Jülich

Stadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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Wappen Karte
Stadtwappen der Stadt Jülich Lage der Stadt Jülich in Deutschland
Wahlspruch:
Historische Festungsstadt
Moderne Forschungsstadt
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Kreis: Kreis Düren
Fläche: 90,4 km²
Einwohner: 34.014 (31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte: 377 Einwohner/km²
Höhe: 83 m ü. NN
Postleitzahl: 52428
Vorwahl: 02461
Geografische Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:50_55_16_N_06_21_30_E, 2:50° 55' n. B.
6° 21' ö. L.
Kfz-Kennzeichen: DN
Gemeindeschlüssel: 05 3 58 024
Stadtgliederung: 16 Stadtteile/Stadtbezirke
Website: www.juelich.de
E-Mail-Adresse: info@juelich.de
Politik
Bürgermeister: Heinrich Stommel (Parteilos)

Jülich ist eine mittlere kreisangehörige Stadt im Kreis Düren, Nordrhein-Westfalen, Deutschland.

Geographie

Jülich liegt im Rurtal an der Rur. Jülich und sein Umland liegen im Norden der Jülich-Zülpicher-Börde. Begrenzt wird das Stadtgebiet im Norden von der Stadt Linnich, im Nordosten von der Gemeinde Titz, im Südosten von der Gemeinde Niederzier, im Süden von der Gemeinde Inden und im Westen von der Gemeinde Aldenhoven. Die größte Ausdehnung von Ost nach West beträgt 13,3 km und von Nord nach Süd 10,9 km. Der höchste Punkt von Jülich liegt in Bourheim bei 110 m (außer Sophienhöhe), der tiefste bei 70 m in Barmen. Jülich besteht neben der Kernstadt aus den Stadtteilen Altenburg, Barmen, Broich, Bourheim, Daubenrath, Güsten, Kirchberg, Koslar, Lich-Steinstraß, Mersch, Merzenhausen, Pattern, Selgersdorf, Stetternich und Welldorf.


Stadtbezirke

Die Stadt Jülich gliedert sich in 16 Stadtbezirke:

  • Kernstadt
  • Altenburg
  • Barmen
  • Bourheim
  • Broich
  • Daubenrath
  • Güsten
  • Kirchberg
  • Koslar
  • Lich-Steinstraß
  • Mersch
  • Merzenhausen
  • Pattern
  • Selgersdorf
  • Stetternich
  • Welldorf (mit Serrest)

Geschichte

 
Maximaler französischer Ausbauplan von Jülich

Jülich wird erstmals in römischer Zeit als Kastell Juliacum an einer Straße durch das Rurtal genannt. Die Grafen und Herzöge von Jülich bauen ihre Macht im Mittelalter aus und erheben Jülich 1234 (Graf Wilhelm IV.) zur Stadt. Durch Schlachten gegen den Erzbischof von Köln wird Jülich 1239 zerstört. Am 14. Oktober 1279 schließen die Grafen von Jülich mit dem Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg den Frieden zu Pingsheim. 1416 erhält die Stadt von Herzog Rainald von Jülich-Geldern das finanzielle Selbstbestimmungsrecht. 1547 wird die Stadt nach einem Brand im Stil der Renaissance als Idealstadt unter Leitung des Architekten Alessandro Pasqualini neu gebaut. Die Zitadelle wird später von dem französischen Festungsbaumeister Sébastien le Prestre de Vauban besucht und als vorbildlich beurteilt. Nachdem die Herzogliche Linie 1609 ausstirbt, wird das Herzogtum Jülich aufgeteilt. Die Stadt gehört danach mit dem Herzogtum zu Pfalz-Neuburg, dann Kurpfalz (1685) und Bayern (1685).

1794 bis 1814 gehört Jülich als Juliers im Departement Roer zum französischen Staatsgebiet. Die Franzosen erweitern die Festungsanlagen um den napoleonischen Brückenkopf an der Rur. 1815 wird Jülich preußische Festungsstadt und Kreisstadt. Die Festung wird 1860 geschleift.

Datei:Juelich-zerstoert-1944.jpg
Das zerstörte Jülich

Am 16. November 1944 (Zweiter Weltkrieg) wird Jülich bei einem Angriff alliierter Bomber zu 97% zerstört, da es - obwohl die Stadtanlage, der Brückenkopf und die Zitadelle längst nicht mehr als Festung genutzt werden - als ein Haupthindernis bei der Einnahme des Rheinlandes gilt. In den Jahren 1949 bis 1956 erfolgt der Wiederaufbau des Stadtkerns, bei dem es gelingt, den überlieferten Renaissance-Grundriss zu erhalten.

1998 findet die Landesgartenschau in Jülich statt. Durch diese Entscheidung wurde die umfangreiche Restaurierung der Festungsanlagen des Brückenkopfes und die Anlage eines großen Naherholungsgebietes - des Brückenkopfparks - ermöglicht.

In der heutigen Zeit erhält Jülich vor allem durch das weltweit bekannte Forschungszentrum (seit 1956), das Kurzwellensendezentrum der Deutschen Telekom AG und die Fachhochschule (seit 1970) Bedeutung. Wahrzeichen von Jülich ist der Hexenturm.

Bevölkerungsentwicklung

Umfassendere Daten zur Jülicher Bevölkerungsentwicklung finden sich unter Jülich/Bevölkerungsentwicklung.

 
Bevölkerungsentwicklung von Jülich seit 1800
Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohnerzahl   Jahr Einwohnerzahl   Jahr Einwohnerzahl
300 1.500   1900 4.964   31.12.1960 14.339
1533 1.300   1920 7.688   31.12.1970 20.778
1647 1.300   1931 10.051   31.12.1980 30.433
1735 1.520   1939 12.000   31.12.1990 31.149
1795 2.025   30.04.1945 100   31.12.2000 33.434
1802 2.429   31.12.1948 8.120   31.12.2004 34.022
1860 3.119   31.12.1951 10.182      

Klima

Die folgenden Daten wurden erhoben von der meteorologischen Station des Forschungszentrums Jülich.

Jahresmittelwerte von 1961-2004
  Jahresmittel Minimum Maximum
Temperatur in °C 9,8 -21,1 (1979) 37,6 (2003)
Sonnenscheindauer in h 1528 1224 (1981) 2168 (2003)
Niederschlag in mm 693 441 (1976) 1042 (1966)
Windgeschwindigkeit in m/s 3,1 2,6 (89/92) 3,8 (1970)

Bildung und Forschung

Das Forschungszentrum Jülich ist eine der größten Forschungseinrichtungen Europas. Ein weiterer Studienstandort ist die Abteilung Jülich der Fachhochschule Aachen. Das Technologiezentrum Jülich beherbergt Existenzgründer und innovative Unternehmen, um Technologietransfer aus den Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Region zu erleichtern.

In Jülich gibt es fünf Grundschulen (GGS Nord, GGS Ost, GGS Süd, GGS West und Katholische Grundschule), zwei Sonderschulen (Schirmerschule für Lernbehinderte und Stephanus-Schule für geistig Behinderte), sowie fünf weiterführende Schulen (Gemeinschaftshauptschule, Realschule, Mädchengymnasium, Gymnasium Haus Overbach, Gymnasium Zitadelle)

Freizeit- und Sport

Im ganzen Stadt- und Umlandbereich finden sich vielfältige Möglichkeiten für Freizeit- und Sportaktivitäten. So existieren sowohl ein gut ausgebautes Radweg-, als auch Wandernetz entlang der Rur, die eine Vielzahl Routen durch Natur- und Landschaftsschutzgebiete anbieten. Besonders hervorzuheben ist die nahe Sophienhöhe - ein durch den Tagebau Hambach entstandener künstlicher Berg: Neben Wander-, Reit- und Radwegen bieten sich hier günstige Verhältnisse für Drachenflieger und Wintersportler.

Jülich besitzt mehr als 60 Sportvereine mit mehreren Fußball- und Tennisplätzen, sowie Reit- und Turnhallen. Bekannt ist vor allem der mehrfache Europapokalsieger und Tischtennis-Bundesligist TTC Jülich.

Der SC Jülich 1910 war drei mal in Folge deutscher Fußball-Amateurmeister, und ist somit Deutschlands erfolgreichster Amateurverein. Der Verein wurde in SC Jülich 1910/97 umbenannt.

Städtepartnerschaft

Jülich hat seit 1964 eine Städtepartnerschaft mit der nordfranzösischen Stadt Haubourdin.

Verkehr

Autobahnanschlüsse

  • (Abfahrt Düren / Jülich)
  • (Abfahrt Jülich Ost / Mersch aus Richtung Düsseldorf)
  • (Abfahrt Jülich West / Koslar aus Richtung Aachen)
  • Rurtalbahn (Linnich - Jülich - Düren - Heimbach)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Stadtgeschichtliches Museum

Siehe auch: Liste deutscher Museen nach Orten, Liste deutscher Museen nach Themen

Bauwerke

 
Hexenturm, Jülich

Besonders hervorzuheben sind:

Kurzwellenzentrum Jülich

1956 errichtete der Westdeutsche Rundfunk auf der Merscher Höhe den ersten Kurzwellensender. In den Folgejahren wurde diese Anlage stark ausgebaut. Am 1. September 1961 wurde diese Anlage im Zuge der Gründung der Deutschen Welle an die damalige Deutsche Bundespost übergeben. Im Laufe der Zeit wurden 10 Sender mit Leistungen von 100 Kilowatt installiert, wobei als Sendeantennen riesige Dipolwände zwischen freistehenden Stahlfachwerktürmen gespannt wurden. Heute werden diese Sender zum überwiegenden Teil an ausländische Anbieter vermietet. In den 90er Jahren wurde auf dem Areal des Kurzwellenzentrums Jülich auch eine Sendeanlage für Mittelwelle, bestehend aus an einer an einem Turm der Sendestation abgespannten Langdrahtantenne. Sie sollte zur Verbreitung des Programms von Radio Viva auf 702 kHz genutzt werden, allerdings ging diese Anlage nie planmäßig in Betrieb.

Sonstiges

Reliquien der Christina von Stommeln

Lokale Bräuche

Muttkrate

In Jülich Geborene nennt man Muttkrat (Mehrzahl: Muttkrate). Diese Bezeichnung wird von den Jülichern mit stolz verwendet, auch wenn die Herkunft des Wortes wenig schmeichelhaft ist: Die Bezeichnung leitet sich aus den Worten Mutt (Schlamm) und Krat (Kröte) ab. Die Kröten verkrochen sich bei Gefahr in den Schlamm der Festungsgräben.

Lazarus Strohmanus

Zum Jülicher Karneval gehört seit mehr als dreihundert Jahren der Brauch des Lazarus Strohmanus. Lazarus, eine blau-weiß bekleidete Strohpuppe, wird am Veilchendienstag durch die Stadt getragen und an zentralen Orten mit einem Sprungtuch in die Luft geworfen ("gepreckt"). Nach Einbruch der Dunkelheit wird der Lazarus bei einem großen Hochfeuerwerk von der Stadionbrücke aus in der Rur versenkt.

Siehe auch: die verwandte Nubbelverbrennung

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Eva Behrens-Hommel: Sagen und Überlieferungen des Jülicher Landes, 1996, ISBN 3-87227-061-3
  • Eva Behrens-Hommel: Mundartsammlung des Jülicher Landes, 1997, ISBN 3-87227-062-1
  • Günter Bers: Jülich - Geschichte einer rheinischen Stadt, Jülich 2004, ISBN 3-932903-26-9
  • Guido von Büren (Hrsg.): Jülich Stadt - Territorium - Geschichte, Kleve 2000, ISBN 3-933696-10-7
  • Ulrich Coenen: Von Juliacum bis Jülich. Die Baugeschichte der Stadt und ihrer Vororte von der Antike bis zu Gegenwart, 2. Aufl., Aachen 1989. ISBN 3-925714-17-0
  • Ulrich Coenen: Stadt Jülich = Rheinische Kunststätten, Heft 368, Neuss 1991. ISBN 3-88094-696-5
  • Conrad Doose/Siegfried Peters: Renaissancefestung Jülich, 1998, ISBN 3-87227-058-3
  • Ulrich Eckardt/Wolfgang Hommel/Werner Katscher: Flug über Jülich, 2003, ISBN 3-87227-076-1
  • Dr. Erwin Fuchs/Wolfgang Hommel: Die Jülicher und ihre Wurzeln, 1997, ISBN 3-87227-063-X
  • Wolfgang Hommel: Stadtführer Jülich, 1998, ISBN 3-87227-065-6
  • Wolfgang Hommel: Jülich im Aufbruch - Landesgartenschau und Stadtentwicklungsprogramm Jülich '98, 1998, ISBN 3-87227-098-2
  • Hartwig Neumann: Stadt und Festung Jülich auf bildlichen Darstellungen, Bonn 1991. ISBN 3-7637-5863-1
  • Gabriele Spelthahn: An der Synagoge - Jülich und der Holocaust, 1997, ISBN 3-930808-08-0
  • Dietz-Rüdiger Moser: Lazarus Strohmanus Jülich - Ein christlicher Volksbrauch, 2000, ISBN 3-980-4213-7-6

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