Auferstehung

biblisches Thema
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Auferstehung meint i.A., nach vorherrschender christlicher Prägung, die Wiedervereinigung der zuvor durch den Tod vom Leib getrennten unsterblichen Seele mit ihrem nunmehr wiederhergestellten und nicht mehr verweslichen Leib. Es handelt sich also nicht einfach um eine Rückkehr in das alte, durch den Tod beendete Leben.

Auferstehungsbegriff des Kynismus

Der Kynismus geht auf den griechischen Philosophen Diogenes zurück (3. Jahrhundert vor Christus). Die Kyniker verbanden dessen Weltanschauung mit anderen Philosophien wie der Stoa und integrierten auch Elemente der griechischen Mythologie. Sie verehrten zum Beispiel den Halbgott Herakles und praktizierten Mysterienkulte um Tod und Auferstehung.

Auferstehungsbegriff des Zarathustrismus

Die Schöpfungsgeschichte des Zarathustrismus (auch: Zoroastrismus, 1200 v.d.Z.) besagt, das Ahura Mazdā in den ersten 3000 Jahren durch einen langherrschenden Windhauch zuerst den eiförmigen Himmel und daraufhin die Erde und die Pflanzen erschuf. In dem zweiten Zyklus von 3000 Jahren entstanden die Urstiere und danach der Urmensch. Dann ist der Einbruch des Anramainyu erfolgt, welcher den Urmenschen und den Urstier tötet und eine Periode des Kampfes eröffnet, die ihr Ende erst mit der Geburt des Zarathustra erreicht. Und von da an werden wieder 3000 Jahre vergehen, bis der Heiland Saoschjant geboren wird, welcher die bösen Geister vernichten Und eine neue, unvergängliche Welt herbeiführen wird; auch die Toten sollen dann auferstehen.

Im Zarathustrismus, nach Zarathustra (630 - 553 v.d.Z.), gelangen die Seelen nach dem Tod an die Činvat-Brücke. Hier wird Gericht über Gute und Böse gehalten. Für den rechtschaffenen Menschen ist die Brücke breit wie ein Pfad, für den anderen schmal wie eine Messerspitze. Die Guten gelangen in die seligen Gefilde des Paradieses Garodemäna (später Garotman), des "Orts der Lobgesänge" (siehe auch: Himmel); die Seele des Bösen aber gelangt an den "schlechtesten Ort", d. h. in die Hölle. Parallelen zur späteren christlichen Lehre vom jüngsten Gericht und zur Eschatologie im Islam sind unverkennbar.

Auferstehungsbegriff des Judentums

Der Tod wird im Judentum vor allem als das Ende des Lebens angesehen. Das Entwickeln von Vorstellungen, die das Leben nach dem Tod, das Eingehen in ein Reich der Toten oder die Auferstehung betreffen haben mindere Bedeutung und sind in der jüdischen Theologie auch nicht systematisch ausgearbeitet.

Das Judentum entwickelte nie eine eindeutige Vorstellung über das Geschehen im Jenseits, nach dem Tode. Es haben sich vielmehr wesentlich zwei Lehrmeinungen herausgebildet, die sich auf eine unbestimmte Menge von Hinweisen im Tanach beziehen.

  1. Die eine nimmt an, das die reine Seele, unbefleckt durch Geburt, Leben und Tod, wieder rein zu Gott zurückkehrt. Sie geht von der Unsterblichkeit der Seele aus und davon dass dies nach dem Tod unabhängig vom Körper weiterlebt (Schabbat 152b, Proverbien 12,28).
  2. Die anderte nimmt die Auferstehung der Toten an, d.h. die Menschen sterben mit Leib und Seele, aber werden in der messianischen Zeit wiederbelebt und leiblich auferstehen (daniel 12,2; Sanhedrin 10,1).
  3. Weiterhin gab es eine Vermengung dieser beiden Lehrmeinungen zur folgenden, dass nämlich die Seele den Tod des Menschen überlebe und bis zur messianischen Zeit weiterlebe und sich schliesslich mit dem Körper neu vereinige und leibhaftig auferstehe.

Im modernen Judentum spielt der Auferstehungsglaube überwiegend keine Rolle mehr sondern vielmehr die Unsterblichkeit der Seele, die, da göttlich, nicht befleckt werden könne. Genaueres über die Wesenhaftigkeit der Seele nach dem Tod hat das Judentum nie spezifiziert.


Weblinks:

  1. Was kommt nach dem Tod?
  2. Tod und Bestattung
  3. Begräbnis und Auferstehung im Judentum

Auferstehungsbegriff des Christentums

Der Glaube an die fleischliche Auferstehung Jesu Christi ist das zentrale und charakterisierende Element des Christentums. Dies wird im Osterfest, dem bedeutendsten Fest der Christenheit gefeiert. Darüberhinaus gibt es im Christentum die traditionelle Lehrauffassung, dass jeder Mensch am Jüngsten Tag auferstehen wird. Das mögliche Empfinden, dass der Tod endgültig und eine Bedrohung sei, von der Erbsünde oder Erbschuld überschattet, ist eine existenzielle Beunruhigung für viele christliche Menschen. Es ist eine wichtige Funktion der christlichen Religion, diese Beunruhigung in der Glaubensgemeinschaft ihrer Anhänger zu mildern oder aufzuheben. Den Christen ist dies dank der bezeugten Auferstehung Jesu Christi im Neuen Testament der Bibel keine Jenseitsvertröstung, sondern kraftvolle und lebensspendende (Leben nach dem Tode) Glaubensbotschaft im Kontrast zur religiösen Lehrmeinung der Erbsündlichkeit aller Menschen. "(...)Unter allen erhaltenen Auferstehungsberichten stimmen nicht zwei überein.(...)" (aus dem als Standardwerk geltenden Buch:: Campenhausen, H.v.: Die Entstehung der christlichen Bibel, Tübingen 1968.) Im Lukasevangelium fährt Jesus gleich nach seiner Auferstehung in den Himmel auf, in der Apostelgeschichte nach 40 Tagen und im ursprünglichen, authentischen, nicht ergänzten, Markusevangelium fehlt die Auferstehung gänzlich. Vom heiligen Augustinus ist folgendes überliefert:"(...)Wahrlich, wäre es nicht wegen der Autorität der katholischen Kirche, so würde ich dem Evangelium keinen Glauben schenken.(...)"

Bezüglich der Offenbarung des Johannes, des Neuen Testaments der Bibel, erfolgt nach dem Tode, das persönlichen Gericht zu Himmel, Hölle oder Fegefeuer und am Jüngsten Tag das allgemeine Gericht, an dem alle Menschen einen erneuerten Leib erhalten. Es gibt im Christentum jedoch auch die Auffassung, dass dieses Gericht für alle Menschen stellvertretend von Jesus am Kreuz, als blutiges Menschenopfer, in Analogie zum Lammopfer des Pessach-Festes des Judentums zu Ostern (Jesus ist Lamm Gottes, siehe Agnus Dei) durch die römische Besatzungsmacht vollzogen worden ist.

In modernen Strömungen der Theologie gibt es die Sprechweise vom "Selbstgericht", d.h. nicht Gott verurteilt gegen den Willen des Menschen, sondern in der Schau Gottes vollzieht der Mensch sein Ja oder Nein zu Gott endgültig - eine Entscheidung, die er bereits auf Erden vorläufig getroffen hat. Problematisch ist hier, dass die Willensfreiheit, die besonders aufgrund der Fragen der Theodizee von dem Christentum betont wird, Gott schuf den Menschen mit freiem Willen nach seinem Vorbild, durch das Dogma der Erbsünde geschwächt wird. Kurz gesagt bleibt den Menschen nur die Entscheidung an Jesus als den Messias und an Jesu Auferstehung zu glauben, wollten sie nach dem Tode mittels Auferstehung weiterleben. Die frohe Botschaft ist zugleich eine ängstigende und die aggressive Mission des Christentums empfehlende (siehe Geschichte Südamerikas oder Polynesische Mission Manche Christen halten heute die körperlich-leibliche Auferstehung, da sie allen bisherigen Erfahrungen der Menschen widerspricht, für einen geschichtlichen Mythos und nicht für das Zentrum ihres Glaubens. Aufgrund deutlicher biblischer Worte (vor allem 1 Korinther 15), der frühen Glaubensbekenntnisse und (für die protestantischen Kirchen) der Bekenntnisschriften der Reformationszeit kommen allerdings alle christlichen Konfessionen um eine Diskussion dieses Bekenntnisses nicht herum. Insbesondere in der Theologie der Befreiung wird der realutopische Gehalt dieser Tradition betont: die Transzendentalität liegt innerhalb dieses Lebens. Begründet wurde diese vom Judentum abweichende Lehre u.a. von dem jüdischen Pharisäer Paulus.

Auferstehungsbegriff des Atheismus

Im Atheismus wird die Wiederauferstehung von nachweisbar toten Menschen als mit den Ergebnissen der Naturwissenschaft und der evidenten Alltagserfahrung unvereinbar und unentscheidbar abgelehnt.


Siehe auch

Literatur

  • Frans Hinkelamert, Das Reich des Lebens und das Reich des Todes: Leben und Tod in der christlichen Botschaft. In: ders.: Die ideologischen Waffen des Todes. zur Metaphysik des Kapitalismus. Münster: Exodus (1985), S. 163 ff
  • W. Gunther Plaut (Hrsg.); "Die Tora. In jüdischer Auslegung.", Band 1, Genesis; Gütersloh, 1999