Furtwangen im Schwarzwald

Stadt in Deutschland
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Furtwangen im Schwarzwald ist eine deutsche Hochschul-Stadt im Schwarzwald im Land Baden-Württemberg.

Wappen Deutschlandkarte
Furtwangen im Schwarzwald
Deutschlandkarte, Position der Stadt Furtwangen im Schwarzwald hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 3′ N, 8° 13′ O keine Zahl: 850–1150Koordinaten: 48° 3′ N, 8° 13′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Schwarzwald-Baar-Kreis
Höhe: 850–1150 m ü. NHN
Fläche: 82,57 km2
Einwohner: 8469 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 103 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 78113–78120
Vorwahl: 07723
Kfz-Kennzeichen: VS, DS
Gemeindeschlüssel: 08 3 26 017
Stadtgliederung: 4 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 4
78120 Furtwangen
Website: www.furtwangen.de
Bürgermeister: Richard Krieg (CDU)
Furtwangen vom Meisterberg aus aufgenommen
Rathaus

Geografie

Furtwangen liegt im mittleren Schwarzwald, etwa 25 km westlich der Kreisstadt Villingen-Schwenningen und etwa 27 km östlich von Freiburg.

Bis zur Verleihung des Stadtrechts an das württembergische Meßstetten war Furtwangen die höchst gelegene Stadt Baden-Württembergs, zumindest, wenn sich die Höhenlage einer Gemeinde, wie üblich, an der Höhenlage der Pfarrkirche orientiert.

Der Brend ist mit 1149 m die höchste Erhebung in Furtwangen und liegt nordwestlich der Stadt.

Die Stadt liegt landschaftlich reizvoll in einer Kreuzung von drei Tälern und ist von dicht bewaldeten Bergen umgeben. Der „staatlich anerkannte Luftkurort“ (das Siegel gilt eigentlich nur für den Teilort Neukirch) ist industriell geprägt, spielt aber auch als Wander- und Wintersportgebiet für Touristen eine Rolle. Von großer Bedeutung ist auch die Hochschule Furtwangen mit rund 3.800 Studierenden, davon 2.420 am Standort Furtwangen.

Am Rande von Furtwangen entspringt die Breg. Sie ist der längste Quellfluss der Donau und fließt in Donaueschingen mit der Brigach zusammen. Deshalb beansprucht Furtwangen im eher humorvollen Donauquellenstreit den Donauursprung für sich, eine Quelle der Donau gibt es nicht (auch wenn die „Donauquelle“ im Schlosspark Donaueschingen so genannt wird).

Stadtgliederung

Zur Stadt Furtwangen im Schwarzwald mit den ehemaligen Gemeinden Linach, Neukirch, Rohrbach im Schwarzwald und Schönenbach gehören die Stadt Furtwangen und 151 weitere Dörfer, Weiler, Zinken, Höfe und Häuser.[2]

→ Siehe auch: Liste der Orte im Schwarzwald-Baar-Kreis

Klima

Mit jährlich rund 1870 Liter Niederschlag pro Quadratmeter (Mittel 1979 bis 2006) gehört Furtwangen zu den regen- und schneereichsten Orten Deutschlands. Andererseits liegt die Stadt mit einer jährlichen Sonneneinstrahlung von 1110 Kilowattstunden pro Quadratmeter in einer der sonnigsten Regionen des Landes. Die Mitteltemperatur beträgt 5,7 Grad Celsius. Seit Anfang 1979 werden die Daten von einer privaten Wetterstation aufgezeichnet, die auf dem Kussenhof in 956 Metern über dem Meeresspiegel eingerichtet worden war.[3][4]

Geschichte

 
Furtwanger Tracht

Die erste Erwähnung findet sich in einer Bulle von Papst Alexander III. im Jahr 1179. Hier wird dem Kloster St. Georgen der Besitz der Gemeinde Furtwangen samt Kirche bestätigt. Der Ort muss (wegen der eigenen Kirche) schon damals eine beachtliche Größe gehabt haben, ist aber trotzdem wohl erst wenige Jahre zuvor gegründet worden.

 
Furtwangen im Jahr 1808
 
Furtwangen um 1900 in gleicher Blickrichtung

Die wirtschaftliche Bedeutung Furtwangens nahm zu. Regelmäßig wurden in Furtwangen mindestens seit Anfang des 17. Jahrhunderts auch Märkte abgehalten, zum Ärger der Nachbarstädte. Erst Kaiserin Maria Theresia gab Furtwangen 1761 dann ein offizielles Marktrecht (zu der Zeit, als Furtwangen zu Vorderösterreich gehörte). Das Stadtrecht erhielt Furtwangen jedoch erst im Jahr 1873. Frühere Versuche, das Stadtrecht zu erhalten, scheiterten daran, dass Furtwangen damals kein Rathaus besaß.

Nach einer Brandserie im Jahr 1857, darunter einem besonders verheerenden Feuer, gründeten Bürger der Stadt im August des gleichen Jahres die Feuerwehr Furtwangen (Pompier Corps) nach Villinger Vorbild.

Wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung war neben dem erhaltenen Stadtrecht auch die Bregtalbahn (seit 1892, stillgelegt 1972) von Donaueschingen nach Furtwangen. Die Uhrmacherei prägte die handwerkliche und industrielle Geschichte der Stadt. Aufschwung brachte hier 1850 die Gründung der ersten deutschen Uhrmacherschule durch die badische Landesregierung. Erster Schulleiter war der bekannte Ingenieur Robert Gerwig. Aus der Uhrmacherschule entwickelte sich eine Berufsfachschule sowie die Hochschule Furtwangen. Dadurch wurde die Uhrenherstellung in Furtwangen und Umgebung professionalisiert. Zahlreiche Uhrenfabriken wurden gegründet. Die Uhrenfabrikation ging aber nach dem ersten Weltkrieg kontinuierlich zurück. Überlebt haben nur Firmen, die sich von der Uhren- und Zulieferindustrie weiterentwickelt haben. So entstand eine moderne Industrie der Metallverarbeitung, Feinwerktechnik und Elektronik, deren Firmen Weltruf haben.

Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurden am 1. Juli 1971 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Neukirch und Schönenbach eingemeindet. Am 1. Oktober 1972 folgte die Eingemeindung von Linach. Rohrbach im Schwarzwald wurde am 1. Oktober 1973 eingemeindet.

Religionsgemeinschaften

Römisch-katholische Kirche

Furtwangen ist überwiegend römisch-katholisch geprägt. Wahrscheinlich wurde Furtwangen vom benachbarten Kloster St. Georgen aus gegründet. In einer päpstlichen Urkunde für das Kloster findet sich im Jahr 1179 die erste Erwähnung der Stadt Furtwangen. Heute hat Furtwangen mit seinen Ortsteilen insgesamt vier Pfarreien, die mit Gütenbach zur „Seelsorgeeinheit Oberes Bregtal“ zusammengefasst und von einem Seelsorgeteam (Pfarrer, Kooperator, Gemeindereferentinnen) betreut werden:

  • St. Cyriak (Stadtgebiet Furtwangen)
  • St. Nikolaus (Stadtteil Schönenbach mit Filiale St. Wendelin Linach)
  • St. Johann (Stadtteil Rohrbach)
  • St. Andreas (Stadtteil Neukirch)
  • Daneben gibt es in Furtwangen eine Niederlassung der Salesianer Don Boscos, die ein Jugendwohnheim (vor allem für Schüler und Auszubildende) mit Jugendgästehaus betreiben und sich im Skiinternat, in der Schulpastoral und durch Aushilfen in den umliegenden Pfarrgemeinden engagieren

Evangelische Kirche

Die evangelische Kirchengemeinde Furtwangen entstand Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem vor allem durch die Uhrmacherschule die Zahl der Evangelischen in der Stadt auf fast 100 gestiegen war. 1901 wurde die ev. Kirche erbaut. Der evangelische Pfarrer betreut gleichzeitig die Gemeinden in Vöhrenbach und Gütenbach.

Altkatholische Kirche

Furtwangen war mit Gütenbach und Neukirch ein wichtiger Ort für die Gründung der alt-katholischen Kirche in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es hier starke Konflikte mit der römisch-katholischen Kirche. Heute reicht das Gebiet der alt-katholischen Pfarrei von Furtwangen bis Villingen-Schwenningen und dem Kreis Rottweil. Außerdem wird die eigenständige Kirchengemeinde Gütenbach mit versorgt.

Freie evangelische Gemeinde

Vor einigen Jahren hat sich hier eine kleine freie evangelische Gemeinde gegründet.

Freie Christengemeinde

Eine charismatische Gemeinde vom Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden mit vollzeitlich angestelltem Pastor und eigenem Gemeindehaus in der Baumannstraße 19.

Neuapostolische Kirche

Die neuapostolische Kirchengemeinde, gegründet 1905, ist relativ stark vertreten und hat in Furtwangen ein eigenes Gotteshaus im Geschwister-Scholl-Weg 5.

Islamische Gemeinde

Die islamische Gemeinde besitzt in Furtwangen einen eigenen Gebetsraum.

Öffentliche Einrichtungen

Bildungseinrichtungen

Das SKIF erhielt zusammen mit der Robert-Gerwig-Schule und dem Otto-Hahn-Gymnasium (die Schulen, welche die Schüler des SKIF betreuen) den seltenen Ehrentitel Eliteschule des Sports. Gleichzeitig sind die Schulen auch offiziell Partner des Olympiastützpunkts Freiburg.

Ämter

Städtepartnerschaften

Auf Verwaltungsebene existiert eine Partnerschaft mit Hirschfelde in Sachsen.

Entwicklung des Stadtgebiets

Eingemeindungen

 
Blick über die Kernstadt

Zur Stadt Furtwangen gehören mehrere Ortsteile, frühere selbständige Gemeinden:

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahl beläuft sich auf etwa 9.500 und hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten insgesamt rückläufig entwickelt: Die meisten Einwohner – 11.128 – wurden innerhalb der vergangenen 35 Jahre in 1974 verzeichnet; Mitte 2007 waren es noch 9.482[5].

Politik

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: „In Silber auf grünem Boden eine rote Burgruine begleitet von zwei grünen Tannen.“

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Ferienstraßen

Durch Furtwangen führen die touristische Straße B 500 und die Deutsche Uhrenstraße.

Museen

  • Im Deutschen Uhrenmuseum, der größten Deutschen Uhren-Sammlung, ist die enge Verbundenheit Furtwangens mit der Schwarzwälder Uhrmacherei dokumentiert.
  • Das Freilichtmuseum Arche des Geschichts- und Heimatvereins dokumentiert die Entwicklung in Gastronomie und Fremdenverkehr des späten 19. und des 20. Jahrhunderts anhand des ehemaligen Gasthauses "Arche".
  • Das Rechnermuseum an der Hochschule Furtwangen in der Fakultät Wirtschaftsinformatik dokumentiert die Entwicklung von der ersten Rechenmaschine zum modernen Computer und darüber hinaus die Entwicklung mathematischer Geräte und von Büromaschinen.

Regelmäßige Veranstaltungen

 
Sprung der Hexen durchs Feuer an der Fasnet
  • Trödlermarkt
    Ende August findet der mit weit über 300 Ständen größte Trödlermarkt der Region statt, verbunden mit einem Stadtfest der Vereine.
  • Antikuhrenbörse
    Zeitgleich mit dem Trödlermarkt findet die größte Uhrenmesse für antike Uhren und Zubehör in Europa statt. Unzählige Besucher aus der ganzen Welt reisen dazu an.
  • Schwarzwald-Bike-Marathon
    Anfang September startet der Schwarzwald-Bike-Marathon mit rund 2.000 Teilnehmern auf Strecken zwischen 42 und 120 Kilometern. Die Königsetappe über 120 Kilometer gilt als der schwierigste Bike-Marathon in Deutschland.
  • Hochschulball
    Mitte November findet der Hochschulball der Hochschule Furtwangen statt. Diese jährliche Veranstaltung ist seit Jahren Tradition an der Hochschule. Sie gilt als größte Hochschul-Veranstaltung des Jahres, die auch der Öffentlichkeit zugänglich ist und hoch geachtet wird.

Touristische Ziele

 
Hexenlochmühle in Neukirch
  • Der „Hausberg“ Brend (1148 m ü. NN) mit seinem Aussichtsturm, von dem man eine Sicht bis zu den Alpengipfeln hat.
  • Die „Donauquelle“ bei der Martinskapelle, eigentlich die Quelle der Breg und damit der Ursprung der Donau.
  • Die malerische Hexenlochmühle im Ortsteil Neukirch.
  • Die historische Schaubrennerei Rotenbauernhof im Ortsteil Schönenbach.

Sonstiges

Ein Bauernhof in Furtwangen-Neukirch ist seit 1994 Drehort für die Außenaufnahmen der FernsehserieDie Fallers“ des Südwestrundfunks, weitere Szenen werden regelmäßig in Furtwangen und Umgebung gedreht.

Das Skiinternat Furtwangen und das Deutsche Uhrenmuseum wurden als zwei von 365 Orten ausgewählt, die Deutschland bei der Aktion „Land der Ideen“ vertreten sollen. Die Aktion im Skiinternat fand am 13. April 2006 statt, die im Uhrenmuseum folgte am 1. November 2006.

Eine Ludwigsburger Film- und Fernsehproduktions-Firma wollte 2007 auf Grundlage der Urbanen Legende, dass Furtwangen der Ort mit der höchsten Selbstmordrate in Deutschland sei, eine schwarze Komödie produzieren. Der Bürgermeister Richard Krieg drohte mit einer einstweiligen Verfügung, worauf die Firma verlauten ließ, dass weder in Furtwangen gedreht werde, noch käme der Name der Stadt in der Produktion vor.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Christabel Bielenberg hat dem zweiten Band ihrer Autobiographie und der Biografie von Peter Bielenberg, der sich 1945 als Fahnenflüchtiger in Rohrbach versteckt hielt, die folgende Widmung vorangestellt[6]:

Wenn ich mir diese Zeit vergegenwärtige, erkenne ich, daß weder er noch vermutlich wir anderen mit dem Leben davongekommen wären ohne die Integrität der Menschen von Rohrbach, denen das vorliegende Buch gewidmet ist.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

 
Der Bahnhof von Furtwangen um 1900

Furtwangen lag an der Bregtalbahn, die die Stadt bis 1972 mit Donaueschingen verband. Die Strecke ist heute stillgelegt und zwischen Furtwangen und Bräunlingen ganz abgebaut, so dass Furtwangen über keinen Bahnanschluss mehr verfügt. Der nächstgelegene Bahnhof ist Triberg an der Schwarzwaldbahn. Die nächsten größeren Verkehrsflughäfen sind der Euro-Airport Basel Mulhouse Freiburg sowie der Flughafen Stuttgart-Echterdingen.

Durch Furtwangen führen

Unternehmen

Furtwangen hat eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in Deutschland.

Bekannte Unternehmen sind u. a.:

  • S. Siedle & Söhne (Hauskommunikationssysteme)
  • Jos. Koepfer & Söhne (Maschinen und Zahnrad)
  • B. Ketterer Söhne (Getriebe)
  • E. Dold & Söhne (Relais)
  • E. Reiner (Stempel, Codiergeräte)
  • E. Wehrle (Wasserzähler)
  • O. Ganter (Normteile)
  • Ernst Scherzinger (Pumpen)
  • IEF Werner (Automatisierungstechnik, Sondermaschinenbau)
  • Sauter Federn (Federn aller Art)
  • Zier Verpackungen (Verpackungen)
  • Container Kammerer (Transporte - Recycling)
Commons: Furtwangen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 568–572
  3. Südkurier online vom 5. Juli 2008 Hier wird gemessen
  4. Bernward Janzing Sonne, Wind und Schneerekorde – Wetter und Klima in Furtwangen im Schwarzwald. Zum 25-jährigen Bestehen der Wetterstation. Freiburg, Eigenverlag, 2004
  5. Südkurier online vom 27. September 2008 Ein Kampf um jeden Bürger
  6. Christabel Bielenberg, Es war ein weiter Weg nach Munny House, München 1993, S.6