Als Prädynastische Herrscher werden alle ägyptischen Herrscher bezeichnet, die im Zeitraum von etwa 3.300 bis etwa 3.100 v.Chr. regierten. Sie werden bewusst nicht als "Pharaonen" bezeichnet, da sie über kein geeintes Ägypten herrschten, viel mehr sind sie als Kleinkönige anzusehen. Jeder dieser Herrscher besaß sein eigenes Reich und lebte in mehr oder weniger friedlicher Koexistenz zu benachbarten Kleinkönigtümern.
Ni-Hor
Über die tatsächliche Lesung und Deutung seines Namens sind die Ansichten in der Ägyptologie geteilt. Flinders Petrie war sich unschlüssig und ordnete aufgrund der unsauber ausgeführten Darstellung des Zeichens dieses dem Nar-Fisch im Namen des Pharao Narmer zu.[1] Edwin van den Brink und Werner Kaiser hingegen betrachten die Lesung Ni-Hor als die Wahrscheinlichste, die vermehrt Zuspruch findet, da Knochenfunde in den Gräbern von Tarchan in eine Zeit datieren, in der Narmer noch gar nicht lebte.[2] Ni-Hors Name erscheint überwiegend auf Ton- und Steingefäßen, die in Gräbern bei Tarchan, Tura[3] und Naqada gefunden wurden.
Hat-Hor
Namen von Weneg/Prädynastische Herrscher Ägyptens
|
Horusname
|
Hr-h3t
|
Er ist belegt durch Gefäße mit seinem Namen aus Tarchan, ähnlich wie Ni-Hor.[4] [5] Die Lesung und Deutung seines Namens ist jedoch nicht sicher. Ägyptologen wie Toby Wilkinson und Edwin van den Brink sehen in dem Zeichen lediglich einen sehr unsauber ausgeführten Nar-Fisch und schreiben die Fundstücke König Narmer zu.[6]
Ni-Neith
Ni-Neith
|
Horusname
|
Nj-Nj.t
|
Ni-Neith ist bislang nur durch zwei Tonritzungen auf gebrannten Vasen bekannt, die aus dem Grab 257 in Helwan stammen. Die Lesung des Namens ist aufgrund der nachlässigen Ausführung problematisch, die Ägyptologen Edwin van den Brink und Christiane Köhler sind von einer Lesung als „Ni-Neith“ überzeugt. Eine genauere zeitliche Zuordnung steht noch aus.[7]
Pen-Abu
Pen-abu´s Name erscheint auf Felsritzungen bei Gebel Sheikh-Suleiman und Qustul, sowie auf Elfenbeinetiketten aus den Gräbern der Könige Skorpion II. und Ka in Abydos (dort allerdings ohne Serech). Aus Qustul stammt zudem eine rhombische Schieferpalette mit seinem Namen darauf.[8]
Die unsauberen Schriftführungen besonders in den Felsritzungen werfen Fragen zur tatsächlichen Lesung des Namens von Pen-abu auf. Günter Dreyer, dessen Theorie in der Ägyptologie immer mehr Zuspruch findet,[9] ist von der Darstellung eines Elefanten überzeugt.[10] Toby Wilkinson hingegen will das Gardiner-Zeichen D24 („Rand“ oder „Grenze“) erkannt haben. Peter Kaplony liest das Symbol als „chent“ (Gesegnet) und fühlt sich an die Domäne „Hor-sechenti-dju“ aus der Regierungszeit des Königs Djer (1. Dynastie) erinnert.[11]
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Doppelfalke
Doppelfalke
|
Horusname
|
Doppelfalke
|
Doppelfalkes königlicher Serech ist in seiner Darstellung einzigartig, denn er ist von zwei Horusfalken gekrönt. Die Falken schauen dabei einander an. Auffällig ist die Tatsache, dass der „Deckenbalken“ des Serech scharf eingeknickt ist und nicht die sonst übliche horizontale Linie aufweist. Jeder der Falken sitzt auf seiner eigenen Spitze. M. J. Cledat, Günter Dreyer und Edwin van den Brink vermuten dahinter eine tiefere Symbolik. Die beiden Falken könnten Unterägypten und den Sinai meinen, da Doppelfalke auch in letzterem regiert zu haben scheint.[12]
Dreyer sieht sich in der Darstellung des "eingeknickten Serechs" an Gardiner-Zeichen N26 erinnert und liest den Namen als „Dju Hor“ („Berg des Horus“)[13] Van den Brink hingegen liest den Namen als „(Hor-) Nebui“ und verweist auf eine Prunkpalette im Barbier-Müller Museum von Genf, auf der eine Standarte mit den beiden Falken darauf zu sehen ist.[14]
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Doppelfalke ist hauptsächlich in in der Nildelta-Region von Unterägypten nachweisbar, was darauf schließen lässt, dass sein Reich auf selbige begrenzt war. Ein einzelner Beleg stammt aus Abydos.[15] Die Funde, die seinen Namen tragen, sind überwiegend Ton- und Steingefäße und stammen aus El-Beda, Tura, El-Mehemdia sowie der nordwestlichsten Region des Sinai.[16]
Literatur
- Eva-Maria Engel: Ein weiterer Beleg für den Doppelfalken auf einem Serech. In: Bulletin of the Egyptian Museum, Nr. 2. 2005, S. 65-69.
- Günter Dreyer: Umm el-Qaab: Das prädynastische Königsgrab U-j und seine Schriftzeugnisse Bd.1. von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3805324863
- Toby: A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt - Strategy, Security and Society. Routledge, London 1999, ISBN 0415186331
Einzelnachweise
- ↑ So auch z. B. Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. S. 54.
- ↑ Francesco Raffaele: Ny-Hor
- ↑ Werner Kaiser & Günter Dreyer: Umm el-Qaab - Nachuntersuchungen im frühzeitlichen Königsfriedhof. 2. Vorbericht, Mitteilungen des deutschen archäologischen Instituts Kairo Nr.38. Deutsches Archäologisches Institut, Orient-Abteilung, Berlin (Hg.), Verlag Philipp von Zabern 1982, S. 211-269.
- ↑ William Matthew Flinders Petrie: Tarkhan II, London, BSAE, Taf. XXV, pl. XX,1; XXX (74b) (Publikation der Inschrift)
- ↑ Werner Kaiser, Günter Dreyer: Umm el-Qaab. Nachuntersuchungen im frühzeitlichen Königsfriedhof. 2. Vorbericht, Mitteilungen des deutschen archäologischen Instituts Kairo Nr.38. Deutsches Archäologisches Institut, Orient-Abteilung, Berlin (Hg.), Verlag Philipp von Zabern 1982, S. 211-269.
- ↑ Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. S. 54.
- ↑ Edwin van den Brink, Christiane Köhler: Helwan In: Göttinger Miszellen: Beiträge zur ägyptologischen Diskussion Nr.187. Ägyptologisches Seminar der Universität Göttingen, Göttingen 2002, ISSN: 0344-385X, S.57, Abb.2.
- ↑ Francesco Raffaele: Corpus of Palettes
- ↑ Francesco Raffaele: Predynastic Kings
- ↑ Günter Dreyer: Umm el-Qaab; 1. Band; Paul-von-Zabern Verlag 1999; ISBN 3805324863; Seite 179ff
- ↑ P. Kaplony in: Inschriften der Ägyptischen Frühzeit; III. Band; Seite 8
- ↑ M. J. Cledat In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Institut Kairo Nr.38. Deutsches Archäologisches Institut, Orient-Abteilung, Berlin (Hg.). von Zabern, Berlin 1982, S. 9.
- ↑ vgl. Günter Dreyer In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Institut Kairo Nr.55. Deutsches Archäologisches Institut, Orient-Abteilung, Berlin (Hg.). von Zabern, Berlin 1999, S. 26 (Abb. 1).
- ↑ Edwin van den Brink In: Archéo Nil 11. 2002, S. 114.
- ↑ Eva-Maria Engel: Ein weiterer Beleg für den Doppelfalken auf einem Serech. S. 65-69.
- ↑ M. J. Cledat In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Institut Kairo Nr.38. Deutsches Archäologisches Institut, Orient-Abteilung, Berlin (Hg.). von Zabern, Berlin 1982, S. 9.
Siehe auch
Literatur
Einzelnachweise