Kurt Schuschnigg

österreichischer Politiker, Bundeskanzler (1897-1977)
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Kurt Alois Josef Johann Edler von Schuschnigg (* 14. Dezember 1897 in Riva del Garda bei Trient (damals Südtirol); † 18. November 1977 in Mutters bei Innsbruck) war während der Zeit des austrofaschistischen Ständestaates österreichischer Bundeskanzler und regierte als Diktator.

Leben

Er war Sohn einer in Tirol ansässigen altösterreichischen Offiziersfamilie, die am 2. April 1898 in den Adelsstand erhoben wurde. Die Wurzeln der Familie liegen aber am Radsberg bei Klagenfurt. Die Familie ist also ursprünglich slowenisch-kärntnerischer Abstammung (slowenische Schreibung des Namen Schuschnigg: "Sušnik").

Kurt Schuschnigg besuchte das Jesuitengymnasium "Stella Matutina" in Feldkirch. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau und Innsbruck eröffnete er 1924 eine Rechtsanwaltskanzlei. 1926 heiratete er seine erste Frau Herma Masera, mit der einen Sohn hatte (sie verstarb 1935). Gleichzeitig engagierte er sich auch in der Christlichsozialen Partei. Ab 1927 war er der jüngste Abgeordnete im Nationalrat. Da er der Heimwehr misstraute, gründete er 1930 einen eigenen Kampfverband, die betont katholischen und antisemitischen Ostmärkischen Sturmscharen.

1932 wurde er Justizminister im Kabinett von Bundeskanzler Karl Buresch, 1933 zusätzlich Unterrichtsminister. Nach dem Februaraufstand von 1934 weigerte er sich in seiner Eigenschaft als Justizminister, dem Bundespräsidenten Gnadengesuche von Februarkämpfern vorzulegen.

Nach der Ermordung von Engelbert Dollfuß folgte er diesem im Amt nach und versuchte, den Ständestaat nach seinen Vorstellungen zu formen, was ihm aber nicht gelang. Er versuchte, Österreich als zweiten, christlichen, "besseren deutschen Staat", als es das Dritte Reich war, zu positionieren.

Auf eine Schutzmacht angewiesen, begab er sich in noch stärkere Abhängigkeit von Benito Mussolinis Italien, als dies unter Dollfuß der Fall gewesen war. Nach der Besetzung Äthiopiens brauchte Mussolini aber Hitlers Rückendeckung; wodurch Österreich unter immer stärkeren Druck des deutschen Reichs kam. 1936 kam es daher zum so genannten Juliabkommen, in dem Hitler zwar die Souveränität Österreichs anerkannte und die Tausend-Mark-Sperre aufhob, dafür aber verlangte, dass die österreichische Außenpolitik der deutschen entsprechen müsse. Zusätzlich wurde der Nationalsozialist Edmund Glaise-Horstenau Minister; viele Nazis mussten im Rahmen der Einheitspartei Vaterländische Front unter dem Deckmantel des so genannten "Volkspolitischen Referats" oberflächlich ins Regime integriert werden. Schwierigkeiten hatte Schuschnigg auch mit den Vertretern der Heimwehr in der Regierung.

Der Druck Hitlers wurde seit Anfang 1938 immer größer und im Berchtesgadener Abkommen vom 12. Februar 1938 zwang Hitler Schuschnigg Arthur Seyß-Inquart als Innenminister auf. Schuschnigg versuchte noch eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs auszurichten und auch die immer noch verfolgten Sozialdemokraten zögerlich für seinen Kampf um die Selbstständigkeit des Landes zu gewinnen. Angesichts des beginnenden deutschen Einmarsches trat er am 11. März 1938 zurück, wobei er seine berühmte Rundfunkrede hielt, worin er vor der Welt festhielt, dass die Regierung "vor der Gewalt weiche", doch wolle er unter keinen Umständen "deutsches Blut" vergießen. Er schloss mit den Worten "Gott schütze Österreich". Die Nationalsozialisten vollzogen den Anschluss Österreichs am 12. März.

Kurz darauf heiratete er seine zweite Frau Vera Fugger, mit der er eine Tochter hatte. Den Zweiten Weltkrieg musste er in verschiedenen Konzentrationslagern verbringen, ein geplanter Schauprozess fand aber nicht statt. 1948 ging er in die USA und wurde Professor für Staatsrecht an der Universität von Saint Louis, Missouri, wobei er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft erwarb. Trotzdem kehrte er 1968 nach Österreich zurück, betätigte sich aber nicht mehr politisch.

Siehe auch


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