Oriflamme

vom 12. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts geführte Reichs- und Kriegsfahne der französischen Könige
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Oriflamme (Goldflamme oder Goldfeuer) ist die vom 12. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts geführte Reichs- und Kriegsfahne der französischen Könige. Sie ist das Kirchenbanner der Abtei Saint-Denis und wurde im Mittelalter vor dem König in der Schlacht hergetragen, um die Anwesenheit des heiligen Dionysius zu symbolisieren.

In mittelalterlichen Darstellungen variiert das Aussehen der Oriflamme. Mal wird sie als einfaches rotes Banner, mal mit einer goldenen Sonne sowie Flammen und Sternen oder auch mit dem Schriftzug S.DENIS dargestellt. Auf dem heute in Saint-Denis zu sehenen roten Banner sind neben einem goldenen Kreuz die Schriftzüge MONTJOIE und ST-DENIS aufgetragen. Es wird häufig vermutet das die Oriflamme mit dem Banner Kaiser Karls des Großen, dem Montjoie, identisch war.

Unter den fränkischen Königen der Karolinger und der frühen Kapetinger diente zunächst das graublaue Banner der Abtei Saint-Martin von Tours (Chape de St. Martin - Mantel des heiligen Martin) das bevorzugtes Erkennungszeichen auf dem Schlachtfeld. Nachdem aber im Jahr 1077 ein Teil der Grafschaft Vexin (Vexin français) an die Krone fiel und damit die Schutzherrschaft über die Abtei Saint-Denis durch die Könige übernommen wurde, begann die ideologische Verbindung zwischen den beiden Institutionen. Gefördert wurde dies durch die Tatsache (bzw. Legende), dass der heilige Dionysius von Paris der himmlische Schutzpatron Frankreichs war und somit als natürlicher Verbündeter des französischen Königs gelten konnte.

Verwendung

Erstmals wurde die Oriflamme in der Schlacht von Brémule (Brenneville) 1119 geführt. Dort erlitt König Ludwig VI. der Dicke allerdings eine Niederlage gegen den englischen König Heinrich I. Beauclerc. Einer der engsten Freunde und Ratgeber Ludwigs VI. war der Abt Suger von Saint-Denis, der die ideologische Nähe seiner Abtei zum Königtum gefördert hatte. Im Jahr 1124 konnte Ludwig VI. die Oriflamme erstmals zu einem ersten Sieg führen, als er mit einem Heer gegen Kaiser Heinrich V. zog, der sich angeseichts der Übermacht bei Metz kampflos zurückzog.

Denn wohl größten Sieg erlebte das Banner in der Schlacht bei Bouvines 1214, wo König Philipp II. August gegen den Kaiser Otto IV. siegte. Der Chronist Richer von Senones berichtete, dass der Bannerträger Galo de Montigny ein so armer Ritter war, das er seinen gesamten Besitz für ein Schlachtross verpfänden musste um an der Schlacht teilnehmen zu können.

Bei der Niederlage in der Schlacht der goldenen Sporen gegen die Flamen 1304 wurde sie erneut getragen. Anschließend bei den Siegen in den Schlachten von Mons-en-Pévèle 1306 und Cassel 1328. In den großen Schlachten des hundertjährigen Krieges wurde sie ebenfalls getragen, allerdings endeten diese Schlachten für Frankreich stetts in verherrenden Niederlagen. Dabei verloren auch die Bannerträger ihr Leben: bei Crécy 1346 war es Guy de la Trémoille und bei Poitiers 1356 der Ritter Geoffroy de Charny. Zwischen den Jahren 1372 bis 1382 amtierte der Baron Pierre de Villiers de l'Isle-Adam als Bannerträger, dabei führte er vermutlich die Oriflamme 1382 in der siegreichen Schlacht bei Roosebeke. Bei der vernichtenden Niederlage in der Schlacht von Azincourt 1414 fand die Oriflamme das letzte mal Verwendung als Kriegsbanner. Ihr Träger, der Ritter Guillaume Martel, wurde getötet.

Danach verblieb das Banner im Fundus der Abtei Saint-Denis. Talleyrand berichtete, dass die Oriflamme, neben anderen traditionellen Symbolen des Königtums, anlässlich des Föderationsfest 1790 das letzte Mal der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Dort sollte eine symbolische Verbindung des Ancien Régime mit der durch die französische Revolution geschaffenen neuen Ordnung begangen werden. Angeblich fand das Rot des Banners Aufnahme in die Trikolore der französischen Republik, während das Blau von der Chape de St. Martin und das Weiß von der Flagge der Bourbonen stammte.