Sense (Werkzeug)

Werkzeug zum Mähen von Gras, Getreide und kleinen Büschen
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Die Sense (althochdeutsch. segensa = die Schneidende; auf schwäbisch heißt die Sense immer noch „Säages“, wobei das ä lang und das a kurz gesprochen wird; auf Berndeutsch "Sägese") ist ein einfaches bäuerliches Gerät zum Abschneiden (Mähen) von Gras und Getreide.

Sensenherstellung um 1568
Datei:Sense.jpg
Eine Sense
Grasmahd mit Sense, bei Haselbach, Thüringer Wald, Anfang der 1940er Jahre
Mittelalterliches Mähen mit umgebundenem Wetzstein
Getreideernte mit der Sense; Abel Grimmer, 1607
Sense in der Heraldik (Niederschönhausen)

Bestandteile

Die Sense hat eine ca 60–80 cm lange, hinten breite und sich nach vorne zu einer Spitze verjüngende, gebogene Klinge aus geschmiedetem Stahl, das so genannte Sensenblatt. Das Sensenblatt lässt sich unterteilen in den Dengel (ein ca. 5 mm breiter Teil des Schneidblattes mit der Schneidkante), davon abgewandt den Rücken und die Hamme, der Ansatz, mit dem es mit dem Stiel verbunden ist.

Zum Führen der Sense wird ein eigens für sie konstruierter etwa mannshoher Holz- oder Metallstiel verwendet („Worb“, „Wurf“, „Sensenbaum“, „Sensenstiel“ oder „Sensengriff“), der unten an die Metallklinge angeschraubt ist. Eine ältere Befestigungsart nutzt einen Metallring und einen Holzkeil. Der Sensenbaum wird mit zwei Griffen versehen, je nach Region mit sehr verschiedenen Techniken.

Das Reff war ein aus Holz hergestellter fächerförmiger Anbau an der Sense für die Getreideernte. Es bestand aus einem Holzbügel und Sprossen, welche die Getreidehalme bei jedem Schnitt „sammelten“. [1]. [2] [3] [4]

Nutzung und Pflege

Das Blatt wird in schwingenden Bewegungen (Schnittrichtung von rechts nach links) bogenförmig dicht über die Erde durch das zu erntende Schnittgut geführt. In zahlreichen Filmen und Musikvideos wird dies heute falsch gezeigt: Oft holt hier der Arbeiter ähnlich wie mit einen Golfschläger aus und führt die Sense beim Rückschwung in einer weit ausholenden Bewegung vom Boden weg. Diese Darstellung entspringt einer laienhaften Vorstellung der Arbeit mit einer Sense.

Das Sensenblatt muss bei Gebrauch regelmäßig gepflegt werden. Das bedeutet einmal in kürzeren Abständen das Nachschärfen (Wetzen) mit einem Wetzstein, den man früher immer in einem Wetzsteinhalter („Kumpf“) mit sich zu führen pflegte, zum anderen das „Dengeln“, wobei der Dengel mittels der Finne eines Metallhammers (bzw. eines Dengelhammers) von der Hamme und zurück federnd bearbeitet wird. Das Dengeln dient zur Schärfung des Blattes, ebnet aber auch größere Scharten in der Schneide aus.

Geschichte

Während der Bauernkriege des Mittelalters wurde die Sense von den rebellierenden Bauern als einfache Waffe verwendet.

Die Sense ist auch bekannt als das Werkzeug der Schnitter und des Gevatter Tod (der „Sensenmann“).

Heutzutage ist die Sense im Agrarbereich durch den Mähdrescher und den Mähbalken ersetzt worden. In Haushalten mit Garten dominieren jetzt Rasenmäher und Motorsense. Allerdings ist sie für die Mahd in unzugänglichen Gebieten nach wie vor das Mittel der Wahl, auch in ärmeren Ländern besticht sie noch heute, da sie weder Treibstoff noch aufwändige Wartung benötigt. Auch in der Schweiz hat die Sense unter den Bergbauern noch nicht ausgedient.

Museen

In Achern (Baden) findet man das einzige Sensenmuseum („Sensen-Handwerk-Stadtmuseum“) Deutschlands. Der Museumsbesucher vollzieht beim Rundgang nach, wie in 30 Arbeitsschritten aus einem kleinen Stahlstück eine elastisch schwingende Sense entsteht. Gleichzeitig bekommt er Einblicke in die Geschichte der Technik. Das Sensenmuseum ist ein Musterbeispiel für frühindustrielle Fertigung und Arbeitsverhältnisse.

In Micheldorf in Oberösterreich gibt es ebenfalls ein „Sensenschmiede-Museum“. In vier Gebäuden wird die Unternehmenskultur sowie die Arbeits- und Lebenswelt der Sensenschmiede gezeigt. Alltagsszenen und geschichtlich bedeutende Momente aus dem Leben der „Schwarzen Grafen“ und ihrer Schmiede, ihrer Frauen und Kinder, werden mit über 40 lebensgroßen Figurengruppen nacherzählt.

In Walsheim, einem Dorf in der Biosphärenregion Bliesgau, befindet sich eine Sensenwerkstatt. Die Sensenwerkstatt ist eine Museumswerkstatt, die sich der Pflege und Weitergabe alter Handwerkskunst, sowie der ökologischen Natur- und Landschaftspflege widmet. In der Werkstatt selbst sind allerlei Gerätschaften, Werkzeuge und Bilddokumente rund um das Mähen mit der Sense ausgestellt. Hier kann man seine Sense auch begutachten, dengeln und einstellen lassen. Sensenmäh- und Dengelkurse können gebucht, sowie Sensen, Wetzsteine und anderes Zubehör erworben werden.

Siehe auch

Literatur

  • Bernhard Lehnert: Naturerlebnis - Mähen mit der Sense. 2000, Edition Europa, ISBN 3-931773-47-7
  • Bernhard Lehnert: Dengeln - die Kunst Sense und Sichel zu schärfen. 2005, BOD; ISBN 3-8334-2586-5
  • Anna Offner: "Land der Hämmer zukunftsreich - vom Sensenwerk zum Global Player. Eine Strukturanalyse der alpenländischen Sensenindustrie"; ISBN 3-8364-7572-3
Commons: Sense – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Webseite des Sensenvereins Deutschland
  • Webseite des österreichischen Sensenvereins
  • Webseite des Sensenmuseums in Achern (Baden)
  • Webseite des Sensenmuseums Geyerhammer im österreichischen Scharnstein
  • Webseite des Sensenschmiede-Museums im österreichischen Micheldorf
  • Webseite der Museumswerkstatt „Sensenwerkstatt“ von Bernhard Lehnert in Gersheim

Einzelnachweise

  1. Reff
  2. Reff im Museum Nastätten
  3. Bild: Sense mit Reff
  4. Bild2: Sense mit Reff von unten