Wald ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Sigmaringen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 56′ N, 9° 10′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Sigmaringen | |
Höhe: | 657 m ü. NHN | |
Fläche: | 43,85 km2 | |
Einwohner: | 2742 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 63 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 88639 | |
Vorwahl: | 07578 | |
Kfz-Kennzeichen: | SIG, SLG, STO, ÜB | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 37 118 | |
Gemeindegliederung: | 10 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Von-Weckenstein-Str. 19 88639 Wald | |
Website: | www.wald-hohenzollern.de | |
Bürgermeister: | Werner Müller | |
Lage der Gemeinde Wald im Landkreis Sigmaringen | ||
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Geographie
Geographische Lage
Wald liegt 20 Kilometer nördlich des Bodensees in der südlich der Schwäbischen Alb vorgelagerten Endmoränenlandschaft der letzten Eiszeiten, jeweils etwa acht Kilometer von den Städten Meßkirch und Pfullendorf entfernt. Der niedrigste Punkt des Gemeindegebietes liegt nördlich des Ortsteils Walbertsweiler bei 628 Meter ü. NN, der höchste mit 689 Metern ü. NN im Ortsteil Rothenlachen. Das Gemeindegebiet wird hauptsächlich durch den Ringgenbach, den Kehlbach, den Lindenbach und den Burraubach entwässert. Der gestaute Burraubach speist den zum Kloster gehörenden Weiher in der Ortsmitte.
Nachbargemeinden
Meßkirch | Krauchenwies | |
Sauldorf | ||
Hohenfels | Herdwangen-Schönach | Pfullendorf |
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus dem Kernort Wald und den Ortsteilen Glashütte, Hippetsweiler, Kappel, Reischach, Riedetsweiler, Rothenlachen, Ruhestetten, Sentenhart und Walbertsweiler.
Zu einigen Teilgemeinden gehören noch räumlich getrennte Wohnplätze mit eigenem Namen, die jedoch meist nur wenige Einwohner haben. Dies sind Allmannshofen, Binderhöfe, Burraumühle, Löcherberg, Oberkappel und Steckeln.
Wappen | Ortsteil | Einwohner (2008) | Fläche |
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Wald (Kernort) | 1000 | 827,47 ha | |
Glashütte | 107 | 178,66 ha | |
Hippetsweiler | 182 | 348,73 ha | |
Kappel | 111 | 334,66 ha | |
Reischach | 68 | 217,61 ha | |
Riedetsweiler | 85 | 203,61 ha | |
Rothenlachen | 43 | 217,26 ha | |
Ruhestetten | 177 | 643,29 ha | |
Sentenhart | 353 | 575,80 ha | |
Walbertsweiler | 643 | 839,57 ha |
Geschichte
Bereits in der vor- und frühgeschichtlicher Zeit fanden sich in der Gegend Siedlungsspuren. So fanden sich im Egelseemoor beim Walder Ortsteil Ruhestetten Reste von Pfahlbauten aus dem Neolithikum. Funde von Steinbeilen und Gefäßen beim Walder Ortsteil Glashütte lassen ebenfalls vermuten, dass bereits gegen Ende des dritten Jahrtausends v. Chr. und in der Spätjungsteinzeit in dieser Gegend Menschen gelebt haben. Frühkeltische Grabhügel in der Umgebung von Rothenlachen, die bereits im 19. Jahrhundert ausgegraben worden sind, stammen aus der späten Hallstattzeit.
Der Ort lag im Frühmittelalter im Bereich der Goldineshuntare, dann im Gau Ratoldesbuch, später in der Grafschaft Sigmaringen.
Die erste urkundliche Erwähnung erfuhr das Dorf, als der Stauferkönig Philipp von Schwaben die Vogtei Wald für 30 Mark und die Vogtei Hippetsweiler an die Brüder von Fronhofen verkaufte. Dieser undatierte Verkauf muss spätesten im Jahre 1208 stattgefunden haben, dem Todesjahr des Königs. Bald darauf haben die Brüder dann Wald an die Herren von Balbe verkauft, die es wiederum zum Preis von 55 Mark an den kaiserlichen Ministerialen Burkhard von Weckenstein verkauften. Dieser gründete im Jahre 1212 für seine beiden Schwestern Judinta und Ita hier das Kloster Wald.[2]
1783 wurde Wald vorderösterreichische Provinz.
Die Geschichte des Dorfes lief bis zur Säkularisation aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses 1806 parallel zu der des Klosters. Damals wurde das Kloster aufgelöst und das Territorium Wald fiel an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen und 1850 mit diesem als Hohenzollernsche Lande an Preußen, wo Wald bis 1869 Sitz des Oberamtsbezirks Wald war. Seit 1869 gehörte es zum Oberamt bzw. seit 1925 zum Kreis Sigmaringen.
Eingemeindungen
Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurden neun umliegende Gemeinden nach Wald eingemeindet. Es kamen bereits zum 1. Januar 1971 die Gemeinden Hippetsweiler, Riedetsweiler und Rothenlachen zur Gemeinde. Zum 1. Juni 1972 folgte Reischach und zum 1. Januar 1973 die frühere badische Gemeinde Sentenhart. Die letzten Eingemeindungen waren am 1. Januar 1975 Glashütte, Kappel, Ruhestetten und Walbertsweiler.
Politik
Gemeinderat
Die letzte Wahl zum Gemeinderat fand im Jahre 2004 statt. Von 1947 Wahlberechtigten stimmten 1216 ab, das war eine Wahlbeteiligung von 62,5 %.
- CDU 70,5 %
- Freie Wählervereinigung 29,5 %
Wappen
Die Gemeinde hat das Wappen des von Burkart von Weckenstein gestifteten Zisterzienserklosters Wald übernommen.
In gespaltenem Schild vorne in Schwarz ein doppelreihig rot-silbern geschachter Schrägbalken (Wappen des Zisterzienserordens), hinten in Silber auf grünem Dreiberg eine rote Raute (redendes Wappen des Stifters). Um nicht gegen die heraldische Farbregel zu verstoßen, wurden die Farben des Stifterwappens umgekehrt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Wald liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße und an der Hohenzollernstraße.
Bauwerke
- Kloster Wald: Das Zisterzienserinnenkloster wurde im Jahre 1212 durch den staufischen Reichsministerialen Burkard von Weckenstein für seine Schwestern Judintha und Ita gegründet, jedoch im Dreißigjährigen Krieg beinahe völlig zerstört. Das heutige Gebäude und die Klosterkirche sind Barockbauten aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Heute ist an das Benediktinerinnenkloster der Heiligen Lioba die Heimschule Kloster Wald angeschlossen, die Mädcheninternat, Gymnasium und Lehrwerkstätten vereint. Eine Besichtigung ist deshalb nicht möglich.[3] Der Konventsaal trägt eine Stuckdecke und Deckenfresken.
- Klosterkirche St. Bernhard: Die Klosterkirche, die im 13. Jahrhundert als dreischiffige gotische Kirche gebaut wurde, ist 1696 bis 1698 von Vorarlberger Jos Beer als einschiffige Barock-Rokokokirche mit weit in das Schiff hineinreichender Nonnenempore und dem wunderschönen schmiedeeisernen Gitter an deren Brüstung umgestaltet worden. Der Oberschwäbische Orgelbauer Johann Georg Aichgasser fügte 1751 dem noch eine prächtige Orgel hinzu, die als einzige von ihm noch vollständig erhaltene gilt. Die Aichgasserorgel mit ihren 1180 Orgelpfeifen wurde 1926, 1956 und zuletzt 2008/09 renoviert. Die Orgel ist mit Türen am reich vergoldeten Orgelprospekt versehen. Auf der Orgel befinden sich ein jubelnder Engelschor mit backenaufplusternden Engelstrompetern und einem zwei Kesselpauken schlagenden Engelsputto. Sie sind eingerahmt von drei holzgeschnitzten Wappenkartuschen des Klostergründers, des Ordens und einem mit dem goldenen Reichsadler geschmückten Wappen der Äbtissin Maria Dioskora von Thurn und Valsassina. Sie ließ einst die Kirche mit dem luftig-leichten Rokoko und dem von Putten umspielten Barockstil ausschmücken.[4] Die Stuckarbeiten sind Ausführungen von Johann Jakob Schwarzmann. Das gotische Kruzifix ist ins Jahr 1150 datiert. Sie kann besichtigt werden.[3]
- Im Ortsteil Kappel steht die Kapelle St. Martin aus dem Jahr 1716. Ihr Renaissancealtar ist bereits ins Jahr 1568 zu datieren. Zur Ausstattung gehören weiterhin wertvolle Figuren.
- In Reischach befindet sich die Kapelle St. Agatha aus dem 18. Jahrhundert.
- Die Sentenharter Kirche St. Remigius mit ihrem staffelförmigen Kirchturm dürfte bereits um 1300 entstanden sein. Das Kirchenschiff ist ein späterer Neubau.
- Die Kirche St. Gallus im Ortsteil Walbertsweiler ist ein moderner zweckmäßiger Bau mit schlichter Innenausstattung von 1961.
- Zehn-Dörfer-Halle: Eine Mehrzweckhalle, die für Festveranstaltungen und Schulsport genutzt wird und in Anlehnung an die Zehn Dörfer, also Wald selbst und die neun Ortsteile, benannt wurde.
- Feldkreuze: In der Gemeinde Wald sind über 50 Feldkreuze bekannt.
Naturdenkmäler
Am 8. November 2008 wurde auf der Festwiese eine 35 Jahre alte und mehr als sieben Meter hohe Tanzlinde gepflanzt und vom örtlichen Pfarrer gesegnet. Zum Wurzelballen wurde im Jubiläumsjahr „800 Jahre Wald“ eine rostfreie „Geschichtsurne“ mit darin eingeschlossenen Ereignissen aus der Geschichte der Gemeinde Wald eingegraben und eine Informationstafel zur deutschlandweiten Geschichte von Tanzlinden enthüllt. Bis diese Tanzlinde betanzbar sei, können bei guter Pflege der den Tanzboden tragenden Äste gut 50 Jahre ins Land gehen.[5] Zu Klosterzeiten gab es in Wald eine Gerichtslinde zum Fällen von Strafen, sie ist im Klosterplan von 1680 festgehalten.[6]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 448.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Theodor Zeller (* 12. Juli 1917 im Walder Ortsteil Riedetsweiler), Professor und Pfarrer i. R., beim Goldenen Priesterjubiläum im Juni 1998 wurden ihm die Ehrenbürgerrechte von Wald durch Bürgermeister Werner Müller verliehen.
- Sr. Wiltrud Müller, OSB, langjährige Oberin des Konvents der Schwestern der Heiligen Lioba. Anlässlich ihrer goldenen Ordensprofess im Jahr 1998 wurde ihr das Ehrenbürgerrecht für ihre Verdienste bei der Generalsanierung des Klosters verliehen.
- Frieder Grupp, langjähriger Rektor der Nachbarschaftshaupt- und Werkrealschule Wald. Er war jahrzehntelang stellvertretender Bürgermeister und Kreisrat und erwarb sich Verdienste bei der Schaffung der Gemeinde Wald bei der Gemeindereform. Außerdem war er langjähriger Vorsitzender des TSV Wald und ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Robert Schneider (* 1906), Kunstmaler
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Schwester Sophia (Natalia) von Kotschoubey-Beauharnais (1899–1979), Gründerin der Heimschule Kloster Wald
Literatur
- Sr. Michaele Csordás, OSB: Das Kloster Wald; in: Edwin Ernst Weber (Hg.): Klöster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart. Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen, Band 9. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2005, S. 550-592, ISBN 3-89870-190-5.
- Gemeinde Wald (Hrsg.): 800 Jahre Wald. Meßkirch 2008, ISBN 978-3-00-023978-6.
- Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2; Kreis Sigmaringen. W. Speemann, Stuttgart 1948.
- Maren Kuhn-Rehfus: Das Zisterzienserinnenkloster Wald (Reihe: „Germania sacra“, NF 30, „Das Bistum Konstanz“ 3). Berlin & New York: Walter de Gruyter, 1992. ISBN 3-11-013449-7.
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ Südkurier vom 9. Februar 2008
- ↑ a b Auf dem Jakobsweg von Gammertingen nach Pfullendorf. S. 52-59. In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch
- ↑ Karl-Heinz Fahlbusch: Juwel des Barock. Renovierung der Aichgasserorgel in der Klosterkirche. In: Südkurier vom 24. April 2009
- ↑ Falko Hahn: Gut 100 Gäste bei Pflanzaktion für die Walder Tanzlinde. In 50 Jahren trägt sie die Tänzer. In: Südkurier vom 10. November 2008
- ↑ Falko Hahn: Baum wird gepflanzt. Tanzlinde: Große Setz-Aktion am Samstag auf der Festwiese. In: Südkurier vom 7. November 2008