Johann von Brienne

französischer Kreuzritter, König von Jerusalem und Mitkaiser von Konstantinopel
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Johann von Brienne (* um 1170; † 23. März 1237 in Konstantinopel) wurde als jüngster Sohn des Grafen Erard II. von Brienne und der Agnes von Montbeliard, Tochter von Graf Richard II. geboren.

Er war von 1210 bis 1212 König von Jerusalem und führte von 1212 bis 1225 die Vormundschaftsregierung für seine Tochter Isabella (Jolante). Von den Baronen des Lateinischen Kaiserreiches wurde er zum Mit-Kaiser gewählt und im Sommer 1231 in Konstantinopel gekrönt.

Er war eigentlich für den Kirchendienst bestimmt, zog es aber vor, Ritter zu werden. In vielen Jahren mit Turnieren und Kriegen hatte er sich einen bemerkenswerten Ruf erarbeitet, als 1208 Abgesandte aus dem Heiligen Land den französischen König Philipp II. baten, einen seiner Barone als Ehemann und Regenten für die Erbin des Königreichs Jerusalem zu bestimmen. Philipps Wahl fiel auf Johann von Brienne, dem er auch versprach, ihn in seiner neuen Würde zu unterstützen. 1210 heiratete Johann Maria, die Tochter von Isabella I. von Jerusalem und Konrad von Montferrat, und wurde dadurch selbst König von Jerusalem. 1211, nach einigen planlosen militärischen Unternehmungen, unterzeichnete er einen sechsjährigen Waffenstillstand mit al-Adil I.. 1212 verlor er seine Frau, die ihm eine Tochter hinterließ, Jolante, auch Isabella II. genannt, in deren Namen er nun als Regent fungierte. Kurze Zeit später heiratete er die armenische Prinzessin Stephanie.

Im Fünften Kreuzzug war er eine wichtige Figur. Der Apostolische Legat Pelagius von Albano, der das Kommando für sich eingefordert hatte, und bestand beim Vormarsch auf Damiette darauf – Johanns Warnungen missachtend – die günstigen Bedingungen des Sultans zurückzuweisen, bis es zu spät war. Nach dem Scheitern des Kreuzzugs kam Johann in den Westen, um Hilfe für sein Königreich zu erlangen. 1223 traf er Honorius III. und Kaiser Friedrich II. in Ferentino, wo Friedrich, um ihn ans Heilige Land zu binden, mit seiner Tochter Isabella verlobt wurde. Nach dem Treffen in Ferentino ging er nach Frankreich und England, wo er wenig Unterstützung fand, und reist dann nach Santiago de Compostela weiter, wo er Berengaria von Kastilien heiratete. Nach einem Besuch Deutschlands kehrte er nach Rom (1225) zurück, wo er mit der Forderung Friedrichs, der inzwischen Isabella geheiratet hatte, konfrontiert wurde, zugunsten Friedrichs zurückzutreten, auf den seine, Johanns, Ansprüche als Regent übergegangen seien. Johann war nun ein Exilkönig, aber immer noch energisch genug, sich an Friedrich zu rächen, indem er die päpstlichen Truppen kommandierte, die Süditalien während der Abwesenheit des Kaisers, der auf dem Sechsten Kreuzzug war (1228 - 1229), anzugreifen.

1229 wurde Johann von den Baronen des Lateinischen Kaiserreichs eingeladen, Mit-Kaiser zu werden, unter der Voraussetzung, dass Kaiser Balduin II. seine zweite Tochter heirate und sein Nachfolger werde. Neun Jahre lang regierte er nun in Konstantinopel, wies 1235 mit nur wenigen Soldaten eine Belagerung der Stadt durch Johannes III. Dukas Vatatzes, dem Kaiser von Nicäa, und Ivan Asen II. von Bulgarien zurück.

Nach seiner letzten Tat, die vielleicht von den lateinischen Chronisten übertrieben wurde, die in mit Hektor und den Makkabäern vergleichen, starb Johann im Gewand der Franziskaner. Ein gealterter Paladin, treuliebend und immer mittellos, war er ein typischer fahrender Ritter, dessen Fahrten ihn durch ganz Europa und nacheinander auf die Throne von Jerusalem und Konstantinopel führten

Johann von Brienne heiratete drei Mal. Von seiner ersten Frau, Maria von Montferrat, hatte er nur ein Kind, Jolante/Isabella, die Königin von Jerusalem. Seine zweite Frau, Stephanie von Armenien, blieb kinderlos. Von seiner dritten Frau, Berengaria von Kastilien, hatte er vier Kinder:

  • Alfons († 1270), der Marie d'Issoudun, Gräfin von Eu, heiratete und als Ehemann Graf von Eu wurde, darüber hinaus Großkämmerer von Frankreich;
  • Johann († 1273), der 1258 Großmundschenk von Frankreich wurde
  • Ludwig von Akko († 1263), der Agnes von Beaumont heiratete und als Ehemann Vicomte de Beaumont wurde.
  • Maria († 1275), die den Kaiser Balduin II. von Konstantinopel heiratete.