Kaunas

Stadt und Verwaltungszentrum des Bezirks Kaunas in Litauen
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Kaunas
Datei:Kauno h.jpg Kaunas (Litauen)mb
Basisdaten
Staat: Litauen
Verwaltungsbezirk: Kaunas
Landkreis: kreisfreie Stadt
Einwohner: 374.000 (2003)
Fläche: 157 km²
Höhe: 47 m ü. NN
Postleitzahl: 62xxx - 67xxx
Telefonvorwahl: +370-(0)37
Geografische Lage: 54° 54' nördl. Breite
23° 55' östl. Länge
Nächster Flughafen: Flughafen Kaunas
Homepage der Stadt Kaunas

Kaunas (polnisch Kowno, traditionell deutsch Kauen) ist mit etwa 360.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Litauens. Sie liegt am Zusammenfluss von Memel (lit. Nemunas) und Neris in der Mitte des Landes - 100 km westlich der Hauptstadt Wilna (Vilnius).

Bedeutung

Zwischen den Weltkriegen war Kaunas von 1920 - 1940 die provisorische Hauptstadt Litauens (Laikinoji Sostinė), da damals das Wilnaer Gebiet polnisch besetzt war. In dieser Zeit entwickelte sich das attraktive Zentrum der Stadt in Verlängerung der Altstadt, während Wilna stagnierte. Noch heute wird stolz auf diese Zeit verwiesen und Kaunas als die "litauischere" Stadt gesehen, während in Wilna auch viele Polen und Russen leben. Doch kulturell und wirtschaftlich hat Kaunas vor allem seit der Unabhängigkeit 1990 stark an Boden verloren, auch die Einwohnerzahl ist in den letzten 15 Jahren um knapp 20 % zurück gegangen.

Geschichte

Mittelalter

Erstmals wurde 1361 eine Burg an der Mündung der Neris in die Memel erwähnt. Diese Burg wurde wiederholt von Rittern des Deutschen Ordens zerstört. 1408 erhielt die Siedlung bei der Burg die Magdeburger Stadtrechte. Nach 1410 wuchs die Bedeutung der Stadt als Handelszentrum, was sich auch in der Eröffnung eines Hansekontors 1440 äußerte.

Neuzeit

1732 zerstörte ein Brand die Stadt, was sie weit zurückwarf. 1831 wurde Kaunas russische Gouvernementshauptstadt. Nach der Wiedererlangung der litauischen Unabhängigkeit 1918 eroberten polnische Truppen die Hauptstadt Wilna. Daher wurde Kaunas 1920 provisorische litauische Hauptstadt. Neue Stadtviertel wurden angelegt und 1922 eine Universität eröffnet. 1940 eroberten sowjetische Truppen Kaunas, von 1941-1944 befand sich die Wehrmacht in der Stadt. In dieser Zeit wurde die jüdische Bevölkerung in das Ghetto Slobodka auf der anderen Seite der Neris (heute: Stadtteil Vilijampolė) gepfercht und sukzessive in dem nahe gelegenen IX. Fort (aus der napoleonischen Zeit, heute Gedenkstätte) ermordet oder in Konzentrationslager deportiert. Von 1944 bis zur erneuten Wiedererlangung der litauischen Unabhängigkeit gehörte Kaunas zur Litauischen Sowjetrepublik, deren Hauptstadt erneut Wilna wurde.

Sehenswürdigkeiten

Kaunas liegt sehr malerisch in dem eng geschnittenen Tal der Memel und an der Mündung der Neris. Sehenswert ist die Altstadt (lit. senamiestis) mit vielfältiger Gastronomie und vielen gut erhaltenen Bauwerken. Am Hauptplatz liegen der Dom und das Rathaus, das wegen seiner hohen, weißen Gestalt in der Umgangssprache "Schwan" genannt wird und jeden Samstag von Hochzeitspaaren belagert wird. Auf die Hochterrassen oberhalb des Tales fahren bis heute zwei Standseilbahnen aus der Zwischenkriegszeit. Kaunas' bekanntestes Museum ist das Čiurlionis-Museum, gewidmet dem großen Komponisten und Maler des Landes. Des weiteren gibt es ein Teufelsmuseum. Die Stadt hat viele Parks. Bei Kaunas, nahe dem Stausee namens Kaunasser Meer (Kauno marios), liegt das Kloster Pažaislis, das nach seiner Renovierung zu den schönsten und ungewöhnlichsten Sakralbauten Litauens gezählt werden darf. An ein dunkles Kapitel der litauischen Geschichte erinnert die Gedenkstätte im IX. Fort am nördlichen Stadtrand (siehe Abschnitt 'Neuzeit').

Sport

 
Logo des Basketballvereins Žalgiris

Mag Kaunas wirtschaftlich und kulturell auch hinter der Hauptstadt herhinken, im Sport ist die Stadt ebenbürtig. Kaunas hat das einzige größere Stadion des Landes (Fassungsvermögen: 20.000 Besucher) und neben der besten Fußballmannschaft ist in Kaunas auch der BC Žalgiris zu Hause, der in der Nationalsportart Basketball in den 80er Jahren dreimal sowjetischer Meister werden konnte, in den 90er Jahren litauischer Serienmeister war und auch international große Erfolge erzielte. Er gehört heute dem nationalen Sportidol Arvydas Sabonis.

Verkehr

Straße

Ein wirtschaftlicher Standortvorteil der Stadt ist die Lage als zentraler (Straßen)Verkehrsknotenpunkt des Landes. Von Nord nach Süd verlaufend trifft hier die so genannte Via Baltica, die von Warschau über Riga und Tallinn nach Helsinki führt, auf die Haupt-Ost-West-Route, die als Autobahn ausgebaute Strecke von Wilna nach Klaipėda. Kaunas liegt insofern verkehrsgünstiger als die litauische Hauptstadt Wilna, welche sich sehr nahe der EU-Außengrenze zu Weißrussland und damit verkehrstechnisch in einer Art "totem Winkel" befindet.

Eisenbahn

Es bestehen Verbindungen nach Vilnius / Wilna, Šiauliai, Kaliningrad und Warschau.

Fernbusse

Fernbusse fahren in sehr viele litauische Kleinstädte, in sämtliche Nachbarländer und viele größere Städte in anderen Ländern der Europäischen Union.

ÖPNV

Kaunas besitzt ein Omnibus- und ein Trolleybusnetz. Die Lietuvos Gelezinkeliai (Eisenbahn) betreibt ein nicht sehr bedeutendes S-Bahn-ähnliches System von Vorortzügen. Hervorzuheben ist die Existenz eines sehr ausgedehnten Linientaxinetzes mit über 130 Linien, das die Masse des ÖPNV bewältigt.