Spiel ohne Grenzen

beliebte internationale Spielshow (1965–1999)
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Spiel ohne Grenzen war eine in den 1960er- und 1970er-Jahren beliebte Spielshow und neben dem Grand Prix Eurovision de la Chanson die einzige wiederkehrende sprachübergreifende Unterhaltungssendung (international unter dem Titel Jeux Sans Frontières oder It’s A Knockout). Bei dieser in Deutschland vom Westdeutschen Rundfunk live ausgestrahlten Sendung traten ausgewählte Städte mit ihren Mannschaften im nationalen Vergleich und danach im internationalen Vergleich bei diversen auch sportlich herausfordernden Geschicklichkeitsspielen gegeneinander an.

Fernsehserie

Jedes teilnehmende Land veranstaltete pro Jahr einen Wettbewerb, welcher dann (auch in zahlreichen weiteren Länder) im Fernsehen direkt übertragen wurde. Wechselnde Spielorte waren Städte mit einer Arena oder theaterähnlicher Kulisse im Freien. Die Austragungen fanden meistens an einem Mittwoch Abend in den Sommermonaten statt. Ende der Saison gab es zudem ein Finale der besten Mannschaften. Deutschland konnte dieses sechsmal gewinnen, Portugal folgt mit fünf Siegen.


Geschichte

Originalsendung

Entstanden war die Idee in Frankreich, wo das von Guy Lux entwickelte Spiel zunächst als Städteturnier auf nationaler Ebene unter dem Namen Intervilles gespielt wurde. Die Weiterentwicklung zu Spiel ohne Grenzen geschah angeblich auf Initiative von Charles de Gaulle, der damit die internationale Annäherung vorantreiben wollte. Der Wettbewerb entwickelte sich im Fernsehen zu einem Quotenrenner. Die erste internationale Sendung war 1965, in der vier Nationen teilnahmen. Spiel ohne Grenzen wurde von dem italienischen Staatssender RAI organisiert. Die Sendung hieß international Jeux Sans Frontières oder It’s A Knockout. Der WDR und somit Deutschland stieg 1980 aus der Veranstaltung aus. 1982 lief die letzte Sendung der ersten Auflage. Sechs Jahre später wurde Jeux Sans Frontières „wiederbelebt“. Im Jahre 1999 wurde sie schließlich wegen Sparmaßnahmen nach 30 Sendungen von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) abgesetzt.

Die EBU hatte im Sommer 2006 angekündigt, dass Jeux sans frontières ab Sommer 2007 wieder ausgestrahlt würde. Acht Staaten würden teilnehmen, Deutschland würde aber nicht zu dieser europäischen Veranstaltung zurückkehren. Im Mai 2007 hat die EBU jedoch erklärt, dass es aus finanziellen Gründen 2007 doch keine Rückkehr von Jeux sans frontières geben wird. Eine neue Sendung ist aber für 2008 geplant – man will in diesem einem Jahr nach Sponsoren und nach neuen Kandidaten suchen. Die EBU möchte auch die größeren Fernsehanstalten (insb. Italien, Portugal, Frankreich) von einer Teilnahme überzeugen.

In Deutschland wurde die Sendung von Camillo Felgen moderiert (125 Sendungen von 1965 bis 1973), Co-Moderator war Frank Elstner. Weitere Moderatoren bis 1980 waren unter anderem Manfred Erdenberger und Heribert Faßbender.

In der Schweiz wurde Spiel ohne Grenzen bis Ende 1982 jeweils von allen drei TV-Landesketten direkt übertragen, die deutschsprachige Ausgabe, welche zudem am Samstag nachmittag wiederholt wurde, kommentierte während fast zwanzig Jahren der populäre Jan Hiermeyer, für die französischsprachige Region der Romandie (Télévision Suisse Romande) war Georges Kleinmann, für die italienischsprachige Schweiz (Radiotelevisione svizzera di lingua italiana) Ezio Guidi im Einsatz.

In Österreich wurde Spiel ohne Grenzen nicht übertragen und war entsprechend wenig bekannt.

Im Jahr 1980 hatte Peter Gabriel mit Games Without Frontiers, einem Song der im Titel und Text mehrfach auf die Show anspielt, seinen bis dahin größten Solo-Hit.

Nachfolgesendungen (Deutschland)

1989 gab es eine kurzlebige Neuauflage, die von Michael Schanze moderiert wurde, jedoch nicht an den Erfolg des Originals anknüpfen konnte.[1] Unter den Schiedsrichtern sah man u. a. den Eisschnellläufer Erhard Keller und in der Ausgabe von 1989 den Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter Walter Eschweiler. Nach nur vier Sendungen wurde das Format bereits wieder eingestellt.

In ähnlicher Form lebte das Spiel im ersten Programm der ARD im Jahre 2003 (wenn auch nur national), übertragen aus dem Europapark Rust, wieder auf. Deutschland Champions wurde im Jahre 2004 als Wettbewerb der 16 deutschen Bundesländer mit prominenter Beteiligung ein zweites Mal veranstaltet. Moderatoren waren Gerd Rubenbauer, Sabrina Staubitz und Alexander Mazza. Ab 2005 wurden keine weitere Sendungen übertragen.

Spielprinzip

In der ersten national ausgetragenen Stufe kämpften pro Jahr acht nationale Städtemannschaften (jeweils 25 Teilnehmer und drei Reservespieler) in vier, jeweils Samstag Nachmittag ausgestrahlten Wettbewerben gegeneinander, um sich international zu qualifizieren. Die Spiele waren eine Mischung aus sportlicher und geschicklicher Herausforderung. So mussten die Teilnehmer zum Beispiel Gegenstände – häufig Behälter, in denen Wasser transportiert wurde – über (durch Schmierseife) rutschige, oft auch sich bewegende Untergründe zu einem Zielpunkt bewegen, wobei meistens Mitglieder der gegnerischen Mannschaft versuchten, sie daran zu hindern. Pro gewonnenes Spiel gab es zwei Punkte; für ein Spiel konnte von jeder Mannschaft vorab ein Joker gesetzt werden, der bei einem Sieg vier Punkte einbrachte. Das letzte Spiel wurde punktemäßig doppelt gezählt. Die siegreiche nationale Mannschaft qualifizierte sich dann für jeweils einen internationalen Vergleich.

Mannschaften aus verschiedenen deutschen Städten kämpfen samstags nachmittags gegen 15.00 Uhr in witzigen und actionreichen Wettbewerben gegeneinander. Es geht darum, für seine Stadt zu gewinnen und das Team in eine nächste Runde zu bringen. Die Sieger kämpfen in einer weiteren Show mittwochs um 21.00 Uhr im internationalen Wettbewerb gegen Städteteams aus anderen europäischen Ländern. Diese zweite, nun internationale Finalrunde fand jeweils Mittwochabend abwechselnd in den am Wettbewerb teilnehmenden Ländern statt und wurden im Rahmen der Eurovision ebenfalls live übertragen.

Anfangs waren jeweils fünf, später acht Länder in diesen Finalspielen vertreten (neben Deutschland waren dies regelmäßig Belgien, Großbritannien, Frankreich, Italien, Niederlande, Schweiz, später auch Portugal und Jugoslawien). Am Ende jedes Sommers gab es zudem eine große Endausscheidung und einen Gesamtsieger. Schon 1965 betrug das Preisgeld für die entsprechende Stadt 40 000 DM.

Bei den Wettbewerbsspielen war Wasser häufigster Bestandteil, auch Schmierseife kam auffallend oft zum Einsatz. Die Kandidaten mussten Geschicklichkeitsspiele bewältigen, meist auf Zeit, in denen oft die Gefahr bestand, auszurutschen oder ins Wasser zu fallen. Mitspieler schossen sich gegenseitig mit Wasserpistolen ab, mussten Haltung auf einem schnellen Karussell bewahren, Hindernislauf auf Schmierseife machen, Gleichgewicht auf Mühlrädern halten etc. Die Spieler trugen entweder Badekleidung oder große, bunte Kostüme, die sie bei der Bewältigung der gestellten Aufgaben zusätzlich behindern sollten. All diese Hindernisse waren effizient und führten bei den Teilnehmern zu Prellungen, Schürfwunden, Sehnenrissen, Rippenbrüchen und Schädelverletzungen. Ab 1971 wurde die Show entschärft, dennoch hieß es noch 1973 in einer Regieanweisung: "Wer hinfällt und sich verletzt, muss aus dem Bild kriechen; wir wollen keine Leidenden sehen."

Spiel ohne Grenzen fand im Freien statt, meist auf einem Marktplatz oder in einem Stadion, was die Wasserplantscherei erlaubte. Die Sendung beruhte auf einem nationalen Städteturnier, das der Franzose Guy Lux entwickelt hatte und das schon in Frankreich unter dem Titel "Intervilles" ausgestrahlt wurde. Die Weiterentwicklung zu Spiel ohne Grenzen geschah angeblich auf Initiative von Charles de Gaulle, der damit die internationale Annäherung vorantreiben wollte.

Jedes Land stellte seine eigenen Moderatoren (Spielleiter) und Kommentatoren, sodass immer mindestens zwei Moderatoren die Show gemeinsam präsentierten. Der beliebte Radiomoderator Camillo Felgen von Radio Luxemburg wurde mit dieser Show auch als Fernsehmoderator ein bundesweiter Star. Eigentlich war Arnim Dahl als Spielleiter vorgesehen, der die Premiere auch noch leitete: als Einstieg gleich ein internationales Duell zwischen dem deutschen Warendorf und dem französischen Dax. Felgen war als Kommentator und Übersetzer dabei, auf französischer Seite moderierte Guy Lux. In der Sendung ging alles drunter und drüber, Dahl fühlte sich unwohl und machte einige Fehler. Es wurde dauernd zwischen den zwei Spielorten in Deutschland und Frankreich hin- und hergeschaltet, wenn in Frankreich gespielt wurde, kommentierte Deutschland und umgekehrt.

Als wäre das noch nicht kompliziert genug, spielten beide Mannschaften je zur Hälfte in beiden Ländern. Dann gab es ein Spiel mit einem Trampolin, ein Kandidat lief vor einer Kuh davon, sprang über das Trampolin, die Kuh drauf - und kam nicht mehr herunter. Dahl und Felgen sahen sich mit einer hüpfenden Kuh konfrontiert und wussten nicht, was sie tun sollten. Felgen lachte sich kaputt. Das brachte ihm so viele Sympathiepunkte, dass er ab der zweiten Sendung zum Spielleiter befördert wurde. Er moderierte nun allein, 1968 kam ein gewisser Tim Elstner als Co-Moderator dazu (der kurze Zeit später als Frank Elstner berühmt wurde). 1973 trat Felgen nach 125 Sendungen ab, ein Jahr vor Elstner. Nachfolger wurden Erhard Keller, Marie-Luise Steinbauer, Manfred Erdenberger und Heribert Faßbender.

Eine deutsche Stadt gewann das Gesamtturnier erstmals 1966: Eichstätt. Weitere Sieger aus Deutschland waren in den folgenden drei Jahren Duderstadt, Siegen und Wolfsburg, dann gewannen nur noch Ettlingen und Schliersee in den Jahren 1976 und 1977. In Deutschland wurde die Reihe 1980 nach 209 Ausgaben eingestellt. Frankreich und andere Länder bestritten den Wettbewerb (mit sechsjähriger Unterbrechung) noch bis 1999 weiter.

Teilnehmer

Zwischen 1965 und 1999 nahmen 20 Länder an 30 Jeux-Sans-Frontières-Ausgaben teil (wenn man Wales und die Tschechoslowakei auch einzeln zählt):

Land Jahre der Teilnahme Ausgaben Siege
Belgien  Belgien 1965–1982, 1988–1989 20 2
Deutschland  Deutschland 1965–1980 16 6
Frankreich  Frankreich 1965–1968, 1970–1982, 1988–1992, 1997–1999 25 3
Italien  Italien 1965–1982, 1988–1999 30 4
Schweiz  Schweiz 1967–1982, 1992–1999 24 2
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 1967–1982 (1991–1994: nur Wales) 16 4
Niederlande  Niederlande 1970–1977, 1997–1998 10 0
Liechtenstein  Liechtenstein 1976 1 (eine Sendung) 0
Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Jugoslawien 1978–1982, 1990 6 0
Portugal  Portugal 1979–1982, 1988–1998 15 5
Spanien  Spanien 1988, 1990–1992 4 1
San Marino  San Marino 1989–1991 3 0
  Wales 1991–1994 4 0
Tunesien  Tunesien 1992 1 0
Tschechoslowakei  Tschechoslowakei 1992 1 1
Tschechien  Tschechien 1993–1995 3 2
Griechenland  Griechenland 1993–1999 7 0
Ungarn  Ungarn 1993–1999 7 3
Slowenien  Slowenien 1994, 1996–1997, 1999 (früher als Jugoslawien) 4 0
Malta  Malta 1994–1995 2 0

Einzelnachweise

  1. http://www.gameshowkult.de/spiel.htm