Johannes Dantiscus (lat.: Danziger), oder Johannes von Höfen, oder Johannes Flachsbinder, polnisch: Jan Dantyszek (* 1. Oktober 1485 in Danzig; † 27. Oktober 1548 in Heilsberg) war Bischof des Bistums Kulm und Bistums Ermland, Diplomat und Dichter. Er wurde vom Kaiser in den Adelsstand gehoben.



Sein Siegel, von dem sich eine Abbildung in der Stanford-Universitäts-Bücherei befindet, identifiziert ihn als Ioannes De Curiis, Pruss. Varmien (Johannes von Höfen, Preuß. Ermland) und zeigt St. Katharinen, St. Jakob und St. Petri Wappen.
Johannes stammte aus einer Danziger Bierbrauer- und Händlerfamilie. Den Namen Flachsbinder trug er durch den Beruf seines Großvaters. Er studierte in Greifswald und Krakau, lernte dort den polnischen König Jan Olbracht kennen und stieg über die königliche Kanzlei zum polnischen Gesandten am kaiserlichen und spanischen Hof auf. 1515 begleitete er Sigismund I. zum Wiener Fürstentag. 1530 wurde er zum Kulmer und 1538 zum Ermländischen Fürstbischof ernannt.
1539 erließ Johannes Dantiscus ein „Scharfes Mandatum wider die Ketzerei“, worin er seinen Diozesanen befahl, bei der katholischen Lehre zu bleiben, und das Lesen lutherischer Schriften mit schweren Strafen bedrohte. Nachdem er im selben Jahr in Elbing gegen den die Gegenwart Christi in der Eucharistie leugnenden Pfarrer Ambrosius Feierabend eingreifen musste, folgte im Jahre 1540 ein weiteres "Mandat gegen die Lutherei" und eine Verordnung in Bezug auf den regelmäßigen Kirchenbesuch.
Durch seine Zeit als Gesandter lernte er zahlreiche Persönlichkeiten und Gelehrte in ganz Europa kennen. Von ihm ist ein umfangreiche Schriftverkehr von über 20.000 Briefen erhalten. Ebenso schrieb er Gedichte und seine Autobiografie Vita Joannis de Curiis Dantisci.
Werke (unvollständig)
- Jonas propheta de interitu civitatis Gedanensis
- De nostrorum temporum calamitatibus silva
- Elegia amatoria bzw. Ad Grinaeam
- Vita Joannis de Curiis Dantisci
- Hymni aliquot ecclesiastici
Literatur
- Theodor Hirsch: Dantiscus, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 746–750.
- Anneliese Triller: Dantiscus, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 512 (Digitalisat).
- Markus Krzoska: Johannes Dantiscus (1485-1548) – ein Humanist und Politiker von europäischem Rang, in: Krzysztof Ruchniewicz und Marek Zybura (Hrsg.): „Mein Polen …“ Deutsche Polenfreunde in Porträts; Dresden 2005, S. 29–54.
- Antonio Sáez-Arance: Johannes Dantiscus: ein polnischer Diplomat im Spanien Karls V.; in: Andrea Langer u.a. (Hg.): Hofkultur der Jagiellonendynastie und verwandter Fürstenhäuser; Lublin, Leipzig 2002
- Hans Schmauch: Die Bemühungen des Johannes Dantiscus um den ermländischen Bischofsstuhl. Teil I; in: Weichselland 36, Mitteilungen des Westpreußischen Geschichtsvereins, 1937
Weblinks
- Johannes Dantiscus im Katalog der DDB
- Friedrich Wilhelm Bautz: Johannes Dantiscus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 1221–1222.
- Johannes Dantiscus in der Bibliotheca poetica von Johann Peter Lotichius (1598–1669) (Latein)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Mauritius Ferber | Bischof von Ermland 1538–1548 | Tiedemann Giese |
Personendaten | |
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NAME | Dantiscus, Johannes |
ALTERNATIVNAMEN | Höfen, Johannes von; Dantyszek, Jan |
KURZBESCHREIBUNG | Fürstbischof von Kulm und Ermland |
GEBURTSDATUM | 1. Oktober 1485 |
GEBURTSORT | Danzig |
STERBEDATUM | 27. Oktober 1548 |
STERBEORT | Heilsberg (Lidzbark Warmiński) |