Corps Baltia Königsberg

Studentenverbindung in Königsberg
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. September 2009 um 16:51 Uhr durch Genealogist (Diskussion | Beiträge) (Weblinks: war kein Weblink, sonder WP intern). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Corps Baltia II zu Königsberg (Preußen) war eine Studentenverbindung an der Albertus-Universität. Sie wurde 1851 von vier Silber-Litthauern (s. Corps Littuania) und anderen Königsberger Studenten gestiftet. In Opposition zum Nationalsozialismus wurde das Corps am 6. März 1934 als eine der ersten Korporationen überhaupt zwangssuspendiert. Baltia ging 1950 im Corps Albertina Hamburg auf und erlosch 2001.

Wappen der Baltia II

Mit der Corpslandsmannschaft Baltia I (1834-1840) hatte Baltia II außer dem Namen nichts gemein.

Geschichte

"Die politische Lage an der Albertina (Königsberg) erforderte 1851 die Stiftung eines dritten Corps. Silber-Litthuania brauchte einen Bundesgenossen in den Auseinandersetzungen mit Masovia, die die Zusammenarbeit im Senioren-Convent hemmten und seinen Einfluß minderten. Es kam hinzu, daß in Preußen der Vormarsch des Progress gebremst war und sich das konservative Lager gesammelt hatte. Die Treue zum angestimmten Herrscherhaus wurde hervorgehoben." (Schindelmeiser)

Der Silber-Litthauer August Wittich (später Archivar von Königsberg) war 1851 die treibende Kraft der Neustiftung. Zu den 18 Stiftern der Baltia II gehörte auch Otto Oehlschläger. Als Gründungstag bestimmte man den 17. Mai, den Geburtstag von Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1490). Als Corpsburschenband wurde weiß-hellblau-schwarz-weiß gewählt, weil es die Farben Preußens und Bayerns waren. Die bayerische Prinzessin Elisabeth Ludovika war preußische Königin. Die Burschenschaften empfanden diese Farbenwahl als „reaktionär“ (Koch 1906).

Durch Baltia wurde das Verbindungswesen an der Albertina gegenüber der Allgemeinen Studentenschaft und ihrem richterlichen Ausschuss gestärkt. Sie war bereits in der Auflösung begriffen; denn Masovia hatte sich von ihr schon am 19. Februar 1851 losgesagt. Im WS 1851/52 brachen auch Littuania und die Burschenschaft Germania Königsberg die Beziehungen zur Allgemeinen Studentenschaft ab. Baltia blieb ihr von vornherein fern. Am 30. Juni 1851 schlossen die drei Corps Masovia, Littuania und Baltia II ein Kartell und bildeten einen Senioren-Convent.

Tiefgreifende Konflikte mit dem Corps Normannia II zwangen Baltia, Masovia und die 1876 gestiftete Hansea 1882 zur Suspension (die Silber-Litthauer hatten 1866 suspendiert). Am 7. Juni 1882 gründete Baltia als temporäres Ersatzcorps Pomerano-Borussia mit den Farben weiß-hellblau-schwarz. Die Wiederkehr als Baltia im Mai 1883 brachte dem Corps eine Blütezeit. Baltias Corpshäuser lagen im Nachtigallensteig 14 und ab 1911 in der Tragheimer Pulverstraße 31.

Baltia kam 1933 als erste Königsberger Verbindung ins Visier der Nationalsozialisten. Sie galt als „Keimzelle des Widerstands gegen die Volksgemeinschaft und nationalsozialistisches Denken“ und wurde von Alfred Funk (KCL 1930: Nr. 88, 768. - Siehe Nikolai Iwanowitsch Kusnezow), dem Sonderbevollmächtigten vom „Führer des deutschen Corpsstudententums“, am 6. März 1934 suspendiert. Die aktiven Balten mussten die Albertus-Universität verlassen. Einige „durften“ nach Halle (Saale) gehen und beim Corps Guestphalia Halle aktiv werden, einige gingen zur Wehrmacht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Balten schnell wieder zueinander und gründeten im März 1950 mit Hanseaten und Littauern in Hamburg das Corps Albertina.

Verhältniscorps

Baltia war befreundet mit den Corps Tigurinia I und Guestphalia Halle. Vorstellungsverhältnisse hatte sie mit Franconia Jena, Holsatia, Guestphalia Berlin und Franconia München.

Bekannte Mitglieder

  • Eugen Hahn (1841-1902), Chirurg
  • Otto von Oehlschläger (1831-1904), Ehrenmitglied der Baltia, Präsident des Reichsgerichts
  • Fr. Albert Zweck, Gymnasialprofessor an der Königsberger Burgschule. Schrieb Bücher über Litauen, Masuren, das Samland und die Nehrungen.
  • Richard Skowronnek (1862-1932), Schriftsteller, der in seinem Roman Mein Vetter Josua (1895) Teile der Baltengeschichte literarisch verarbeitete
  • John Koch (1851-1934), Philologe, Schriftsteller und VAC-Mitarbeiter, Ehrenmitglied der Baltia
  • Paul Blunk (1880-1947), 1928-1936 Landeshauptmann von Ostpreußen
  • Johannes Muntau (1876-1963), Politiker
  • Hans-Wolfram Knaak (1914-1941), Ritterkreuzträger

Literatur

  • John Koch: Die Geschichte des Corps Baltia. Königsberg 1906
  • Siegfried Schindelmeiser: Baltia Königsberg c/a NSDAP (1933/34). Einst und Jetzt, Bd. 11 (1966), S. 69-90.
  • Siegfried Schindelmeiser: Die Albertina und ihre Studenten 1544 bis WS 1850/51 und Die Geschichte des Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr. (1970-1985). Erstmals vollständige, bebilderte und kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden mit einem Anhang und zwei Registern, herausgegeben von R. Döhler und G. v. Klitzing, München 2009. ISBN 978-3-00-028704-6

siehe auch