Sir Richard Colley-Wesley, später Wellesley, 1. Marquess Wellesley (* 20. Juni 1760 in Dangan Castle, County Meath, Irland; † 26. September 1842 in Kingston House bei Brompton) war ein britischer Staatsmann. Er war zweimal Lord-Lieutenant of Ireland, von 1797 bis 1805 Generalgouverneur Ostindien-Kompanie und von 1809 bis 1812 Außenminister (Secretary of State for Foreign Affairs).

Richard war der Sohn Garret Colley-Wesleys, des 1. Earls of Mornington, eines irischen Peers, und der ältere Bruder Arthur Wellesleys, des berühmten 1. Herzogs von Wellington.
Erste politische Erfahrungen
Richard erbte nach Vollendung seiner Studien in Eton und Christ Church, Oxford, 1781 als 2. Earl of Mornington und Viscount Wellesley Of Dangan Castle Güter und Titel seines Vaters und nahm seinen Sitz im irischen Oberhaus ein. Bald darauf wurde er in das britische House of Commons gewählt und von Pitt zum Lord der Schatzkammer (lord of the treasury) und dann zum Kommissar für die ostindischen Angelegenheiten (commissioner for Indian affairs) ernannt. 1797 wurde er als Baron Wellesley of Wellesley zum Peer in Großbritannien und zum Gouverneur von Madras und Generalgouverneur von Bengalen ernannt.
Generalgouverneur in Indien
Pitts großer politischer Geist scheint während des gemeinsamen Umgangs von 1793 bis 1797 auch auf Wellesley abgefärbt zu haben. Ob beide bewußt eine Strategie entwarfen, den Verlust der nordamerikanischen Kolonien durch den Aufbau eines großen Reiches in Indien zu kompensieren, ist nicht verbürgt. Auf jeden Fall machte die Rivalität mit Frankreich, die England in Europa an die Spitze sämtlicher aufeinanderfolgenden Koalitionen gegen Frankreich brachte, Wellesleys Herrschaft in Indien zu einer Epoche, in der sich die britische Macht innerhalb kürzester Zeit enorm ausdehnte.
Clive erkämpfte den britischen Aufstieg in Indien und Warren Hastings konsolidierte ihn. Aber erst Wellesley dehnte die britische Herrschaft zu einem Empire aus. Während seiner Überfahrt nach Indien entwarf Wellesley einen Plan, um den französischen Einfluß im Hochland von Dekhan völlig auszuschalten. Als 1799 das für die englische Herrschaft äußerst gefährliche Bündnis zwischen Tippu Sahib, Radscha von Maissur, und den Franzosen geschlossen worden war, verhinderte Wellesley die Vereinigung der Verbündeten, kam den Angriffen Tippu Sahibs zuvor, schlug ihn am 4. und 6. März in zwei Schlachten, nahm am 4. Mai seine Hauptstadt Seringapatam und unterwarf ganz Maissur der britischen Herrschaft, wofür ihn der König zum Marquess Wellesley of Norragh in Irland ernannte. 1803 eröffnete er einen Feldzug gegen die Marathen, nahm Dehli, brachte den Großmogul in die Gewalt der Engländer und zwang den Feinden einen vorteilhaften Frieden auf.
Die Folge des Marathenkrieges und der in seiner Folge geschlossenen Verträge war die komplette Auslöschung des französischen Einflusses in Indien, die Erweiterung des britischen Herrschaftsgebietes um 40 Millionen Menschen und 10 Millionen Pfund Staatseinnahmen. Die Macht der Marathen und der übrigen indischen Fürsten war soweit zurückgedrängt, daß die tatsächliche Herrschaft über ganz Indien jetzt in britischer Hand lag.
Wellesley war ein fähiger Verwalter und sorgte sich auch um die Ausbildung seiner Mitarbeiter, indem er mit der Gründung des College Fort William eine Ausbildungsstätte für junge britische Regierungsbeamte schuf. In enger Verbindung mit dem College baute er auch die Dienststelle des Generalgouverneurs auf, in der die talentiertesten Absolventen in engem Kontakt mit ihrem Vorgesetzten praktische Regierungserfahrung sammeln konnten. Da Wellesley wie Pitt ein Vertreter des freien Handels war, bemühte er sich, einige Handelsbeschränkungen zwischen England und Indien abzubauen. Sowohl seine Handelspolitik alsauch seine Ausbildungsprojekte brachten ihn in Gegnerschaft zum court of directors und er suchte mehr als einmal um seine Abberufung nach, aber erst im Herbst 1805 wurde er durch Cornwallis ersetzt und konnte gerade noch rechtzeitig vor Pitts Tod nach England zurückkehren.
Britischer Botschafter in Spanien
Anfang 1809 ging er als britischer Botschafter bei der Zentraljunta nach Spanien, übernahm Ende d. J. bis 1812 das Departement des Auswärtigen und betrieb namentlich die Sache Spaniens. Obwohl für einen Tory geltend, schlug er doch in der Session von 1812 die Aufhebung der Gesetze gegen die Katholiken vor. Von 1821 bis 1828 und wieder von 1833 bis 1834 Lord-Lieutenant von Irland, verband er mit Energie große Mäßigung. Er starb am 26. September 1842 in Kingston House bei Brompton
Da Wellesley keine Söhne hatte erloschen seine Adelstitel. Nur die Grafenwürde Mornington ging auf seinen jüngeren Bruder William Wellesley-Pole über.
Literatur
- R. M. Martin: Despatches, minutes and corrspondence of the Marquess Wellesley, KG, during his Administration in India (London 1836-37, 5 Bände)
- R. M. Martin: Despatches and correspondence of the Marquess Wellesley during his lordships mission to Spain in 1809 (London 1838)
- R. R. Pearce: Memoirs and correspondence of Richard Marquis Wellesley (London 1845, 3 Bände)
- Paul E. Roberts: India Under Wellesley (1929)
- John Kenneth Severn: A Wellesley Affair: Richard Marquess Wellesley and the Conduct of Anglo-Spanish Diplomacy, 1809- 1812. Tallahassee: University Presses of Florida, 1981. ISBN 0813006848
Personendaten | |
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NAME | Wellesley, Richard Colley-Wellesley, 1. Marquess |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Staatsmann |
GEBURTSDATUM | 20. Juni 1760 |
GEBURTSORT | Dangan Castle, County Meath, Irland |
STERBEDATUM | 26. September 1842 |
STERBEORT | Kingston House bei Brompton |