Die Mongolische Rennmaus (Meriones unguiculatus) ist eine zu den Rennratten gehörende Art der Rennmäuse. 1866 von Armand David im Norden Shanxis entdeckt und 1867 von Alphonse Milne-Edwards als Gerbillus unguiculatus beschrieben, bezieht sich ihr wissenschaftlicher Artname auf die auffälligen, vergleichsweise großen, dunkel gefärbten Krallen. Sie bewohnt Halbwüsten und Steppen in der Mongolei und in angrenzenden Gebieten im Norden Chinas, in der Mandschurei sowie im Süden Sibiriens und ist die am häufigsten als Versuchs- und Heimtier gehaltene Rennmaus.
Mongolische Rennmaus | ||||||||||||
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![]() Mongolische Rennmaus (Meriones unguiculatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Meriones unguiculatus | ||||||||||||
(Milne-Edwards, 1867) |
Körperbau
Maße und Proportionen
Die Mongolische Rennmaus ist etwas kleiner als andere Rennmäuse ihres Verbreitungsgebiets. Ihre Kopf-Rumpf-Länge beträgt meist 97 bis 132 Millimeter, die Schwanzlänge 85 bis 110 Millimeter, die Hinterfußlänge 24 bis 32 Millimeter, die Ohrlänge 13 bis 15 Millimeter und die größte Schädellänge 30 bis 36 Millimeter.[1][2] Mit 70 bis 92 Prozent der Länge ist der Schwanz etwas kürzer als Kopf und Rumpf.[3]
Der Kopf ist kurz und breit[2] mit schlanken, hervorstehenden Ohrmuscheln.[4] Der Hals wirkt sehr kurz. Die Hinterbeine sind lang und gut ausgebildet,[5] die Hinterpfoten sind jedoch nicht ausgesprochen verlängert.[4] Die Krallen der Vorderpfoten sind dagegen deutlich vergößert und nehmen eine Mittelstellung zwischen denen der Indischen Wüstenrennmaus und denen der anderen Rennratten ein.[6]
Hinsichtlich der Körpergröße konnten in der Natur keine merklichen Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen festgestellt werden.[7] In menschlicher Obhut sind Männchen dagegen durchschnittlich etwas größer.[2] Ihr Körpergewicht beträgt gewöhnlich 80 bis 130 Gramm, das der Weibchen 70 bis 100 Gramm.[8]
Fell und Farbe
Das Fell der Mongolischen Rennmaus ist eher kurz[6] und weniger weich als bei Rennratten üblich.[9] Das Unterfell ist fein und wollig, das Oberfell fest und länger.[10] Die Haare der Ober- und Unterseite sind meist etwa zehn Millimeter lang.[11]
Von der Schnauze bis zum Schwanz ist das Fell der Oberseite gräulich-braun,[1] rötlich-braungelb oder ockerfarben-braungelb. An den Körperseiten ist es blasser braungelb. Die einzelnen Haare sind ockerfarben-braungelb, an der Basis schiefergrau, teilweise mit schwarzen Spitzen. Dazwischen befinden sich auf dem Rücken einige längere, vollständig schwarze Haare, die zu einer insgesamt etwas dunkleren Färbung führen.[4][12]
Um die Augen verläuft ein undeutlicher, hellbrauner bis braungelblich-weißer Ring. Diese Färbung erstreckt sich nach hinten über die Backen bis zum Ansatz der Ohrmuscheln. Kurze Haare derselben Farbe bedecken die vordere Außenseite der Ohrmuscheln und längere, weißliche Haare die hintere Außenseite. Die Ränder sind mit kurzen, ebenfalls weißlichen Haaren gesäumt. Abgesehen von einigen sehr kurzen, weißlichen bis braungelblichen Haaren nahe der Ohrspitze ist die Innenseite der Ohrmuscheln nahezu unbehaart.[4][11] Die Augen sind schwarz[2] und die 5 bis 40 Millimeter langen Schnurrhaare sind gemischt schwarz und weiß gefärbt.[11]
Die Unterlippe, das Kinn, der obere Teil der Kehle und die Innenseite der Vorderbeine sind reinweiß bis zur Basis der Haare. In der oberen Mitte der Brust befindet sich manchmal eine blasse, braungelbliche Färbung.[4] Der Rest der Unterseite ist weiß oder hellbraun[12] und die Haare haben anders als bei anderen Rennratten in ihrem Verbreitungsgebiet eine graue Basis.[1] Der Übergang zwischen dem Fell der Körperseiten und dem der Unterseite ist gräulich und verschwommen.[3]
Die Haare des Schwanzes sind an der Wurzel weniger als 10 Millimeter und zur Spitze hin bis zu 20 Millimeter lang.[11] Die hintere Hälfte weist oberseits einen Kamm längerer Haare auf und an der Spitze befindet sich eine ausgeprägte, schwarze Quaste.[12] Der Schwanz wird als rundherum ockerfarben[4] oder deutlich zweifarbig, oberseits dunkelgräulich und unterseits blassbraun, beschrieben.[1] Anders als bei der Mittagsrennmaus befinden sich auf dem Schwanzrücken kurze, schwarze Haare.[13]
Die Sohlen der Hinterpfoten sind mit Ausnahme eines unbehaarten Flecks an der Ferse vollständig mit sandig-grauen Haaren bedeckt.[12][3] Ihre Oberseite ist blass-braungelblich gefärbt.[4] Anders als bei der Libyschen Rennmaus und Meriones chengi weisen die Hinterpfoten nahe des Knöchels keine unbehaarte Stelle auf. Die Krallen sind im Gegensatz zu denen der Mittagsrennmaus gräulich schwarz[14] oder dunkelbraun.[11]
Schädel und Gebiss
Der Schädel der Mongolischen Rennmaus ähnelt dem der Mittagsrennmaus, jedoch ist der Gesichtsschädel höher und die Jochbögen sind weiter gespreizt.[3] Mit bis zu 36 Millimetern Länge ist er kürzer als der Schädel der Afghanistan-Rennmaus und anders als bei dieser ist die Jochbogenplatte am hinteren Ende deutlich vom Körper der Jochbögen getrennt. Ihre größte Breite übertrifft gewöhnlich die gemeinsame, an den Zahnfächern gemessene Breite der oberen Schneidezähne.[13] Die Knochenleisten über den Augenhöhlen sind schwach ausgebildet[9] und stehen leicht hervor. Die Nasenbeine sind schmal und etwas kürzer als der Nasenfortsatz der Zwischenkieferbeine. Das Zwischenscheitelbein ist hauptsächlich oval geformt und die hintere Grenze ist nach hinten gewölbt, jedoch bildet die vordere Grenze dort, wo sie die Scheitelbeine berührt, eher ein Dreieck mit Spitze nach vorne.[4]
Die Paukenblasen sind hinten aufgebläht[4] und mit einer Länge von etwa 31 Prozent der Schädellänge groß, wenn auch kleiner[1] und vorne weniger aufgebläht als bei der Mittagsrennmaus.[9] Sie reichen nicht bis zur vorderen Außenseite der Gehörgänge,[1] ihre Größe führt jedoch zu einer Verengung des Basioccipitale des Hinterhauptsbeins sowie zu einer Annäherung ihrer Vorderenden zueinander bis auf einen Abstand von 1,5 Millimetern. Die äußeren Gehörgänge reichen nicht bis zu den Jochbögen,[4] anders als bei der Afghanistan-Rennmaus ist ihre untere Wand jedoch deutlich angeschwollen.[13] Das Nebentrommelfell ist größer als bei der Winogradow-Rennmaus und kleiner als bei der Afghanistan-Rennmaus, der Mittagsrennmaus und der Libyschen Rennmaus.[15]
Kennzeichnend für den Unterkiefer sind die vergleichsweise breiten aufsteigenden Äste, die kurzen Muskel- und Gelenkfortsätze und der lange Winkelfortsatz.[3] Die Ansatzstellen der Kaumuskulatur sind somit gut ausgebildet.[5] Die größte Schädellänge von fünf Exemplaren aus Shaanxi und der Mongolei betrug 33,9 bis 35,8 Millimeter, die Basallänge 29,2 bis 30,5 Millimeter, die Palatallänge 17,5 bis 18,8 Millimeter, die zygomatische Breite 18,2 bis 19,6 Millimeter, die Mastoidbreite 18,5 bis 19,6 Millimeter, die Breite über die Backenzähne 6,8 bis 7,0 Millimeter, die Länge der oberen Backenzahnreihe 4,3 bis 5,0 Millimeter und die Länge der unteren Backenzahnreihe 4,6 bis 4,8 Millimeter.[7]
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Das Gebiss weist wie das aller Rennratten in jeder Kieferhälfte einen als Nagezahn ausgebildeten Schneidezahn und drei hochkronige, nicht nachwachsende Backenzähne auf. Ein Zahnwechsel findet nicht statt.[10] Die Längsfurche der oberen Schneidezähne ist ausgeprägt und liegt leicht seitwärts der Mitte. Der erste Backenzahn weist drei Zahnleisten auf, die innen und außen durch zwei Einbuchtungen voneinander getrennt sind, der zweite Backenzahn weist zwei Leisten auf und der dritte Backenzahn ist klein mit beinahe kreisförmiger Krone.[2]
Körperskelett
Die Wirbelsäule der Mongolischen Rennmaus besteht aus sieben Hals-, zwölf Brust-, sieben Lenden-, vier Kreuz- und 20 bis 24 Schwanzwirbeln.[10] Atlas und Axis der Halswirbelsäule sind sehr stark ausgebildet, die übrigen fünf Halswirbel mit ihren sehr kurzen, glatten Körpern dagegen schwächer. Der Atlas weist kräftige, nach hinten gerichtete Fortsätze und bauchseitig ein deutliches, spitzes Tuberculum ventrale auf. Am Axis ist der Dornfortsatz sehr ausgeprägt. Nach hinten nimmt die Länge der Querfortsätze der Halswirbel zu.[5]
Der Brustkorb ist groß, nach hinten weit geöffnet und wird unten durch sieben sternale sowie fünf asternale Rippen begrenzt, von denen die letzten beiden als Fleischrippen ausgebildet sind. Das Brustbein weist vorne lediglich einen dünnen Knorpelrand auf und bildet zur beweglichen Verbindung mit den Schlüsselbeinen und dem ersten Rippenpaar zwei weit ausladende, v-förmige Knochenplatten aus.[5] Sein Körper setzt sich aus vier Sternebrae zusammen.[10] Das Schlüsselbein ist als vollständig entwickeltes, etwa zehn Millimeter langes Knöchelchen ausgebildet und das Schulterblatt weist eine besonders ausgeprägte, im Gräteneck endende Schultergräte auf.[5]
Das Hüftbeinloch des Beckens ist vergleichsweise weit. Das Wadenbein ist schlank, liegt leicht seitlich hinterm Schienbein und beide Knochen verschmelzen in der unteren Hälfte miteinander. Von den Fußwurzelknochen ist das Fersenbein gut ausgebildet.[5] Die erste Zehe der Vorderpfoten ist rudimentär ausgebildet, die anderen vier Zehen sowie die fünf Zehen der Hinterpfoten sind dagegen normal ausgebildet. Die zweite bis fünfte Zehe setzen sich aus je drei Gliedern zusammen.[10]
Organe
Die hervorstehenden Augen der Mongolischen Rennmaus liegen seitlich am Kopf. Ihre Netzhaut ist reich an Stäbchen mit lediglich 14 bis 20 Prozent Zapfen-Anteil. Die Iris ist dunkel oder pigmentlos. Das Gehirn der Männchen wiegt etwa 1,02 Gramm, das der Weibchen etwa 1,18 Gramm. Der Riechkolben ist gut ausgebildet. Vom Rückenmark zweigen 38 Nervenpaare ab: acht vom Halsmark, 13 vom Brustmark, sieben vom Lendenmark, drei vom Kreuzmark und sieben vom Schwanzmark.[10]
Die Luftröhre verläuft links von der Speiseröhre. Einige Knorpelspangen sind c-förmig und rückenseitig nicht vollständig geschlossen. Die Lunge wiegt etwa 400 Milligramm und der rechte Lungenflügel weist vier Lappen, der linke drei Lappen auf. Etwa 40 Prozent der Tiere weisen einen unvollständigen Arterienring des Hirns auf. Das Herz wiegt etwa 420 Milligramm. Der Thymus bleibt bei erwachsenen Tieren bestehen und ist in zwei Lappen gegliedert, die vollständig oder, bei Jungtieren, zu etwa zwei Dritteln im Brustkorb liegen. Die Milz wiegt etwa 130 Milligramm und liegt in der linken Rippenbogengegend.[10]
Die Schilddrüse ist zweilappig, gelblich und liegt seitlich sowie mittseits des Kehlkopfes. Die Nebenschilddrüsen liegen leicht seitlich vor den vorderen Schildrüsenpolen. Die Nebennieren liegen mittseits vom vorderen Nierenpol und ihre Masse ist im Vergleich zum Körpergewicht vergleichsweise hoch. Die linke Nebenniere wiegt etwa 30 Milligramm, die rechte etwa 25 Milligramm. Die Bauchspeicheldrüse besteht aus dem Körper, einem rechten sowie einem linken Flügel und wiegt etwa 220 Milligramm. Die Leber besteht aus einem linken, einem rechten sowie einem mittleren Teil und wiegt etwa 4,6 Gramm. Die Gallenblase ist bohnenförmig.[10]
Der Magen ist einhöhlig zusammengesetzt aus einer als Blindsack ausgebildeten, großen Vormagenabteilung sowie einer kleinen Drüsenmagenabteilung und kann bei Männchen fast vollständig in den Brustkorb verlagert sein. Der Zwölffingerdarm besteht aus dem Anfangsteil, dem absteigenden sowie dem aufsteigenden Teil, der Leerdarm weist durchschnittlich sieben girlandenartige Schlingen auf und der Krummdarm ist sehr kurz. Der Blinddarm ist groß und hakenförmig, gliedert sich in Kopf, Körper sowie Spitze und kann bei Männchen bis zum Brustkorb verlagert sein. Der Grimmdarm gliedert sich in den aufsteigenden, den querverlaufenden sowie den absteigenden Grimmdarm und der Mastdarm ist bei Männchen fast doppelt so lang wie bei Weibchen. Die Gesamtlänge des Darms beträgt etwa 54,5 Zentimeter.[10]
Die Nieren sind bohnenförmig, einwarzig-glatt und dunkelbraunrot. Sie sind etwa 13 Millimeter lang und 8 Millimeter breit, die linke Niere wiegt etwa 370 Milligramm, die rechte 360 Milligramm. Bis auf die Bauchfläche sind sie von reichlich braunem Fettgewebe umgeben. Die Nierenpapillen sind sehr lang und das Längenverhältnis von Papillen sowie dem Nierenmark zur Nierenrinde ist doppelt so groß wie bei der Ratte. Die Henleschen Schleifen sind extrem lang. Die Harnleiter verlaufen parallel zur hinteren Hohlvene und münden rückenseitig in die Harnblase. Diese ist gefüllt kugelförmig, misst im Durchmesser sieben bis acht Millimeter, ragt auch schwach gefüllt bis in die Bauchhöhle und ist von einem großen v-förmigen Fettpolster unterlegt. Die Harnröhre verläuft beim Weibchen bauchseits von Gebärmutter, Gebärmutterhals sowie Vagina und mündet selbständig auf einem kegelförmigen Vorsprung bauchseits der Vulva. Beim Männchen ist sie in ein etwa zehn Millimeter langes Beckenstück und ein Penisstück unterteilt.[10]
Die Hoden des Männchens sind eiförmig, etwa 13 Millimeter lang, 9,5 Millimeter dick und wiegen etwa 575 Milligramm. Sie liegen vollständig im Scheidenhautfortsatz, der vollumfänglich vom Hodenhebermuskel umfasst wird. Das Funktionsgewebe ist sehr weich und ein Bindegewebskörper ist nicht sichtbar. Die Nebenhoden bestehen aus dem kräftigen Kopf, dem dünnen Körper als Verbindungsstück sowie dem Schwanz, sind grau-gelblich und wiegen einschließlich der anliegenden Fettpolster etwa 1330 Milligramm. Weißes Fettgewebe umgibt den vorderen Hodenpol sowie Teile des Nebenhodens, reicht bis in die Bauchhöhle und führt bei geschlechtsreifen Männchen zu erheblichen Lageveränderungen des Magen-Darm-Trakts nach vorne. Der Samenleiter ist etwa einen Millimeter dick, von einer starken, grauweißen Fettschicht umgeben und es sind äußere und innere Ampullendrüsen ausgebildet. Die Samenblasendrüse ist paarig ausgebildet, die Prostata besteht aus einem vorderen, einem hinteren sowie einem stark gegliederten Mittellappen und die Harnröhrenzwiebeldrüse ist ebenfalls paarig ausgebildet. Der Penis weist eine auffällige Knickung mit nach hinten gerichtetem Endabschnitt auf und seine Gesamtlänge beträgt etwa 22 Millimeter. Er ist vom fibroelastischen Typ und aus zwei Penis- und einem Harnröhren-Schwellkörper aufgebaut. Im hinteren Endabschnitt ist bauchseits der Harnröhre ein fünf bis sechs Millimeter langer Penisknochen eingelagert. Ein kleiner Fortsatz überragt die Harnröhre als Spitzenkappe um etwa einen Millimeter. Die Vorhaut ist etwa acht Millimeter lang und überragt den Penis hinten um zwei bis drei Millimeter. Es sind keine oder zwei Vorhautdrüsen vorhanden. Der Abstand zwischen der Vorhautöffnung und dem Anus beträgt bei erwachsenen Männchen etwa zwölf Millimeter.[10]
Die Eierstöcke des Weibchens liegen im Bereich des fünften bis sechsten Lendenwirbels, der linke Eierstock liegt etwas weiter hinten. Sie sind etwa reiskorngroß und bohnenförmig, wiegen etwa acht bis neun Milligramm und sind etwa vier bis fünf Millimeter lang. Die Eileiter sind stark geschlängelt und etwa 18 Millimeter lang. Die Gebärmutter besteht aus zwei vorne liegenden Hörnern und dem hinten liegenden Körper. Die Hörner sind gemessen bis zur Zweigabelung 16 bis 18 Millimeter lang mit einem etwas kürzeren linken Horn bei erwachsenen Weibchen. Die beiden Hörner laufen getrennt nebeneinander her und münden in einen unpaaren Gebärmutterhalsabschnitt. Der hintere Teil der Gebärmutter erscheint äußerlich einheitlich und die Länge von der Zweigabelung bis zur Vagina beträgt etwa fünf Millimeter. Der äußere Muttermund ist von vier Schleimhautfalten begrenzt und die Vagina ist etwa 15 Millimeter lang.[10] Der Abstand zwischen Vulva und Anus beträgt bei erwachsenen Weibchen etwa fünf Millimeter.[5]
Die Haut ist dunkel pigmentiert und die Schwanzhaut ist locker.[10] Schweißdrüsen sind nicht vorhanden.[16] Das Milchdrüsengewebe des Weibchens kann sich bis über beide Schultern und weit nach hinten in den Dammbereich ausdehnen. Es weist vier Drüsenkomplexe mit je einem Zitzenpaar auf: je eins im Brust-, im Brust-Bauch-, im Bauch- und im Leistenbereich.[17] Hinter dem Augapfel weist die Nickhaut eine Harder-Drüse auf und in der Bauchmitte befindet sich eine Ansammlung von 200 bis 300 holokrinen Talgdrüsen. Diese Struktur ist bei Männchen etwa 5 mal 25 Millimeter und bei Weibchen etwa 4 mal 15 Millimeter groß.[10]
Große Fettpolster treten im Bindegewebe der Unterhaut, als Umhüllung der Organe und teilweise auch zwischen der Muskulatur auf. Sie bestehen aus weißem und braunem Fettgewebe und sind bei Männchen stärker ausgeprägt als bei Weibchen.[5]
Genetik
Der doppelte Chromosomensatz der Mongolischen Rennmaus weist 44 Chromosomen auf. 22 Autosomen sind metazentrisch, 10 submetazentrisch und 10 akrozentrisch. Das X-Chromosom ist groß und submetazentrisch, das Y-Chromosom kleiner und ebenfalls submetazentrisch. Die Anzahl der Chromosomenarme beträgt somit 78.[18] Hinsichtlich des nukleären Chromatins der Zellen mehrerer Organe existiert ein Geschlechtsdimorphismus.[11]
Fortpflanzung und Entwicklung
Weibliche Rennmäuse werden nach ca. acht Wochen, Rennmausmännchen mit ca. zwölf Wochen geschlechtsreif. Etwa 23–26 Tage nach der Befruchtung bringt das Weibchen ein bis elf Nachkommen zur Welt, die durchschnittliche Zahl beträgt fünf bis sechs. Die Jungen werden nackt und blind geboren, nach fünf Tagen öffnen sich die Ohren und zwischen der zweiten und dritten Woche öffnen sie die Augen. Das Fell fängt ab dem vierten Tag an zu wachsen und ist zuerst nur als ein leichter Flaum zu erkennen. Das Weibchen säugt die Jungen ca. vier Wochen. Es kommt vor, dass sich mehrere Weibchen die Betreuung der Jungen teilen, auch die Männchen beteiligen sich durch Wärmen der Jungen. Wird der Familienverband zu groß, wandern junge Rennmäuse ab, um ein eigenes Revier zu finden.
In der Gefangenschaft ist jedoch zu beachten, dass nicht mehrere Weibchen und Männchen zusammen gehalten werden sollten, da es zu unkontrollierter Vermehrung kommen kann. Dieses kann wiederum zu Streitereien untereinander führen, wobei sich die (meistens weiblichen) Rennmäuse manchmal sogar bis zum Tod bekämpfen.
Lebensraum und Lebensweise
In der Natur leben Rennmäuse in unterirdischen Gangsystemen. Hier sind sie vor der Witterung, besonders vor Hitze, geschützt. Die Gangsysteme sind weit verzweigt, jedoch sind die Gänge nie viel breiter als nötig, um zwei Tiere aneinander vorbei zu lassen. In den Gängen legen die Tiere mit zernagtem Material gepolsterte Nester und kleinere Futtervorräte an. Rennmäuse sind im Rhythmus von zwei bis vier Stunden tag- und nachtaktiv und halten keinen Winterschlaf.
Einen Großteil ihrer wachen Zeit verbringen sie mit der Futtersuche. Sie ernähren sich von Samen, Nüssen, Früchten, Wurzeln, Pflanzenteilen und kleinen Insekten (z.B. Grillen, Mehlwürmer, Heuschrecken). Mit dem Futter nehmen sie den Hauptteil ihres Wasserbedarfs auf und trinken nur sehr wenig.
Als Heimtier sollten sie mit speziellem Rennmausfutter oder Kleintierfutter gefüttert werden. Manche Tiere fressen auch diverse Gemüsearten. Obst sollte man nur gering, und wenn, dann nur säurearmes Obst verfüttern. Säure sind Rennmäuse in der Natur nicht gewohnt. Zucker, auch Fruchtzucker, führt schnell zur Verstopfung. Wasser sollte stets vorhanden sein.
Verhalten
Weiterhin sind Rennmäuse sehr soziale Tiere, was sich durch ausgiebige gegenseitige Fellpflege und „Kuscheln“ zeigt. Sie erkennen Familienmitglieder am Geruch und verteidigen ihr Revier vehement gegen Eindringlinge. In der freien Natur gehen Revierkämpfe in der Regel unblutig aus und enden mit der Flucht des fremden Tieres. Da dies in Gefangenschaft nicht möglich ist, sind Revierkämpfe hier wesentlich gefährlicher. Oft stirbt das schwächere Tier an seinen Verletzungen.
Da sie viele natürliche Feinde haben, lauschen und sichern Rennmäuse häufig. Zur Beobachtung der Umgebung richten sie sich auf die Hinterbeine auf. Eine Besonderheit ihres Verhaltens ist das Trommeln. Hierbei klopft die Rennmaus rhythmisch mit den Hinterbeinen auf den Boden. Das Geräusch dient zur Warnung der anderen Tiere vor Gefahr.
Verbreitung und Fossilfunde
Das Verbreitungsgebiet der Mongolischen Rennmaus sind die Mongolei und angrenzende Gebiete im Norden Chinas, in der Mandschurei und im Süden Sibiriens. In der Mongolei kommt sie in der Großen Seensenke, dem Tal der Seen, dem südlichen Changai-Gebirge, im nordöstlichen Changai-Gebirge entlang der Flussläufe von Orchon und Selenge, in der Mittel-Chalcha, der Nord-Gobi und der Ost-Mongolei vor.[19]
In China ist sie im Zentrum und Norden der Inneren Mongolei sowie vom Osten Gansus über den Norden Ningxias, Shaanxis und Shanxis bis Hebei und Liaoning verbreitet.[20] Östlich kommt sie bis Manjur und Hailar in der Inneren Mongolei sowie Tongyu und Changchun in Jilin vor, südlich bis Chifeng und Hohhot in der Inneren Mongolei und bis ins Ordos-Plateau nordwestlich von Jingbian in Shaanxi. Von Funden aus dem Hami-Gebirge und dem Bogda Shan wurde berichtet,[21] jedoch ist ihr Vorkommen in Xinjiang umstritten.[20]
Aus den Steppen Dauriens war sie bis 1939 nicht bekannt, in den 1940er Jahren entstanden jedoch zwei durch mehr als 300 Kilometer von ihrem Hauptverbreitungsgebiet getrennte Populationen am Unterlauf des Orchon und am Unda. Sie erreichte diese Nordgrenze vermutlich indem sie eingeschleppt wurde.[22] Über Kjachta und Dschida in Burjatien und Borsja in der Region Transbaikalien[3] verbreitete sie sich weiter nach Norden, Osten und Westen über den Jenissei und bis nach Tuwa.[19] Den Süden Tuwas besiedelte sie über die Große Seensenke in der Mongolei. Im Westen und Osten des Tannu-ola-Gebirges kommt sie bis in eine Höhe von 2100 Metern über dem Meeresspiegel vor.[3]
Fossilfunde der Mongolischen Rennmaus sind aus dem Altpleistozän Dauriens bekannt.[3]
Systematik und Nomenklatur
Systematik
Innerhalb der Rennratten ordnen Ellerman und Morrison-Scott (1951),[23] Musser und Carleton (1993),[24] Pawlinow (2003)[25] sowie Musser und Carleton (2005)[20] die Mongolische Rennmaus als eine von mehreren Arten der Untergattung Pallasiomys zu. Pawlinow und Rossolimo (1987) führen sie innerhalb dieser Untergattung als einzige Art der Meriones unguiculatus-Gruppe.[26] Ellerman (1941) erkennt Pallasiomys dagegen nicht an und ordnet die Gruppe der Untergattung Meriones zu.[27] Laut molekulargenetischen Untersuchungen der mitochondrialen Cytochrom-b- und 12S-rRNA-Gene ist die Mongolische Rennmaus enger mit der Mittagsrennmaus als mit der Libyschen Rennmaus, der Königsrennmaus und der Sundevall-Rennmaus verwandt.[28]
Bis zu vier Unterarten der Mongolischen Rennmaus werden unterschieden:[29]
- Meriones unguiculatus unguiculatus (Milne-Edwards, 1867) – in der Mongolei und in China außer der Mandschurei[21]
- Meriones unguiculatus kurauchii Mori, 1930 – in der Mandschurei[21]
- Meriones unguiculatus selenginus Heptner, 1949 – in Daurien[21][3]
- Meriones unguiculatus koslovi oder kozlovi (Satunin, 1903) – im Westen der Mongolei und möglicherweise in Tuwa[3]
Nach Norden hin wird die Fellfarbe dunkler und die Länge des Schwanzes nimmt ab. So ist die daurische Unterart am dunkelsten und hat den kürzesten Schwanz.[3] Allen (1940) ordnet kozlovi und chihfengensis als Synonyme Meriones unguiculatus zu. Kozlovi wird als unterseits klarer weiß, ohne die für unguiculatus typische, gelbliche Färbung und mit einem beinahe ovalen Zwischenscheitelbein beschrieben. Diese Merkmale sind jedoch vermutlich starker Streuung unterworfen und rechtfertigen daher möglicherweise keine Anerkennung als eigenständige Unterart.[30] Ellerman (1941) führt Meriones kozlovi als eigenständige Art in der Meriones libycus-Gruppe[31] und Meriones kurauchii als nicht näher zugeordnete, eigenständige Art.[32] Ellerman und Morrison-Scott (1951) ordnen koslovi und chihfengensis als Synonyme Meriones unguiculatus unguiculatus zu und führen Meriones unguiculatus kurauchii provisorisch als weitere Unterart.[23] Gromow und Jerbajewa (1995) erwähnen die Unterarten Meriones unguiculatus selenginus und Meriones unguiculatus koslovi.[3] Laut Smith und Hoffmann (2008) kommt in China nur die Unterart Meriones unguiculatus unguiculatus vor.[1]
Nomenklatur
Alphonse Milne-Edwards beschrieb die Mongolische Rennmaus 1867 als Gerbillus unguiculatus.[23] Armand David sammelte die ersten drei Exemplare am Morgen des 14. April 1866[33] etwa zehn Kilometer nordöstlich von „Tschang-Kur“ im Norden Shanxis[23] und sandte mehrere Exemplare an das Muséum national d’histoire naturelle in Paris. Ein Typusexemplar wurde nicht festgelegt.[34] Das Artepithet unguiculatus (‚mit Krällchen‘) leitet sich von lateinisch unguiculus, einer Verkleinerungsform von unguis (‚Nagel, Kralle‘), ab.
Benannt nach Pjotr Koslow beschrieb Konstantin Satunin 1903 ein Exemplar vom Unterlauf des Chowd im Westen der Mongolei als Gerbillus kozlovi[31] oder Gerbillus koslovi. Ein Exemplar aus Liaoyuan in der zentralen Mandschurei beschrieb Mori Tamezō 1930 als Meriones kurauchii und ein Exemplar aus Chifeng in der Inneren Mongolei 1939 als Meriones kurauchii chihfengensis.[23] Wladimir Geptner beschrieb ein Exemplar aus der Umgebung von Kjachta im Süden Burjatiens nahe der Selenga 1949 als Pallasiomys unguiculatus selenginus.[26]
Oldfield Thomas ordnete die Mongolische Rennmaus 1908 erstmals als Meriones unguiculatus der Gattung Meriones zu[35] und Geptner 1933 als Pallasiomys unguiculatus der neuen Gattung Pallasiomys.[36]
Mongolische Rennmaus und Mensch
Trivialnamen
Als deutsche Trivialnamen werden „Mongolische Rennmaus“,[37] „Mongolische Wüstenmaus“,[38] „Mongolische Rennratte“[39] und „Mongolische Wüstenrennmaus“[33] verwendet. Auch wird die Mongolische Rennmaus schlicht als „Wüstenrennmaus“,[40] „Rennmaus“[41] oder, von der englischen Entsprechung, als „Gerbil“[42] bezeichnet.
Die Übersetzung des wissenschaftlichen Namens Meriones unguiculatus als „Krieger mit Krallen“ ist falsch, da sich der Gattungsname Meriones nicht auf den mythischen Helden Meriones aus der Ilias sondern auf die Schenkel der Tiere bezieht.[43]
Regionale Bedeutung und Gefährdung
Die Mongolische Rennmaus gilt als Schädling im Getreideanbau und ist ein natürlicher Wirt für Erreger von Zoonosen wie der Pest, des Schweinerotlaufs, der alveolären Echinokokkose[3] und möglicherweise der Schistosomiasis.[44] Sie ist jedoch weitgehend frei von Endemien und parasitären Infektionen.[45]
Die Weltnaturschutzunion IUCN stufte sie 2008 als nicht gefährdet (least concern) ein. Dies wird mit ihrer Populationsgröße und weiten Verbreitung begündet. Ein Populationsrückgang konnte nicht festgestellt werden, sie ist eine häufige Art und kommt in zahlreichen Schutzgebieten vor. Obwohl sie als Schädling bekämpft und durch Flächenbrände und möglicherweise Lebensraumzerstörung durch das Grasen einer zunehmenden Zahl von Vieh beeinträchtigt wird, sind keine wesentlichen, großflächigen Gefährdungen bekannt.[19]
Haltung in menschlicher Obhut
Geschichte und Umfang
1935 wurden 20 Paare der Mongolischen Rennmaus im Amurbecken im Grenzgebiet von Mongolei und Mandschurei gefangen und von Professor Kasugo ins Kitasato-Institut in Tokio gebracht, wo eine Kolonie zur Untersuchung von Rickettsien gegründet wurde. Aus diesem Bestand wurde 1949 eine weitere Kolonie im Tokioer Zentrallabor für Versuchstiere aufgebaut. Von dort wurden 1954 elf Paare an die zur Produktion von Versuchstieren gegründete Tumblebrook Farm von Victor Schwentker in Massachusetts gesandt, wo mit vier Männchen und fünf Weibchen die Nachzucht gelang. Kurz darauf gelangten die ersten Exemplare in die Heimtierhaltung. In Europa begann die Haltung als Versuchstier in den 1960er Jahren. 1964 führte J. H. Marston zwölf Paare nach Großbritannien ein und gründete eine Kolonie an der Universität von Birmingham. Weitere Exemplare wurden 1995 in der zentralen Mongolei gefangen und mit 60 von diesen gelang die Nachzucht.[33][46]
Die Mongolische Rennmaus ist die am häufigsten als Versuchs- und Heimtier gehaltene Rennmaus.[20] So werden in den Vereinigten Staaten jedes Jahr etwa 100.000 Exemplare in der Forschung eingesetzt[47] und 1996 wurden mehr als 760.000 Exemplare in knapp 280.000 Haushalten gehalten.[48] In Nordamerika bestehen Bedenken, dass sich wilde Populationen etablieren können, die Ernten und Böschungen beschädigen und einheimische Nagetiere verdrängen könnten.[49] Es existieren verschiedene Farbschläge.[50]
Einsatz in der Forschung
Die Mongolische Rennmaus wird in der Grundlagenforschung,[47] der medizinischen, der physiologischen und der psychologischen Forschung genutzt.[49] Ausgiebig wird sie bei der Erforschung des Alterns, des Hörens, von Zahnerkrankungen, von Hormonen, von Krebs, der Ernährung, der Wirkung von Strahlen, der Fortpflanzung, von Infektionskrankheiten und von Schlaganfällen eingesetzt.[51] Weitere Untersuchungen betreffen den Harn- und Geschlechtsapparat, das periphere und das zentrale Nervensystem.[47]
Sie ist als Modellorganismus zur Erforschung des menschlichen Gehörs geeignet, da die Kurve der Hörempfindlichkeit der des Menschen bis zu einer Frequenz von zehn Kilohertz sehr ähnlich ist und da sie hinsichtlich Mittelohrentzündungen sehr robust ist. In der Zahnmedizin ist sie aufgrund ihrer Anfälligkeit für Parodontitis und Zahnkaries ein geeignetes Modell. Ebenfalls gut geeignet ist sie für Untersuchungen zur Entstehung von Melanomen der Haut. In der Krebs- und der Transplantationsforschung erwies sie sich als vergleichweise widerstandsfähig gegenüber Röntgenstrahlung.[47]
Ein wichtiges Einsatzgebiet ist die parasitologische Forschung.[52] So wurde sie als Modellwirt für die Bakterien Bordetella bronchiseptica, Yersinia enterocolitica, Bacillus anthracis, Listeria monocytogenes, Staphylococcus aureus, Clostridium piliforme, Mycoplasma, Mycobacterium leprae, Mycobacterium tuberculosis, Mycobacterium bovis und Leptospira verwendet. Empfänglich ist sie zudem für die Einzeller Leishmania, Toxoplasma und Babesia, den Bandwurm Echinococcus, Filarien und andere Fadenwürmer wie Ascaris, Dipetalonema, Nematospiroides und Trichostrongylus sowie den Großen Leberegel.[44][47] Außerdem ist sie hochempfänglich für Virusinfektionen des Atemtraktes sowie alle Viren der Poliovirus- und Coxsackie-Gruppe und daher ein geeignetes Modell zur Entwicklung von Impfstoffen.[47]
Die Mongolische Rennmaus wird in vielen pharmakologischen Versuchen eingesetzt. Gegenüber Hamstern und Mäusen verläuft die späte vorgeburtliche Entwicklung langsamer, so dass eine genaue zeitliche Abstimmung der Verabreichung von Medikamenten und die Erholung der Embryos möglich sind.[47] Untersucht wurden die Wirkung von Prochlorperazin auf den Stoffwechsel, von den Tranquilizern Reserpin und Chlorpromazin, welche eine Erhöhung der Homovanillinsäure-Konzentration im Gehirn auslösten, von Triethylzinn, Silbernitrat, Pentylenetetrazol, Flurothyl und Cobalt auf Hirnschäden, die Reaktion des Krummdarms auf Nikotin und Acetylcholin sowie die Blockwirkung von Atropin, Morphin und Adrenalin.[44] In Verhaltensstudien wurde die Wirkung von Alkohol, Amphetaminen, Barbituraten und Cannabinoiden beobachtet und in toxikologischen Untersuchungen die von Karzinogenen, Pestiziden und Schwermetallen. So verursacht der künstliche Süßstoff Cyclamat chromosomale Schäden in Knochenmarkzellen und eine chronische Bleivergiftung verursacht ähnliche histopathologische und hämatologische Veränderungen wie beim Menschen.[47]
Ihre spezialisierten Talgdrüsen bieten sich für die Akneforschung an und durch ihren einzigartigen Fettstoffwechsel ist sie ein geeignetes Modell in der Cholesterinforschung. Eine Ernährung mit einem Cholesteringehalt über 0,2 Prozent führt zu einer Anreicherung von Cholesterin in der Leber und dadurch zu Leberverfettung, Leberzirrhose und Einschränkung der Leberfunktion. Trotz Lipämie kommt es jedoch nicht zu einer Arteriosklerose.[47]
Neurologische Untersuchungen betreffen unter anderem spontan auftretende und herbeigeführte Krämpfe und den Blutkreislauf des Gehirns. Sie eignet sich als Modell für eine lokale Blutleere des menschlichen Gehirns und somit in der Schlaganfallforschung. So führt bei Tieren mit unvollständigem Arterienring eine einseitige Abschnürung der gemeinsamen Kopfschlagader auf der gleichen Seite zu einem Hirninfarkt.[47]
Haltungsbedingungen
Die Mongolische Rennmaus gilt als pflegeleicht und anspruchslos in der Haltung. Jedoch stehen einer artgerechten Haltung als Versuchstier ihr Erkundungsverhalten und als Heimtier klimatische Umweltfaktoren entgegen.[53]
Die optimale Raumtemperatur liegt zwischen 19 und 24 Grad Celsius. Temperaturen unter 15 Grad und über 29 Grad Celsius sind insbesondere bei neugeborenen, alten oder kranken Tieren problematisch. Die optimale relative Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 30 und 50 Prozent. Abweichung nach oben schränken insbesondere in Verbindung mit hohen Temperaturen die Thermoregulation empfindlich ein. Die erforderliche Luftwechselrate ist von der Belegungsdichte und der Art des Geheges abhängig, dabei wird eine Luftgeschwindigkeit bis 0,25 Meter je Sekunde toleriert. Höhere Geschwindigkeiten beeinträchtigen ebenfalls die Thermoregulation. Die Tiere können sich an eine tägliche Lichtperiode von 12 bis 14 Stunden mit einer Beleuchtungsstärke bis 60 Lux anpassen. Abweichungen und Schwankungen, insbesondere Unterbrechungen der Dunkelperiode, führen zu Veränderungen im Verhalten und in der Körperfunktion. A-Schalldruckpegel über 50 Dezibel verursachen Stress und auch plötzliche Geräusche sowie Ultraschall können der Gesundheit schaden.[54]
Eine abwechslungsreiche Zusammenstellung der Futtermittel vermindert ernährungsbedingte Erkrankungen und befriedigt das Erkundungsbedürfnis. Die Menge des anzubietenden Grundfutters je Tier und Tag beträgt etwa zehn Gramm. Frei verfügbar angebotenes Raufutter wie Heu und Stroh versorgt die Tiere mit Rohfaser. Fettfutter wie Sonnenblumenkerne wird bevorzugt angenommen und kann im Übermaß zu Verfettung führen, ist jedoch bei trächtigen und säugenden Weibchen sinnvoll. Saftfutter wie Gemüse dient der Vitamin-C- und Wasserversorgung sowie als Beschäftigungsanreiz, kann jedoch die jederzeitige Verfügbarkeit von freiem Trinkwasser nicht ersetzen. Die Gabe von tierlichen Eiweißen wird bei wachsenden, trächtigen und säugenden Tieren empfohlen.[55]
Ein geeignetes Gehege berücksichtigt durch Größe, Strukturierung und dreidimensionale Raumgestaltung das Bewegungsbedürfnis der Tiere. Zusätzlich ist die Gewährung von Auslauf möglich. Einstreu mit einer Tiefe von 30 Zentimetern ermöglicht das Graben und Anlegen von Bauen. Das Verteilen des Futters auf der Einstreu oder das Verstecken an verschiedenen Stellen fördert die verhaltenstypische Bewegungsaktivität. Einrichtungsgegenstände aus natürlichen Materialien dienen als Unterschlupf und befriedigen Erkundungs- und Nagebedürfnis. Rauflächige Materialien dienen dem Krallenabrieb, ein Sandbad der Fellpflege und Heu und Stroh eignen sich zum Nestbau. Der Nutzen eines Laufrads ist umstritten. Besonders wichtig ist die Gesellschaft von Artgenossen, jedoch kann es bei Paar- und Gruppenhaltung zu aggressiven Auseinandersetzungen[56] bis hin zu Beschädigungskämpfen kommen.[42]
Eine Freilandhaltung mit Überwinterung ist möglich, wenn die Anlage eines Gangsystems bis in den frostfreien Bereich gewährleistet ist und Futter und Wasser angeboten wird.[57]
Weblinks
- Informationen auf rennmaus.de – mit Angaben zur Haltung
- Meriones unguiculatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN. – mit Verbreitungskarte
Literatur
Weiterführende Literatur:
- Ute Elisabeth Schulze Sievert: Ein Beitrag zur tiergerechten Haltung der Mongolischen Wüstenrennmaus anhand der Literatur. Hannover 2002 (Abstract und Volltext – Dissertation; 225 Seiten).
Verwendete Literatur:
- E. Kötter, E. Ehrenstein, Rennmäuse, Gräfe & Unzer, 1998, ISBN 3774226261
- Glover Morrill Allen: The Mammals of China and Mongolia. Part 2. In: Walter Granger (Hrsg.): Natural History of Central Asia. Band 11. American Museum of Natural History, New York 1940, S. 621–1350 (Volltext).
- Batsaichan Njamsuren, Jekaterina Alexandrowna Zyzulina: Meriones unguiculatus. In: IUCN 2009 (Hrsg.): IUCN Red List of Threatened Species. Version 2009.1. 2008.
- Susan A. Brown, Karen L. Rosenthal (Hrsg.): Kleinsäuger. Veterinärmedizinisches Repetitorium. Eugen Ulmer, Stuttgart-Hohenheim 1997/2002, ISBN 3-8252-2264-0 (Originaltitel: Self-Assessment Colour Review of Small Mammals. Übersetzt von Ulrike Falkenstein-Recht).
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- John Reeves Ellerman: The Families and Genera of Living Rodents. Volume II. Family Muridae. British Museum (Natural History), London 1941 (Volltext – 690 Seiten).
- John Reeves Ellerman, Terence Charles Stuart Morrison-Scott: Checklist of Palaearctic and Indian Mammals 1758 to 1946. British Museum (Natural History), London 1951 (Volltext – 810 Seiten).
- Anja Ewringmann, Barbara Glöckner: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1063-8 (270 Seiten).
- Karl J. Field, Amber L. Sibold: The Laboratory Hamster & Gerbil. CRC Press, Boca Raton u. a. 1999, ISBN 0-8493-2566-8 (149 Seiten).
- Elina Grodtmann: Abdominale Sonographie der Mongolischen Rennmaus (Meriones unguiculatus Milne-Edwards 1867). München 2007 (Abstract und Volltext – Dissertation; 139 Seiten).
- Igor Michailowitsch Gromow, Margarita Alexandrowna Jerbajewa: Mlekopitaiuschtschije fauny Rossii i sopredelnych territori. Saizeobrasnyje i grysuny/[Die Säugetiere Russlands und angrenzender Gebiete. Hasenartige und Nagetiere]. Sankt Petersburg 1995 (Volltext – 520 Seiten).
- Elizabeth Fryatt Gulotta: Meriones unguiculatus. In: Mammalian Species. Nr. 3, 1971, S. 1–5 (Volltext als PDF, 530 KB).
- Johann Karl Wilhelm Illiger: Prodromus systematis mammalium et avium additis terminis zoographicis utriusque classis, eorumque versione Germanica. C. Salfeld, Berlin 1811 (Volltext – 301 Seiten).
- Ewald Isenbügel: Kleinsäuger. In: Edwald Isenbügel, Werner Frank (Hrsg.): Heimtierkrankheiten. Eugen Ulmer, Stuttgart-Hohenheim 1985, ISBN 3-8001-2533-1, S. 13–160.
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- Guy G. Musser, Michael D. Carleton: Superfamily Muroidea. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4, S. 894–1531 (Volltext).
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- Jochen Niethammer: Wühler. In: Bernhard Grzimek (Hrsg.): Grzimeks Enzyklopädie Säugetiere. Band 5. 1988, S. 206–265 (o. J. [1988], elfbändige Lizenzausgabe der Originalausgabe von 1988).
- Ronald M. Nowak: Walker’s Mammals of the World. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore/London 1999, ISBN 0-8018-5789-9 (1936 Seiten).
- Igor Jakowlewitsch Pawlinow: Sistematika sowremennych mlekopitaiuschtschich/[Systematik rezenter Säugetiere]. Staatliche Universität Moskau, Moskau 2003 (Volltext – 297 Seiten).
- Igor Jakowlewitsch Pawlinow, Olga Leonidowna Rossolimo: Sistematika mlekopitaiuschtschich SSSR/[Systematik der Säugetiere der UdSSR]. Staatliche Universität Moskau, Moskau 1987 (Volltext – 285 Seiten).
- Rudolf Piechocki: Familie Wühler. In: Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Martin Eisentraut, Hans-Albrecht Freye, Bernhard Grzimek, Heini Hediger, Dietrich Heinemann, Helmut Hemmer, Adriaan Kortlandt, Hans Krieg, Erna Mohr, Rudolf Piechocki, Urs Rahm, Everard J. Slijper, Erich Thenius (Hrsg.): Grzimeks Tierleben. Enzyklopädie des Tierreichs. Elfter Band. Säugetiere 2. Kindler, Zürich 1969, S. 301–344.
- Günter Schmidt: Hamster, Meerschweinchen, Mäuse und andere Nagetiere. 2. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart-Hohenheim 1985, ISBN 3-8001-7147-3.
- Andrew T. Smith, Robert S. Hoffmann: Subfamily Gerbillinae. In: Andrew T. Smith, Xie Yan (Hrsg.): A Guide to the Mammals of China. Princeton University Press, Princeton/Oxford 2008, ISBN 978-0-691-09984-2, S. 247–252.
- Peernel Zwart, Annemarie Treiber: Gerbil. In: Karl Gabrisch, Michael Fehr, Lutz Sassenburg, Peernel Zwart (Hrsg.): Krankheiten der Heimtiere. 7. Auflage. Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover 2008, ISBN 978-3-89993-038-2, S. 161–182.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Smith und Hoffmann, 2008 (S. 251)
- ↑ a b c d e Gulotta, 1971 („General Characters“ S. 1)
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Gromow und Jerbajewa, 1995
- ↑ a b c d e f g h i j Allen, 1940 („Description“ S. 783–784)
- ↑ a b c d e f g h Isenbügel, 1985 („Anatomie“ S. 82–85)
- ↑ a b Ellerman, 1941 (S. 528)
- ↑ a b Allen, 1940 („Measurements“ S. 784)
- ↑ Zwart und Treiber, 2008 („Physiologische Daten“ S. 164)
- ↑ a b c Ellerman, 1941 (S. 531)
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Schulze Sievert, 2002 (S. 172–178)
- ↑ a b c d e f Gulotta, 1971 („Form“ S. 2)
- ↑ a b c d Gulotta, 1971 („Diagnosis“ S. 1).
- ↑ a b c Gromow und Jerbajewa, 1995 („Meriones“)
- ↑ Smith und Hoffmann, 2008 („Key“ S. 249)
- ↑ Lay, 1972 (S. 51)
- ↑ Zwart und Treiber, 2008 („Anatomische und physiologische Besonderheiten“ S. 163–164)
- ↑ Grodtmann, 2007 (S. 7)
- ↑ Gulotta, 1971 („Genetics“ S. 3)
- ↑ a b c Batsaichan und Zyzulina, 2008
- ↑ a b c d Musser und Carleton, 2005 (S. 1239)
- ↑ a b c d Gulotta, 1971 („Distribution“ S. 1)
- ↑ Naumow und Lobatschew, 1975
- ↑ a b c d e Ellerman und Morrison-Scott, 1951 (S. 641)
- ↑ Musser und Carleton, 1993 (S. 558)
- ↑ Pawlinow, 2003
- ↑ a b Pawlinow und Rossolimo, 1987
- ↑ Ellerman, 1941 (S. 536)
- ↑ Chevret und Dobigny, 2005 (Abb. 3)
- ↑ Gulotta, 1971 („Context and Content“ S. 1)
- ↑ Allen, 1940 (S. 785)
- ↑ a b Ellerman, 1941 (S. 535)
- ↑ Ellerman, 1941 (S. 537)
- ↑ a b c Schulze Sievert, 2002 (S. 41-42)
- ↑ Allen, 1940 („Type specimen“ S. 783)
- ↑ Gulotta, 1971 (S. 1)
- ↑ Gulotta, 1971 („Remarks“ S. 3)
- ↑ Piechocki, 1969 (S. 343)
- ↑ Schmidt, 1985 (S. 149–150)
- ↑ Niethammer, 1988 (S. 256)
- ↑ Brown und Rosenthal, 2002 (hinterer Klappentext)
- ↑ Ewringmann und Glöckner, 2008 (S. 6–9)
- ↑ a b Isenbügel, 1985 („Biologie der Wildform“ S. 81–82)
- ↑ Illiger, 1811 (S. 82)
- ↑ a b c Gulotta, 1971 („Ecology“ S. 3)
- ↑ Isenbügel, 1985 („Krankheiten“ S. 91–96)
- ↑ Eddie Cope: History of the Mongolian Gerbil. In: eGerbil. Abgerufen am 1. September 2009.
- ↑ a b c d e f g h i j Schulze Sievert, 2002 (S. 86–88)
- ↑ Schulze Sievert, 2002 (S. 94)
- ↑ a b Nowak, 1999 (S. 1456)
- ↑ Schulze Sievert, 2002 (S. 43–44)
- ↑ Field und Sibold, 1999 (S. 9)
- ↑ Isenbügel, 1985 („Physiologie“ S. 85–86)
- ↑ Schulze Sievert, 2002 (S. 163–165)
- ↑ Schulze Sievert, 2002 (S. 153–156)
- ↑ Schulze Sievert, 2002 (S. 156–158)
- ↑ Schulze Sievert, 2002 (S. 158–162)
- ↑ Zwart und Treiber, 2008 („Haltung und Fütterung“ S. 164–165)