiel
In vielen Dörfern und Städten befinden sich künstlerisch gestaltete Brunnenanlagen. Es wurde zwischen Zieh- und Laufbrunnen unterschieden. Brunnen galten bis zur Einführung des Leitungswassers als Treffpunkt für Menschen und insbesondere für Wäscherinnen. Viele dieser historischen Brunnenanlagen stehen heute unter Denkmalschutz und gelten zum Teil sogar als Sehenswürdigkeit.
Einer der berühmtesten und ältesten Brunnen ist der außerhalb der Stadtmauern liegende, 963 v. Chr. durch einem Tunnel geschützte Brunnen von Makor bei Megiddo, Israel.
Liste bekannter Brunnen
- Deutschland:
- die Stadt Wangen im Allgäu gilt wegen ihrer großen Zahl von Brunnen aus alter und neuer Zeit, als Brunnenstadt
- die Stadt Pirna ist wegen ihrer vielen historischen Sandsteinbrunnen bekannt. Einer der kleinsten ist auch der bekannteste: der Erlpeterbrunnen
- in Eschweiler (Rheinland) steht der erste linksrheinische Karnevalsbrunnen
- in Berlin
- der Weltkugelbrunnen (auch „Wasserklops“ genannt) vor dem Europa-Center
- der Neptunbrunnen am Alexanderplatz
- Brunnenkaskade im Schloss Linderhof von König Ludwig II. von Bayern im Grossraum Füssen
- der Stuhlmannbrunnen in Hamburg-Altona
- Europa:
- Meinradsbrunnen im Kanton Schwyz in der Schweiz
- Sechs-Eimer-Brunnen in Obernai, Elsass, Frankreich
- Männeken Pis in Brüssel, Belgien
- Strawinsky-Brunnen, am Centre Pompidou in Paris, Frankreich
- Trevi-Brunnen – Fontana di Trevi in Rom, Italien
- Die Gärten der Villa d'Este in Tivoli, Italien mit über 500 Brunnen
- Neptunbrunnen in Danzig, Polen
- Neptunbrunnen in Bologna, Italien
- Löwenbrunnen in Granada, Spanien
- Welt
- Buckingham Fontaine in Chicago
- Die tiefsten Burgbrunnen in Deutschland:
- Kyffhäuser – 176 Meter
- Königstein – 152 Meter
- Homberg – 150 Meter
Brauchtum
In Oberfranken, besonders in der Fränkischen Schweiz, gibt es den Brauch, Osterbrunnen zur Feier des Osterfestes zu schmücken. Im schwäbischen Raum gibt es in manchen Städten das jährliche Brauchtum des so genannten Geldbeutelwaschens im Brunnen. Einzelne Städte haben als Fasnachtsbrauch sogar das Hineinwerfen von Personen in einen Brunnen in ihre Bräuche integriert. Es existiert der verbreitete Aberglaube dass Münzen, die in einen Brunnen geworfen werden, zu Lebensglück oder zur Absicherung der späteren Rückkehr an den Brunnen führen. In Sulz in der Schweiz findet jeweils am Pfingstsonntag der Pfingstsprützlig statt, wo vollständig in Laub gekleidete Gestalten Schaulustige mit Brunnenwasser anspritzen.
Siehe auch
- Brunnen in Überlieferung und Literatur: Brunnen (Motiv)
- Springbrunnen
- Brunnenstube
- Neptunbrunnen