Victory (Schiff, 1778)
HMS Victory war der Name mehrer britischer Kriegsschiffe.
Die erste HMS Victory war ein britischen Linienschiff. Es diente während der Schlacht von Trafalgar 1805 unter Admiral Horatio Nelson als Flaggschiff.
Ursprung und Name
Die heute noch bestehende Victory ist bereits das fünfte Schiff der britisch königlichen Marine, das diesen Namen trägt. Die erste Victory, 1559 mit 800 Tonnen auf Kiel gelegt, war das Flaggschiff von Sir John Hawkins, als man die spanische Armada im Jahre 1588 besiegte.
Die zweite Victory, 1620 vom Stapel gelaufen, umfasste 875 Tonnen und nahm am ersten und zweiten Holländischen Krieg (1652-1657) teil. 1666 überarbeitet, leistete sie ihren Dienst selbst noch im dritten Krieg gegen die Niederlande 1672/74.
Die dritte Victory, 1675 in Dienst gestellt, bereits mit 1.486 Tonnen, war an der Seeschlacht von Barfleur 1692 beteiligt. Drei Jahre später wurde sie grundlegend überarbeitet.
Aus Sicht der Admiralität hatte die vierte Victory im Gegensatz zu ihren Vorgängerschiffen ein unrühmliches Ende: 1734 mit 1.920 Tonnen der Marine zur Verfügung gestellt, ging sie zehn Jahre später in einem unvorstellbar starken Sturm, der selbst London noch verwüstete, mit der gesamten Besatzung im Ärmelkanal verloren.
1758 riefen die Minister Georgs II. von England ein ehrgeiziges Projekt zur Erbauung von 12 Linienschiffen ins Leben. An der Spitze der Liste befand sich ein Schiff - zum damaligen Zeitpunkt noch ohne jeden Namen - vom so genannten 1. Rang über 100 Kanonen, welches in Chatham zu bauen sei. Bereits im folgenden Jahr dachte man daran, mit der Kiellegung rechnen zu können.
Das Jahr 1759 war das Jahr der Siege für England - der Höhepunkt des Siebenjährigen Krieges gemessen an militärischen Erfolgen. Auf dem Land triumphierten englische Truppen und ihre Verbündeten in Surat, (Indien), Minden und Québec, zur See verzeichnete man die gewonnenen Schlachten bei Lagos und Quiberon. Aus der Euphorie um die Siege gab man dem Schiff den Namen Victory zu geben.
Der Bau
Der Kiel (Ulmenstämme von bis zu 50,8 cm (20 Zoll) Durchmesser) wurde am 23. Juli 1759 auf der Marinewerft in Chatham gelegt. Darauf wurden die Spanten errichtet und mit innerer und äußerer Beplankung abgedeckt, so das ein "Dreischichtenrumpf" (three-ply hull) entstand. Für den Bau verantwortlich war John Lock, Schiffbaumeister auf der Marinewerft. Als dieser im Jahre 1762 starb, wurde Edward Allin sein Nachfolger. Am 30. Oktober 1760 wurde das Schiff als "Victory" in die Schiffsliste der britischen königlichen Marine eingetragen.
Geschichte
- Am 7. Mai 1765, beinahe 6 Jahre nach Kiellegung, wurde die "Victory" von Stapel gelassen. Damals war man zwar üblicherweise in der Lage, ein Linienschiff des ersten Ranges innerhalb von fünf Jahren zu vollenden, aber die überragenden Siege hatten die britische Seemacht so manifestiert, dass man von der ursprünglichen Dringlichkeit absah. Die Baukosten bis zum Stapellauf haben 63.176 Pfund Sterling betragen.
- Von 1768 - 1778 war die Victory im Reservedienst in Chatham stationiert. In dieser Zeit wurde ein Schiff dieser Größe nicht benötigt
- Am 12. März 1778 wurde sie in Dienst gestellt und im Mai des Jahres wurde sie Flaggschiff von Admiral Keppel. *Am 23. Juli 1778 nahm sie an der Seeschlacht von Ushant teil
- Anschließend war sie bis 1782 im englischen Kanal stationiert. Hierbei war sie bei der Entlastung von Gibraltar und bei einem Gefecht vor Kap Sportel beteiligt.
- Von 1782 - 1789 Reservedienst in Portsmouth
- Danach bis 1791 Dienst im Englischen Kanal.
- Von 1792 - 1796 Dienst als Flaggschiff im Mittelmeer. Dabei Teilnahme an der Dezimierung der französischen Flotte in Toulon der Eroberung von San Fierenzo und Bastia und an dem Gefecht von Hyères.
- Am 3. Dezember 1795 übernahm Admiral Sir John Jervis (der spätere Earl of St. Vincent) das Kommando auf der Victory. Am 14. Februar 1797 Teilnahme an der Schlacht von St. Vincent
- Oktober 1797 Bei einer Inspektion des Schiffes wurden strukturelle Schäden festgestellt. Darauf wurde die Victory außer Dienst gestellt und ihr Name von der Liste der Schiffe gestrichen. Bis 1799 diente sie dann als Lazarettschiff, bevor das Marineministerium entschied sie zu überholen.
- 1800 - 1803 Totalüberholung und großer Umbau in Chatham
- 1803 - 1805 Dienst im Mittelmeer unter dem Kommando von Admiral Lord Nelson. Dabei von Mai 1805 -August 1805 Verfolgung der französischen Flotte nach Westindien und zurück.
- 21. Oktober 1805 Schlacht von Trafalgar. Bei dieser Schlacht wurde die Victory schwer beschädigt und kehrte anschließend über Gibraltar nach England zur Reparatur zurück.
- Von 1806 - 1808 Routinedienst auf dem Medway. In dieser Zeit wird die Victory zu einem Linienschiff 2. Ranges heruntergestuft.
- 1808 - 1812 Dienst in der Ostsee und zwischenzeitlich Dienst als Truppentransporter.
- 1812 Ausmusterung in Portsmouth und Ausscheiden aus dem aktiven Dienst. Dort erfolgt ein weiterer großer Umbau und die Reklassifizierung als Schiff 1. Ranges mit dem Ziel sie wieder in Dienst zu stellen. Durch den Sieg bei Waterloo entfällt dies.
- 1824 - 1836 meistens Dienst als Flaggschiff des Hafenadmirals von Portsmouth. Zwischenzeitlich wird sie auch als Unterkunft für Kapitäne benutzt.
- 1837 Flaggschiff der Verwaltung des Admirals in Portsmouth. Dabei ist sie eine Zeit lang in Gosport festgemacht.
- 1847 bis 1869 Flaggschiff des Flottenbefehlshabers in Portsmouth
- Von 1869 - 1889 Versorgungsschiff und Hilfsschiff
- Danach wieder bis heute Flaggschiff des Flottenbefehlshabers in Portsmouth später des Commander in Chief Naval Home Command
- 23. Oktober 1903 Gerammt und fast versenkt von der HMS Neptune, eingedockt und dann wieder repariert.
- Bis 1922 war die Victory im Hafen von Portsmouth schwimmend befestigt. Zu dieser Zeit war allerdings der Zustand des Schiffes so schlecht, dass man sie an ihren heutigen Liegeplatz, das Dock 2, das ältesten Trockendock der Welt, brachte und dort umfassend restaurierte. Dabei wurde der Zustand zur Zeit der Schlacht von Trafalgar wiederhergestellt. Diese Restauration war am 17. Juli 1928 abgeschlossen.
- Im 2. Weltkrieg wurde die Victory durch eine Bombe beschädigt.
Technische Daten
Die "Victory" misst 226 Fuß, 6 Zoll von Galionsfigur bis Heckbord, 51 Fuß, 10 Zoll in der größten Breite und 186 Fuß in der Länge der Hauptbatteriedecks (Englisches Maß 1 Fuß = 12 Zoll = 0,3479 m). Ihre Tonnage ist 2.162 t, ihre Verdrängung beträgt 3.225 t. Der Tiefgang bei mittlerer Last misst 25 Fuß.
Die volle Ladung Seevorräte beträgt nahezu 900 t.
Ausrüstung
Die Besatzung bestand aus 850 Mann Offizieren und Mannschaften (darunter 131 Infanteristen, die für den Kampf auf der See geschult waren, die sogenannten Marineinfanteristen). Die Bewaffnung des Schiffs in der Schlacht von Trafalgar betrug 104 Kanonen, die sich wie folgt aufteilten:
- zwölf 12-Pfünder auf dem Quarterdeck,
- zwei 12-Pfünder auf dem Backdeck
- zwei 68-Pfünder Karronaden auf dem Backdeck
- dreißig 12-Pfünder auf dem Hauptbatteriedeck,
- achtundzwanzig 24-Pfünder auf dem mittlerem Deck,
- dreißig 32-Pfünder auf dem unteren Batteriedeck.
- Gewicht einer Breitseite 1148 pounds (520kg)
Die Victory kann man noch heute im Portsmouth besichtigen.
Erfüllt von Geschichte und Marinetradition, wurde ihr von Philipp Watts der Titel "The Westminster Abbey of the Royal Navy" verliehen. Sie dient auch heute noch dem Commander in Chief der Royal Navy für offizielle Empfänge und Veranstaltungen.
Das Schiff gilt zusammen mit der Mikasa in Yokusuka (JP) und der USS Constitution in Boston (USA) als eines der "Drei großen historischen Kriegsschiffe".
Literatur
The 100-gun-ship Victory (Anatomy of the ship) John McKay Conway Maritim Press.1989 Deutsche Ausgabe Victory /John McKay Delius Klasing 1994 ISBN 3-7688-0866-1 (vergriffen) |}