Eine Pseudepigraphie (griechisch ψευδεπιφραφία - wörtlich etwa die Falschzuschreibung, von ψευδ~ - unecht, unwahr und επιγράφω - ich schreibe zu) nennt man das Phänomen, wenn ein Text fälschlicherweise einem bekannten Verfasser zugeschrieben wird. Eine Schrift mit falscher Verfasserangabe nennt man das Pseudepigraph.
Pseudepigraphie ist in der Antike häufig, sei es bei klassischen Autoren, sei es bei Schriften der Bibel. Sie erklärt sich aus dem Bestreben, in einer Schultradition die Gedanken einer Autoritätsperson der Vergangenheit zu tradieren. Dabei kann sowohl der Wunsch, dem eigenen Text eine höhere Autorität zu verleihen, im Vordergrund stehen, als auch die Bescheidenheit, die niedergeschriebenen Gedanken demjenigen zuzuschreiben, von dem man sie sachlich übernommen hat oder von dem man dazu inspiriert worden ist.
Die heutige historisch-kritische Forschung nimmt an, dass einige biblische Bücher oder Teile davon, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament, pseudepigraph sind. Beispiele sind im Alten Testament viele Psalmen, die König David zugeschrieben werden, im Neuen Testament einige dem Apostel Paulus zugeschriebene Briefe wie beispielsweise der Kolosserbrief.
Literatur
- Norbert Brox: Falsche Verfasserangaben. Zur Erklärung der frühchristlichen Pseudepigraphie. Stuttgart 1975 (SBS 79)