Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom
Das chronische Erschöpfungsyndrom ist auch unter den Bezeichnungen CFS (englisch chronic fatigue syndrome), CFIDS (englisch chronic fatigue and immune dysfunction syndrome) und ME (myalgische Enzephalomyelitis) bekannt.
Systematische Einordnung
Als verwandte Erkrankungen gelten das Fibromyalgie-Syndrom und die multiple Chemikalienunverträglichkeit (englisch multiple chemical sensitivity, MCS).
Chronisches Erschöpfungssyndrom, Fibromyalgie, multiple Chemikalienunverträglichkeit und einige andere Krankheiten gehören zur Gruppe der chronischen Multisystemerkrankungen (englisch chronic multisystem illnesses). Von diesen sind in den westlichen Industrienationen bis zu 25 % der Bevölkerung betroffen. Alle CMI-Beschwerdebilder scheinen verschiedene Ausprägungsformen der selben Grunderkrankung zu sein. Neuere Forschungen stufen CFS als eine neuroimmunologische Regulationsstörung ein, das heißt, das Zusammenspiel zwischen Immunsystem, Nervensystem und Hormonsystem gerät aus der Balance.
Dadurch kommt es zu einer dauerhaften Aktivierung des Immunsystems, was zu Erschöpfungszuständen, Muskel- und Gelenksschmerzen, Störungen der Temperaturregulierung etc. führt. Die Symptome setzen häufig schlagartig ein, vor allem im Anschluss an eine Infektionskrankheit insbesondere mit intrazellulären Erregern wie Mykoplasmen, Chlamydien oder Borrelien. Allerdings gibt es keine gesicherten Studien, die einen zwingenden Zusammenhang nachweisen.
Da die Untersuchung von CFS-Patienten keine klinisch auswertbaren Ergebnisse zeigt, sind diese stets in Gefahr, von den behandelnden Ärzten in psychiatrische Kliniken eingewiesen zu werden, weil sie für hysterisch oder hypochondrisch gehalten werden. Es gibt jedoch bisher keinen allgemein anerkannten Beleg für die These, CFS und verwandte Erkrankungen seien psychisch bedingt.
Bemerkenswert ist dabei jedoch, dass nach Angaben der US-amerikanischen Autorin Elaine Showalter (die CFS ebenfalls für eine moderne Spielart der Hysterie hält) in den USA mehr als 70 % der CFS-Erkrankten weiße Frauen seien. Angehörige ethnischer Minderheiten erkrankten dagegen nur höchst selten, Männer seien nur in etwa 20 % der Fälle betroffen.
Therapien
Eine Behandlung der Ursachen ist zur Zeit nicht möglich, ebenso wenig wie eine Diagnose, die auf dem Ergebnis von labortechnischen Untersuchungen beruht.
Die von CFS-Patienten geschilderten Symptome ähneln aber sowohl einander als auch denen von Fibromyalgie-Patienten über Jahrzehnte und weite räumliche Entfernungen hinweg so sehr, dass ein physiologischer Zusammenhang vermutet werden kann.
Verbreitung
In Deutschland waren 1994 nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ca. 300.000 bis 1 Million Menschen von CFS betroffen.
Nach Aussagen der medizinischen Behörden in den USA richten CFS-Erkrankungen größere volkswirtschaftliche Schäden an und betreffen mehr Menschen als viele andere bekanntere Erkrankungen.
CFS ist allerdings kein neues Phänomen. Es gab gut dokumentierte Ausbrüche 1934 in Los Angeles, 1948 in Island, 1956 in Punta Gorda (Florida) und zuletzt 1984-1985 in Lake Tahoe (USA).
Ein bekannter Betroffener von CFS, der mittlerweile als geheilt gilt, ist der US-amerikanische Jazzpianist Keith Jarrett.
Literatur
- Elaine Showalter: Hystorien, Berlin Verlag 1997, ISBN 3-8270-0249-4