Merkur (Planet)

innerster Planet unseres Sonnensystems
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Merkur ist der sonnennächste Planet unseres Sonnensystems. Er zählt zu den erdähnlichen (terrestrischen) Planeten. Zeichen: ☿.

Merkur, fotografiert von der NASA-Raumsonde Mariner 10
Merkur, fotografiert von der NASA-Raumsonde Mariner 10

Merkur, fotografiert von der NASA-Raumsonde Mariner 10.
Ein Bildmosaik der dem Caloris-Becken
gegenüberliegenden Halbkugel.

Eigenschaften des Orbits
Aphel 69,82 Mio. km
0,467 AE
Große Bahnhalbachse 57,91 Mio. km
0,387 AE
Perihel 46 Mio. km
0,307 AE
numerische Exzentrizität 0,2056
Siderische Periode 87,969 Tage
Synodische Periode 115,88 Tage
Ø Orbitalgeschwindigkeit 47,8725 km/s
Inklination
Kleinster Erdabstand 77,3 Mio. km
Größter Erdabstand 221,9 Mio. km
Physikalische Eigenschaften
Durchmesser am Äquator 4879,4 km
Oberflächeninhalt 74,8 Mio. km2
(0,147-fache der Erde)
Masse 3,302 * 1023 kg
(0,0553 Erdenmassen)
Mittlere Dichte 5,427 g/cm3
Ø Fallbeschleunigung
an der Oberfläche
3,7 m/s2
(0,378-fache der Erde)
Rotationsperiode 58 Tage 15 Std. 36 Min.
Neigung der Drehachse 0,01°
Ø sphärische Albedo
Ø geometrische Albedo
0,06
0,106
Fluchtgeschwindigkeit 4,3 km/s
Temperatur
an der Oberfläche
Min Mittel Max
100K 440K 700K
Eigenschaften der Atmosphäre
Druck 10-15 bar
Sauerstoff 42%
Natrium 29%
Wasserstoff 22%
Helium 6%
Kalium 0,5%
Spuren von Argon, Kohlendioxid, Wasser, Stickstoff,
Xenon, Krypton und Neon

Aufbau

Der Merkur nimmt sich äußerlich in der Reihe der Planeten klein und unauffällig aus und wirkt für einen erdähnlichen Planeten auf den ersten Blick eher uninteressant. Es stellt sich jedoch heraus, dass die verschiedenen Aspekte seines inneren Aufbaus widerspüchlicher Natur sind, und der Merkur gibt der Forschung eine harte Nuss zu knacken: Äußerlich gleicht er dem planetologisch inaktiven Ermond, aber sein Inneres entspricht anscheinend viel mehr dem der geologisch dynamischen Erde.

Oberfläche

 
Von Kratern durchsetzte Ebene auf der Südhalbkugel des Merkur

Bis heute sind lediglich etwa 45 Prozent der Oberfläche des Merkur kartiert, da bislang erst eine Raumsonde, Mariner 10, den Planeten besucht hat. Die mondähnliche, von Kratern durchsetzte Oberfläche aus rauem, porösem, dunklem Gestein reflektiert das Sonnenlicht nur schwach. Die mittlere sphärische Albedo beträgt 0,06; das heißt, die Oberfläche streut im Durchschnitt 6% des von der Sonne praktisch parallel eintreffenden Lichtes zurück. Damit ist der Merkur im Mittel noch etwas dunkler als der Mond (0,07). Die Kraterdichte - ein Maß für das Alter der Oberfläche - spricht für eine sehr alte, das heißt seit der Entstehung des Planeten vor etwa 4,5 Milliarden Jahren wenig veränderte Oberfläche. Es gibt keine Anzeichen für Plattentektonik, aktiven Vulkanismus oder andere heute noch andauernde endogene Prozesse auf der bekannten Oberfläche.

Nördlich des Äquators liegt Caloris Planitia, ein riesiges, wahrscheinlich kreisförmiges, aber ziemlich flaches Becken mit einem errechneten Durchmesser von etwa 1.340 km. Es ist vermutlich von einem über 100 km großen Einschlagkörper erzeugt worden. Das Innere des Beckens prägen viele konzentrische Furchen und Grate, die ihm Ähnlichkeit mit dem Mare Orientale auf dem Mond geben. Begrenzt wird es von den Caloris-Montes, einem unregelmäßigen Kettengebirge, dessen Gipfelhöhen lediglich etwa 1 km erreichen. Im Gegensatz zum Erdmond sind die glatten Ebenen des Merkur nicht dunkel wie die "Mondmeere". Insgesamt sind sie anscheinend auch kleiner und weniger zahlreich. Sie liegen alle auf der Nordhalbkugel im Umkreis des Caloris-Beckens. Zwei Formationen findet man ausschließlich auf der Merkuroberfläche:

  • Ein eigentümlich chaotisch wirkendes Gelände unregelmäßig geformter, bis etwa 1 km hoher Hügel, das von Tälern zerschnitten ist, befindet sich dem Caloris-Becken genau gegenüber. Als Ursache wird eine Fokussierung der seismischen Schwingungen des großen Einschlages angenommen, durch die das ursprüngliche Relief des Antipodengebietes zerstört wurde. Das betroffene Gebiet ist etwa so groß wie der Iran bzw. annähernd fünf mal so groß wie Deutschland und ist demnach mindestens von gleicher Größe das nur zu rund einem Drittel erkundete Caloris-Becken.
 
Farbverstärkte Aufnahme des Merkur durch die Raumsonde Mariner 10
  • Die Rupes sind bis mehrere hundert Kilometer lange und bis zu 3 km hohe, gelappte Böschungen. Sie ziehen sich in sanften Windungen quer durch Ebenen und Krater. Die durch sie in der Höhe versetzten Kraterteile sind auch horizontal gegeneinander verschoben. Es handelt sich um Überschiebungen der Kruste, die vermutlich durch ein Schrumpfen des gesamten Planeten entstanden sind. Die daraus hergeleitete Verkleinerung des Planetenradius beträgt etwa 2 km. Die Ursache der Kontraktion wird in der Abkühlung des Planeten gesehen.

Jüngste Radaruntersuchungen lassen die Möglichkeit zu, dass kleine Mengen von Wassereis am Nordpol des Merkur existieren könnten. Da die Rotationsachse des Merkur senkrecht auf der Bahnebene steht, liegt das Innere einiger Krater an den Polen immer im Schatten. Dort könnten dauerhaft Temperaturen von -160 °C herrschen. Wasser, das durch Kometeneinschläge dort hin gelangt wäre, könnte sich dauerhaft als Eis halten.

Die Atmosphäre des Merkur wird nur von Physikern als solche bezeichnet. Sie ist dünner als ein technisch erreichbares Hochvakuum und bietet die gleiche freie Sicht wie die Atmosphäre des Erdmondes. Das Fehlen einer richtigen Gashülle bedingt in dieser Sonnennähe besonders extreme Temperaturschwankungen zwischen der Tag- und der Nachtseite. Die Oberflächentemperatur liegt auf der Sonnenseite bei 427 °C und auf der Schattenseite bei -173 °C.

Innerer Aufbau: Kern, Mantel und Kruste

Merkur ist ein Gesteinsplanet wie die Venus, die Erde und der Mars. Unter diesem substantiellen Gesichtspunkt können auch der Erdmond und die Jupitermonde Io und Europa dazugezählt werden. Nach der klassischen Definition eines Planeten ist Merkur der zweitkleinste Planet des Sonnensystems. Sein Durchmesser beträgt nur knapp 40 Prozent des Erddurchmessers. Er ist kleiner als der Jupitermond Ganymed und der Saturnmond Titan, - dafür aber jeweils mehr als doppelt so massereich wie diese sehr eisreichen Trabanten. Der äußerste Planet Pluto - ebenfalls eisreich - ist noch weit kleiner als der Merkur. Den Pluto betrachten aber immer mehr Astronomen nicht mehr als den kleinsten Planeten, sondern auch aufgrund seiner eher irregulären Bahneigenschaften als das größte Objekt des Kuipergürtels. Im Rahmen einer Planetendifinition mit der Bedingung der Vorherrschaft auf einer regulären Umlaufbahn ist Merkur der kleinste, aber auch der kompakteste Planet.

Das Innere des Merkur wird anscheinend von einem Eisenkern beherrscht, der drei Viertel des Planeten einnimmt, mit einem Durchmesser von etwa 3.600 km demnach größer als der Erdmond ist und die sehr hohe mittlere Dichte des Planeten bedingt. Die Dichte seiner Gesamtzusammensetzung ist im Prinzip sogar noch größer als die der Erde, denn die übertrifft den Merkur darin nur durch die zusätzliche Kompressionswirkung ihrer Schwerkraft. Den im Verhältnis entsprechend geringer ausfallenden Mantel des Merkur umhüllt eine dünne (einige 10 km) Kruste aus Silikatgestein.

Eisengehalt

Merkurs Eisengehalt ist größer als der jedes anderen großen Objektes im Sonnensystem. Als Erklärung werden verschiedene Annahmen ins Feld geführt, die alle von einem ehemals ausgeglichenerem Schalenaufbau und einem entsprechend dickerem, metallarmen Mantel ausgehen:

So geht eine Theorie davon aus, dass Merkur ursprünglich ein Metall-Silikat-Verhältnis ähnlich dem der Chondrite, der meistverbreiteten Klasse von Meteoriten im Sonnensystem, aufwies. Seine Ausgangsmasse müsste demnach etwa das 2,25fache seiner heutigen Masse gewesen sein. In der Frühzeit des Sonnensystems wurde Merkur jedoch - so wird gemutmaßt - von einem Planetesimale von ca. einem Sechstel dieser Masse getroffen. Ein Aufschlag dieser Größenordnung hätte einen Großteil der Planetenkruste und des Mantels weggerissen und lediglich den metallreichen Kern übrig gelassen. Eine ähnliche Erklärung wurde übrigens zur Erklärung der Entstehung des Erdmondes vorgeschlagen (siehe Kollisionstheorie).

Eine alternative Theorie schlägt vor, dass Merkur sehr früh in der Entwicklung des Sonnensystems entstanden sei, noch bevor sich die Energieabstrahlung der jungen Sonne stabilisiert hat. Auch diese Theorie geht von einer etwa doppelt so großen Ursprungsmasse des innersten Planeten aus. Als der Protostern sich zusammenzuziehen begann, könnten auf Merkur Temperaturen zwischen 2.500 und 3.500 K, möglicherweise sogar bis zu 10.000 K geherrscht haben. Ein Teil seiner Materie wäre bei diesen Temperaturen einfach verdampft und hätte eine Atmosphäre gebildet, die im Laufe der Zeit von Sonnenwinden fortgerissen worden sei.

Eine dritte Theorie argumentiert ähnlich und geht von einer langanhaltenden Erosion der äußeren Schichten des Planeten durch Sonnenwinde aus.

Magnetosphäre

Trotz seiner langsamen Rotation besitzt Merkur eine relativ ausgeprägte Magnetosphäre. Ihr Magnetfeld weist ungefähr ein Prozent der Stärke des Erdmagnetfeldes auf. Möglicherweise wird Merkurs Magnetfeld ähnlich wie das der Erde durch zirkulierende Metallschmelzen im Kern und den dadurch ausgelösten Dynamoeffekt erzeugt. Da der Kern des Merkurs zu stark abgekühlt ist, um das Nickel-Eisen-Gemisch zu schmelzen, wäre es evtl. möglich, dass sich z.B. durch Mischungen mit Schwefel eine eutektische Legierung mit niedrigerem Schmelzpunkt bilden könnte. Eine andere Hypothese erklärt die Existenz des Magnetfeldes als Überbleibsel eines früheren, mittlerweile aber erloschenen Dynamoeffektes. Das Magnetfeld wäre dann das Ergebnis der erstarrten Ferromagnetite.

Umlaufbahn und Rotation

Abstandverhältnisse der inneren Planeten zur Sonne
 
Abstandverhältnis Erde/Mond, Venus, Merkur, Sonne. Die Größe der Sonne ist hierbei maßstabsgetreu.
Erde/Mond Venus Merkur Sonne (maßstabsgetreu)

Als sonnenächster Planet hat Merkur nicht nur den geringsten Abstand zu unserem Zentralgestirn, sondern mit etwa 88 Tagen auch die kürzeste Umlaufzeit. Zudem ist die Umlaufbahn des Merkur vergleichsweise stark ellipitisch - die numerischen Exzentrizität seiner Bahn wird mit 0,206 nur noch vom weit entfernten Pluto übertroffen. Ebenso ist die Neigung seiner Bahnebene gegen die Erdbahnebene mit über sieben Grad höher - wiederum mit Ausnahme des kleinen Pluto - als die Bahnneigung aller anderen Planeten.

Datei:250px-Mercur orbit periheldrehung.png
Drehung des Merkur-Perihels. Die Exzentrizität der Bahn und die Rate der Präzession sind stark übertrieben.

Periheldrehung

Wie bei allen Planeten ändert sich die Lage der Bahn-Ellipse im Raum durch die Einwirkung der anderen Planeten langsam. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Astronomen in der Lage diese Veränderungen, insbesondere die Lage des Merkur-Perihels, mit großer Genauigkeit zu messen. Le Verrier, damaliger Direktor des Pariser Observatoriums, bemerkte, dass die Präzession (Drehung) des Perihels für Merkur 5,74 Bogensekunden pro Jahr beträgt. Dieser Wert konnte allerdings nicht völlig mit der klassischen Mechanik von Isaac Newton erklärt werden. Laut der Newton'schen Mechanik ist der gemessene Wert 0,43 Bogensekunden pro Jahr zu groß. Darum vermutete man zunächst einen weiteren Planeten auf einer noch engeren Umlaufbahn um die Sonne, der für diese Störungen verantwortlich sein sollte. Obwohl man sogar schon einen Namen für diesen vermeindlichen Planeten gewählt hatte (Vulkan), konnte trotz intensiver Suche kein Objekt innerhalb der Merkurbahn gefunden werden. Da ein Objekt innerhalb der Merkurbahn allerdings durch den entsprechend kleinen Abstand zur Sonne leicht von dieser überstrahlt werden kann, stieß das Problem nur auf mäßiges Interesse, bis Albert Einsteins mit seiner Relativitätstheorie eine exakte Erklärung für die kleinen Unterschiede zwischen Theorie und Beobachtung erbrachte.

Seither gilt dieses Zusammenspiel von Beobachtung und Theorie, das die neue Gravitationstheorie von Einstein so präzise bestätigte, als das Paradebeispiel für die Entwicklung neuer Theorien nach der Falsifikation einer Theorie durch Experiment oder Beobachtung. Wissenschaftshistorisch ist diese Sicht allerdings kaum haltbar. Weder hatte Einstein seine neue Gravitationstheorie entwickelt, um die Periheldrehung zu erklären - vielmehr waren Konsistenzproblem zwischen Newton'scher Gravtation und spezieller Relativitätstheorie Ausschlag gebend - noch wurde die überschüssige Periheldrehung von der Fachwelt als Falsifikation der Newton'schen Theorie angesehen.

Gebundene Rotation

Radarbeobachtungen zeigten 1975, dass der Planet nicht wie ursprünglich angenommen, eine einfache gebundene Rotation besitzt, d.h. der Sonne immer die selbe Seite zuwendet (so, wie der Erdmond uns auf der Erde immer die selbe Seite zeigt). Vielmehr dreht er sich während zweier Umläufe exakt dreimal um seine eigene Achse. Seine Rotationsdauer beträgt zwar 58,646 Tage, aber aufgrund der 2:3-Kopplung an die schnelle Umlaufbewegung mit dem selben Drehsinn beträgt der Abstand zwischen zwei Sonnenaufgängen an einem beliebigen Punkt auf dem Planeten mit 175,938 Tage auch genau dem Zeitraum von zwei Sonnenumläufen. Nach einem weiteren Umlauf geht die Sonne dementsprechend am Antipodenort auf. Durchläuft der Merkur den sonnennächsten Punkt seiner ziemlich stark exzentrischen Bahn, den Perihel, steht das Zentralgestirn zum Beispiel immer abwechselnd über dem Calorisbecken am 180. Längengrad bzw. über dessen chaotischen Antipodengebietes am Nullmeridian im Zenit. Zur Erklärung dieser gebrochen gebundenen Rotation wird unter Caloris Planitia (der "heißen" Tiefebene) eine Massekonzentration ähnlich den so genannten Mascons der großen, annähernd kreisförmigen Maria des Erdmondes angenommen, an der die Gezeitenkräfte der Sonne die vermutlich einst schnellere Eigendrehung des Merkur zu dieser ungewöhnlichen Resonanz heruntergebremst haben. Im Perihelbereich, während der höchsten Bahngeschwindigkeit von Merkur, entspricht seine Rotationsgeschwindigkeit einer normalen gebundenen Rotation.

Der Merkur hat keinen Mond. Aber aufgrund der langsamen Rotation und der großen Exzentrizität der Umlaufbahn sowie in Hinsicht der erdmondähnlichen Oberflächengestaltung in der analogen Form von zwei auffallend unterschiedlichen Hemisphären gibt es die Hypothese, dass der Merkur selbst einmal ein Trabant war, welcher der Venus entwichen ist. Mit dieser Annahme lässt sich erklären, warum diese beiden Planeten als einzigste im Sonnensystem mondlos sind.

Erforschung

 
Merkurkarte von Schiaparelli
 
Merkurkarte von Lowell aus dem Jahre 1896

Merkur ist mindestens seit der Zeit der Sumerer (3. Jahrtausend v. Chr.) bekannt. Die Griechen der Antike gaben ihm zwei Namen, Apollo, wenn er am Morgenhimmel sichtbar war und Hermes, wenn er am Abendhimmel sichtbar war.

Die griechischen Astronomen wussten allerdings, dass es sich um den selben Himmelkörper handelte. Heraklit glaubte sogar, dass Merkur und Venus die Sonne und nicht die Erde umkreisen. Die Römer benannten ihn wegen seiner schnellen Bewegung am Himmel nach dem geflügelten Götterboten Merkur.

Nach der Erfindung des Fernrohrs entdeckte Jiovanni Zupi im Jahre 1639, dass der Merkur Phasen zeigt wie der Mond, und bewies damit seinen Umlauf um die Sonne.

Die ersten, nur sehr vagen Merkurkarten wurden von Johann Hieronymus Schroeter skizziert. Die ersten detaillierteren Karten wurden im späten 19. Jahrhundert, etwa 1881 von Giovanni Schiaparelli und danach von Percival Lowell angefertigt. Noch besser, wenn auch immer noch sehr ungenau war die Merkurkarte von Eugenios Antoniadi aus dem Jahr 1934. Für seine Nomenklatur der Albedomerkmale bezog er sich auf die Hermes-Mythologie. Audouin Dollfus hat sie für seine genauere Karte von 1972 großteils übernommen. Für heutige Merkurkarten auf der Grundlage der Naherkundung hat die IAU diese Nomenklatur gebilligt. Für die topografischen Strukturen wurde ein anderes Schema gewählt. So bekamen die den Maria des Mondes ähnlichen Tiefebenen den Namen des Gottes Merkur in verschiedenen Sprachen. Die Krater des Merkur wurden hauptsächlich nach Komponisten, Dichtern, Malern und anderen Künstlern benannt.
Für die Kartierung wurde ein Koordinatensystem ähnlich dem der Erde gewählt. Der Nullmeridian wird durch den Punkt definiert, der am ersten Merkurperihel nach dem 1. Januar 1950 die Sonne im Zenit hatte.

Der Merkur gehört zu den am wenigsten erforschten Planeten im Sonnensystem. Dies liegt vor allem an den für Raumsonden sehr unwirtlichen Bedingungen in der Nähe der Sonne. Er wurde nur von einer einzigen Raumsonde, Mariner 10, besucht, die von 1974 bis 1975 dreimal an ihm vorbei flog. Da sie ihn auf ihrer Sonnenbahn alle zwei Merkurjahre passiert hat – an ihrem sonnennächsten Bahnpunkt in der Nähe seines sonnenfernsten Ortes –, kam jedes mal die selbe Hemisphäre bei gleicher Beleuchtung ins Bild. Dadurch hat sich die oben beschriebene Kopplung von Merkurs Rotation an seine Umlaufbahn bewiesen, aber es konnten nur 45 Prozent seiner Oberfläche kartiert werden. Von der Erde oder einem Erdorbid aus sind die Beobachtungsbedingungen zu ungünstig, um ihn mit Teleskopen weiter zu kartieren.

Eine weitere Raumsonde der NASA, MESSENGER, startete am 3. August 2004 und soll den Merkur 2011 erreichen, um ihn erstmals vollständig zu kartografieren. MESSENGER wird als erste Raumsonde in einen Merkur-Orbit einschwenken und den Planeten mit seinen zahlreichen Instrumenten eingehend studieren. Auch die europäische Raumfahrtorganisation ESA gemeinsam mit der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA möchte sich ab dem Jahr 2012 mit der Sonde Bepi Colombo an der Erforschung des sonnennächsten Planeten beteiligen.

Beobachtbarkeit

Da Merkur als innerster Planet sich nur bis zu einem Winkel von maximal 28 Grad von der Sonne entfernen kann, ist er schwierig zu beobachten. Er kann in der Abend- oder Morgendämmerung als orangefarbener Stern 1. bis -1. Größe in der Nähe des Horizonts mit bloßem Auge wahrgenommen werden.

Durch die Horizontnähe wird die Beobachtung des Merkur mit Teleskopen sehr erschwert, da sein Licht eine größere Strecke durch die Erdatmosphäre zurücklegen muss und durch Turbulenzen und Lichtbrechung und Absorption gestört wird. Der Planet erscheint meist als verwaschenes, halbmondförmiges Scheibchen im Teleskop. Auch mit leistungsfähigen Teleskopen sind kaum markante Merkmale auf seiner Oberfläche auszumachen.

Da die Merkurbahn stark elliptisch ist, schwanken die Werte seiner größten Elongation zwischen 18 und 28 Grad.

Bei der Beobachtung des Merkur sind - bei gleicher geographischer nördlicher oder südlicher Breite - die Beobachter der Nordhalbkugel im Nachteil, denn die Merkurelongationen mit den größten Werten finden zu Zeiten statt, bei denen für einen Beobachter auf der Nordhalbkugel die Ekliptik flach über dem Horizont verläuft und Merkur in der hellen Dämmerung auf- oder untergeht. In den Breiten Mitteleuropas ist er dann mit bloßem Auge nicht zu sehen. Die beste Sichtbarkeit verspricht eine maximale westliche Elongation (Morgensichtbarkeit) im Herbst, sowie eine maximale östliche Elongation (Abendsichtbarkeit) im Frühling.

In großer Höhe über dem Horizont kann Merkur mit bloßem Auge nur während einer totalen Sonnenfinsternis gesehen werden.

Datei:Merkurdurchgang3Mai03.jpg
Merkurdurchgang
am 07. Mai 2003

Aufgrund der Bahneigenschaften von Merkur und Erde wiederholen sich alle 13 Jahre ähnliche Merkursichtbarkeiten. In diesem Zeitraum finden im Allgemeinen auch zwei so genannte Transits oder Durchgänge statt, bei denen der Merkur von der Erde aus gesehen direkt vor der Sonnenscheibe als schwarzes Scheibchen zu sehen ist. Ein solcher Transit ist sichtbar, wenn Merkur bei der unteren Konjunktion, d.h. wenn er die Erde beim Umlauf um die Sonne überholt, in der Nähe eines seiner beiden Bahnknoten steht, also die Erdbahnebene kreuzt. Ein solches Ereignis ist aufgrund der entsprechenden Geometrie nur zwischem dem 6. und dem 11. Mai oder zwischen dem 6. und dem 15. November möglich, da die beiden Bahnknoten am 9. Mai, bzw. am 11. November von der Erde gesehen vor der Sonne stehen. Der nächste Merkurdurchgang findet am 8. November 2006 statt, wird allerdings nur vom pazifischen Raum aus zu beobachten sein, da er in Europa zur Nachtzeit stattfinden wird. Der darauf folgende Durchgang wird dann am 9. Mai 2016 stattfinden, also fast genau 13 Jahre nach dem Merkurdurchgang im Jahre 2003 auf obigem Foto.


Siehe auch: der lesenwerte Artikel zum Venus-Transit

Kulturgeschichte

Im antiken Griechenland bezog man den Planeten auf den Gott und Götterboten Hermes. Der zumeist nur in der Dämmerung und dann auch nur schwer zu entdeckende, besonders rastlose Planet wurde auch als Symbol für Hermes als Schutzpatron der Händler, Wegelagerer und Diebe gesehen. Bei den Römern entsprach Hermes spätestens in der nachantiken Zeit dem Mercurius, abgeleitet von 'mercari' (lat. 'Handel treiben'). Der von ihnen nach Merkur benannte Wochentag dies Mercurii ist im Deutschen der Mittwoch. In der Zuordnung der Wochentage besteht die namentliche Verbindung des Merkur mit dem Mittwoch noch im Französischen (Mercredi), im Italienischen (Mercoledì), im Spanischen (Miércoles) und im Rumänischen. Den Germanen wird als Entsprechung des Gestirns der Gott Odin bzw. Wotan zugeschrieben, dem ebenso der Mittwoch zugeordnet wurde. In der Welt der mittelalterlichen Alchemisten hat man dem eiligen Wandelstern das bewegliche Quecksilber zugeordnet. Im Englischen heißt das bei Raumtemperatur flüssige Metall heute noch mercury.

Siehe auch

Videos

Literatur

  • Lexikon der Astronomie in 2 Bänden. Verlag Herder; Freiburg, Basel, Wien. ISBN 3-451-21632-9
  • ABC-Lexikon Astronomie. Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg, Berlin, Oxford. ISBN 3-86025-688-2
  • David Morrison: Planetenwelten. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin. ISBN 3-8274-0527-0
  • Planeten und ihre Monde. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin. ISBN 3-8274-0218-2
  • Der NASA-Atlas des Sonnensystems. Knaur, ISBN 3-426-66454-2
  • Holger Heuseler, Ralf Jaumann, Gerhard Neukum: Zwischen Sonne und Pluto. BLV; München, Wien, Zürich. ISBN 3-405-15726-9
  • L. Ksanfomaliti: Planeten. Urania-Verlag; Leipzig, Jena, Berlin