'Werner Mauss', geboren am 11. Februar 1940 in Essen
Diplom Landwirt
Besondere Fähigkeit: Kombinationsgenie
Hoch qualifizierte Lehrer von Polizeischulen schulten Mauss 1961 in privatem Training als Einzelkämpfer, Ermittler in Kriminalistik, Strafrecht, Strategie und Konspiration. Zu seinen Ausbildern gehörte auch ein pensionierter Nachrichtendienstmann.
Keine eigenen Mittel zur Verfügung, finanzierte er kurzfristig in dieser Zeit seine Ausbildung durch Jobarbeit als Hilfsjournalist, Arbeiter und Staubsaugervertreter.
Er eröffnete eine Detektei.
Er arbeitete sofort einfallsreich, zielverfolgend mit durchschlagendem Erfolg, für deutsche Industrieunternehmen und Versicherungen.
Er gründete Büros in Deutschland, England und der Schweiz.
Er unterstützte Polizeibehörden.
Er erkannte, dass die Polizei, wegen der Länder übergreifenden kriminellen Strukturen, den Verbrecherorganisationen, in dieser Zeit hilflos gegenüber stand.
Mitte der sechziger Jahre wurde Mauss deshalb, in einem, von ihm angeregten Pilotprojekt, von Polizeibehörden als erster Under Cover Agent Deutschlands beauftragt. Ziel des Projektes war es, kriminelle Organisationen bis zu ihren Hintermännern zu unterwandern, um nicht nur einen Ast zu erreichen, sondern den ganzen Baum zu fällen. Nach Gesprächen unterstützten die deutschen Versicherungsverbände seine Einsätze aus volkswirtschaftlichen Erwägungen mit der Möglichkeit die schadenswirksame Bandenkriminalität zu reduzieren.
Wegen seiner Erfolge in der Verbrechensbekämpfung wurde Mauss als ziviler Mitarbeiter und V-Mann vom Bundeskriminalamt und den deutschen Geheimdiensten gegen Banden, Schwerstkriminelle, Einzeltäter und Terroristen eingesetzt.
Der zu dieser Zeit, langjährige BKA-Präsident, Dr. Horst Herold, erklärte damals „er ist meine Geheimwaffe“.
Mauss war beteiligt an der Zerschlagung von mehr als einhundert krimineller Gruppierungen und der Festnahme von ca. 2.000 Personen. Die Meisten von diesen Organisationen wurden auf der Gesetzesgrundlage des § 129 kriminelle Vereinigungen, strafrechtlich verfolgt.
Die Welt schreibt am 31. Juli 1998 in der Titelgeschichte: Der lange Weg des Fahnders Werner Mauss. Der Artikel beschreibt die, von ihm entwickelte, besondere Taktik, beim konspirativen Einsatz gegen das Verbrechen, als das System Maus (siehe Homepage: '''www.werner-mauss.de'''
Erst nach 1983 wird die Presse auf Mauss aufmerksam. Sein Name wird mit der Aufklärung einer Reihe von spektakulären Kriminalfällen in Verbindung gebracht. Die genauen Abläufe und seine Beteiligung wurden allerdings nur zum Teil der Öffentlichkeit bekannt, was zur Legendenbildung, bis zum heutigen Tag, beiträgt.
So wird der Name Mauss im Zusammenhang mit
der 1970 durchführten Festnahme des Polizistenmörders Lecki und seines Raubkumpanen Dercks in Alicante und Marbella,
der Inhaftierung der Kölner Domräuber 1976 und der Rückführung des Kölner Domschatzes,
dem mutmaßlichen RAF-Terroristen Rolf Pohle, den Mauss während seiner Zielfahndung, durch einen von ihm entwickelten Raster, beim Kauf der Süddeutschen Zeitung, in Athen durch die griechische Polizei inhaftieren ließ. Dies war der Beginn der Rasterfahndung.
1983 dem Verhindern einer Umweltkatastrophe durch das Auffinden der 50, von Kriminellen in einer stillgelegten Metzgerei in Nordfrankreich, versteckten, dioxinhaltigen Seveso-Gift-Fässer, die die Täter wegen des starken Ermittlungsdrucks im Atlantik bzw. im Mittelmeer versenken wollten,
sowie mit einer Sondermission in Kooperation mit dem 1987 tätigen deutschen Krisenstab der Bundesregierung Deutschlands zur Freilassung der, von der Hizbollah entführten Geiseln, Rudolf Cordes und Alfred Schmidt im Libanon, genannt.
1983 heiratet Mauss in zweiter Ehe die Politologiestudentin Ida aus Italien, die ihn bei allen Einsätzen weltweit begleitet und unterstützt.
Ab 1984 wurden Mauss und seine Frau verstärkt in Südamerika tätig, vor allem in Kolumbien. Hier waren sie – zunächst im Auftrag der Firma Mannesmann AG - eingesetzt, um den Bau eines Pipeline-Projektes gegen Widerstände der Guerilla durchzusetzen.
Trotz Entführung von Technikern, Waffengewalt und unzähligen Anschlägen gelang es dem Ehepaar mit Hilfe eines humanitären Programms der Unterbemittelten Bevölkerung im Bereich des Projektes neuen Lebensmut zu geben und sie für das Projekt zu begeistern.
Unterstützt von der katholischen Kirche Kolumbiens, leitete das Ehepaar mit dem Bau von kleinen Kindergärten, Nothospitalen und dem Heranschaffen von dringend benötigten Medikamenten, wie z. Bsp. Antibiotika, für die unter dem Existenzminimum lebende Bevölkerung, teilweise lebensrettende Maßnahmen ein.
Der Bischof von Arauca, Monsenior Jesus Emilio Jaramillo Monsalve, schreibt in einem Dankesbrief, im Namen der Bevölkerung der Diözese, am 9. September 1985, an das Ehepaar Mauss:
Auszug Zitat: „Sie haben mir geholfen, mein Volk zu verstehen, das von armer Familie ist. Existenziell weiß ich, dass die Tragödie derer, die nichts besitzen, ist, dass es ihnen an Zukunft mangelt. Darum weiß ich, dass das Größte, was man uns geben kann, eine Hoffnung oder ein Grund zu Leben ist. ……Am Himmel, befleckt mit menschlichem Blut, strahlt, wie ein Stern, Ihr Herz. Ich preise Gott, weil er Sie dazu auserkoren hat, ein Hilfsprogramm für die Dritte Welt ins Leben zu rufen. In meiner Diözese schreiben Sie die beste Seite Ihres Lebens.“
Der Redaktion Wikipedia liegt das Originalschreiben in Kopie vor.
Die Guerilla respektierte, reagierte Human, statt Gewalt folgten Gespräche, aus Feinden wurden Helfer und Schützer des Projektes.
Mannesmann konnte die Pipeline ohne weitere Gefährdung seiner Mitarbeiter 1986 zu Ende bauen.
Bereits zu Beginn des Projektes resümierten Mauss und seine Ehefrau: Druck erzeugt Gegendruck; um Gewalt zu neutralisieren, muss nicht die Guerilla, sondern vielmehr die Armut der Bevölkerung gelindert und bekämpft werden.
In einer Fernsehgesprächsrunde, geführt von Herrn Rupprecht Eser, ZDF, dem militärischen Chef der ELN, Pablo Beltran, Frau und Herrn Mauss in der ZDF Fernsehsendung; Eser und Gäste; am 19. Juli 1998, sprach unter anderem Herr Mauss über diese, seine Erfahrungen.
Die Kontakte aus dem Mannesmann-Einsatz nutze das Ehepaar Mauss ab 1995, um im Rahmen einer Sondermission für das deutsche Bundeskanzleramt Verhandlungen mit den Kommandanten des Comando Central (COCE) der ELN aufzunehmen. Ziel war es, die ELN für einen Friedensprozess zu gewinnen.
Im Einvernehmen mit dem Kanzleramt, führte das Ehepaar, auch vermittelnde Gespräche mit dem Präsidenten, Ernesto Samper, und dem Innenminister, Horacio Serpa, von Kolumbien.
Im Oktober 1996 trafen sich der Präsident Kolumbiens, Kanzleramtsminister Schmidbauer und das Ehepaar Mauss in der kolumbianischen UNO-Botschaft in New York. In der Gesprächsrunde wurden Maßnahmen für einen Friedenstisch, unter der Schirmherrschaft der katholischen Kirche, in Deutschland vereinbart.
Anfang 1996, konnte Mauss, erstmals in der Geschichte Kolumbiens die Zustimmung der fünf Kommandanten des Comando Central (COCE) durchsetzen, sich unbewaffnet, für eine Reise nach Deutschland, in seine Hand zu begeben.
Sofort nach Eintreffen der ELN-Kommandanten in Deutschland , verlangte der damalige Kanzleramtsminister Schmidbauer, dass vor dem Beginn von Friedensgesprächen mit der ELN, alle von der ELN festgehaltenen europäischen Geiseln freizulassen sind. Die Kommandanten erklärten sofort ihre Bereitschaft, dem Willen der deutschen Autorität grundsätzlich zu folgen. Die ELN ist konföderativ geführt. Deswegen wurde es ab diesem Zeitpunkt notwendig, dass die Frente Chefs (Landeschefs) der Guerilla in Kolumbien ebenfalls ihre Zustimmung der COCE geben.
Das Ehepaar Mauss musste deshalb jeden einzelnen Landeschef im Urwald Kolumbiens, von der sofortigen Freilassung der Geiseln überzeugen.
Bis November 1996 konnten Mauss und seine Frau die Freilassung von zehn europäischen Geiseln durchsetzen und diese unter Einsatz des eigenen Lebens aus umkämpften Gebieten in ihre wohlverdiente Freiheit führen.
Die letzte vom Ehepaar Mauss abgeholte Geisel, war nicht von der ELN, sondern von Kriminellen entführt. Die in Deutschland tätigen ELN-Delegierten des Friedenstisches hatten mit Hilfe ihrer Frente diese Entführer enttarnt. Die Geisel wurde von der ELN befreit und dem Ehepaar im kolumbianischen Urwald übergeben. Die kriminellen Entführer wurden später von der Polizei inhaftiert und von der Fiscalia (Staatsanwaltschaft) angeklagt und zu hohen Haftstrafen verurteilt. Der hier dargelegte Sachverhalt wurde in dem freisprechenden Urteil vom 20.Mai 1998 in allen Einzelheiten dokumentiert.
Bei der Abholung der vorgenannten Geisel, wurden Mauss und seine Ehefrau durch Intrigen und Korruption am 17. November 1996, in Medellin, wegen „angeblicher Entführung“ dieser Geisel festgenommen. Dies war nur unter krimineller Ausnutzung des in Kolumbien herrschenden autonomen Rechtssystems möglich.
Die Bundesregierung reagierte auf die Festnahme des Ehepaares Anfang 1997, mit einer mehrseitigen Regierungserklärung, die der Deutsche Botschafter mit einer Verbalnote dem Generalstaatsanwalt (Fiscal General) überbrachte. In der Regierungserklärung wurde die Tätigkeit des Ehepaares Mauss für den Friedensprozess im transparenten Zusammenspiel mit staatlichen Behörden, durch Fakten belegt und erläutert.
Bereits vor Übergabe der Regierungserklärung, begann der, für Behördenkorruption zuständige Procurador General, Jaime Bernal Cuellar, gegen die die im Fall Mauss tätigen Fiscales (Staatsanwälte) und Polizisten geheim zu ermitteln. Seine Staatsanwälte hatten sehr schnell Manipulation und Beeinflussung von Zeugen, die gezwungen wurden gegen das Ehepaar falsche Aussagen zu machen, andernfalls würden sie Strafe, Inhaftierung und Folter erleiden, festgestellt. Den Zeugen wurde von den Beamten Strafreduzierung in Aussicht gestellt, für den Fall, dass in falschen Aussagen das Ehepaar Mauss belasten. Die Falschaussagen dieser Inhaftierten waren entscheidend für den Haftbefehl gegen das Ehepaar Mauss.
Im August 1997 wurde das Ehepaar Mauss, nach 9 Monaten, aus der Untersuchungshaft entlassen.
Am 20. Mai 1998 rechtskräftiger Freispruch für Werner und Ida Mauss. Alle beschlagnahmten Gegenstände die sie für die Durchführung ihrer Einsätze mitführten wurden freigegeben.
Im Urteil wurde festgestellt:
dass die Festnahme des Ehepaares am 17. November 1996 in Medellin rechtswidrig war und diese sich auf manipulierte Falschaussagen bezog, die im Urteil auch im Einzelnen definiert sind
dass das Ehepaar Mauss bei allen Aufenthalten in Kolumbien und den damit verbundenen Einsätzen zu keinem Zeitpunkt gegen kolumbianisches Recht verstoßen hatte
dass ihr Einsatz nur dem kolumbianischen Friedensprozess galt
dass die Festnahme durch Intrigen von einer, im Eigennutz stehenden, identifizierten Personengruppe initiiert war
Das Urteil stützte sich auf die achtzehn Monate andauernden Ermittlungen des Fiscal General (Staatsanwalt der Strafjustiz), des Procurador General (Staatsanwalt u. a. auch für Behördendelikte) und die von diesen Behörden erstellten Ermittlungs- und Vernehmungsprotokolle, von mehr als 6000 Seiten.
Unmittelbar nach Freilassung aus der Untersuchungshaft wurde das Agentenpaar von den kolumbianischen Autoritäten gebeten, die Kontakte mit der ELN wieder aufzunehmen, um den kolumbianischen Friedensprozess neu zu beleben.
Nach dem Freispruch im Mai 1998 wurden Mauss und seine Frau schriftlich von der Presidencia de la República, Alto Comisionado de la Paz, Consejo Nacional de Paz, Präsidentschaft der Republik, Hohe Kommission für den Frieden, Nationaler Beirat für den Frieden, offiziell schriftlich beauftragt. Ziel dieser Sondermission für das Ehepaar Mauss, sollte es sein, die Bereitschaft der Kommandanten der COCE zu gewinnen wiederum dem Ehepaar Mauss zu Friedensgesprächen nach Deutschland folgen.
Unterschrieben wurde dieses Dokument durch: Der Nationale Friedensrat vertreten durch:
Sabas Pretelt de la Vega, heutiger Innen- und Justizminister Kolumbiens
Jaime Bernal Cuellar, damaliger Procurador General (Generalstaatsanwalt)
sowie weitere Abgeordnete.
Dieses Dokument, wie die nachfolgenden Briefe der Friedenskommission liegen der Redaktion Wikipedia in Kopie vor.
Über ihre Absichten in Verbindung mit dem Ehepaar Mauss, hat der Nationale Friedensrat am 11. Juni 1998 den damaligen Bundeskanzler, Helmut Kohl, der Bundesrepublik Deutschland, und den Präsidenten der Deutschen Bischofkonferenz, heute Kardinal, Karl D. Lehmann, ebenfalls schriftlich informiert.
In einem, von den kolumbianischen Sicherheitsbehörden zur Verfügung gestellten Flugzeug, wurde das Agentenehepaar erneut in die Randgebiete der Guerillazone geflogen. In einem fünftägigen Ritt, auf Mauleseln, geführt, auf Schleichwegen durch den Urwald, von einem Kommando der ELN, traf dann das Ehepaar im Mai 1998 im zentralen Camp des Comando Central, COCE ein. Nach tagelangen Verhandlungen stimmten die Kommandanten schließlich dem Wunsch der kolumbianischen Friedenskommission zu. Der militärische Chef der ELN sowie fünf zur Kommandoebene zählende Personen begleiteten das Ehepaar aus dem kolumbianischen Urwald an den Friedenstisch nach Mainz.
Am 15. Juli 1998 trafen sich alle Konfliktparteien von Kolumbien unter der Schirmherrschaft der kolumbianischen und deutschen Bischofskonferenz zu Friedensgesprächen, auch unter Beteiligung des Ehepaares Mauss, im Karmeliterkloster in Würzburg. Alle Beteiligten unterzeichneten ein fünfseitiges Abkommen, welches nach viertägigen Verhandlungen der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Ziel des Abkommens war es, durch Einberufung eines Nationalkonvents Vorschläge zu einer umfassenden Befriedung und Demokratisierung der kolumbianischen Gesellschaft zu erarbeiten.
Die ARD hat unter den Titel „Der Top-Agent, das geheime Leben des Werner Mauss“ einen Dokumentarfilm erstellt, von Stephan Lamby, und am 17. Februar 1999 ausgestrahlt, der auch am 4. September 2000 im NDR und am 12. Februar 2002 in Phoenix gesendet wurde. In diesem Film wird auch der Einsatz des Ehepaares Mauss im kolumbianischen Friedensprozess dokumentiert.
Literatur
- Stefan Aust Mauss, ein deutscher Agent ISBN 3455086411
Anfang 2004 erschien bei Ullstein ein Buch "M. - Ein Agentenleben" (ISBN 3550075871) im Sortiment, für das ein dem voraussichtliches Erscheinungsdatum April 2004 angegeben wurde. Bis Herbst 2004 erschien das Buch, auf dessen Titelseite [1] Mauss abgebildet wurde, nicht. Als Co-Autor wurde der bekannte Fachjournalist und Geheimdienstexperte Wilhelm Dietl ("Die BKA-Story" u.a.) auf dem Cover genannt. Im November nahm der Ullstein-Verlag das Buch ohne Angabe von Gründen aus dem Programm.
Personendaten | |
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NAME | Mauss, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | Privatdetektiv und Agent |
GEBURTSDATUM | 11. Februar 1940 |
GEBURTSORT | Essen |