Thuringian Pagan Madness

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Thuringian Pagan Madness ist eine 1995 veröffentlichte Demo-EP der deutschen NSBM-Band Absurd. Die Veröffentlichung erregte besondere Aufmerksamkeit in den deutschen Medien, da sie eine Fotografie des Grabsteins des von der Band 1993 ermordeten Sandro Beyers auf dem Cover trägt.

Thuringian Pagan Madness
MusikalbumVorlage:Infobox Musikalbum/Wartung/Art unerkannt von Absurd

Veröffent-
lichung(en)

1995

Label(s) Capricornus Prod.

Titel (Anzahl)

5

Besetzung

  • Gesang, Gitarre: Sebastian Schauseil
  • Bass: Andreas Kirchner
Chronologie
Out of the Dungeon (Demo)
(1994)
Thuringian Pagan Madness Facta Loquuntur
(1996)

Entstehung und Veröffentlichung

Die Lieder wurden von der Band im Mai des Jahres 1995 während ihres Gefängnisaufenthaltes aufgenommen[1] und aus dem Gefängnis geschmuggelt.[Referenz fehlt]

„The circumstances of captivity never prevented us from being further active in music, or politics either, but some material was recorded during a few months. A couple of weeks after our trial, we created the first output of this second period, a rehearsal with “unplugged” songs, named Out of the Dungeon. It was a sign of life, that it didn't matter that we had been sentenced just a few weeks earlier. In the summer of ’95, our comrade Capricornus released the long announced Thuringian Pagan Madness EP on his small label. We did this release as an homage to the idea of Grand Germania, including the East German Gau territory (under Polish occupation since ’45.“

Hendrik Möbus: [2]

Ursprünglich hatte Hendrik Möbus angekündigt, Thuringian Pagan Madness 1994 als Single auf dem Label Darker Than Black Records zu veröffentlichen.[3] Stattdessen erschien Thuringian Pagan Madness 1995 als Lizenzveröffentlichung auf dem Label Capricornus Prod. des damaligen Graveland-Mitglieds Capricornus (Maciej Dabrowski) und trägt die Releasebezeichnung „NS 02“ auf dem Rücken. Alle Rechte sind laut Inlaytext Darker than Black Records, dem gemeinsamen Label von Hendrik und Ronald Möbus, vorbehalten. Der Vertrieb fand unter anderem über das Label No Colours Records statt.

Die EP wurde mehrfach von anderen Labels wiederveröffentlicht und ist auch auf dem Album Facta Loquuntur enthalten, wobei dort das Intro zu Werwolf weggelassen sowie Mourning Soul neu aufgenommen wurde. Die Live-Version findet sich als Bonus auf der Digipak-Neuauflage von Facta Loquuntur durch W.T.C. wieder, die 2006 erschien.

Eine Schallplattenversion der EP, die von dem amerikanischen Label Black Sun Records veröffentlicht wurde, wurde Ende September 2007 wegen gewaltverherrlichender und nationalsozialistischer Inhalte von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert, jedoch nach einer Stellungsnahme der Band einen Monat später wieder vom Index entfernt.[4] Diese Version zeigt statt dem Grab Beyers das 1788 fertiggestellte Werk Der Kampf des Thor mit der Schlange des Midgard des schweizerisch-ungarischen Malers Johann Heinrich Füssli.

Inhalt

Auf der Kassette befinden sich fünf Stücke, davon eine eine als Liveaufnahme angegebene Version von Mourning Soul. Wann und wo diese Version aufgenommen wurde, ist nicht angegeben. Bis auf Pesttanz und Mourning Soul wurden alle Stücke bereits auf früheren Aufnahmen von Absurd veröffentlicht. Die EP beginnt mit einem Zitat aus einer Nachrichtensendung, dieses endet mit den Worten des Sondershausener Pfarrers Jürgen Hauskeller „Die Beschäftigung mit dieser menschenverachtenden Ideologie, wo das Töten des Menschen zum Programm gehört, hat einfach die Jugendlichen dazu befähigt …“ und geht direkt in die ersten Akkorde des Lieds Werwolf über.

Die Band selbst charakterisiert ihre Musik in der Coverbeilage mit dem Hinweis: „ABSURD plays True archaic German Black Metal in a political incorrect sense exclusively.“ Allerdings entspricht die Veröffentlichung weder dem Satanismus als ideologischer Grundlage des Black Metal (in der Beilage des vorigen Demos Out of the Dungeon hatte die Band geschrieben: „Don’t be stupid Satanists - Be luciferian pagans!“), noch ist die Musik an die Vorreiter der ersten Welle oder die Bands der damaligen zweiten Welle angelehnt. Das Webzine FinalWar charakterisiert den Stil der frühen Absurd-Veröffentlichungen als „Melange Black Metal / Oi / Horrorpunk“ mit „Keller-Sound“,[5] bei Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss wird die Musik als „dilettanisch und primitiv“[6] bezeichnet.

Die Aufnahmequalität ist situationsbedingt schlecht, die sind Texte trotzdem leicht verständlich und thematisch verschieden. Während Werwolf und Pesttanz morbide Thematiken und Aussagen besitzen (Werwolf auf Beutezug und Lobpreisung der Pest als reinigende Kraft), beschreiben die restlichen Lieder Gefühlslagen, The Gates of Heaven und Mourning Soul sind melancholisch gehalten.

Titelliste

  1. Werwolf – 02:57
  2. The Gates of Heaven – 03:11
  3. Pesttanz – 02:43
  4. Eternal Winter – 04:11
  5. Mourning Soul (live) – 02:05

Coverbeilage

Das Inlay der Kassettenhülle zeigt als Covergrafik eine Fotografie des Grabes von Sandro Beyer, der 1993 von den damaligen Mitgliedern der Band ermordet wurde, im Inneren steht der Zusatz „The cover shows the grave of Sandro B. murdered by horde ABSURD on 29.04.93 AB.“ sowie der Hinweis „ABSURD plays True archaic German Black Metal in a political incorrect sense exclusively.“, mit dem die Band ihren eigenen Stil charakterisiert. Auf Angaben zu Bandbesetzung und Kontaktadresse wurde absichtlich verzichtet („No line up / No contact-address.“).

Zusätzlich enthält das Inlay das Gedicht Boldly stand erect aus dem 1896 unter dem Pseudonym Ragnar Redbeard veröffentlichten Buch Might is Right[7], als einzige Quellenangabe ist der Titel des Buchs angegeben. Daneben findet sich eine Widmung an „volksdeutsche Comrades in Schlesien and Pommern“ in englischer Sprache, welche eine „ewige Einheit des Großgermanischen Reichs“ propagiert und den „großen Geist des Führers Adolf Hitler“ beschwört. Die Widmung endet mit den Worten „One day the world will know that Adolf Hitler was right, and that will be the day of our final victory. HATE IS OUR PRAYER – REVENGE IS OUR BATTLECRY.“

Medienpräsenz

Wegen der Covergestaltung und der Tatsache, dass das musikalische Material offensichtlich im Gefängnis aufgenommen werden konnte, erregte die Veröffentlichung des Tapes das Interesse der deutschen Medien.

Durch die Erwähnung in Mainstream-Medien erlangte Thuringian Pagan Madness hohe Bekanntheit, die beiden Lieder Werwolf und Pesttanz zählen zu den bekanntesten Liedern der Band [8]. Das Lied Werwolf („Im Wald hört niemand der Opfer Schrei […]“) wurde von den Medien in einen Kontext mit dem Mord an Beyer gestellt, dessen Leiche man im Wald zu beseitigen versuchte, gleichwohl es bereits einige Monate vor dem Mord erstmals veröffentlicht wurde.

„Noch während der Haftzeit erschien eine „Absurd“-CD, deren Cover ein Foto der von Vikernes abgebrannten Fantoft-Kirche ziert; eine Kassette zeigt den Grabstein des ermordeten Sandro Beyer.“

„Noch während seines Gefängnisaufenthalts konnte Möbus mit seiner Band ‚Absurd‘ eine CD und eine Musikkassette aufnehmen und veröffentlichen. Das Cover ziert das Grab des ermordeten Sandro Beyer. ‚Er wurde von Absurd am 29. April 93 ermordet‘, steht daneben.“

Thilo Thielke: „Töten für Wotan“ in Der Spiegel, Heft 38/2000, Seite 134

„Auch der Gefängnisaufenthalt hielt den fortan als „Satansmörder“ bekannten Jung-Nazi nicht davon ab, mit seiner Band „Absurd“ eine CD und eine Musikkassette aufzunehmen und zu veröffentlichen. Auf dem Cover: das Grab des ermordeten Sandro Beyer, mit dem Zusatz „Er wurde von Absurd am 29. April 93 ermordet“.“

„While Möbus served an eight-year sentence for murder, Graveland released the Absurd tape Thuringian Pagan Madness with a cover photograph of Beyer's gravestone, thus garnering the group further notoriety in the Nazi black metal scene.“

Sonstiges

Über das Absurd-Label Nebelklang und diesem nahestehende Musik-Vertriebe im Internet wird seit 2008 ein T-Shirt vertrieben, auf dem auf der Rückseite „Thuringian Pagan Madness“ steht, auf der Vorderseite ist das ursprüngliche Logo der Band mit Petruskreuz und invertiertem Pentagramm zu finden.

Einzelnachweise

  1. Angaben des Datums der Lieder im Booklet der W.T.C.-Pressung von Facta Loquuntur
  2. Moynihan, Søderlind: Lords of Chaos, First Edition, Feral House 1998, ISBN 0-922915-48-2, Seite 258
  3. Christian Dornbusch, Hans-Peter Killguss: Unheilige Allianzen. Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus. Münster, Unrast Verlag, 2005, S. 151
  4. A-blaze Nr. 4, erschienen am 2008-06-04, Seite 19
  5. Absurd-Rezensionen bei FinalWar
  6. Christian Dornbusch, Hans-Peter Killguss: Unheilige Allianzen. Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus]]. Münster, Unrast Verlag, 2005, S. 148
  7. Ragnar Redbeard: Might is Right, or The Survival of The Fittest, 2006 Lulu.com, ISBN 978-1-41169-858-1, verfügbar auf Google Books. Das Gedicht findet sich am Ende des Kapitels Iconoclastic auf Seite 48.
  8. Eigenangaben auf Album Der Fünfzehnjährige Krieg
  9. „Ein wahrer Nationalsozialist“
  10. Black Sun: Aryan Cults, Esoteric Nazism, and the Politics of Identity, 2003 New York University Press, ISBN 0-814-73155-4, Seite 206

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