Hip-Hop (Subkultur)

weltweite Subkultur der urbanen Jugend
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Dieser Artikel befasst sich mit dem kulturellem Phänomen Hip Hop. Für die dazugehörige Musikrichtung siehe Hip Hop (Musik)


Hip Hop ist eine kulturelle Bewegung, die ihre Ursprünge in den afroamerikanischen Ghettos New York Citys der 1970er Jahre hat und sich mittlerweile zu einer weltweiten Subkultur der urbanen Jugend entwickelt hat. Die ursprünglichen, integralen Bestandteile (die sogenannten vier Elemente) der Hip Hop-Kultur sind MCing, DJing, Breakdance und Graffiti.

Diese Einteilung in vier Elemente, die Resultat einer bestimmten sozialen Konstellation im New York der 70er und 80er Jahre war, ist durch die Entwicklung des Hip Hip mit zunehmender Fixierung auf die Rapmusik, die fortschreitende Kommerzialisierung der Kultur und durch veränderte soziale, technische und kulturelle Rahmenbedingungen problematisch geworden. Inzwischen können auch Beatboxing, street fashion oder Producing dem Hip Hop zugerechnet werden. Darüber hinaus hat sich in der Hip Hop-Szene ein eigener Jargon entwickelt.

Anfänge

Die Hip Hop-Kultur hat ihren Ursprung in der Bronx der frühen 1970er Jahre: Im Verlauf der 1960er und 1970er Jahre war dieser Teil New Yorks einer zunehmender Verarmung und Ghettoisierung ausgeliefert. Die schwarze Ober- und Mittelschicht zog zunehmend in die "weißen" Vorstädte und hinterließ ein sozial isoliertes afroamerikanisches Subproletariat. Städtebauliche Fehlplanungen im sozialen Wohnnungsbau und beim Bau einer Umgehungsstraße, die die Bronx vom Rest New Yorks abschnitt, verstärkten diesen Effekt noch. Bandenkriminalität, Verarmung und Verwahrlosung waren unmittelbare Folgen dieser Entwicklung. In dieser Weise von der Mehrheitskultur isoliert, entwickelten sich eigene Formen der kulturellen Organisation. Es fanden die ersten Block Partys statt - illegale, meist spontan organisierte Partys, die in alten Fabrikgebäuden oder unter freiem Himmel in den Parks und Straßen der Bronx stattfanden. Diese Block Partys gelten allgemein als Anfang der HipHop-Bewegung.

Musik

Die Hip Hop-Kultur begann anfangs durch das DJing. Die heute bekannten MCs waren damals nur als "Unterstützung" der DJs da, um die Menge durch einfache, selten eingeworfene Sätze oder Worte anzuheizen (z.B. "Put your Hands up in the Air"). Im Laufe der Zeit entwickelte sich das MC'ing (also der Sprechgesang) soweit weiter, dass die DJs immer mehr in den Hintergrund rückten. Die Rapmusik entwickelte viele verschiedene Facetten: Neben Party- und Battle-Raps, berichteten die MCs auch über die Probleme und Schmerzen des Ghettolebens. Anfangs beschränkten sich die Texte der Rapper auf Negatives - die Probleme, die der unteren Gesellschaftsschicht täglich zuteil wurden. Bald wurde Rap auch für die etwas reicheren Kids der Vorstädte attraktiv und es etablierten sich kommerziellere Varianten der Rapmusik, die weniger auf bestimmte gesellschaftliche Schichten begrenzt waren: Ein Beispiel dafür sind etwa die Platten von Will Smith und DJ Jazzy Jeff. Beides waren Jungs aus Philadelphia, die nicht im "Ghetto" aufwuchsen. Diese Band brachte Raps und Songs über "normale" Probleme der Jugendlichen (mangeldes Geld, Mädchen, Partys, Freundschaft). Sie hatte als erste Band den Titel DJ im Bandnamen und erhielten damit als erste "Rapformation" der Geschichte einen Grammy für ihr Debütalbum.

Heutzutage ist Hip Hop oder Rap keineswegs eine Musikrichtung der armen Leute, sondern vielmehr Sprachrohr der urbanen Jugend. Es ist eine moderne Musikrichtung, die ihren Weg in die Clubs und Radios gefunden hat.

Als Grundsteinleger des deutschsprachigen Hip Hop gilt Torch bzw. die Advanced Chemistry. Torch (Frederik Hahn) ist zwar nicht derjenige, der den deutschen Hip Hop populär machte (das waren dann Die Fantastischen Vier), doch er war derjenige, der ihn als erstes auf Deutsch zeigte und produzierte.

Die Generation nach Torch waren dann Musiker wie Fünf Sterne Deluxe, Fettes Brot , das Bo, Dynamite Deluxe oder Freundeskreis. In der heutigen Zeit sind die Musiker Curse, Samy Deluxe, Sido, die Beginner, Kool Savas, Eko Fresh u.v.m. bekannt und etabliert. Heutige englischsprachige, bekannte Rapper sind auch Eminem und 50 Cent, die beide von dem berühmten Musikdarsteller und Rapper Dr. Dre entdeckt wurden.

In der Schweiz kam Hip Hop ein bisschen später auf, der erste Schweizer welcher Hip Hop über Funk beats produzierte war Black Tiger. Er begann 1987 als erster Hip Hopper der Schweiz. In der Schweiz sind heute Hip Hopper wie Brandhärd, PVP, Greis, Sektion Kuchikäschtli u.v.m. bekannt.

Writing (Graffiti)

Ende der 60er-Jahre fingen einige Jugendliche in New York City an, ihren Namen auf den Wänden in den Straßen, in U-Bahnwaggons und U-Bahnstationen zu hinterlassen. Namen wie "JULIO 204", "TAKI 183, "CAT 161", "JUNIOR 161", "RALPH 611", "STITCH 1", "BARBARA 62", "EVA 62" und "FRANK 207" bezeugten nicht nur die Existenz der Jugendlichen, sondern legten als erste Tags den Grundstein der Graffiti-Kultur. Eine große Verbreitung ihrer Tags verschafften ihnen Ansehen, ohne Bandenkriege zu provozieren.

Als im Juni 1971 die New York Times "Taki 183" aufspürte, interviewte und seinen Bericht über ihn veröffentlichte, war die Sensation perfekt. Ein anonymer Writer – nur seinen Writerkollegen und den U-Bahnbenutzern bekannt - erhielt die notwendige Öffentlichkeit und wurde in ganz New York bekannt. Dies veranlasste wiederum andere Writer, in die Yards zu gehen, und sich dort ungestört an den stillgelegten Waggons zu verewigen. Die Styles wurden in der Folge ständig weiterentwickelt.

Eines der ersten Masterpieces (= Meisterstücke), gesprüht von "Supercool" in Pink und Gelb, entstand im 22nd Street Yrd in New York im Jahr 1972. Als 1972 das erste "Top to Bottom" von "SIR" alias "DICE 198" entstand, erließ der New Yorker Bürgermeister das erste Anti-Graffiti-Gesetz.

Doch die Writer ließen sich nicht beirren, und die Untergrundkultur wuchs unaufhaltsam weiter. Es entstanden die verschiedensten Styles. Wie die "Cloud" von "Supercool" und "Phase 2". Diese veränderten ebenso ihre Formen, und so wurde 1973 der 3D-Style eingeführt. Der Soziologiestudent Hugo Martinez erkannte die Bedeutung dieser Subkultur, und gründete die United Graffiti Artists (UGA). Diese Gründung wurde zu einem bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Graffiti-Writing. Werke der Writer wurden von nun an in Galerien ausgestellt und so als Kunst akzeptiert. Die weiteren Neuerungen in Technik, Style und den Werkzeugen, wie Sprühaufsätze, die verschieden starke Sprühstrahlen ermöglichten, führten dazu, dass alle U-Bahnwaggons einer Linie besprüht waren.

Zur Zeit der Streetpartys, als DJs Plattensequenzen, so genannte Breaks zu neuen Klangkollagen abmixten, entstand B-Boying (auch Breakdance genannt). B-Boying ist ein Element der Hip Hop-Kultur. In den frühern 80er Jahren entdeckte die Ostküste den Boogaloo sowie das Poppin' und Locking. Entwickelt wurde dieser Tanzstil an der Westküste und gelangte über den Süden der USA nach New York. Dort taufte man ihn in Electric Boogie um. Breakdance und Electric Boogie erreichten 1983 auch Europa. Der Kleidungsstil dieser Zeit (Adidas, Puma) wurde später von Ravern kopiert, auch wenn sie sich dessen nicht unbedingt bewusst waren.

Ein Rap ist ein mit Gemüse und Fleisch belegter Pfannkuchen.

Bedeutende Veranstaltungen

  • splash! Festival (Größtes Hiphop u.Dancehall Festival in Europa\Chemnitz)
  • HipHopKemp Großes Underground HipHop Festival in Tschechien (ähnlich dem splash!)
  • ITF Championships (DJ / Turntablism, international)
  • Battle Of The Year (B-Boying / Breakdance, international) - Beim „Battle Of The Year International“ treten viele verschiedene Breakdancer aus aller Welt auf und tanzen in einer Art Wettstreit gegeneinander. Im Backstage dieses friedlichen Wettbewerbs werden Kontakte geknüpft und man trainiert auch gemeinsam. Überall im Publikumsbereich gibt es markierte Kreise, in denen nahezu ununterbrochen getanzt wird. Auch zahlreiche MCs und DJs sind dort jedes Jahr anzutreffen.

Filme

  • Wild Style (1982), die deutsche Erstaufführung (1983) gilt heute als "Tag 0" für Hip Hop in Deutschland
  • Beat Street (1984) Regie: Stan Lathan, ein ebenfalls wichtiger Initialfilm
  • Style Wars (1983), ein Dokumentarfilm über die Graffiti-Kultur
  • 8 Mile (2002), ein Film über Eminem und die HipHop-Szene in Detroit.
  • Status Yo (2004) Regie: Till Hastreiter, deutscher Hip Hop Film.
  • Breaking The Rules (2005), Dokumentation über die Entstehung des Hip-Hops. Mit Kurtis Blow, Afrika Bambaataa, RZA, uvm.

Literatur

  • Martha Cooper: Hip Hop Files - die neue "HipHop Bibel"
  • B-Boy Storm: Vom Swipe to Storm; Autobiographie eines der bedeutendsten Breaker weltweit. Er beschreibt seine Erlebnisse und die deutsche/europäische Hiphop Szene.
  • David Toop: Rap Attack - African Jive bis Global HipHop, Hannibal Verlag, ISBN 3-85445-076-1-627-00079
  • 20 Jahre HipHop in Deutschland, Hannibal Verlag, ISBN 3854451849
  • Hannes Loh, Murat Güngör: Fear Of A Kanak Planet – HipHop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap, Hannibal Verlag, ISBN 3854452101
  • Das neue HipHop Lexikon, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 3896024671
  • Hiphop, Transcript, ISBN 3899421140; Beiträge aus Cultural Studies, Ethnologie, Soziolinguistik, Pädagogik und anderen Disziplinen werden mit Essays von Szene-Autoren zusammengeführt.
  • Bei uns geht einiges, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 3896023292; Sammlung von Interviews und Texten von und mit Hiphoppern aus allen Teilen Deutschlands.
  • Nelson George: 3 Jahrzehnte Hip Hop ISBN 3936086036
  • Odem - On The Run, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag.-Autobiografie von einem Berliner Writer
  • David Toop: Rap Attack #3 - African Jive bis Global HipHop, Hannibal, 1999/2000, ISBN 3-85445-076-1
  • Sascha Verlan (Hrsg.): Arbeitstexte für den Unterricht: Rap-Texte, Reclam Universal-Bibliothek, ISBN 3-15-015050-7

Siehe auch