Die Eyles-Weihe (Circus eylesi) ist eine ausgestorbene Greifvogelart, die auf Neuseeland endemisch war. Das Artepitheton ehrt den neuseeländischen Paläontologen Jim Eyles. Die Eyles-Weihe ist nur von subfossilem Material bekannt, das von ungefähr 77 Individuen stammt.
Eyles-Weihe | ||||||||||
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Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Circus eylesi | ||||||||||
Scarlett, 1953 |
Merkmale
Nach dem Haastadler war die Eyles-Weihe der zweitgrößte Greifvogel auf Neuseeland. Sie war vermutlich mit der Sumpfweihe (Circus approximans) verwandt, die heute noch auf Neuseeland vorkommt. Mit einem Gewicht von 3 bis 3,5 Kilogramm war die Eyles-Weihe jedoch ungefähr viermal so schwer wie die Sumpfweihe. Der Schnabel der Eyles-Weihe war viel tiefer und kräftiger und die Klauen waren ungefähr 50 Prozent länger, als die der Sumpfweihe.
Vorkommen und Lebensraum
Das subfossile Material wurde im Lake Poukawa, im Te-Aute-Sumpf und bei Hukanui auf der Nordinsel sowie im Pyramid Valley auf der Südinsel gefunden. Der Lebensraum bestand aus trockenen Wäldern und Buschland und reichte von der Küste bis zur subalpinen Zone.
Lebensweise
Anhand der Beschaffenheit der Knochen sowie der fossilen Lagerstätten konnte man die bevorzugte Nahrung und das Jagdverhalten rekonstruieren. Zur Hauptbeute zählte die Maori-Fruchttaube (Hemiphaga novaeseelandiae). Im Gegensatz zu den rezenten Weihen, die über das offene Gelände gleiten und ihre Beute nach Sicht und Lautäußerungen lokalisieren, ging die Eyles-Weihe in einer mehr bewaldeten Umgebung auf Jagd. Ihre schnellen Flügelschläge, ihre Körpermasse, ihre Manövrierfähigkeit und ihre langen Beine und Füße waren beim Beutefang von großem Vorteil.
Aussterben
Die Eyles-Weihe starb vermutlich im 13. Jahrhundert aus, als die Maori Neuseeland besiedelten. Die Siedler machten Jagd auf die Beutetiere der Weihe und auf die Weihe selbst. Die eingeschleppte Polynesische Ratte stellte den Küken nach.
Systematik
Die ersten Knochen dieser Art stammen aus der Sammlung von Augustus Hamilton, die 1892 von Henry Ogg Forbes als Circus hamiltoni und Circus teauteensis erwähnt wurden. Erst in den späten 1940er-Jahren wurde weiteres Material im Pyramid Valley entdeckt, das 1953 von Ron Scarlett als Circus eylesi beschrieben wurde. In den frühen 1960er-Jahren führte der Amateurarchäologe Russel Price umfangreiche Ausgrabungen am Lake Poukawa durch und förderte zahlreiche Knochenfragmente einer großen Anzahl von Eyles-Weihen-Individuen zu Tage. 1933 betrachtete Kálmán Lambrecht Circus hamiltoni und Circus teauteensis als nomina nuda, da keine ausreichende Beschreibungen für diese Taxa vorlagen. Lambrecht verlegte den Te-Aute-Sumpf, die Terra typica von Circus teauteensis, jedoch irrtümlich auf die Südinsel. Auch Walter Reginald Brook Oliver reduzierte im Jahre 1955 Circus teauteensis und Circus hamiltoni auf den nomina-nuda-Status und betrachtete nur Scarletts Circus eylesi als valide Art. 1964 akzeptierte Pierce Brodkorb Circus teauteensis als validen Namen, führte Circus hamiltoni als nomen nudum und synonymisierte Circus eylesi mit Circus teauteensis. 1970 betrachtete der Ornithologe Frederick Charles Kinsky Circus teauteensis als eigenständige Art für die Nordinsel und Circus eylesi als eigenständige Art für die Südinsel. In der Ausgabe 1990 von Evan Graham Turbotts Checklist of the birds of New Zealand and the Ross Dependency, Antarctica wurde Circus eylesi sowohl für die Nordinsel als auch für die Südinsel gelistet.
Literatur
- Walter Rothschild (1907): Extinct Birds (Online-Ausgabe)
- Kálmán Lambrecht (1933): Handbuch der Palaeornithologie, Gebrüder Borntraeger, Berlin.
- Walter Reginald Brook Oliver (1955): New Zealand Birds 2. Auflage
- Pierce Brodkorb (1964): Catalogue of Fossil Birds
- Frederick Charles Kinsky (1970): Annotated checklist of the birds of New Zealand including the birds of the Ross dependency
- Evan Graham Turbott (1990): Checklist of the birds of New Zealand and the Ross Dependency, Antarctica
- Trevor H. Worthy & Richard N. Holdaway (2002): The Lost World of the Moa. Prehistoric Life of New Zealand. Indiana University Press, Bloomington. ISBN 0-253-34034-9
- A. Tennyson & P. Martinson (2006) : Extinct birds of New Zealand. Te Papa Press. ISBN 0-909010-21-8