Queen Kelly

US-amerikanischer Spielfilm
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Queen Kelly war der Film, der die Karriere von Erich von Stroheim als Regisseur ruinierte. Auch Produzentin und Hauptdarstellerin Gloria Swanson verlor durch dieses Projekt viel Geld und Ansehen. Die Entstehungsgeschichte dieses Films ist sehr interessant.

Handlung

Prinz Wolfram (Walter Byron) vergnügt sich in vollen Zügen mit allerlei Exzessen. Er kostet sein Leben aus, denn er muss in naher Zukunft seine Verlobte, die abscheuliche Königin des Landes, Regina (Seena Owen), heiraten.

Bei einem Ausritt trifft er die Klosterschülerin Kelly (Gloria Swanson) und ist Feuer und Flamme für das Mädchen. Am selben Abend gibt Regina das Datum der Hochzeit mit dem Prinzen bekannt: Morgen!

Wolfram entführt in der Nacht Kelly aus dem Kloster und bringt sie in seine Gemächer im Schloss. Die beiden werden beim Techtelmechtel von Regina überrascht und Kelly wird von der Königin mit Peitschenhieben aus dem Palast gejagt. Voller Scham versucht Kelly sich das Leben zu nehmen, wird aber von einem Polizisten gerettet und ins Kloster zurückgebracht.

Im Kloster erfährt Kelly, dass Ihre Tante in Afrika im Sterben liegt und sie zu sehen wünscht. Kelly reist nach Afrika zu ihrer Tante. Sie ist Besitzerin eines heruntergekommenen Bordells und Kelly soll das Etablissement erben. Die Tante wünscht, dass Kelly Jan (Tully Marshall), einen völlig degenerierten und reichen Gast des Bordells heiratet. Kelly, die den geliebten Prinzen für immer verloren glaubt, verspricht es und die Tante stirbt. Noch am selben Tag findet die Hochzeit von Kelly und Jan statt.


Hintergrund

Aus verschiedenen, teilweise ungeklärten Gründen, wurden hier die Dreharbeiten abgebrochen. Die Handlung sah weiter vor: Königin Regina fällt einem Attentat zum Opfer. Jan wird bei einem Streit getötet. Der Prinz und Kelly können heiraten und Kelly wird nun "Queen Kelly" genannt.

Stroheim war nach dem Fiasko um seinen Film Der Hochzeitsmarsch wieder auf Arbeitssuche und so gelangte Gloria Swanson an ihn. Sie hatte zwar von den dauernden Problemen bei seinen Dreharbeiten gehört, glaubte aber, ihn bei einem eigenen Projekt kontrollieren zu können. Gloria Swanson war zu dieser Zeit einer der weltweit grössten Hollywoodstars und hatte soeben zusammen mit ihrem Lover Joseph P. Kennedy (dem Vater des zukünftigen US-Präsidenten John F. Kennedy), der durch Schnapsschmuggel reich geworden war und nun ins Filmgeschäft drängte, eine eigene Produktionsfirma gegründet. Stroheim hatte eine Geschichte mit dem Titel "The Swamp" im Köcher und entwickelte daraus das Drehbuch zu Queen Kelly. Swanson scheint keine Einwände gegen die Geschichte des Waisenmädschens, das ein Bordell erbt, gehabt zu haben und die Dreharbeiten begannen. Die Probleme liessen nicht lange auf sich warten, denn Stroheim rückte auch diesmal nicht von seiner Arbeitsweise ab: Teure Dekorationen, Detailversessenheit, zermürbendene Wiederholungen der Aufnahmen. Hunderttausende von Dollars aus dem Privatvermögen von Swanson und Kennedy wurden verdreht und mit der Zeit dämmerte es Swanson wohl erst richtig, dass hier ein Film gedreht wurde, der die damalige Zensur niemals passieren würde. Huren, Bordelle, eine (fast) nackte Königin, Besäufnisse, Degenerationen. Zudem begann zu dieser Zeit der Siegeszug des Tonfilms. "Hier ist ein Verrückter am Drücker!" erkannte Gloria Swanson, als Stroheim vom Schaupieler Tully Marshall verlangte, dass er geifernd Tabaksaft aus seinem Mund auf Swansons Hand tröpfeln lassen sollte. Die Dreharbeiten wurden abgebrochen, Stroheim gefeuert. Gloria Swanson versuchte noch, mit zusätzlichen Szenen ein Happy End zu konstruieren. Diese Version wurde aber nie aufgeführt, der Film verschwand nach wenigen Einsätzen im Ausland in den Archiven. Nachdem die verschollen geglaubten Afrikaszenen aufgetaucht waren, wurde 1985, ergänzt mit Standfotos eine Fassung uraufgeführt, die am ehesten Stroheims Intentionen entsprach. Die über zweistündige Fassung, die eigentlich, abgesehen von der Afrikasequenz nur den Prolog enthält, hat den Vorteil, dass es das Material ist, dass - bis zum Abbruch der Dreharbeiten - am vollständigsten von Stroheims Filmen erhalten geblieben ist. Material, von dem Stroheim zu Recht glaubte, es würde sein bester Film werden.

Bis auf eine Ausnahme, drehte Stroheim dannach nie wieder einen Film und bald fand er sich im Heer der Nebendarsteller und abonniert auf Schurkenrollen in billigen Pausenfüllern wieder. Erst seine Übersiedlung nach Frankreich sollte seiner Karriere - als Schauspieler - wieder Auftrieb geben. Auch Gloria Swanson verschwand für die nächsten 20 Jahre aus der Liga der Superstars, bis sie sich 1950 - Ironie der Geschichte - im grandiosen Film Sunset Boulevard von Billy Wilder als vergessene Stummfilmdiva Norma Desmond von ihrem Butler - gespielt von Erich von Stroheim! - Queen Kelly vorführen liess.....