Hans-Helmuth Knütter (* 1934 in Stralsund) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Politiker (CDU). Er erhielt 1972 einen Ruf an die Universität Bonn und war bis 1996 stellvertretender Geschäftsführer des dortigen Politischen Seminars. Knütter wurde 1997 emeritiert. Von 1985 bis 1989 war das CDU-Mitglied Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Von 1989 bis 1994 wirkte er als Referent für das Bundesinnenministerium und die BpB.
Seit Beginn der 1990er Jahre äußerte Knütter sich wiederholt in rechtskonservativen Publikationen, unter anderem in der Wochenzeitung Junge Freiheit. Gleichzeitig nahm er als Referent an zahlreichen Veranstaltungen von konservativen und rechtsextremen Gruppierungen teil. Knütter gilt als wichtiger Vordenker der Neuen Rechten.
Einbindung in rechtskonservative Zusammenhänge
Bereits in seiner 1971 veröffentlichten Habilitation Die Juden und die deutsche Linke in der Weimarer Republik soll Knütter den Juden eine Mitschuld an ihrer Vernichtung (Holocaust) zugewiesen haben.
Neben den unten aufgezählten eigenständigen Titeln erschienen in den letzten Jahren zahlreiche Aufsätze Knütters in der Jungen Freiheit, in der Ostpreußenzeitung und der Deutschen National-Zeitung.
Zu den zahlreichen Gruppierungen, bei deren Veranstaltungen Knütter referierte, zählen: Die Deutschen Konservativen e.V., Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft, Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt und der Cannstatter Kreis. 1998 sprach er auf der Jahrestagung der Gesellschaft für freie Publizistik.
Diese und andere Aktivitäten führte zu verschiedenen Einträgen in den Verfassungsschutzberichten des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Verfassungsschutzbericht des Jahres 2001 (Quelle: [1]) wird er auf Seite 22 im Zusammenhang mit der Zeitschrift "Junge Freiheit" zum ersten Mal erwähnt.
Im Verfassungsschutzbericht des Jahres 2002 (Quelle: [2]) wird auf Seite 114 der im nächsten Kapitel "Zitate" als zweites beschriebene Vorfall aufgenommen und das hier wiedergegebene zweite Zitat "Diese jüngeren Leute ..." veröffentlicht.
Schließlich gibt das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westaflen im Jahr 2003 die Broschüre "Die Neue Rechte in DEutschland" heraus (Quelle: [3]). Knütter wird hier insgesamt 19 Mal erwähnt.
Zitate
Auf dem Treffen der rechten Sammlungsbewegung Bündnis Konstruktiver Kräfte Deutschlands warb Knütter 1997 für den Schulterschluss mit vorbestraften Rechtsextremisten:
- Wir sollten uns zusammenschließen ohne Berührungsängste. Die sind ja das schlimmste. Der eine will nicht mit dem anderen, weil der eine zu extrem ist, und der andere einer Sekte angehört. Der dritte ist umstritten, und der vierte ist, von irgendwelchen fragwürdigen Gerichtsurteilen her, vorbestraft. Und daraus folgt (…): Fünf Finger sind eben keine Faust. Die Finger können gebrochen werden, die Faust nicht.
- Quelle: [4]
Knütter sagte 2002 im hessischen Hohenroda auf einer Veranstaltung der Gesellschaft für Freie Publizistik vor führenden NPD-Funktionären, Auschwitz-Leugnern und gewaltbereiten Neonazis:
- Diese jüngeren Leute werden sich, wie Jüngere das tun können, mit persönlichem, mit körperlichem Einsatz für die Durchsetzung der politischen Ziele einsetzen, und das ist gut, das ist hervorragend. Die älteren können aber auch etwas tun. Man wird auch den hier Anwesenden aufgrund des Alters wohl kaum zumuten können, sich an Saalschlachten und Straßenkämpfen zu beteiligen. Aber was sie tun können, ist natürlich: Geld sammeln, Aktionen ermöglichen.
- Quelle: [5]
Rezeption in der rechten Szene
Obwohl Knütters neuere Publikationen außerhalb rechter Gruppierungen nur geringen Erfolg hatten, wurden sie innerhalb dieser Gruppierungen positiv aufgenommen. Die Faschismuskeule wird an mehreren Stellen im Internet zum Download angeboten.
Das Handbuch des Linksextremismus, dient zum einen der Relativierung von rechtsextremen Gewalttaten, wird aber vor allem zur Begründung der Anti-Antifa genutzt.
Zahlreiche Publikationen Knütters wurden in der Jungen Freiheit besprochen.
Publikationen
- Ideologien des Rechtsradikalismus im Nachkriegsdeutschland. Eine Studie über die Nachwirkungen des Nationalsozialismus. Röhrscheid, Bonn 1961
- Die Juden und die deutsche Linke in der Weimarer Republik. 1918 – 1933. Droste Verlag, Düsseldorf 1971. ISBN 3-7700-0271-7
- Der Streit um die politische Bildung: Was man von Staat und Gesellschaft wissen und verstehen sollte. Olzog, München 1975. ISBN 3-7892-7213-2 - (mit Peter Gutjahr-Löser)
- Politische Bildung in der Bundesrepublik Deutschland. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1984. ISBN 3-923423-27-6
- Freiheit? Aber sicher! Wege zur wehrhaften Demokratie. Bundesminister des Innern, Bonn 1985 - (mit Heinrich Fisch)
- Bibliographie zur politischen Bildung: Theorie, Methodik, Didaktik. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1985. ISBN 3-923423-43-8
- Demokratie und Diktatur. Geist und Gestalt politischer Herrschaft in Deutschland und Europa. Droste Verlag, Düsseldorf 1987. ISBN 3-7700-0730-1 - (mit Manfred Funke, Hans-Adolf Jacobsen und Hans-Peter Schwarz)
- Hat der Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland eine Chance? Osang, Bonn 1988.
- Antifaschismus als innen- und außenpolitisches Kampfmittel. Werkstatt für Politische und Soziale Bildung, Bornheim 1991 (2. Aufl.)
- Deutschfeindlichkeit: gestern, heute und morgen ...? MUT-Verlag, Asendorf 1991. ISBN 3-89182-045-3
- Der Wandel in Südafrika und die internationale Lage. Werkstatt für Politische und Soziale Bildung, Bornheim 1992
- Die Faschismus-Keule. Das letzte Aufgebot der deutschen Linken. Ullstein, Frankfurt/M 1994 (2. Aufl.). ISBN 3-548-36618-X
- Europa ja - aber was wird aus Deutschland? Hohenrain-Verlag, Tübingen 1998. ISBN 3-89180-053-3
- Der Verfassungsschutz. Auf der Suche nach dem verlorenen Feind. Universitas, München 2000. ISBN 3-8004-1407-4 - (zusammen mit Stefan Winckler)
- Handbuch des Linksextremismus: die unterschätzte Gefahr. Stocker, Graz 2002. ISBN 3-7020-0968-X
- Das Knütter-Gutachten: zum Vorwurf des Rechtsextremismus und der Verfassungsfeindlichkeit gegen die Münchener Burschenschaft Danubia. Burschenschaft Danubia, München 2002
- Von Knütter selbst betriebene Internetseite Links enttarnt
Literatur
- Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und Neue Rechte an den Hochschulen. Agenda Verlag, Münster 1999. ISBN 3-89688-060-8
Weblinks
- Deutscher Bundestag: Drucksache 13/7380 vom 08.04.1997 - Prof. Hans-Helmuth Knütter und seine Kontakte zu rechtsextremen Kreisen
- Hans-Helmuth Kütter im IDGR - Lexikon Rechtsextremismus
- Vertuschen und verdrängen - Rechtsradikale in der CDU - Panorama vom 6. Juni 2002
- Knütter und die Anti-Antifa - Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung
- Vertuscht - Neonazis in der Uni Bonn - Der Rechte Rand März/April 1992
Personendaten | |
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NAME | Knütter, Hans-Helmuth |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politikwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 1934 |
GEBURTSORT | Stralsund |