Westend ist ein Ortsteil im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, der westlich von Charlottenburg gelegen ist. Ursprünglich als reine Villenkolonie geplant, haben einige Teile von Westend heute ein städtisches Ambiente mit den typischen Berliner Mietshäusern.
Westend liegt größtenteils auf der Hochebene des Teltow, die nach Norden steil zur Spree hin abbricht. Nach Osten ist Westend durch den gleichnamigen S-Bahnhof der Ringbahn begrenzt, nach Süden durch den Kaiserdamm sowie das Messegelände und nach Westen durch die Fernbahnstrecke zwischen Heerstraße und Ruhleben.
Zentrum und Einkaufsmeile von Westend ist die Reichsstraße zwischen Theodor-Heuss-Platz und Steubenplatz, wo auch jährlich das Reichsstraßenfest stattfindet.
Städtebaulich markant in Westend sind die vielen unterschiedlich strukturierten Plätze: Branitzer Platz und Lindenplatz im alten Westend, der heute aufgrund der Verkehrsdichte kaum nutzbare Theodor-Heuss-Platz (ehemals Reichskanzlerplatz, Adolf-Hitler-Platz und dann wieder Reichskanzlerplatz), der Steubenplatz am U-Bahnhof Neu-Westend, der Brixplatz (ehemals Sachsenplatz) mit dem Brixpark, der Fürstenplatz und schließlich der Karolinger Platz jenseits der Heerstraße.
Geschichte
Lange Zeit war die sandige Hochfläche nur mit einigen Mühlen bebaut. Nach dem Sieg in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 baute Napoleon das Lager seiner Besatzungstruppen am unbebauten östlichen Abhang Westends auf, etwa entlang der heutigen Königin-Elisabeth-Straße. Er selbst residierte im Schloss Charlottenburg. Nach dem Abzug der französischen Truppen 1808 fiel Westend in seinen ursprünglichen Zustand zurück.
Im Jahre 1840 erwarb ein bayerischer Bierbrauer, der in Spandau Bockbier braute, das heute im Winkel zwischen Spandauer Damm und Reichsstraße gelegene Gelände und eröffnete dort einen kleinen Ausschank, der im Volksmund Spandauer Bock genannt wurde. 1854 verlegte er seine Brauerei aus Spandau auf das auf der gegenüberliegenden Seite des Spandauer Damms gelegene Gelände des Spandauer Bergs, die von da an Spandauer Berg-Brauerei hieß. Die dort entstehende Gaststätte nannte der Volksmund entsprechend Zibbe (norddeutsch für Mutterschaf). Mit der Zeit entwickelte sich ein reger Ausflugsverkehr von Charlottenburg und Berlin zum Spandauer Bock. Die beiden Ausflugsgaststätten und die Brauerei wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Die Entwicklung Westends in seiner heutigen Form begann Ende der 1860er Jahre. Der zu Vermögen gekommene Zeitschriftenverleger Schaeffer-Voit ließ östlich der Brauerei am Hang zur Spree das Schloß Ruhwald erbauen und einen großzügigen Landschaftgarten, den heutigen Ruhwaldpark, um das Schloss herum anlegen.
Etwa zur gleichen Zeit begann die 1866 gegründete Westend-Gesellschaft große Flächen in Westend aufzukaufen, zu parzellieren und bebaut oder unbebaut weiterzuverkaufen. Zur Wasserversorgung Westend wurde das Wasserwerk am Teufelssee 1871/72 errichtet. Durch die Börsenkrise 1872 und durch Streitigkeiten mit der Stadt Charlottenburg geriet die Westend-Gesellschaft in eine finanzielle Schieflage und ging 1873 in Konkurs.
Mit der Vollendung der Ringbahn wurde 1877 der Bahnhof Westend eröffnet. Damit wurde die Verkehrssituation nicht nur für Westend, sondern auch für Charlottenburg wesentlich verbessert. Der Charlottenburger Bahnhof an der Stadtbahn wurde erst 1882 eröffnet.
Nach dem Zusammenbruch der Westend-Gesellschaft war die Bautätigkeit in Westend zum Erliegen gekommen, und einige Villen standen leer. Ab dem Ende der 1870er Jahre entspannte sich die Situation. Durch die Bevölkerungsexplosion im Berliner Raum erlebte Westend einen Aufschwung, so dass bis zur Jahrhundertwende das ursprünglich parzellierte Gelände im Wesentlichen bebaut war. Am Hang des Teltow entstand in den 1890er Jahren die Königin-Elisabeth-Kaserne und 1904 nördlich davon das Krankenhaus Westend (heute: DRK Kliniken Westend).
1908 erhielt Westend mit der Eröffnung des von Alfred Grenander entworfenen U-Bahnhofs Reichskanzlerplatz (heute: Theodor-Heuss-Platz) Anschluss an die Berliner U-Bahn. Damit waren nun auch die südlichen und westlichen Bereiche Westends verkehrsgünstig gelegen, so dass Neu-Westend an der Reichsstraße und westlich davon entstand. Die im alten Westend rechtwinklige Straßenführung wurde außerhalb der Hauptachsen durch dem Zeitgeist gemäße geschwungene Linien ersetzt. Statt wie das alte Westend mit Villen wurde Neu-Westend mehrheitlich mit Miets- und Reihenhäusern bebaut. Die auf Neu-Westender Grund 1889 eröffnete Trabrennbahn wurde 1908 nach Ruhleben verlagert. Auf dem Gelände einer Kiesgrube wurde 1919–1922 vom Charlottenburger Stadtgartendirektor Erwin Barth der Sachsenplatz (heute: Brixplatz) errichtet, ein kleiner tief eingeschnittener Park, der die Geologie und Vegetation der Mark Brandenburg nachbildet.
Zur Eröffnung des Deutschen Stadions wurde 1913 die U-Bahnlinie für Veranstaltungen zum U-Bahnhof Stadion (heute: Olympia-Stadion) verlängert. Der 1913 bereits im Rohbau fertig gestellte Unterwegsbahnhof Neu-Westend wurde aufgrund der Kriegsereignisse erst 1922 in Betrieb genommen, wodurch die U-Bahnlinie nun regelmäßig befahren wurde.
Berühmte Bewohner Westends
- Wilhelm Foerster (Astronom) - Ahornallee 40
- Robert Koch (Entdecker des Tuberkulosebazillus) - Ahornallee 39
- Sabine und Reinhard Lepsius (Künstlerehepaar) - Ahornallee 30-31
- Georg Simmel (Soziologe und Philosoph) - Nußbaumallee 14 und Königin-Elisabeth-Straße
- Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff (Altphilologe) - wohnte 1897-1931 Eichenallee 12
- Paul Hindemith (Komponist) - 1928-1938 Sachsenplatz 1 (heute: Brixplatz 2)
- Veit Harlan (Regisseur und Schauspieler) und Hilde Körber (Schauspielerin) - Sachsenplatz 1 (heute: Brixplatz 2)
- Henny Porten (Schauspielerin) - Sachsenplatz
- Max Schmeling (Boxer) - wohnte bis 1933 Brixplatz 9
- Joachim Ringelnatz (Kabarettist und Schriftsteller) - 1930-1934 Sachsenplatz 12 (heute: Brixplatz 11)
- Willi Forst (Schauspieler und Regisseur) - Sachsenplatz 12
- Anny Ondra (Schauspielerin) - Sachsenplatz 12
- Gertrud Kolmar (Schriftstellerin) - Ahornallee 37
- Richard Strauss (Komponist, Dirigent) - 1913-1917 Reichskanzlerplatz 2 (heute: Theodor-Heuss-Platz)
- Emil Nolde (Maler) - wohnte 1928-1944 Bayernallee 11
- Erich Salomon (Fotograf) - 1912-1932 Hölderlinstraße 11
- Lilli Palmer (Schauspielerin) - 1917-1932 Hölderlinstraße 11
- Harro und Libertas Schulze-Boysen (Widerstandskämpfer) - wohnten von 1939-1942 Altenburger Allee 19
- Gustav Wunderwald (Maler) - 1912-1945 Reichsstraße 8
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