Dragster

Rennwagentyp
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. September 2009 um 02:34 Uhr durch Slowrider (Diskussion | Beiträge) (Quellen hinzugefügt; Beschleunigung Top Fuel Dragster gemäß Angaben auf http://www.nitrolympx.com/event-info#drag-racing). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Dragster sind Fahrzeuge, die speziell für das Drag Racing (Beschleunigungsrennen) konstruiert oder modifiziert wurden. Dragster werden von großvolumigen, meist aufgeladenen Motoren mit bis zu einigen tausend PS Leistung angetrieben, die über sehr breite Antriebsräder auf die Strecke gebracht werden. Im engeren Sinn werden nur Rennwagen als Dragster, Motorräder hingegen als Drag Bikes bezeichnet.

Amateurklassen

Die Amateurklassen bzw. Sportsman-Klassen umfassen ein breites Spektrum, vom straßenzugelassenen Serienfahrzeug bis hin zum speziell für das Drag Racing konstruierten Rennwagen. Um einer immer stärkeren Aufrüstung der Fahrzeuge entgegen zu wirken und um die Kosten zu begrenzen, wird in den meisten Klassen nach einem Zeitindex gefahren. Die Fahrer müssen versuchen, möglichst nahe an die vorgegebene Zeit heran zu kommen. Eine Unterschreitung des Indexes führt zur Disqualifikation. Die klassische Renndistanz beträgt eine viertel Meile, was 402,34 Metern entspricht.

Public Race, Modified Public

In der Klasse Public Race können die Teilnehmer mit Serienfahrzeugen antreten, die auf der Viertelmeile schneller als 16,50 s aber langsamer als 11,99 s sind. An der Ziellinie erreichen die Fahrer Geschwindigkeiten bis zu 180 km/h. In dieser Klasse können auch Zuschauer mit ihren Wagen antreten. Die Klasse Modified Public ist reserviert für modifizierte Serienfahrzeuge, die schneller als 12,00 s, aber langsamer als 10,90 s sind. Motor und Fahrwerk dürfen in beiden Klassen modifiziert werden, die Änderungen müssen jedoch im Fahrzeugschein dokumentiert sein. Im Rennen sind Rennreifen erlaubt, deren ungewohnte Haftung auf der griffigen Piste bei manchen eine Schwachstelle in der Kraftübertragung offenlegt. Der Klassiker im Amateurbereich ist das Duell von großvolumigen US-amerikanischen Muscle Cars gegen den leichten, mit Porsche-Teilen und Turbolader aufgerüsteten VW Käfer. Fahrzeuge mit Frontantrieb haben konstruktionsbedingt Nachteile beim Start, können dies bis zum Ziel aber oft wettmachen.

Super Street, Super Gas, Super Comp

In den Klassen Super Street, Super Gas und Super Comp sind weitreichende Modifikationen an Motor und Karosserie erlaubt. Auch reine Rennwagen kommen zum Einsatz. Für diese Klassen werden Zeitindizes von 10,90 s (Super Street), 9,90 s (Super Gas) und 8,90 s (Super Comp) für die Viertelmeile vorgegeben. Die Fahrer müssen im Rennen versuchen, möglichst nahe an die vorgegebene Zeit heranzukommen. Eine Unterschreitung des Zeitindexes führt zur Disqualifikation, wodurch ein Wettrüsten verhindert wird. Jeder Automotor ist als Antrieb erlaubt, zwecks Aufladung können Turbolader und Roots-Typ-Kompressoren eingesetzt werden. Die Motoren dürfen mit Benzin, Benzin-Alkohol-Gemisch, Methanol oder Lachgas betrieben werden. Das Mindestgewicht der Rennwagen ist abhängig von der Klasse und von der Zylinderzahl. Je höher die Klasse, desto geringer das Mindestgewicht, je höher die Zylinderzahl, desto höher das Mindestgewicht. In den Klassen Super Street und Super Gas treten die Fahrer mit modifizierten Straßenfahrzeugen oder Roadstern an, in der Klasse Super Comp mit speziell konstruierten Dragstern.

Competition Eliminator
 
Top Methanol Dragster (vorn) und Competition Car (hinten)

Die höchste Amateurklasse ist die der Competition Cars, in der ohne Zeitindex gefahren wird. Die Sektion Competition Eliminator ist in mehrere Klassen unterteilt. Die Dragster, die mit ihrem langen Radstand den Dragstern der Profi-Teams ähneln und die sogenannten Altereds mit einer speziell angefertigten oder stark modifizierten Karosserie. Weitere Klassenkriterien sind die Motorisierung, die Aufladung und der verwendete Kraftstoff. Das Mindestgewicht der Dragster beträgt für V8-Motoren 612 kg, für 6-Zylinder-Motoren 454 kg und für 4-Zylinder-Motoren 386 kg. Die Mindestgewichte der Altereds sind um einige hundert Kilogramm höher. Eine typische Motorisierung ist etwa ein aufgeladener V8-Motor mit 4,6 l Hubraum. Die stärksten Competition Cars leisten bis zu 1.500 PS. Aufgrund des vergleichsweise geringen Gewichtes sind in dieser Klasse Viertelmeilenzeiten unter sieben Sekunden möglich, wobei über 300 km/h erreicht werden.

Pro Stock

 
Pro Stock von Warren Johnson auf der Waage

Die Klasse Pro Stock (PRO) ist reserviert für zweitürige Coupes aus der Serienproduktion, deren Alter höchstens 15 Jahre betragen darf. Modifikationen an Rahmen und Karosserie sind erlaubt, insbesondere müssen die Türen aber wie bei dem entsprechenden Serienfahrzeug funktionstüchtig sein. Kupplung, Antriebsstrang und Räder werden durch Spezialteile ersetzt. In der Pro Stock-Klasse sind ausschließlich konventionelle Achtzylinder-OHV-Saugmotoren mit untenliegender Nockenwelle und zwei Ventilen pro Zylinder erlaubt. Der maximale Hubraum beträgt 8.193,5 cm³ (500 cui) und ermöglicht bei Drehzahlen von etwa 8.000/min Maximalleistungen von über 1.200 PS.

Pro Modified

Die Klasse Pro Mod (PM) ist reserviert für modifizierte Fahrzeuge aus der Serienproduktion. Die Konstruktionen basieren zum Teil auf Fahrzeugen aus den 1930er bis 1950er Jahren oder auch auf Pick-Up-Trucks. An der Karosserie sind weitestgehende Modifikationen wie Absenkung des Daches, Verlängerung oder Verbreiterung erlaubt. Das zugrundeliegende Original muss jedoch erkennbar bleiben. Insbesondere müssen auch in dieser Klasse die Türen funktionstüchtig sein. Die Fahrzeuge der Klassen Pro Stock und Pro Mod werden daher auch als Doorslammer bezeichnet. In der Klasse Pro Mod sind Saugmotoren mit Lachgaseinspritzung und einem maximalen Hubraum von 14.748 cm³ (900 cui) zugelassen. Werden aufgeladene Motoren verwendet, zu erkennen an dem aus der Motorhaube ragenden Lufteinlass des Kompressors, ist der Hubraum auf 8.635 cm³ (527 cui) begrenzt. In jedem Fall müssen die Motoren konventionell aufgebaut sein, mit untenliegender Nockenwelle und zwei Ventilen pro Zylinder. Durch den Einsatz des Kraftstoffes Methanol in Verbindung mit Lachgas und mehr noch durch Aufladung kann die Motorleistung in der Pro Mod-Klasse auf über 2.500 PS gesteigert werden.

Top Methanol

Datei:P82200083.jpg
Top Methanol Funny Car am Hockenheimring

Die Fahrgestelle der Top Methanol-Klasse, der zweithöchsten Klasse sind Spezialanfertigungen aus Gitterrohr. Fahrzeuge mit Normallänge und aufgesetzter Kohlefaserkarosserie, deren Design meist an das amerikanischer Sportwagen angelehnt ist, werden als Top Methanol Funny Car (TMFC) bezeichnet. Der maximal zulässige Hubraum hängt von dem verwendeten Kompressortyp ab und beträgt 9.258,7 cm³ (565 cui) für Fahrzeuge mit Roots-Typ-Kompressor und 8.652,3 cm³ (528 cui) für Fahrzeuge mit Schraubenkompressor. Fahrzeuge mit langem Radstand werden als Top Methanol Dragster (TMD) bezeichnet. Der Hubraum von Dragstern ohne Kompressor ist auf 7.472,5 cm³ (456 cui) begrenzt, allerdings können diese Rennwagen mit Nitromethan betrieben werden. Für Fahrzeuge mit Roots-Typ-Kompressor ist der Hubraum auf 8.652,3 cm³ (528 cui) beschränkt, für Fahrzeuge mit Schraubenkompressor auf 7.636,3 cm³ (466 cui). Aufgeladene Motoren müssen mit Methanol betrieben werden. Als Antrieb kommen ausschließlich konventionelle Achtzylinder-OHV-Viertaktmotoren mit untenliegender Nockenwelle und zwei Ventilen pro Zylinder zum Einsatz, deren Design meist auf dem des Chrysler Hemi basiert. Mit den erlaubten Modifikationen leisten die V8-Motoren 2.500 bis 3.000  PS. Top Methanol Funny Cars und Dragster legen die Viertelmeile in weniger als sechs Sekunden zurück und erreichen bei der Zieldurchfahrt Geschwindigkeiten von 350 bis 400 km/h.

Top Fuel

 
Funny Car
 
Burn-out eines Top Fuel Dragsters am Hockenheimring

Unbestrittene Königsklasse sind die Top Fuel Dragster, die mit einem Gemisch aus 15 % Methanol und 85 % Nitromethan befeuert werden. Die Top Fuel-Klasse wird unterteilt in die Top Fuel Dragster (TF) mit langem Fahrgestell und die Funny Cars (FC). Die Fahrgestelle der Top Fuel-Klasse sind Spezialanfertigungen aus Gitterrohr. Die Funny Cars haben eine aufgesetzte Kohlefaserkarosserie, deren Design meist an das US-amerikanischer Sportwagen angelehnt ist. Die Abmessungen der profillosen Antriebsräder sind auf eine Breite von 47 cm sowie auf einen Umfang von 300 cm bzw. einen Durchmesser von 95 cm begrenzt. Funny Cars haben aufgrund des kurzen Radstandes ein besonders kritisches Fahrverhalten.

Der Hubraum ist auf 8.193,5 cm³ (500 cui) begrenzt. Das Design der Motoren basiert auf dem konventioneller Achtzylinder-OHV-Viertaktmotoren mit untenliegender Nockenwelle und zwei Ventilen pro Zylinder. Die meisten Teams verwenden die Aluminium-Replika des bewährten 426 Chrysler Hemi. Der Motorblock hat im Gegensatz zum Serienpendant jedoch keine Kanäle für Kühlflüssigkeit, da die Verdunstungskälte des Kraftstoffes während der kurzen Betriebsdauer zur Kühlung ausreicht. Zudem erhöht dies die Festigkeit des Motorblocks. Zylinderköpfe, Pleuel und die Kurbelwelle sind Spezialteile aus hochfesten Werkstoffen wie Titan. Zwei oder drei Zündkerzen pro Zylinder werden von einer Hochleistungszündanlage mit Spannung versorgt. Bereits zur Hälfte des Laufes sind die Zündkerzen komplett abgeschmolzen. Aufgrund der extrem heißen Auslassventile dieselt der Motor dann jedoch bereits, d.h. das Gemisch entzündet sich von selbst. Nach jedem Lauf wird der Motor komplett zerlegt und untersucht. Schadhafte Teile wie Lager, Pleuel oder Kolben werden ausgetauscht. Der Kompressor verdichtet pro Sekunde mehr als einen m³ Luft und presst das Kraftstoff-Luft-Gemisch mit einem Überdruck von bis zu 5 bar in die Brennräume. Allein zum Antrieb des Kompressors sind bereits etwa 1.500 PS nötig. Bei Vollgas verbraucht der Motor eines Top Fuelers etwa 5,7 l Kraftstoff pro Sekunde, in einem kompletten Lauf inklusive Burn Out etwa 40 bis 45 l. Bei Höchstdrehzahl erzeugen die aus den offenen Auslasskrümmern ausgestoßenen Abgase bis zu 3,6 kN Anpressdruck, was einem Gewicht von etwa 360 kg entspricht. Durch den energiereichen Kraftstoff Nitromethan und den enormen Ladedruck sind die Motoren in der Lage, kurzzeitig mehrere tausend PS zu mobilisieren. Die Dragster der europäischen Teams leisten etwa 6.000 PS, die der US-amerikanischen Top-Teams bis zu 8.000 PS. Top Fuel Dragster beschleunigen in weniger als fünf Sekunden auf über 500 km/h. Die 100 km/h-Marke wird nach etwa 0,8 Sekunden durchbrochen.

Während eines Laufs wirken Beschleunigungskräfte von 4 g auf die Fahrer, beim Start 5 bis 6 g. Sofort nach dem Durchfahren der Ziellinie werden Bremsschirme geöffnet, die die Fahrzeuge mit 6 g verzögern und zudem in der Längsachse stabilisieren. Der zur Zeit gültige Rekord (Stand: 13. September 2008) wurde am 12. November 2006 von dem US-Amerikaner Tony Schumacher von der Mannschaft US Army in Pomona/Kalifornien aufgestellt. Er legte die Viertelmeile in 4,428 s zurück und erreichte eine Endgeschwindigkeit von 527 km/h.

Jet Dragster

Jet Dragster werden von Strahltriebwerken mit 10.000, teils über 20.000 PS Leistung angetrieben. Jet Dragster sind jedoch keine eigene Motorsportklasse und nicht von der FIA reglementiert. Auch aus Sicherheitsgründen werden mit ihnen keine Wettrennen veranstaltet. Sie werden nur zu Showzwecken vorgeführt.

Quellen