Karl Schenk

Schweizer Politiker und reformierter Pfarrer
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Karl Schenk (* 1. Dezember 1823 in Bern; † 18. Juli 1895 ebenda) war reformierter Pfarrer und Politiker (FDP) in der Schweiz.

Er wurde als Sohn des aus Signau im Emmental stammenden Mechanikus Christian Schenk geboren. Mit elf Jahren war er Vollwaise und verbrachte seine Jugend in einem Internat in Korntal (Württemberg).

Bald unternahm er weite Wanderungen, u.a. bis nach Venedig, wo sein Bruder als Gießer arbeitete. Von 1839 bis 1842 besuchte er das Gymnasium in Bern, und begann danach ein Theologiestudium, das er bereits mit 22 Jahren abschließen konnte. 1845 begann seine Vikariatszeit in Schüpfen, 1848 heiratete er Elise Kähr und schließlich wurde er Pfarrer in Laupen.

Schon während seiner Studentenzeit hatte er sich mit dem radikalen Liberalismus angefreundet und bekannte sich auch als Pfarrer dazu. Er engagierte sich vor allem in der Sozial- und Schulpolitik. Mit 32 Jahren wurde er als Nachfolger von Jakob Stämpfli in den Berner Regierungsrat gewählt. Am 12. Dezember 1863 wurde er wiederum dessen Nachfolger im Bundesrat und blieb in diesem Amt bis zu seinem Tode. Während der Amtszeit stand er den folgenden Departementen vor:

Er war Bundespräsident in den Jahren 1865, 1871, 1874, 1878, 1885 und 1893 und Vizepräsident in den Jahren 1864, 1870, 1873, 1877, 1884 und 1892.

Schenk trug wesentlich zur Überwindung der Finanzkrise bei, die durch den Bau des Gotthardtunnels entstanden war, regulierte die Alkoholgesetzgebung, förderte die Industrie, befasste sich mit der Arbeiterfrage und setzte sich für die Kultur ein. Auf seine Initiative hin entstanden das Schweizerische Landesmuseum und die Schweizerische Landesbibliothek. Einen Misserfolg erlebte er beim Versuch einer nationalen Vereinheitlichung des Schulwesens.

Auch als Bundesrat blieb Schenk ein begeisterter Wanderer. Als er einmal mit seinen Söhnen zu Fuß vom Genfersee nach Marseille reiste, wurde er wegen Landstreicherei verhaftet und kam erst wieder frei, als er dem beschämten Präfekten seinen Dipolomatenausweis zeigte.

Als er einem taubstummen Bettler ein Almosen überreichen wollte, stürzte er am 8. Juli 1894 aus einer offenen Kutsche und erlitt dabei eine derart schwere Gehirnerschütterung, dass er nicht mehr zu Bewusstsein kam und zehn Tage später starb.


Vorgänger:

Jakob Stämpfli

Mitglied im Schweizer Bundesrat

1864-1895

Nachfolger:

Eduard Müller