Tharandt

Stadt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Sachsen, Deutschland
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Tharandt ist eine Kleinstadt im sächsischen Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Sie ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Tharandt und ist durch die von Johann Heinrich Cotta 1811 als zunächst private Forstliche Lehranstalt Tharandt gegründete, erste und damit älteste deutsche sowie weltweit zweite forstliche Fakultät, bekannt. Diese gehört heute als Fachrichtung zur Technischen Universität Dresden. Aufgrund dieser langen Tradition wird Tharandt auch Forststadt genannt. Sie ist ein touristischer Anziehungspunkt, außerdem führen durch die Stadt die Ferienstraße Silberstraße und die Sachsen-Franken-Magistrale der Eisenbahn.

Wappen Deutschlandkarte
Datei:WappenStadtTharandtSeit2002QuelleWWW.THARANDT.DE.gif
Tharandt
Deutschlandkarte, Position der Stadt Tharandt hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 59′ N, 13° 35′ OKoordinaten: 50° 59′ N, 13° 35′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Verwaltungs­gemeinschaft: Tharandt
Höhe: 214 m ü. NHN
Fläche: 71,23 km2
Einwohner: 5198 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 73 Einwohner je km2
Postleitzahl: 01737
Vorwahlen: 035203 (Ortsteil Grillenburg: 035202)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: PIR, DW, FTL, SEB
Gemeindeschlüssel: 14 6 28 400
Stadtgliederung: 4 Ortschaften, 7 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Schillerstraße 5
01737 Tharandt
Website: www.tharandt.de
Bürgermeister: Silvio Ziesemer (parteilos)
Lage der Stadt Tharandt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
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Karte

Geographie

Tharandt liegt an der Wilden Weißeritz, östlich angrenzend an den Tharandter Wald, südwestlich von Freital und Dresden.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind Dorfhain, die Stadt Freital, Höckendorf, Pretzschendorf und die Stadt Wilsdruff. Im westlich gelegenen Landkreis Mittelsachsen grenzen Bobritzsch und Halsbrücke an.

Stadtgliederung

Die Stadt Tharandt besteht aus 7 Ortsteilen und 4 Ortschaften:

Die Siedlung Tharandt bildet eine Ortschaft und einen Ortsteil der Stadt und liegt auf der gleichnamigen Gemarkung.

Geschichte

 
Tharandt um 1900
 
Blick von der Burg ins Schloitzbachtal
 
Bahnhof Tharandt

Tharandt wurde erstmals sicher in einer Urkunde von 1216 erwähnt.

Die erste Burg Tharandt ließ Dietrich der Bedrängte errichten. Ihr Nachfolgebau, ein Werk des Arnold von Westfalen, war Witwensitz der Herzogin Sidonie (Zděnka, † 1510). Nach einer schweren Zerstörung durch Blitzschlag im 16. Jahrhundert gab Kurfürst August I. die Burg zum Abbruch frei.

Besonders während der frühen Neuzeit wurde für die Stadt der Name 'Granaten' (gelegentlich: '[Amts-]Städtlein Granaten unterm Tharandt') verwendet, wobei jedoch in den schriftlichen Quellen (z. B. Steuerverzeichnisse) dieses Zeitraumes der Stadtname 'Tharandt' niemals gänzlich verschwindet.

1609 erweiterte Kurfürst Christian II. die mindestens bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts vorhandene Stadtgerechtsame, die sich unmissverständlich beispielsweise im Vorhandensein einer Ratsverfassung äußerte, durch Verleihung des Rechtes, ein Stadtsiegel führen und einen Jahrmarkt abhalten zu dürfen.

Ende des 18. Jahrhunderts, mit der Zeit der Empfindsamkeit, setzte langsam der Tourismus ein. Friedrich Schiller (Gedenktafel am Gasthaus Schillereck am Markt), Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich von Kleist und andere Berühmtheiten weilten hier. Nach der Gründung der Forstakademie wurde Tharandt zur Gelehrten- und Studentenstadt. Bäcker und Fleischer, Schneider und Schuhmacher, nicht zuletzt die Wirte profitierten von dieser Entwicklung. Auch Studentenverbindungen entstanden in Tharandt, vor allem akademische Jagdkorporationen.

In der DDR-Zeit war die Stadt ein Zentrum der Umweltschutzbewegung im späteren Umweltbildungshaus „Johannishöhe“.

Während der Jahrhundertflut 2002 wurden vier Häuser im rechts der Burg gelegenen Weißeritztal zerstört und die Bibliothek nebst Bestand der Forstakademie beschädigt.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

Jahr Einwohner
1970 3.714
1998 5.795
1999 5.790
2000 5.734
2001 5.722
Jahr Einwohner
2002 5.700
2003 5.663
2004 5.688
2005 5.635
2006 5.615
Jahr Einwohner
2007 5.646


Politik

Wappen

Das Tharandter Stadtwappen ersetzt seit Januar 2002 die Wappen der durch die sächsische Gemeindegebietsreform vereinigten drei Gemeinden Kurort Hartha, Pohrsdorf und Tharandt.

Blasonierung: „In Grün eine gestürzte eingeschweifte rote Spitze mit nach unten sich verjüngendem Silberbord, darin eine stilisierte symmetrische silberne Ruine, bestehend aus freistehendem romanischem Rundbogenportal mit Schwelle und beidseitigen halbhohen Mauerresten, vorne und hinten je eine nach außen gewendete aufgerichtete achtendige silberne Rothirschstange.“

Die Schilddreiteilung verdeutlicht die Stadtbildung aus den drei ehemaligen selbstständigen Gemeinden, allen gemeinsam die Farbe Grün des Tharandter Waldes und ihre Lage im Kerbtal, das durch die gestürzte Spitze dargestellt wird. Die Hirschstangen symbolisieren den Wildreichtum des Tharandter Waldes, dessen gesundheitsfördernde Wirkung und die Verbundenheit mit der forstlichen Lehranstalt in Tharandt. Das stilisierte silberne Gemäuer in der Spitze steht für geschichtliche Bauten wie die Burgruine Tharandt und andere in der Region.

Gedenkstätten

Ein Gedenkstein aus dem Jahre 1952 auf dem Ortsfriedhof erinnert an sieben vorwiegend französische KZ-Häftlinge eines Todesmarsches aus dem Außenlager Neustassfurt des KZ Buchenwald, die im Frühjahr 1945 von SS-Männern ermordet wurden. Daneben erläutert seit 1992 eine Tafel mit französischem Text den Hergang.

Wirtschaft und Infrastruktur

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Verkehr

Tharandt liegt an der Bahnstrecke Dresden-Werdau, der Sachsen-Franken-Magistrale, und ist Endpunkt der S-Bahn Dresden (S 3). Die nächsten Autobahnen sind die Bundesautobahnen 4 (AS Wilsdruff, 10 km) und 17 (AS Dresden-Gorbitz, 9 km). Der nächste Flughafen ist der Flughafen Dresden (28 km).

Tharandt liegt im Verkehrsgebiet des Verkehrsverbunds Oberelbe (VVO) und gehört zur Tarifzone Freital.

 
S-Bahn (S3) am Tharandter Bahnhof

Folgende Linien halten in Tharandt:

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

  • Sidonie von Böhmen († 1. Februar 1510 Tharandt), Herzogin von Sachsen, Gemahlin des Herzogs Albrecht der Beherzte (u. a. ehem. Sidonienquelle und Sidonienapotheke in Tharandt)
  • Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 Frankfurt am Main, † 22. März 1832 Weimar) - Dichter, Theaterleiter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann; weilte ab 1813 mehrfach zu Besuch bei Heinrich Cotta und wohnte im Stadtbad-Hotel (heute: Standort Neubau Mensa und Bibliothek der TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften, Gedenktafel)
  • Johann Christoph Friedrich von Schiller (* 10. November 1759 Marbach am Neckar, † 9. Mai 1805 Weimar) - Dichter, Dramatiker, Philosoph sowie Historiker; weilte vom 17. April bis 21. Mai 1787 im Gasthof zum Hirsch (heute: Schillereck mit Gedenktafel) und vollendete seinen „Don Karlos“ (Schillerstr. in Tharandt und F.-v.-Schiller-Str. in Kurort Hartha)
  • Friedrich August Karl Geyer (* 12. März 1853 Großenhain, † 22. Januar 1937 Tharandt), sächsischer Finanzminister (USPD), MdL, Redakteur
  • Willi Heidenreich, Kopf einer Widerstandsgruppe im Dritten Reich, Förster in Tharandt, starb 1967 in Berlin
  • Max Friedrich Kunze (* 10. Februar 1838 Wildenthal, † 9. März 1921 Tharandt) - Mathematiker, Geodät
  • Friedrich Christian Schlenkert (* 8. Februar 1757 Dresden, † 16. Juni 1826 Tharandt) - Schriftsteller, Lehrer
  • Samuel Joh. von Dannenberg (* 24. Juni 1784 Wiburg, † 18. Dezember 1838 Tharandt) - Russ. Kais. General-Major beim General-Stabe, Ritter vieler hoher Orden, Grabmal mit deutscher und russischer Inschrift vormals im Stadtpark und heute auf dem Friedhof in Tharandt
  • Emil Freiherr von Milkau (* 22. Oktober 1847, † 29. Mai 1916), Förderer des Kurwesens in der Stadt Tharandt, u. a. Sanatorium SANITAS von Dr. Haupt (heute Rathaus) und Milkau-Villa (Nobbe-Bau der TU Dresden, derzeit Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt); Familiengruft auf dem Friedhof

Literatur

  • Harald Thomasius et al.: Geschichte der Forststadt Tharandt in Bildern. Rat der Stadt Tharandt und Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik, Ortsgruppe Tharandt, Tharandt 1979
  • Tharandt um die Jahrhundertwende. Zusammengestellt vom Kulturamt der Stadt Tharandt. Geiger, Horb am Neckar 1993, ISBN 3-89264-826-3
  • Wolfgang Heinitz: Tharandt. Auf Wegen durch Vergangenheit und Gegenwart. Tharandter Marginalien, Heft 2. Burgen- und Geschichtsverein, Tharandt 1996
  • Andreas Roloff, Ulrich Pietzarka: Der Forstbotanische Garten Tharandt. Forstbotanischer Garten Tharandt, TU Dresden. Atelier am Forstgarten, Tharandt 1996, ISBN 3-00-000572-2
  • Dr. Herbert Wilhelmi: Forstliche Denkmale in Sachsen - Mittlerer Landesteil -, Hrsg. Sächsischer Forstverein e. V., 1999
  • Wolfgang Heinitz: Hab mein Wage vollgelade. Geschichtliches und Gegenwärtiges von Fuhrleuten, Postboten, Eisenbahnern und Autofahrern. Tharandter Marginalien, Heft 5. Burgen- und Geschichtsverein Tharandt e. V., Tharandt 2000, ISBN 3-932832-04-3

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 15. Mai 2022 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 11. Februar 2025. (Hilfe dazu).
Commons: Tharandt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien