Willy Haas

deutscher Publizist und Literaturkritiker
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Willy Haas (* 7. Juni 1891 in Prag; † 4. September 1973 in Hamburg) war ein deutscher Publizist, Filmkritiker und Drehbuchautor.

Leben

Willy Haas – Sohn eines jüdischen Anwalts – studierte Rechtswissenschaften und war bereits in jungen Jahren mit Franz Werfel, Paul Kornfeld und Johannes Urzidil befreundet und hatte persönlichen Umgang mit Franz Kafka und Max Brod, wodurch sein nachhaltiges Interesse für Literatur geweckt wurde. Zu diesem Kreis, der sich im Prager Café Arco traf, zählte auch der Ernst Polak, der Ehemann von Milena Jesenská.

Bereits im Alter von 20 Jahren gründete Willy Haas die Herder-Blätter, in der viele Veröffentlichungen seiner literarischen Freunde erschienen und für die er selbst Essays verfasste. Nach dem Ersten Weltkrieg ging Haas nach Berlin, wo er neben der redaktionellen Tätigkeit als Drehbuchautor (Die freudlose Gasse) und Filmkritiker (vor allem für den Film-Kurier) arbeitete. Gemeinsam mit Ernst Rowohlt gründete er 1925 die Wochenzeitung Die literarische Welt.

Als 1933 seine Berliner Wohnung mehrfach durchsucht wurde, emigrierte er nach Prag, wo er als Zeitungsredakteur, unter anderem für die Prager Presse arbeitete. Nach der deutschen Besetzung Prags 1939 ging er zunächst nach Italien und von dort nach Indien, wo er als Drehbuchautor für mindestens zwei indische Filme von Mohan Bhavnani tätig war.[1][2] Nach Kriegsende kehrte er 1947 nach Deutschland zurück und lebte in Hamburg. Dort war er unter anderem für Die Welt und Welt am Sonntag sowie für andere Zeitschriften, Zeitungen und den Rundfunk aktiv. 1998 setzte Die Welt mit der Samstagsbeilage Die literarische Welt die Tradition des literarischen Wochenblatts der Weimarer Republik fort.

Haas war 1919 bis 1921 mit der Übersetzerin Jarmila Ambrozova, von 1924 bis 1936 mit Hanna Waldeck (ein Sohn, * 1925) und ab 1947 mit Herta Doctor verheiratet.

Auszeichnungen

Nachwirkung

Franz Werfel setzte seinem Jugendfreund Willy Haas in seinem letzten Roman Stern der Ungeborenen mit der Figur des „BH“ ein literarisches Denkmal.

Zu Haas' Gedächtnis verleiht Die Welt seit 1999 den WELT-Literaturpreis.

Das Hamburger Filminstitut CineGraph zeichnet Personen, die sich um das deutsche Filmerbe verdient gemacht haben, mit dem Willy Haas-Preis aus.

Filmografie

  • 1922: Der Kampf ums Ich
  • 1922: Der brennende Acker
  • 1923: Im Namen des Königs
  • 1924: Der geheime Agent
  • 1924: Dr. Wislizenus
  • 1925: Das Mädchen mit der Protektion
  • 1925: Die freudlose Gasse
  • 1926: Man spielt nicht mit der Liebe
  • 1926: Die Brüder Schellenberg
  • 1927: Das tanzende Wien
  • 1927: Die Weber
  • 1928: Heut tanzt Mariett
  • 1928: Der Biberpelz
  • 1928: Thérèse Raquin
  • 1929: Napoleon auf St. Helena
  • 1930: Der Galgentoni / Erlebnis einer Nacht (Tonka Sibenice)
  • 1933: L'amour qu'il faut aux femmes
  • 1933: Wege zur guten Ehe
  • 1940: Jhuthi Sharm
  • 1940: Premnagar

Werke

  • Gestalten der Zeit. 1930.
  • Die literarische Welt. Erinnerungen. 1957.
  • Herder-Blätter. Faksimile-Ausgabe zum 70. Geburtstag von Willy Haas. Besorgt von Rolf Italiaander. Photo von Rosemarie Clausen. Freie Akademie der Künste, Hamburg 1962.

Literatur

  • Pascale Avenel: Willy Haas et le périodique „Die Literarische Welt“ 1925–1933. Lille 1995.
  • Christina Prüver: Willy Haas und das Feuilleton der Tageszeitung „Die Welt“. Würzburg 2007.
  • Christoph von Ungern-Sternberg: Willy Haas 1891–1973. „Ein grosser Regisseur der Literatur“. München 2007.
  • Luisa Valentini: Willy Haas. Der Zeuge einer Epoche. Frankfurt am Main, Bern, New York 1986.

Einzelnachweise

  1. Artikel über Deutsche im Indischen Film in The Telegraph vom 16. Januar 2006
  2. http://www.fdk-berlin.de/arsenalarchiv/text2004/1004premnagar.html